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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein klares NEIN zum Krieg!!!



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Ford Prefect
13.12.2002, 02:15
Ich möchte wieder einmal eine politische Diskussion in diesem Forum anregen, weil mir dieses Thema momentan sehr wichtig erscheint. Und gerade als Mediziner, dem die Gesundheit anderer Menschen doch am Herzen liegt, sollte man bezüglich dieses Themas einen klaren Standpunkt vertreten.

Der Irak ist heute ein ausgeblutetes Land, dessen Bevölkerung durch die US-amerikanische und UN-Politik in annähernd Steinzeitverhältnisse zurückgeworfen wurde. Die Säuglingssterblichkeit ist eine der höchsten auf der ganzen Welt, die Versorgung mit Trinkwasser und Nahrung liegt brach, die Bildungsmöglichkeiten sind ganz schlecht mit einer Analphabetenrate von über 50%. Aber das war nicht immer so. Der Irak hatte 1990 die beste Gesundheitsversorgung aller arabischen Staaten, vergleichbar mit der eines europäischen Landes. Für die Senkung des Analphabetenanteils der Bevölkerung unter 20% bekam das Land 1987 von der UNESCO einen Preis verliehen. Was also ist geschehen, was rechtfertigt eine derartige international organisierte Zerstörung, wie sie hier betrieben wurde?

Zweifellos ist der Präsident Saddam Hussein ein Diktator, aber das war er auch in den 80er Jahren schon, als er noch ein guter Verbündeter der Amerikaner war (beide Länder kämpften im 1. Golfkrieg zusammen gegen den Iran). Völkerrechtsverletzungen wie Giftgaseinsätze gegen die kurdische Minderheit hat er vor allem in dieser Zeit begangen, und auch die irakische Bewaffnung war wohl zu dieser Zeit am stärksten. Apropos Bewaffnung: laut ehemaligen UN-Inspektoren (z.B. Scott Ritter) gibt es keinerlei Hinweise auf irgendwelche Massenvernichtungswaffen des Irak. Aber das ist ja laut US-Außenminister Colin Powell auch gar nicht mehr wichtig - es geht ja generell um einen Regimewechsel. Nun stellt sich hier die Frage: Warum eigentlich? Es sind keinerlei terroristische Anschläge von diesem Land ausgegangen, es bestehen keine Verbindungen zu irgendwelchen extremistischen Organisationen, und es gibt keinerlei Hinweise auf irgendwelche Massenvernichtungswaffen bzw. ihren geplanten Einsatz. O.k., Hussein ist ein Diktator, aber Diktatoren gibt es in vielen Ländern der Welt, einige davon von US-amerikanischer Seite installiert. Und das Leid der irakischen Zivilbevölkerung geht auch in erster Linie auf die UN-Sanktionen zurück, worauf schon unzählige Experten und Hilfsorganisationen hingewiesen haben und weswegen auch bereits zwei leitende UN-Koordinatoren des "Öl für Nahrungsmittel"-Programms (Dennis Halliday und Hans Graf von Sponeck) aus Protest zurückgetreten sind. Worum geht es also den USA?

Die Frage ist eigentlich gar nicht so schwer zu beantworten: billiges Öl. Der Irak spielt dabei eine Schlüsselrolle in dieser Region, seine Ölvorkommen werden mittlerweile größer als die Saudi-Arabiens eingeschätzt. Außerdem ist die ständige US-Militärpräsenz in dieser Region enorm wichtig, um Druck ausüben zu können, und in vielen arabischen Ländern gibt es seit langem Widerstand gegen die amerikanische Okkupation. Und letztendlich kurbelt ein Krieg natürlich die landeseigene Wirtschaft, die momentan darniederliegt, enorm an. Ein Angriffskrieg aus wirtschaftspolitischem Interesse also, mit Verletzung zahlreicher Menschen- und Völkerrechte - darum: laßt uns unsere Bundesregierung beim Wort nehmen und ein klares NEIN Deutschlands zu diesem Krieg fordern. Und nicht nur ein Nein zur aktiven Unterstützung, sondern auch sämtlicher passiver Unterstützung wie Überflugsrecht, Finanzierung usw. Dies ist rechtlich gesehen unsere Pflicht, denn ein Krieg würde gegen die Ziele der UN-Charta, gegen das Völkerrecht und gegen den Artikel 26 unseres Grundgesetzes verstoßen.

