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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umgang mit der NS-Vergangenheit



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airmaria
15.12.2002, 22:10
Nungut... nach meinem anfänglich doch sehr unqualifiziertem Beitrag :-)) werde ich mich nochmal zu diesem Thema melden:

Die emotionale Bandbreite, mit der dieses Thema hier diskutiert wird, spiegelt doch eigentlich wunderschön die Realität wieder:
es gibt verschiedene Idealvorstellungen, die fast nie von "beiden Seiten" so pauschal zusammen passen.

Daher ist es einfach hier besonders wichtig, seine Familienplanung gemeinsam und ernsthaft auszutüfteln, wenn man denn davon überzeugt ist, den richtigen Partner gefunden zu haben (allein das dürfte schon schwer genug sein).
Ich hasse dieses Wort, aber ohne Kompromisse geht da meist wohl nix!

"Mary" airmaria

PS: ich finde es einfach lächerlich, wie gewisse Vergleiche bezüglich Hitler, Nazi oder Juden immer gleich eine mittlere Katastrophe auslösen... sei es nun von Politikern oder "Normalsterblichen".
Es gibt durchaus hier und da zutreffende Vergleiche... und warum zum Teufel soll man die nicht anbringen dürfen?

Anmerkung von Froschkönig : Dieses Posting stand Ursprünglich im "späte Schwangerschaften im Trend-Thread, gab aber den Auftakt zu einem gänzlich anderen Thema, welches nun hier fortgeführt werden kann...

Rugger
15.12.2002, 22:25
Original geschrieben von airmaria
Es gibt durchaus hier und da zutreffende Vergleiche... und warum zum Teufel soll man die nicht anbringen dürfen? Mary, auch wenn ich Dir beim ersten Teil zustimme, aber:
die Verbrechen der Nazis (insbesondere der Holocaust) sind -gottseidank- ohne Gleichen. Deshalb sind Vergleiche, auch sprachliche, meiner Meinung nach unangebracht. Bestes Beispiel der letzten Woche: Kochs unsägliche "Stern an der Brust"- Aussage. Da halte ich mittlere Katastrophen oder, anders gesagt, ein lautes Aufjaulen aller Demokraten für vollkommen in Ordnung.

Rugger

airmaria
15.12.2002, 22:33
@Rug:

Ach was, das ist doch Blödsinn!
Was ist denn dabei zu sagen, daß ein Reicher heute zum Teil genauso diskriminiert wird, wie die Juden früher mal?

"Mary" airmaria

Die schwammige Formulierung ist bewußt so gewählt und nur an die Originalaussage angelehnt, dennoch bleibt es ein Vergleich, der wie immer irgendwo hinkt, aber auch zum Teil zutrifft... wo ist das Problem???

Rugger
15.12.2002, 22:40
Original geschrieben von airmaria
Ach was, das ist doch Blödsinn!
Was ist denn dabei zu sagen, daß ein Reicher heute zum Teil genauso diskriminiert wird, wie die Juden früher mal?
Nee, Mary, Deine Aussage ist Blödsinn - und ziemlich übel dazu... Ich denke doch schwer, daß ein Reicher aufgrund seines Reichtums nicht das KZ zu fürchten hat, oder gar, sollte er seinen "Stern" vergessen haben, standrechtliche Erschiessung...????!!
Also bitte!

Rugger

airmaria
15.12.2002, 22:50
Ach Rug, daß Du Dich aber auch so leicht reinlegen läßt...
:-)) :-)) :-))

Schau Dir doch nochmal meine Aussage genau an: kann die nicht auch auf die Zeit weit vor dem Holocaust gemünzt sein?
Als noch keiner Nazis, Hitler oder Judensterne kannte, wurden die Juden wegen Ihrer Geschäftstüchtichkeit und finanziellen Mittel schon längst beneidet und mißgünstig beäugt...
genauso, wie es heute eben teilweise auch mit "Reicheren" geschieht!

Ist doch wohl eine durchaus feststellungswürdige Aussage!

"Mary" airmaria

PS: und wenn die Reaktion von Rugger auf meine Aussage nicht ein zutreffendes Exempel dafür ist, wie schwachsinnig und undiffernziert auf gewisse Reizwörter reagiert wird, dann weiß ich auch nicht mehr weiter...

luckyblue
15.12.2002, 23:01
Antisemitismus hatte schon vor dem Nationalsozialismus Hochkonjunktur. Das ist klar. Mir ist aber neu, dass Juden vor der Hitler-Zeit einen Stern tragen mussten. Insofern ist Kochs Vergleich und deine diesbezügliche Aussage wohl kaum auf den mehr oder weniger latenten Antisemitismus vom Mittelalter bis zur Neuzeit zu beziehen.

