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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unverschämte Angehörige



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Disharmonic
31.08.2009, 11:56
Wirds bei euch auch immer schlimmer?
Vorläufiger Höhepunkt war ein 1234-gradiger Verwandter, der mir Samstag Morgens um 6 Uhr durchs Telefon erklärte, daß ich den betreffenden Patienten sofort in Klinik xy (100 km entfernt) verlegen solle (vom KB her völlig unnötig).
"Sie rufen jetzt sofort ihren OA an.......ich verklage sie sowieso alle, und sie persönlich zusätzlich.......ihr KH kann sowiese nix" und so weiter.
Muß ich mir sowas bieten lassen? Natürlich habe ich die Rückendeckumg durch meinen OA, aber wenn tatsächlich ne schriftliche Beschwerde kommt, bleibt irgendwas an einem hängen. Und ärgern tuts mich fürchterlich.
Dazu die Alltags-Nicklichkeiten. Angehörige, die "auch 6 Semester" irgendwas studiert haben, und deswegen direkt mit dem OA sprechen müssen, um einen adäquaten Gegenüber auf Augenhöhe zu haben. Oder im Gespräch ständig den latenten Vorwurf der zumindest teilweisen Inkompetenz durchscheinen lassen. Und das vornehmlich von Leuten, deren eigener Bildungsstand - nunja - ausbaufähig ist.

Ich bins leid. Entsprechend vermittle ich solchen Menschen auch tatsächlich schnell ein Gespräch mit dem OA oder CA. Aber korrekt finde ich es nicht. Immerhin müssen sich die "normalen" Angehörigen mit dem Assistenzarzt zufrieden geben.

Wo darf ich mich eigentlich mal über solche Personen beschweren?

Fino
31.08.2009, 13:05
Wo darf ich mich eigentlich mal über solche Personen beschweren?

Gute Frage...
ich handhabe das so, dass ich solche "Gespraeche" in der Patientenakte dokumentiere (ohne dass mir den Vorwurf machen kann, ich beleidigte die entsprechend Person und schildere, warum ich was getan habe und was ich als Antwort gab). Mehr kann man vermutlich auch nicht tun. Ich hatte erst am Freitag so einen Vater mit "ausbaufaehigem" Bildungsstand, der am Freitagabend auf der Aufnahmestation aufkreuzte und lauthals eine Diagnose fuer das chronische (!!) Problem seiner 10 Wochen alten Tochter verlangte (es gab zu dem Zeitpunkt keine Untersuchung, die das Kind NICHT bekommen hat). Ach ja, wir seien inkompetent, und er wolle schnurstracks in ein "gutes" KH, in eine andere Stadt.:-kotz

Evil
31.08.2009, 14:31
Nun ja, sehr oft versuchen ja die Leuts, Unsicherheit und Angst mit einem großmäuligen Auftreten zu kaschieren.
In solchen Fällen bleib ich ruhig, erkläre in Ruhe die Situation, und mache denen klar, daß ich mir nicht reinreden lasse. Damit kann man eigentlich die meisten ganz gut auf den Boden der Tatsachen holen. Die sind dann in der Regel auch ganz verständig, wenn sie das Gefühl haben, ernstgenommen zu werden.

Mit den wenigen richtigen Vollpfosten diskutier ich nicht lang, sondern verweise auf Beschwerdestellen. Und wenn einer richtig laut wird, werd ich lauter und werfe ihn raus.

feylinia
31.08.2009, 14:51
Passiert bei uns interessanter Weise sehr selten - weder von Patienten noch deren Angehörigen. Die sind manchmal nervig weil sie täglich die selben Fragen stellen, so daß ich da manchmal ungehalten werden und ihnen mitteile, daß sie sich erst mit neuen Fragen oder Erkenntnissen wieder an uns wenden sollen, aber so großkotziges 'ich verklag hier alle' gibt's höchstens von besoffenen Anwälten, die bei SHT nicht da bleiben wollen. Und die sind selten.
Wenn es dann doch mal passiert, bin ich bisher eigtl immer ganz gut mit freundlich-deutlichen Aussagen gefahren.
Vielleicht ist es ja auch die Fachrichtung, also verschiedene Ansprüche an verschiedene Disziplinen. In der UCH ist's eben hop oder top, wenn sie nichts haben, freuen sie sich, wenn sie was haben sind sie froh um die Hilfe...