Captain Cosmotic
13.12.2002, 14:00
Kann ich voll & ganz unterstützen. Mit welchem Recht missbraucht Amerika seine politische und militärische Überlegenheit gegenüber dem Irak? Ich war nicht überrascht, als es gestern hiess, der Waffenbericht der UN-Inspekteure sei lückenhaft. Hier geht es ganz offensichtlich nicht mehr um Argumente oder Recht & Unrecht sondern um eine hochmoderne Version des Angriffskrieges. Das kann und will ich nicht unterstützen.

:-meinung
Der Captain.

noodles
13.12.2002, 14:27
Hi,
ich schalte mich hier mal ein, wobei ich dazusagen muss das ich mich kurz fassen werde:

Im Prinzip muss man Saddam beseitigen, das ist noch soweit ok.

Eine Kontrolle seiner Aktivitäten ist dabei aber auch schon ein riesen Schritt und macht in dem Sinne eine Stürzung vorläufig, bis etwas passiert, unsinnig.

So, nu, erstmal wenn die USA vor 3 Monaten den Irak angegriffen hätten, wären alle(Nationen) mehr oder weniger damit einverstanden gewesen... jetzt wo der Irak einlenkt fehlt einfach die Grundlage der Argumentation im Sinne einer Begründung zum Krieg...

Ausserdem ist es ja wohl lachhaft das die USA den Einsatz von Atomwaffen zwischen den geschriebenen Zeilen durchklingen lässt, das grenzt schon an ein Verbrechen!

Man merkt heutzutage um so mehr, wie wichtig ein Krieg für die USA ist. Es geht nicht nur um Öl, es ist noch mehr... so muss Bush sich die Bevölkerung durch Anspielungen auf den Nationalstolz erkaufen, sprich deutlich machen das er das Land zum Sieg führt. Weitergehend ist es für die USA wichtig einen Krieg zu führen, um die neuen Waffensysteme zu testen, wie is im Golfkrieg getan wurde. Irak eignet sich dafür wunderbar, da man keinen Wiederstand zu erwarten hat, jedoch alle militärtaktischen Situationen in so einem Manöver vorkommen.

Na, das ich mal so gegen die USA wüten würde dacht ich früher nie, nur jetzt läuft alles aus dem Ruder.

Naja, in 10 Jahren ist China komplett umstrukturiert und Europa den USA handelsmäßig überlegen, so das spätestens dann die USA nicht mehr die stärkste Wirtschafts/Militärmacht sein wird, mal sehn was dann passiert.


noodles
Out.

hobbes
13.12.2002, 16:22
Dadurch dass ich praktisch immer eine oppositionelle Meinung vertrete, habe ich meine politische Authorität in diesem Forum wahrscheinlich schon selbst untergraben.
Trotzdem:

Die USA haben nicht geplant mit Atomwaffen im Irak einzumarschieren. Sie habe alle diejenigen, welche die USA angreifen werden gewarnt, eine Vergeltung zu provozieren, mit allen Mitteln (auch atomar). Sie drohen also mit ihrer atomaren Kraft. Aber das ist wohl gerade der Sinn der Atomwaffen: die Waffe als (hoffentlich leere) Drohung.
Nur zu Klarstellung, ich bin ein absoluter Gegner von Nuklearwaffen wie auch von der Atomtechnik zur Energiegewinnung (das habe ich hier auch schon dargelegt).

Tja Ford Perfect: Saddam regiert das Land, indem alle hungern und Säuglinge sterben. Er selbst kann gut leben mit den UN-Sanktionen. Die einzige Lösung da wohl wirklich die Beseitigung von Saddam. Denn ohne Sanktionen wird er gefährlich für uns alle.
Ich bin überzeugt, dass die Leute in Afghanistan heute besser oder morgen besser leben werden als zuvor unter den Taliban!

Ford Prefect
13.12.2002, 16:55
Zum Thema besser leben sei noch einmal daran erinnert: der Irak war bis 1990 eines der Länder mit dem besten Lebensstandart der Allgemeinbevölkerung im ganzen arabischen Raum. Schuld an der Not der Zivilbevölkerung in den letzten 12 Jahren tragen vor allem die USA und die UNO, mit bis heute ca. 1,5 Millionen Todesopfern unmittelbar durch die Sanktionen verursacht. Das Thema "Zum Wohle der irakischen Bevölkerung" scheidet also schon mal aus.
Zu Saddam Hussein: Er ist ein Diktator. Punkt. Wie es viele Diktatoren auf der Welt gibt. Der Irak ist ein souveräner Staat, und kein anderer Staat auf der Welt hat seine Regierung festzulegen, sondern nur die irakische Bevölkerung selbst. Und die würde ihn auf jeden Fall einem US-amerikanischen Stadthalter vorziehen. Ich würde mich sehr über demokratische Wahlen im Irak freuen, und bin auch dafür eine solche Entwicklung durch geeignete(!!) diplomatische Mittel zu unterstützen. Eine Einmischung, die ganz unmittelbar die grundlegenden Lebensbedürfnisse der Zivilbevölkerung gefährdet wie die derzeitigen Sanktionen oder gar eine militärische Intervention verstoßen ganz klar gegen das Völkerrecht.
Und zum Thema militärische oder terroristische Bedrohung von Seiten des Irak: dies sind in unseren Medien benutzte plumpe Schlagwörter. Gibt es irgendeinen seriösen Beweis dafür???