Außerdem sollte dieses Thema langsam mal vom Tisch sein.

Rugger
15.12.2002, 23:06
Original geschrieben von airmaria
und wenn die Reaktion von Rugger auf meine Aussage nicht ein zutreffendes Exempel dafür ist, wie schwachsinnig und undiffernziert auf gewisse Reizwörter reagiert wird, dann weiß ich auch nicht mehr weiter... Dann solltest Du das direkt auch so ausführen, wie Du es meinst. Im Kontext dieser Diskussion und des Koch- Zitates war das ja auch nur mißzuverstehen ("Kann die nicht auch auf die Zeit weit vor dem Holocaust gemünzt sein..."). Davon mal abgesehen ist "beneidet und mißgünstigt" immer noch was anderes als Diskriminierung, insbesondere als diese, die den Juden widerfahren ist.
Und wenn Du meine Reaktion für schwachsinnig und undifferenziert hälst, ist mir das egal, wichtig und richtig ist sie allemal.

Rugger

Ps. Es gibt soviele Möglichkeiten, sich auszudrücken, müssen es denn immer die Vergleiche mit dem Dritten Reich sein, insbesondere wenn diese Ereignisse unvergleichbar sind?!

airmaria
15.12.2002, 23:08
Und auch Lucky reagiert über: ich habe extra eine neue Aussage getätigt, welche nur an Koch angelehnt ist:

da steht nichts von Stern!

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!

:-)) :-)) :-))

"Mary" airmaria

Rugger
15.12.2002, 23:10
Original geschrieben von airmaria
Und auch Lucky reagiert über: ich habe extra eine neue Aussage getätigt, welche nur an Koch angelehnt ist:
Das ist jetzt Korinthenkackerei, Mary.

R.

airmaria
15.12.2002, 23:16
Original geschrieben von Rugger
Es gibt soviele Möglichkeiten, sich auszudrücken, müssen es denn immer die Vergleiche mit dem Dritten Reich sein, insbesondere wenn diese Ereignisse unvergleichbar sind?!

Auch Blödsinn! Wenn die Komplexität insgesamt und das Ausmaß und was weiß ich noch... des "heiligen und unantastbaren" Dritten Reiches vielleicht wirklich einmalig und unvergleichlich in der Geschichte sind (selbst das bezweifle ich allerdings), so gibt es doch immer Gewisse Sequenzen und einzelne "Bruchstücke", die durchaus eines Vergleiches würdig sind!

Mit dieser zwanghaften Unantastbarkeit jener Zeit erreicht man doch viel eher eine Verdrängung, ein Vergessen und ein Nichtdamitauseinandersetzen, als wenn man gewisse bedenkliche Gegebenheiten der heutigen Zeit damit vergleicht!

... oder haben wir doch gar nichts daraus gelernt?

"Mary" airmaria

Rugger
15.12.2002, 23:20
Original geschrieben von airmaria
Wenn die Komplexität insgesamt und das Ausmaß und was weiß ich noch... des "heiligen und unantastbaren" Dritten Reiches vielleicht wirklich einmalig und unvergleichlich in der Geschichte ist (selbst das bezweifle ich allerdings), so gibt es doch immer Gewisse Sequenzen und einzelne "Bruchstücke", die durchaus eines vergleiches würdig sind!Vielleicht mit den Verbrechen Stalins & Pol Pots, aber ganz sicher nicht im Kontext einer Vermögenssteuer. Mit einer mit solchen Vergleichen einhergehenden Bagatellisierung der NS- Verbrechen wird Antisemitismus wieder Salonfähig, wenn ihnen nicht widersprochen wird.

Rugger

airmaria
15.12.2002, 23:26
Original geschrieben von Rugger
Das ist jetzt Korinthenkackerei, Mary.

Nö, genau darum geht es! Haargenau das wollte ich mit meiner Aussage erreichen... und Ihr habt soooo schön mitgespielt!

Es geht bei diesem Thema nicht mehr um eine Fragestellung oder Aussage... es geht nur noch um den Pawlow, den Ihr auf einige Wörter an den Tag legt!

"Mary" airmaria

Rugger
15.12.2002, 23:27
Original geschrieben von airmaria
... als wenn man gewisse bedenkliche Gegebenheiten der heutigen Zeit damit vergleicht!
... oder haben wir doch gar nichts daraus gelernt?Ganz ehrlich, Mary, aber das meinst Du doch jetzt nicht wirklich ernst??? :-(( (So es denn wieder auf die Koch'sche Aussage gemünzt ist...)

R.