apple
31.08.2009, 18:30
Gute Frage...
ich handhabe das so, dass ich solche "Gespraeche" in der Patientenakte dokumentiere (ohne dass mir den Vorwurf machen kann, ich beleidigte die entsprechend Person und schildere, warum ich was getan habe und was ich als Antwort gab). Mehr kann man vermutlich auch nicht tun. Ich hatte erst am Freitag so einen Vater mit "ausbaufaehigem" Bildungsstand, der am Freitagabend auf der Aufnahmestation aufkreuzte und lauthals eine Diagnose fuer das chronische (!!) Problem seiner 10 Wochen alten Tochter verlangte (es gab zu dem Zeitpunkt keine Untersuchung, die das Kind NICHT bekommen hat). Ach ja, wir seien inkompetent, und er wolle schnurstracks in ein "gutes" KH, in eine andere Stadt.:-kotz
Jepp, Dokumentation ist da ganz wichtig, falls doch mal eine Klage kommt. Hab ich z.B. auch gemacht als ich am Telefon mal von einem Angehörigen als das "größte A...loch der Welt" bezeichnet wurde und mir mit einer Anzeige bei der Landesärztekammer gedroht wurde, nur weil ich nicht die ganze Station durcheinandergebracht habe, damit seine Partnerin in ein anderes Zimmer verlegt werden kann, um nicht mehr neben einer Patientin mit Epilepsie zu liegen, da sie "viel zu labil" wäre um bei einem Anfall mal eine Schwester zu holen (das war 1 Woche vor der Entlassung) :-nix

Lava
31.08.2009, 19:05
Um eine Verlegung auf Wunsch des Patienten (ohne medizinischen Grund) hast du dich sowieso nicht zu kümmern! Wenn das jemand unbedingt will, muss er sich das selbst organisieren. So handhaben wir das jedenfalls bei uns.

apple
31.08.2009, 19:45
Um eine Verlegung auf Wunsch des Patienten (ohne medizinischen Grund) hast du dich sowieso nicht zu kümmern! Wenn das jemand unbedingt will, muss er sich das selbst organisieren. So handhaben wir das jedenfalls bei uns.
Vor allem wäre es nur von Zimmer A in Zimmer B gewesen und das wo die Station knallvoll war, aber der Typ war fast noch kränker als die Patientin, der wollte sich vorher schon mal beim Chef beschweren, weil ich ein Gespräch mit der Patientin wegen einer akuten Aufnahme verschieben musste :-kotz

Nepomuk
31.08.2009, 19:52
Vor allem wäre es nur von Zimmer A in Zimmer B gewesen und das wo die Station knallvoll war, aber der Typ war fast noch kränker als die Patientin, der wollte sich vorher schon mal beim Chef beschweren, weil ich ein Gespräch mit der Patientin wegen einer akuten Aufnahme verschieben musste :-kotz

Oh ja, aus vielen Angehörigen könnte man gleich eine Aufnahme machen, ich kenn mich manchmal auch nimmer aus, wer nur psychopathologisch auffälliger ist....Patient oder die dazugehörigen Angehörigen...

(ob das mit unserem Fachgebiet zu tun hat??! ;-) )

apple
31.08.2009, 20:02
Oh ja, aus vielen Angehörigen könnte man gleich eine Aufnahme machen, ich kenn mich manchmal auch nimmer aus, wer nur psychopathologisch auffälliger ist....Patient oder die dazugehörigen Angehörigen...

(ob das mit unserem Fachgebiet zu tun hat??! ;-) )
Na ja, die Genetik hat ja auch einen gewissen Einfluss und was die Partner angeht: Gleiches gesinnt sich oft mit Gleichem :-))

Leelaacoo
31.08.2009, 20:05
Ich glaube, das liegt echt an der Fachrichtung...Psych und auch Innere sind eher mal für ungehaltene Angehörige zu haben...da sieht man ja häufig nicht, dass was passiert...ich habe auch z.T. jeden Tag Angehörige ab 17 uhr vor der Tür stehen und wild klopfen, weil sie jeden Tag wissen müssen, "was denn heute so bei der Oma passiert ist", die seit 10 Jahren im Pflegeheim liegt und von uns bei Aspirationspneumonie Antibiose i.v. und Flüssigkeit bekommt. Das ist halt nicht so augenfällig wie eine Hüft-TEP mit schönem Verbandswechsel und Redons. Dass man Visite macht, mit dem OA diskutiert, zig Termine ausmacht und Laborwerte checkt und trotzdem nachher keine topfit durch die Gegend hüpfende Omi hat, ist eben etwas undramatisch. Einer meinte demletzt zur Schwester (die mir das anvertraute), er wisse garnicht, wofür wir Ärzte unser Geld bekommen, wenn wir den ganzen Tag im Arztzimmer hocken, tippen und am Telefon quasseln:-keks:-??? (wobei "der ganze Tag" die 10 Minuten erfasst, die er am Abend seine Angehörige besucht und immer um 18 Uhr auftaucht:-kotz ).