Ich freue mich aber, daß ich scheinbar so viel Zustimmung in diesem Forum finde. Zeigt bitte diese Einstellung auch öffentlich auf Demos, Veranstaltungen, mittels Aufklebern und Plakaten (www.no-war-logo.org) und auf sonstige für unsere Regierung unmißverständliche Art und Weise.

Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker! Che Guevara

Captain Cosmotic
13.12.2002, 18:28
Re: ...

quote:
--------------------------------------------------------------------------------
Original geschrieben von Ford Prefect
Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker! Che Guevara
--------------------------------------------------------------------------------


Hm, kann man bitte eine solche Meinung auch vertreten ohne gleich Theorien und Gallionsfiguren des radikalen Kommunismus mit anzuführen? Ich halte nicht viel von diesem ganzen Soli-Quatsch, Che Guevara und Konsorten. Ich erlaube mir die Freiheit, frei zu denken und keinen Parolen oder Dogmen zu folgen. Sapere aude - Wage zu denken. Welch ein Paradoxon
Hat jetzt zwar nix mit der Irak/Krieg-Diskussion zu tun, aber pathetische Zitate und Antifa-Parolen revolutionärer "Führer" sind albern, bedenklich und geben den Befürwortern eines Krieges gegen den Irak nur unnötiges Argumentationsfutter. Castro & Co. sind eben auch nur Diktatoren - nicht mehr und nicht weniger. (Hier wiederum die kritische Frage: Was rechtfertigt das fast 40jährige Handelsembargo gegen Kuba?)

Gruss, der Captain.

hobbes
13.12.2002, 23:15
Es sei mir an dieser Stelle erlaubt, Captain Cosmotic ganz herzlich für dieses Statement zu danken!
Ich halte die Sozial-Romantik mit Che Guevara und anderem Personenkult für idiotisch. Hier werden Persönlichkeiten vergöttert, von denen die meisten von uns gar kein objektives Bild mehr haben können.
Zudem gebe ich Captain völlig recht, diese Radikalisierung und Ideologisierung von Politik schadet der Linken enorm. Durch solche Aussagen untergräbt ihr euere Glaubwürdigkeit total. Nie wird sich jemand auf Konsens mit demjenigen einlassen, der sich hinter radikalste Theoretiker stellt.
Wer hinter jeder Sachfragen eine Ideologie aufbaut, der wird nie Mehrheiten finden.

Rugger
14.12.2002, 11:29
Original geschrieben von Ford Prefect
Zum Thema besser leben sei noch einmal daran erinnert: der Irak war bis 1990 eines der Länder mit dem besten Lebensstandart der Allgemeinbevölkerung im ganzen arabischen Raum. Schuld an der Not der Zivilbevölkerung in den letzten 12 Jahren tragen vor allem die USA und die UNO, mit bis heute ca. 1,5 Millionen Todesopfern unmittelbar durch die Sanktionen verursacht. Das Thema "Zum Wohle der irakischen Bevölkerung" scheidet also schon mal ausDavon mal abgesehen, ist durch die Sanktionen der Uno im Norden ein quasi autonomer Kurdenstaat entstanden, in dem die lange verfolgten Kurden zum ersten Mal seit langer Zeit halbwegs sicher leben können. (Ähnlich sieht es mit den oppositionellen Schiiten im Süden aus). Wenn man Saddam jetzt durch Gewalt ablöst, wird es auch damit zu Ende sein und es wird zu blutigen Nachfolgekämpfen kommen. Eine Erneuerung des Iraks muß von Innen heraus kommen.
Mal davon abgesehen: es grenzt ja fast schon an Lächerlichkeit, wie krampfhaft die USA nach Gründen suchen, endlich den Irak anzugreifen (wird früher oder später eh' passieren - völkerrechtlich übrigens nicht im geringsten abgedeckt). Kein Wunder, daß die Amis in arabischen Kreisen gehasst werden. Aber Saddam führt sie gut an der Nase herrum, daß muß man ihm (leider) lassen...
Und zu guter letzt noch mein Senf zum Guevara- Zitat: ich finde es einfach schön, der Gedanke, der dahinter steckt, ist auch vollkommen in Ordnung und das kann man auch vollkommen undogmatisch sehen.

