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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 25 Anregungen zur Kreativität



Jens
18.12.2002, 21:12
Hidihei,
habe gerade im Internet eine schoene Liste mir 25 mehr oder minder ausformulierten Kurzanweisungen zum Thema "Kreativität" entdeckt.

Bin nebenher auch dabei, unsere ehemaligen Beiträge sowie ein paar Hintergründe aus der Kreativitätstheorie in so ein kleines PDF zu packen, aber das folgt dann später.

Hier erst einmal die 25 Tipps zur Kreativität
(Quelle: http://www.erz.uni-hannover.de/%7Eurban/25anreg.htm)
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Ein anwendungsbezogenes - und hoffentlich praktikables - Ergebnis der Beschäftigung mit Kreativität und Kreativitätsförderung sind die folgenden 25 Anregungen. Sie sind zunächst für die Schule gedacht, aber sicher auch auf andere "Settings" übertragbar.
25 Anregungen zur Kreativitätsförderung
von Klaus K. Urban ©
1. Schaffen Sie eine schöpferische Gruppenatmosphäre,
in der angstfrei und ohne Furcht vor Sanktionen geredet, gedacht, gearbeitet werden kann.
Verabreden Sie z.B. die Regeln des "Brainstorming" und oder starten Sie mit einem Spiel zum divergenten Denken. Unmittelbare Leistungsbeurteilung ist verboten, ebenso Zeit- und Leistungsdruck. Der Lehrer ist nicht länger Beurteiler, Zensor, Instanz, sondern Person, Partner, Berater, Anreger, Experte.
2. Vermeiden Sie Gruppendruck und Konkurrenzneid,
sondern ermöglichen Sie ein sozial-kooperatives Klima und einen "Miteinander-Wettbewerb".
Gruppendruck bedeutet immer Nivellierung und Gleichschaltung, verhindert innovatives Denken und Handeln; gemeinsam erarbeitete und bestimmte Ziele ermöglichen die persönliche Involvierung, vor allem wenn grundlegend akzeptiert ist, daß jeder auf seine Art einzigartig ist.
Konkurrenzneid bindet Energie und positive Arbeitsspannung
3. Versuchen Sie, Sanktionen von seiten der Kameraden zu verhindern oder zu vermeiden.
Neuen Ideen haftet im ersten Moment der Äußerung/Kommunikation oft (noch) etwas "Merkwürdiges/Verrücktes" an, das (vor)schnell der Lächerlichkeit preisgegeben ist. Ein jeder hat das Recht, mit seinen Ideen und Gedanken ernst genommen zu werden.
4. Sorgen Sie für einen angemessenen Wechsel von aktiven und ruhigen, Muße ermöglichenden Perioden.
Lesgold (1988) hat am Beispiel Einsteins die Notwendigkeit von "focussierten" und "defocussierenden" Phasen gezeigt. Auch eine positive Arbeitsspannung (Eu -Streß) kann nur über einen bestimmten Zeitraum hin aufrechterhalten werden. Allerdings sind die Rhythmen individuell sehr verschieden; deshalb sind verordnete Pausen, vor allem noch im Zeittakt, kaum förderlich.
5. Zeigen Sie (Wertschätzung für) Humor.
Viele Literaturstellen sprechen von einer engen Beziehung zwischen Humor und Kreativität. Im Humor hat man gleichzeitig Abstand und Nähe zu einem Gegenstand, man ist in der Lage zu mehrperspektivischer Betrachtung unter Beteiligung einer emotionalen Komponente.
6. Regen Sie an und unterstützen Sie freies Spiel und das Manipulieren von Objekten und Ideen (z.B. "Was wäre, wenn..?").
Fördern Sie das Finden und die Verwendung von Analogien und Metaphern. Die Frage "Was wäre, wenn ..?" oder "Was wäre gewesen, wenn..?" ermöglicht freies, gleichwohl sachbezogenes Phantasieren, weckt und erhält Neugier. Andere Techniken sind minimieren, maximieren, ins Gegenteil verkehren, reformulieren, auseinandernehmen und neu kombinieren usw.
7. Unterstützen Sie selbst-initiiertes Fragen und Lernen.
Eine Fragen ist in aller Regel kein Störversuch, sondern individuelles Bemühen um Sinn- und Wahrheitsfindung. Kreativitätshemmende Reaktionen wären hier zB. "Das gehört nicht hierher!" oder "Das lernen wir erst später."; möglicher Reaktion wäre z.B. "Warum glaubst Du, daß Deine Frage jetzt wichtig ist?".
8. Schaffen bzw. provozieren Sie schöpferisches Handeln und Denken anregende oder erfordernde Situationen.
Setzen Sie Rollenspiele und Simulationen ein; geben Sie eine bestimmte Situation(skonsteallation) vor - und dann? Oder geben Sie das "Ende"/Ergebnis und fragen nach dem Weg (z.B. "vier" oder "drei rosarote Stuhlbeine" oder...).
9. Seien Sie zurückhaltend mit (vor)schneller Verstärkung von bestimmten (rigiden) Verhaltens- oder Lösungsmustern.