Na ja, ich lächle dann nett...und sage garnichts dazu, nützt eh nichts.

LG Lee

Kaya777
31.08.2009, 20:10
Bei uns hat sich mal ein Angehoeriger einer tuerkischen Patientin (schreib ich deshalb, weil wir bisschen Verstaendigungsprobleme mit ihr hatten) bei der Verwaltung beschwert. Die Patientin hat in einem Studentenkurs mitgemacht, bei der *angeblich* zu ihr gesagt wurde, dass man an der Stelle, wo bei ihr Blut abgenommen wurde (irgendwo am Oberarm), ueberhaupt nicht Blut abnehmen duerfte. Die waren insgesamt alle schwierig, sie hat staendig Untersuchungen abgelehnt, war echt schwierig, sie ueberhaupt zu diagnostizieren.

Nach der Beschwerde hat uns die Verwaltung dann angewiesen, nicht mehr hinzugehen, bis nach ein paar Stunden der Vermittler kam (oder wer das war). Wir haetten das gerne direkt besprochen, aber die haben gesagt, erst mal nix mehr sagen.

War jedenfalls komisch. Da kommt irgendein Kollege mit Studenten rein, sagt "na, da nimmt man aber normalerweise kein Blut ab" und schon haben wir eine Beschwerde am Hals. Ich denke, dass in dem Fall die Sprachschwierigkeiten das Hauptproblem waren. Auch mit dem Erklaeren von Diagnostik etc.

Oft sind Angehoerige schwierig, weil sie einfach Angst haben. Und man muss schon zugeben, dass nicht immer alles optimal laeuft. (Aber die Patienten/Angehoerigen, die sich beschweren, weil der Rollstuhl quietscht oder kein Einzelzimmer frei ist oder es statt Kaisersemmel Vollkornbroetchen gab zum Fruehstueck, die kotzen mich auch an. Wir haben den Leuten schon oefters gesagt, wir sind ein Krankenhaus und kein Hotel)

Man kann nicht viel tun, ausser ruhig und deutlich zu bleiben und zu dokumentieren, wie die Vorposter auch schon gesagt haben. Und im Notfall auf OA zurueckgreifen, der dann mit denen sprechen kann.

teletubs
31.08.2009, 20:15
Auja...Verständigungsprobleme...unser täglich Brot. Am besten war aber vor kurzem die Ehefrau eines Patienten, die meinte ihr Mann sei von irgendwelchen Geistern besessen...hat uns die Polizei auf den Hals gejagt...oje... :-wow

Sorry...zurück zum Thema. :-party

pieks
31.08.2009, 20:31
Oft sind Angehoerige schwierig, weil sie einfach Angst haben. Und man muss schon zugeben, dass nicht immer alles optimal laeuft.

Ich glaube auch, dass das eine sehr häufige Ursache "schwieriger Angehöriger" ist.
Viele Menschen sind - oft auch aufgrund reißerischer Medienberichte und Laieninformationen - verunsichert.
Wenn man sich das klarmacht, ist das oft schon der Weg zu einem "vernünftigen" Gespräch.

Allerdings gibt es natürlich auch "beratungsresistente" und einfach dumm-dreist-unverschämte Angehörige -.. die muss man klar+ freundlich bestimmt in ihre Grenzen verweisen.

Anderseits muss man zugeben, dass - und ich meine das ist in den letzten Jahren zunehmend - ziemlich viel Bockmist in den Kliniken läuft

Gruß pieks

Muriel
31.08.2009, 20:49
Sehr toll war auch mal der Angehörige einer russischen Patientin, der eine Woche vor deren Termin in der Ambulanz angerufen hat, um uns mitzuteilen, dass seine Mutter/Tante was auch immer kein Deutsch spreche und wir doch bitte dafür sorgen sollten, dass ein Dolmetcher anwesend sei. Auf den Hinweis, dass sich ein nicht deutsch sprechender Patient insbesondere bei einem geplanten Termin doch bitte selber darum kümmern solle, dass ein Angehöriger oder so zum Übersetzen mitkommt, wurde dieser Herr dann ausfallend und fragte, wie wir es wagen könnten und warum wir uns überhaupt Krankenhaus nennen dürften :-keks

Espressa
31.08.2009, 21:07
Hihi, Angehörige; die durchgeknallten Patienten beschweren sich bei uns schon selbst!
Wie eine Patientin mit milder Konjunktivitis (aber dramatischen Beschwerden), mit der klassischen Therapie Dexa-Genta gleich mit dem Rezept von der Apotheke zurückkam "Die geben mir nur ein so winziges Fläschchen, das reicht mir doch NIEEEEE!!!" - Weil sie so ein Drama gemacht hat, hat sie noch ein zweites gekriegt, mit dem Hinweis, maximal 5x zu tropfen.
Nach 4 Tagen empörter Anruf, wir sollen ihr sofort ein neues Rezept zufaxen, es würde alles nix nützen, wir hätten keine Ahnung, sie wäre falsch behandelt worden und außerdem hat sie keine Tropfen mehr, die erste Flasche wäre ja schon nach 4h (!!!) leer gewesen.
Und sie hätte besseres zu tun als beim Arzt rumzuhocken (also vorbeizukommen).