Rugger

Lion
14.12.2002, 12:41
Original geschrieben von Ford Prefect

Zu Saddam Hussein: Er ist ein Diktator. Punkt. Wie es viele Diktatoren auf der Welt gibt. Der Irak ist ein souveräner Staat, und kein anderer Staat auf der Welt hat seine Regierung festzulegen, sondern nur die irakische Bevölkerung selbst. Und die würde ihn auf jeden Fall einem US-amerikanischen Stadthalter vorziehen. Ich würde mich sehr über demokratische Wahlen im Irak freuen, und bin auch dafür eine solche Entwicklung durch geeignete(!!) diplomatische Mittel zu unterstützen.


Sorry, aber ich finde Deine Argumentationsweise etwas einseitig. Alle Punkte, die für Deinen Standpunkt sprechen legst Du in epischer Breite mit Zahlen, Geschichten, Zitaten (....) dar und alles andere wird mal eben nebenbei als belanglos abgetan.
Demokratische Wahlen durch geeignete diplomatische Mittel? Erzähl mir doch mal bitte wie das ablaufen soll??? Demokratische Wahlen mit Hussein? Na klar, gar kein Problem.
Es liegt mir fern die amerik. Vorgehensweise zu unterstützen, deshalb fange ich damit auch gar nicht erst an. Hintergründe sind ja durchaus bekannt, benötige ich zumindest keinen Geschichtsunterricht.

Ford Prefect
15.12.2002, 01:22
Hmmm, ich finde diesen Satz von Guevara nun einmal ziemlich gut. Das heißt aber noch lange nicht, daß ich ihn blind verehre. Ich sehe Guevara übrigens nicht als "Gallionsfigur des radikalen Kommunismus", genauso wie ich selbst keinen kommunistischen Standpunkt vertrete und mich von derlei radikalen Gruppierungen auch distanzieren möchte. Sapere aude - das ist es, worum es geht. Das schließt aber auch ein, objektiv informiert zu sein.


@Lion: Wenn du die amerikanische Vorgehensweise nicht unterstützt, sind wir doch einer Meinung, oder?

Rico
15.12.2002, 01:43
Original geschrieben von Ford Prefect
Zum Thema besser leben sei noch einmal daran erinnert: der Irak war bis 1990 eines der Länder mit dem besten Lebensstandart der Allgemeinbevölkerung im ganzen arabischen Raum. Deutschland sah 1939 auch besser aus als 45. Aber Saddam mußte ja einen Krieg vom Zaun brechen...

Original geschrieben von Ford Prefect
Schuld an der Not der Zivilbevölkerung in den letzten 12 Jahren tragen vor allem die USA und die UNO, mit bis heute ca. 1,5 Millionen Todesopfern unmittelbar durch die Sanktionen verursacht. Das Thema "Zum Wohle der irakischen Bevölkerung" scheidet also schon mal aus. Ähnliches hatten wir ja schonmal im "Kampf gegen den Terror"...
Schuld an den Opfern eines Krieges ist derjenige, der den Krieg anfängt!
Und das die Amis und die UN nach dem Golfkrieg nicht einfach sagen konnten: "Jo mei, Saddam, des machst aber nich nochmal!" und ihn dann weiter in aller Herren Länder Waffen zusammen kaufen lassen...
Nächtes mal hätte er nämlich vielleicht bessere gehabt - der Großteil des irakischen Arsenals stammt nämlich aus ehem. sowjetischen Beständen, das Sadddam billig gekriegt hatte, weil die Russen mal sehen wollten, was ihr Zeug im internationalen Vergleich (will sagen vs. USA) so taugt.
Ich persönlich bin froh, daß ich nicht um 1995 einen weiteren Krieg eines wieder erstarkten Irak gesehen hab...

Original geschrieben von Ford Prefect
Zu Saddam Hussein: Er ist ein Diktator. Punkt. Wie es viele Diktatoren auf der Welt gibt. Der Irak ist ein souveräner Staat, und kein anderer Staat auf der Welt hat seine Regierung festzulegen, sondern nur die irakische Bevölkerung selbst. Ja, klasse, dann können wir ja morgen die Vereinten Nationen wieder abschaffen, denn die sind ja gegründet worden, um merkwürdige Auswüchse in souveränen Staaten zu verhindern. Und ich zieh dann los und leg in irgendeinem afrikanischen Land den Präsidenten um und nenne mich selbst fortan Präsident und unterdrücke mein Volk wie es mir paßt und wer freie Wahlen fordert, den werf ich ins Gefängnis oder besser ich erschieß ihn gleich - denn das alles kann ich machen, denn schließlich herrsche ich über einen souveränen Staat! :-???