10. Geben Sie ein Beispiel für, unterstützen Sie das Hinterfragen von Regeln oder scheinbar unumstößlichen Gegebenheiten.
Geben Sie die Aufgabe, Beispiele oder Situationen zu (er)finden, bei denen seine bestimmte Regel nicht paßt/zutrifft; das können Sprachregeln, Kommunikationsregeln, Verkehrsregeln usw. sein.
11. Verwenden Sie Suggestivfragen und Fragen, die auf eine bloße "Ja/Nein"-Antwort hinauslaufen, so wenig wie möglich.
12. Formulieren Sie anstelle von Fragen Aussagen, die Fragen von seiten der Schüler anregen oder provozieren.
13. Geben Sie nicht vorschnell Lösungswege vor, sondern schrittweise Informationen und Hinweise, die zum selbständigen Weiterdenken anregen.
14. Lassen Sie auch Fehler und Irrwege zu (soweit sie dem Kind selbst oder anderen physisch und psychisch nicht schaden).
Aus Fehlern kann man lernen, weil sie eigenständige Schritte auf dem Lösungsweg darstellen
15. Sehen Sie in Fehlern das Bemühen um eigenständige Lösungen.
Auch falsche Lösungen sind - wenn Sie nicht bloß geraten sind - das Ergebnis einer falschen oder falsch angewandten oder mehrerer inkonsistent angewandter Lösungsstrategien, die der Schüler für sich konstruiert hat.
16. Versuchen Sie, die "andere" oder mangelhafte oder falsche Lösungsstrategie herauszufinden (qualitative Fehleranalyse).
Was kann z.B. hinter der Lösung "fünf" auf die Frage, wieviele Räder ein Auto hat, stehen?
17. Versuchen Sie, die Schüler sensibel für Stimuli aus der (materiellen, symbolischen, sozialen) Umwelt zu machen.
18. Unterstützen Sie Interessen sowie die Wahrnehmung und Aneignung von Wissen in einer großen Breite von verschiedenen Bereichen.
[/b]19. Geben sie Anregungen und Beispiele dafür, wie man Ideen, Aussagen, Darstellungen usw. systematisch untersuchen und möglicherweise verändern kann.[/b]
Z. B. anhand von Sprachspielen
20. Zeigen Sie Toleranz und Wertschätzung für ungewöhnliche Gedanken, originelle Ideen, kreative Produkte.
Auch wenn der Lehrer nicht (mehr nur) vornehmlich die Rolle eines Bewerters, Zensors spielt, wirkt sein Verhalten modellhaft, umso wenn als sich Wertschätzungen nicht nur um das Produkt als manifeste Leistung dreht, sondern auch und besonders um das individuelle Bemühen um eine Lösung, also letzlich die Person des Schülers wahr- und ernstgenommen wird.
21. Lehren Sie die Schüler, ihre eigenen schöpferischen Gedanken und Tätigkeiten sowie die anderer anzuerkennen und wertzuschätzen.
siehe 20. Selbstvertrauen, ein positives Selbstkonzept, Selbstanerkennung sind wichtige Voraussetzungen, aber auch Ergebnis kreativen Handelns.
22. Stellen Sie vielfältiges und anregendes Material für die Ausarbeitung von Ideen zur Verfügung.
23. Unterstützen Sie und legen Sie Wert auf die volle Ausarbeitung oder Verwirklichung (aller Implikationen) von Ideen.
Ideen, die nur im Kopf bleiben, nützen letztlich niemandem, sondern sie müssen kommuniziert werden. Ob Ideen wirklich gut sind, zeigt sich oft erst in der praktischen Umsetzung, Realisierung.
24. Entwickeln und zeigen Sie konstruktive Kritik, nicht nur Kritik.
Aus der persönlichen Wertschätzung heraus erst kann Kritik konstruktiv wirken; sie kann angenommen werden, ohne zu verletzen.
25. Machen Sie sensibel für die möglichen Implikationen und Folgen von Lösungen.
Das gilt für realitätsbezogene Lösungen ebenso wie für Gedankenspiele und Simulationen; die non-reale Situation des Simulationsmomentes sollte in der Nach-Reflexion potentielle Realimplikationen deutlich werden lassen.
Im Vorder/Hintergrund steht immer das Ernstnehmen (der Möglichkeiten) der individuellen Person.

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Viellleicht laesst sich einiges davon auf die Gruppe hier uebertragen. In der Zukunft werde ich wie gesagt neben weiterer Einfuehrung in entsprechende Techniken auch mal einen kleinen Reader ueber sogenannte "Kreativitätstheorien" (also: was ist das und worin zeigt sich das) so wie das entsprechende Forscher sehen, anfertigen.

Interessant wird dann sein, diese Theorien in praktische Handlungsanweisungen und Hilfestellung beim Problemloesen und Ideenfinden umzuformulieren.

Dazu spaeter mehr.

Fandet ihr den Beitrag oben mit den 25 Tipps interessant?

So long
Cu
Jens