Aber da schüttelt bei uns auch jeder nur den Kopf, solche Spinner erwirken nie Konsequenzen.

Medimatze
01.09.2009, 21:25
Ich bins leid. Entsprechend vermittle ich solchen Menschen auch tatsächlich schnell ein Gespräch mit dem OA oder CA. Aber korrekt finde ich es nicht. Immerhin müssen sich die "normalen" Angehörigen mit dem Assistenzarzt zufrieden geben.


ich mache das so: wenn jemand (grund ist mir völlig egal) einen oa oder den chef sprechen will (und die person unverschämt ist) sage ich ihm er solle vor der ambulanz platz nehmen, sobald ich den oa/chef erreicht habe, schicke ich ihn umgehend vorbei... und lasse sie sitzen. wenn sie fragen wie lange es noch dauern würde, sage ich dass ich diese frage nicht beantworten kann. und das schönste dabei: immer nett und freundlich bleiben, immer lächeln. dir kann überhaupt nichts passieren. leute die mit anwälten drohen frage ich immer nach dem namen des anwaltes und dass ich mich gerne persönlich mit ihm unterhalten kann -die wenigsten haben überhaupt einen anwalt. es ist wirklich das wichtigste einfach nur super freundlich zu sein. alles andere bringt nichts. wenn jemand ausfallen wird hat es sich sowieso erledigt, dann darf man ohne probleme das gespräch beenden und gehen.

Kackbratze
02.09.2009, 05:28
Achja, das leidige Thema.

Am Besten sind die, die einen vor dem Patientenzimmer abfangen mit:
"Herr Doktor, wie steht es wirklich um ihn"


Was die unhöflichen Angehörigen anbetrifft. Lächeln, nicken, aufschreiben, drauf scheixxen.
Was Anderes macht einen nur kirre.

Olivia28
02.09.2009, 15:13
Passt jetzt zwar nicht ganz in die Riege "Angehörige", aber ich wollte gern mein heutiges Erlebnis zu "verrückten Patienten" schildern...

Ein Patient kommt heute doch allen Ernstes nur mit Unterhose (+ Tshirt) bekleidet zur Aufnahme (elektive OP für den nächsten Tag). Argument: Er müsste ja sowieso alles ausziehen, wenn man ihn untersuche?!?

Ja, ja... wirklich wahr!

blanko
06.09.2009, 16:08
Bei uns ist für die Patientenversorgung immer der Operatuer zuständig. Wir machen kurz Visite, aber über Entlassung und ähnliches informiert der Operateur den Patienten, da er auch den verbandswechsel macht. Kommt eine ältere Dame zu mir und unbedingt den Stationsarzt sprechen. Denk schon wunder warum. Ihr Mann solte 2 Tage später entlassen werden nach Routineeingriff. Erwachsener, voll mündiger, wach und orientierter Patient.

Geh also aufs Zimmer...
Ich:"Sie hatten eine dringende Frage?"
Sie:"Ja, wie geht es denn meinem Mann eigentlich?"
Ich:"Herr M, wie geht es Ihnen?"
Er: "Super."
Sie: "Und wann kann er nach Hause?"
Ich "Herr M, wann können Sie nach Hause?"
Er: "Übermorgen"
Keine weiteren Fragen danach. Wünschte manchmal, die würden sich auch mal gegenseitig miteinander unterhalten, damit man nicht 3x das gleiche sagen muß. Bei 2-3 Überstunden pro Tag sind das häufig unnötige extra 10Minuten.

Coxy-Baby
06.09.2009, 18:25
Geh also aufs Zimmer...
Ich:"Sie hatten eine dringende Frage?"
Sie:"Ja, wie geht es denn meinem Mann eigentlich?"
Ich:"Herr M, wie geht es Ihnen?"
Er: "Super."
Sie: "Und wann kann er nach Hause?"
Ich "Herr M, wann können Sie nach Hause?"
Er: "Übermorgen"

Tja den Sketch hätte Loriot auch nicht besser schreiben können oder????