Aber ohne Spaß: Genau dafür sind die Vereinten Nationen da! Um Verbrecher, die sich hinter dem Deckmantel der Staatsführung im Schutze der eigenen Souveraignität an ihrem Volk vergehen langfristig loszuwerden! Diktatoren nutzen nämlich die Souveraignität (im Sinne, daß ihnen keiner reinreden kann) schamlos aus! Und da kommt die UN als peer group ins Spiel.
Wie soll sich denn eine Bevölkerung wie die des Iraks von der Diktatur befreien? Ein Aufstand? Die eleganteste Lösung. Soll'n die Irakis doch kucken wie sie klar kommen.
Ein Axiom der Geschichte ist, daß es zum Aufstand kommt, wenn die Zahl der Nutznießer des Systems unter 10% fällt. Also warten wir einfach bis es 90% der Bevölkerung so dreckig geht, daß sie nichts mehr zu verlieren haben und eine Revolte anfangen. Blutige Straßenschlachten, Iraker gegen Iraker und am Ende sieht das Land schlimmer aus als nach jedem US-initiierten-Krieg?
Aber Hauptsache wir haben uns schön an unsere ach so humanen Regeln gehalten!

Oder soll'n sie mal munter drauflos wählen? Da lacht doch Saddam bloß!


Original geschrieben von Ford Prefect
Und die [Bevölkerung] würde ihn auf jeden Fall einem US-amerikanischen Stadthalter vorziehen. Wird ja immer besser! Also wenn ich nach 23 Jahren Diktatur mein Volk noch nicht "überzeugt" hab, daß ich der beste und tollste überhaupt bin, dann hab ich als Diktator was falsch gemacht.
Wie soll denn ein politisch nahezu ungebildetes, von der Propaganda geprägtes Volk hier vernünftig entscheiden?
Daß mal ein ganzes Volk Hitler jedes Wort geglaubt hat, daß es besser ist, bis zur totalen Vernichtung zu kämpfen, darüber können wir uns heute mit unserer Bildung nur an den Kopf fassen, aber ohne dieses Wissen stünden wir vermutlich auch da und würden jubeln...

Original geschrieben von Ford Prefect
Eine Einmischung, die ganz unmittelbar die grundlegenden Lebensbedürfnisse der Zivilbevölkerung gefährdet wie die derzeitigen Sanktionen oder gar eine militärische Intervention verstoßen ganz klar gegen das Völkerrecht.Schätz doch mal, wieviel Lebensmittel man für den Gegenwert von einem Barrel Rohöl kaufen kann? Und jetzt sag mir, wieso die Bevölkerung im Irak hungert? Nicht weil zuwenig Geld da ist, um Lebensmittel anzuschaffen, sondern weil das Geld woanders verschwindet vielleicht?


Original geschrieben von Ford Prefect
Und zum Thema militärische oder terroristische Bedrohung von Seiten des Irak: dies sind in unseren Medien benutzte plumpe Schlagwörter. Gibt es irgendeinen seriösen Beweis dafür??? Interessante Argumentationsweise. Du siehst, daß die Vereinigten Staaten in der Vergangenheit (aus diversen Gründen) Kriege angefangen haben und jetzt wieder einen ankündigen und denkst deshalb, daß sie es jetzt wieder tun werden - bist Dir sogar so sicher, daß Du Dir die Mühe machst in einem Forum zu posten und zu Demos etc. aufzurufen.
Soweit sicher richtig, gleiches sollte man aber auch auf den Irak anwenden, der auch schon diverse Kriege angefangen hat und Saddam hat sich ja auch nicht in Zurückhaltung geübt, Kriege gegen Israel und den Westen anzukündigen.
Reicht Dir das diesmal nicht?

Oder wird das als propagandistisches Geschwätz abgetan - wohingegen bei den Amis jedes Wort auf der Goldwaage liegt?