Rugger
15.12.2002, 23:29
Original geschrieben von airmaria
Thema nicht mehr um eine Fragestellung oder Aussage... es geht nur noch um den Pawlow, den Ihr auf einige Wörter an den Tag legt!Nein, Mary, hier geht es nicht um einzelne Wörter, sondern um die Gedanken, die hinter solchen Aussagen stehen. (Siehe dazu meine Ausführungen oben)

R.

airmaria
15.12.2002, 23:37
Original geschrieben von Rugger
Nein, Mary, hier geht es nicht um einzelne Wörter, sondern um die Gedanken, die hinter solchen Aussagen stehen.

Nenene... es geht hier meist schon um einzelne Wörter!
Und selbst, wenn wir die Gedanken dazu mitberücksichtigen:

Was spricht dagegen, in Bezug auf etwas Schlechtes zur Vermeidung dieses daran zu erinnern?

"Mary" airmaria

Rugger
15.12.2002, 23:44
Nein, eben nicht. Wenn ich in der U-Bahn einfach mal unvermittelt Judenstern sage, werde ich wohl höchstens ein Stirnrunzeln ernten. Wenn ich aber im hessischen Landtag sage (hoffentlich halbwegs sinngemäß zitiert): die Stigmatisierung der Reichen in unserem Land im Rahmen der Diskussion um die Einführung einer Vermögenssteuer gleicht der Kenntlichmachung der Juden durch den Judenstern im dritten Reich, setzte ich diese beiden Ereignisse in einen Kontext zueinander, der vollkommen unangepasst ist und der des Protestes würdig ist.

Rugger

luckyblue
15.12.2002, 23:53
@Mary

Deine Ausflüchte auf Nebenkriegsschauplätze via Lerntheorien und Wortauslegekunst sind eine Sache. Deine Haltung eine andere. Genau diese Attitüde, mit der Bagatellisierung der Vergangenheit den Anschein zu erwecken, es sei ja alles eigentlich gar nicht so schlimm gewesen, genau diese Attitüde ist es, die das Bild, das Ausländer von uns Deutschen haben, verschandelt. Und dann ist es nur logisch, dass man in deren Augen als Rassist gilt, sofern man nur auf Rassenmerkmale hinweist.

airmaria
16.12.2002, 00:21
Original geschrieben von luckyblue
Deine Ausflüchte auf Nebenkriegsschauplätze via Lerntheorien und Wortauslegekunst sind eine Sache. Deine Haltung eine andere.

Sag mal, willst Du mich verscheißern?

Ich plädiere für eine gewissenhafte und differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Thema... und nicht für eine pauschalisierte!!!
Und etwas zu Tabuisieren ist in meinen Augen gleichzusetzen mit Pauschalisierung!

"Mary" airmaria

airmaria
16.12.2002, 00:29
Original geschrieben von Rugger
die Stigmatisierung der Reichen in unserem Land im Rahmen der Diskussion um die Einführung einer Vermögenssteuer gleicht der Kenntlichmachung der Juden durch den Judenstern im dritten Reich, setzte ich diese beiden Ereignisse in einen Kontext zueinander, der vollkommen unangepasst ist und der des Protestes würdig ist.

Nochmal langsam zum mitschreiben:

Was ist besser?

Gewisse Tendenzen zu vernachlässigen und herunterzuspielen, oder lieber hier und da mal - vielleicht ein weinig krass - ermahnend zu übertreiben?

Gibt es Ausländerfeindlichkeit in Deutschland?
Gibt es (Neo)Nazis in Deutschland
Gibt es eine Konjunkturschwäche in Deutschland?
Gibt es steigende Arbeitslosenzahlen?
Gibt es zunehmenden Unmut gegen die derzeitige Regierung?
Gibt es tendenziellen Haß oder Neid gegen Besserverdienende?

Gibt es Ansätze zum Vergleich aus der Geschichte?

Gute Nacht,
"Mary" airmaria

Rugger
16.12.2002, 00:33
Original geschrieben von airmaria
Sag mal, willst Du mich verscheißern?Tja, Mary, so fällt der Versuch, uns vorzuführen, auf Dich zurück - obwohl: ich hoffe doch sehr, daß Du Kochs Aussage nicht wirklich unterschreiben würdest. Falls doch, sollte Dir zu denken geben (wenn schon nichts anderes), daß selbst der CDU- Rechtsaußen Koch Anlaß genug sah', seine Aussage zurückzuziehen (hat er sich eigentlich entschuldigt?).
Und etwas zu Tabuisieren ist in meinen Augen gleichzusetzen mit Pauschalisierung! Warum erwähnte Vergleiche tabu sein sollten, hast Du hoffentlich mittlerweile eingesehen.

Rugger