T*Bo
16.12.2002, 11:08
Die amerikanische Politik ist für mich menschenverachtend und führt langfristig nur zu mehr Gewalt, antiwestlichen Gedanken und mehr Feindschaft zwischen den Religionen. Nachrichten zu gucken ist für mich mittlerweile kaum noch zu ertragen. Habt ihr mal gesehen, wie CNN die Irak- news verpackt? Wie einen Trailer zu einem Actionfilm. Es ist für mich nicht begreiflich, dass die europäischen Länder da nicht entschiedener eingreifen. Stattdessen werden deutsche Soldaten Luft- und Seeräume überwachen, damit eine nicht von der UN abgesegnete Machtausweitung eines Landes auch glatt über die Bühne geht.

Was kann man tun?

T*Bo
16.12.2002, 11:13
Und noch etwas: Sanktionen sollen u.a. verhindern, dass westliche Produkte in ein Land geraten. Also nicht nur das allgemeine Isolieren und in die Knie zwingen eines Landes und seiner Wirtschaft sind Ziele, sondern auch, Entwicklung und Technik zu zerstören.

Der Bevölkerung Desinfektionsmittel und Medikamente vorzuenthalten ist für mich in keinem Fall tolerierbar und unterstreicht, dass die USA für ihre Interessen zehntausende Leben in Kauf nehmen.

Ford Prefect
16.12.2002, 15:09
Lieber Rico,

zu Deiner Aufklärung und besseren Information: Der Irak hat den Krieg gegen Kuweit nicht einfach so vom Zaun gerissen, sondern hat sich sogar vorher bei den Amerikanern rückversichert, wie diese zu einem Überfall auf Kuweit stehen würden. Die US-Botschafterin im Irak, April Glaspie, versicherte Saddam am 25.7.1990 wortwörtlich: "Wir haben keine Meinung zu innerarabischen Konflikten wie Ihren Grenzstreitigkeiten mit Kuweit. James Baker (damaliger US-Außenminister) hat unsere offiziellen Sprecher angewiesen, diesen Standpunkt zu unterstützen." Die USA hatten also bereits hier die Chance, einen Krieg zu verhindern, was aber offenbar überhaupt nicht in ihrem Interesse lag. Als Hussein dann Kuweit überfiel, war das natürlich die ideale Rechtfertigung für einen Angriff auf den Irak. Und selbst zu diesem Zeitpunkt hätte der Konflikt noch friedlich gelöst werden können, denn einige Länder (u.a. auch Frankreich) versuchten zu vermitteln, und Hussein erklärte auch mehrfach seine Bereitschaft, sich unter bestimmten Bedingungen zurückzuziehen. Sämtliche Verhandlungen wurden jedoch von den USA boykottiert. Ihr erklärtes Ziel war damals wie auch heute: bedingungsloser Krieg.

Und zum Thema Bevölkerungsaufstand und Sturz der Diktatur: während des 2. Golfkriegs entbrannten in mehreren irakischen Regionen Bevölkerungsaufstände. Nachdem jedoch die irakischen Truppen von den USA besiegt waren und ein Waffenstillstand eingetreten war, ließen die US-Truppen ihnen freie Hand bei der Niederschlagung der Aufständigen.

KRIEG IST DURCH NICHTS ZU RECHTFERTIGEN, UND EIN ANGRIFFSKRIEG SCHON GLEICH GAR NICHT!!! Selbst wenn es irgendjemand um die Beseitigung eines diktatorischen Regimes oder die Verbesserung der Lebensbedingungen eines Volkes gehen sollte, ist Krieg das falsche Mittel! Der Regierung der USA geht es aber nicht einmal darum, was aus ihrer bisherigen Nahost-Politik unschwer zu erkennen ist. Es geht einzig und allein um die Sicherung der eigenen Macht und Kontrolle in dieser Region.
Und wem das immer noch nicht einleuchtet: In den letzten 12 Jahren ihrer Irakpolitik hat es die Regierung der USA nur geschafft, die Bevölkerung eines recht fortschrittlichen Landes in die Steinzeit zurückzubomben, über 1,5 Millionen Menschen umzubringen und ihre militärische Präsenz in der Golfregion sowie die militärische Aufrüstung der Nachbarstaaten zu rechtfertigen, also ihren wirtschaftlichen Einfluß zu behalten. Wo ist die Beseitigung der Diktatur, wo sind die verbesserten Lebensbedingungen??? Diese Politik ist dafür der komplett falsche Weg!

Ford Prefect
16.12.2002, 15:12
Und wozu gibt es die UNO, ihre Charta und das Völkerrecht, wenn diese Gesetze von der Regierung der USA überhaupt nicht beachtet werden??? Diese Regierung hat ja einige dieser Vereinbarungen noch nicht einmal ratifiziert!

hobbes
16.12.2002, 17:56
Und wozu gibt es die UNO, ihre Charta und das Völkerrecht, wenn diese Gesetze von der Regierung der USA überhaupt nicht beachtet werden???


Der Bevölkerung Desinfektionsmittel und Medikamente vorzuenthalten ist für mich in keinem Fall tolerierbar und unterstreicht, dass die USA für ihre Interessen zehntausende Leben in Kauf nehmen.

Da hab ich doch immer gedacht, die Sanktionen seien von der UNO verhängt worden??!! Schuld ist aber trotzdem wohl die USA. Wo bitte bleibt die Logik und wenigstens der Versuch einer Wahrheitsfindung?

Alles wird gut
16.12.2002, 18:57
An alle Scheuklappenträger:

Was muss Amerika noch alles machen, damit Ihr endlich einseht, dass die Amis (die Regierung...besonders Bush) selbstherrliche Imperialisten sind!?
Und dass sie im aktuellen Fall die Aggressoren sind und nicht die Frieden&Gerechtigkeits-GmbH der Welt!!! Das "B" steht hier für "beschränkt"...... im Sinne von quasi nicht vorhanden...

Rico
16.12.2002, 20:11
Original geschrieben von Ford Prefect
Der Irak hat den Krieg gegen Kuweit nicht einfach so vom Zaun gerissen, sondern hat sich sogar vorher bei den Amerikanern rückversichert, wie diese zu einem Überfall auf Kuweit stehen würden. Achso, dann ist es ja wohl in Ordnung! :-???
Ist das eigentlich ein Rechtfertigungsversuch? Ich dachte, Krieg sei durch nichts zu rechtfertigen???

Abgesehen davon ist was die Amis oder irgendwer dazu sagt sowas von egal, weil niemand bestimmen darf: "Ja, Saddam, das Land darfst Du angreifen und das nicht." (außer der UNO)
Auch ergibt sich aus einer möglichen (angekündigten) Duldung noch lange kein Automatismus oder eine Verpflichtung zum Angriffskrieg auf Kuwait.
Den Krieg hat Saddam aus eigenen Stücken und ohne Not angefangen und DAS ist die Tatsache.

Original geschrieben von Ford Prefect
Und selbst zu diesem Zeitpunkt hätte der Konflikt noch friedlich gelöst werden können, denn einige Länder (u.a. auch Frankreich) versuchten zu vermitteln, und Hussein erklärte auch mehrfach seine Bereitschaft, sich unter bestimmten Bedingungen zurückzuziehen. Sämtliche Verhandlungen wurden jedoch von den USA boykottiert. Wär ja auch noch schöner: Erst marschiert einer in das Land ein und dann stellt er auch noch Bedingungen für den Abzug. Sowas ist indiskutabel!
Stell Dir mal vor, Deutschland wär 43 gekommen und hätte Bedingungen für den Abzug aus Polen, Rußland und Frankreich gestellt.... kann man wohl kaum ernst nehmen, oder?

Und nur zur Erinnerung: Zwischen Einmarsch im August und Kriegsbeginn im Februar lag knapp ein halbes Jahr. Wenn Saddam so gerne abgezogen wäre, hätte er reichlich Zeit gehabt.
Und was von seiner "Verhandlungsbereitschaft" zu halten ist wissen wir ja spätestens seit 98 und den Waffeninspekteuren, die er erst unter massivsten Kriegsandrohungen kürzlich erst wieder ins Land gelassen hat.

Original geschrieben von Ford Prefect
Und zum Thema Bevölkerungsaufstand und Sturz der Diktatur: während des 2. Golfkriegs entbrannten in mehreren irakischen Regionen Bevölkerungsaufstände. Nachdem jedoch die irakischen Truppen von den USA besiegt waren und ein Waffenstillstand eingetreten war, ließen die US-Truppen ihnen freie Hand bei der Niederschlagung der Aufständigen.
[...]
Wo ist die Beseitigung der Diktatur, wo sind die verbesserten Lebensbedingungen??? Wie Du vielleicht gemerkt hast wurde der Dikatator nicht abgesetzt, weswegen die Benefits alle ausbleiben. Und wieso wurde der Diktator nicht abgesetzt?
Ein Grund, wieso die US-Streitkräfte auf halbem Weg nach Bagdad halt gemacht haben war der Aufschrei der Kriegsgegner (auch in den USA), die meinten, das Kriegsziel nämlich Kuwait zu befreien, sei erreicht und man solle doch jetzt aufhören.
Wenn ich Dich recht verstanden hab, dann wäre es Dir lieber gewesen, wenn die Amis hier weitergemacht hätten und die Aufständigen nicht alleine gelassen hätten (wobei ich natürlich zustimme).
Das ist ja auch genau das, was sie jetzt machen wollen...
Aber wie's die Amis auch machen, nie ist es recht.

Ein anderer guter Grund ist das viel zitierte: "Das geht die Amis ja nix an!" Warum sollen sie denn Soldaten (also ihre eigenen Bürger) opfern und sich in fremde Konflikte einmischen?
Hier sind die Kriegsgegner gestern wie heute doch wieder die ersten, die schreien!

Rico
16.12.2002, 20:32
Original geschrieben von T*Bo
Und noch etwas: Sanktionen sollen u.a. verhindern, dass westliche Produkte in ein Land geraten. Also nicht nur das allgemeine Isolieren und in die Knie zwingen eines Landes und seiner Wirtschaft sind Ziele, sondern auch, Entwicklung und Technik zu zerstören.

Der Bevölkerung Desinfektionsmittel und Medikamente vorzuenthalten ist für mich in keinem Fall tolerierbar und unterstreicht, dass die USA für ihre Interessen zehntausende Leben in Kauf nehmen. Wird gerne übersehen, daß neben Nahrungsmitteln auch Medikamente und medizinische Güter vom Embargo ausgeschlossen sind.
So hat der Irak laut Spiegel seit 1991 sechs hochmoderne Ultraschall-Nierenstein-Zertümmerungsgeräte bei Siemens in Deutschland bestellt und geliefert gekriegt.
Das Embargo ist ja extra so zurecht gebastelt worden, daß die Bevölkerung theoretisch nicht leiden muß - daß sie es praktisch doch tut liegt weniger an dem Embargo als daran, daß das Geld für Lebensmittel aus dem Ölverkauf irgendwo verschwindet und nicht bei der Bevölkerung ankommt... ist aslo weniger die Schuld der USA und der UNO als von na-Ihr-wißt-schon-wer!

Ford Prefect
17.12.2002, 10:51
Ich habe nie vorgehabt, den Überfall des Irak auf Kuweit durch irgendetwas zu rechtfertigen. Wenn das von einigen so verstanden wurde, dann tut es mir leid. Ich wollte mit diesem Fakt lediglich die reale amerikanische Außenpolitik verdeutlichen. Glaubt denn wirklich jemand, Hussein ist so dumm, daß er denkt, gegen die US-Streitkräfte siegen zu können?? Ihm war doch eindeutig klar, daß er es sich nicht erlauben darf, irgendetwas zu unternehmen, was dem "geglaubten" Freund USA nicht gefallen könnte, deshalb auch seine Rückversicherung. Hätte sich die US-Regierung auch nur im entferntesten gegen diesen Überfall positioniert, ich glaube Hussein hätte nie gewagt, in Kuweit einzufallen.
Um noch etwas endgültig klarzustellen: ich stehe keineswegs auf der Seite von Saddam Hussein im Kampf gegen das "Ach-so-böse" Amerika. Es kann nur nicht sein, daß ein Land aus wirtschaftlichem Interesse und unter Mißachtung sämtlicher internationaler Gesetze auf dieser Welt macht, was es will. Und das ist schon seit Jahren bei der US-amerikanischen Außenpolitik der Fall.
Und zu den UN-Sanktionen: es ist vollkommen richtig, daß diese durch den gesamten UN-Sicherheitsrat beschlossen wurden. Jedoch spielen auch hier politische Druckmittel von seiten der US-Regierung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Frankreich war bspw. immer bemüht, den Irakkonflikt nichtmilitärisch zu lösen. Und auch Rußland und China haben desöfteren signalisiert, daß sie die Sanktionspolitik für verfehlt halten.
Und denen, die hier die Behauptung in den Raum stellen, die Sanktionen seien so angelegt, daß das irakische Volk nicht leiden müßte, sei entgegengehalten (ich hatte es weiter oben schon einmal erwähnt): in den letzten Jahren sind zwei hohe UN-Diplomaten, die beide nacheinander Koordinator des "oil-for-food"-Programms der UNO waren, der Ire Dennis Halliday und der Deutsche Hans Graf von Sponeck - also DIE Politiker, die am besten mit der Sanktionspolitik vertraut waren - aus Protest gegen diese Sanktionen zurückgetreten. Sponeck begründete seinen Rücktritt damit, daß mit dem von ihm geleiteten Programm die humanitären Erfordernisse nicht erfüllt werden könnten und es unverantwortlich sei, das irakische Volk weiter leiden zu lassen.