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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wo lernt man am meisten?



Espressa
31.08.2009, 20:57
Diese Frage interessiert mich vor allem im Zusammenhang mit dem Schamanenfach Augen, aber auch andere Fächer sind zum mitdiskutieren willkommen.
Falls ihr die Erfahrung schon gemacht habt, wo lernt man am ehesten was?

An der Uniklinik? (klar, da landen die spektakulärsten Fälle, aber oft hört man dass man dafür erst jahrelang Stationsdepp sein muss...?)
In einem großen Haus?
Oder lieber kleiner? Weil der Konkurrenzdruck sinkt? Oder aber wieder weniger, weil doch eine relative Spezialisierung auf Unterbereiche des Fachs gegeben sind?
Oder in der Praxis? Wo man viel zum Zug kommt, aber alles komplizierte weiterschicken muss?

Vielleicht fühlt sich der eine oder andere auch etwas unterfordert in seiner Position und kann berichten, oder jemand lernt sehr viel und muss dabei wenig Nebenarbeiten verrichten...

Naja, los geht's, bin schon auf Antworten gespannt!

Muriel
31.08.2009, 21:12
Ich bin in meiner Klinik sehr zufrieden: Großes Haus der Maximalversorgung, nicht Uni aber Lehrkrankenhaus, komplettes Spektrum der Augeheilkunde inkl. einiger Schwerpunkte, die nicht standardmäßig in auch großen Zentren behandelt werden, mehr Patienten als die hiesige Uni. Da es kein universitäres Haus ist, fällt die Verpflichtung zur Forschung weg, die Teilnahme an klinischen Studien ist erwünscht, lässt sich aber meist gut in der Arbeitszeit bewältigen (Freistellung). An kleine operative Dinge sowie Laser kommen wir sehr früh ran (spätestens 2. Jahr), strukturierte Weiterbildung mit Rotationsplan in die verschiedenen Funktionen inkl. Kinderophthalmologie und Orthoptik. Durch die verschiedenen Fachabteilungen bei uns im Haus ergibt sich zudem eine oftmals interessante Konsiltätigkeit z.B. bei Polytraumata, was schon mal spannend sein kann. Kann ich nur empfehlen.
Kleine Abteilungen, die nur Cataracte oder Standard-PPVs und mal ne Bleph machen klingen für mich zumindest nicht wirklich interessant bzw. lehrreich. Ich weiß, dass Du in der Praxis arbeitest und auch dort angefangen hast, ich für meinen Teil denke, dass Praxis so richtig Sinn meist erst im fortgeschrittenen Stadium der Ausbildung sinnig ist, da man in der Klinik konzentrierter herausfordernde Diagnosen zu sehen bekommt. Das Standardprogramm (rotes Auge etc.) bekommt man ja noch zu Haufe im Dienst mit, so dass man das nicht vergisst ;-)

Relaxometrie
31.08.2009, 21:27
Mangels PN (derzeit ja nicht verfügbar) stelle ich kurz eine off-topic-Frage an Muriel: Wie ist denn die Innere in "Deinem" KH? Hast Du da vielleicht mal etwas mitbekommen? Ich bin ja gerade auf der Suche nach einer Stelle in der Inneren und "Dein" Haus läge gerade eben noch im erreichbaren Umkreis für mich.

Feuerblick
01.09.2009, 10:59
Da stimme ich Muri zu. Ich bin inzwischen an der zweiten Uni, kann mich über operative Möglichkeiten nicht beklagen, sehe aber, dass ich da die Ausnahme bin. An Unikliniken kommst du halt selten bis gar nicht in den OP - warum auch immer...
Ansonsten würde ich rein vom Spektrum auf jedem Fall zu Anfang in ein mittelgroßes bis großes Haus gehen (ruhig auch Uni, man muss ja nicht jahrelang an einem Haus "festkleben"), damit ich erst mal alles zu sehen bekomme, was die Augenheilkunde hergibt. Für Operationswütige bieten sich ja inzwischen dann im späteren Ausbildungsstadium die großen operativen Praxen an. Eine rein konservative Praxis zu Anfang hat sicherlich den kleinsten Lerneffekt. Dafür lernt man dort Organisation und strukturiertes Arbeiten, was auch nicht schadet...

LasseReinböng
01.09.2009, 12:04
Hat man denn wirklich so eine große Auswahl unter den Ausbildungsstätten in der Augenheilkunde ? Ich dachte bislang immer, man müsse nehmen, was kommt, jedenfalls als Berufsanfänger.

Feuerblick
01.09.2009, 12:16
Seit eingen Jahren ist die Auswahl deutlich größer geworden. Man kann sich inzwischen sogar im fortgeschrittenen Ausbildungsstadium überlegen, in welche Stadt man gerne ginge und hat tatsächlich Chancen, dort irgendwo unterzukommen.

Espressa
01.09.2009, 12:31
Also aus eigener Erfahrung kann ich berichten: "Einfach so" kommt man in eine Uniklinik nicht rein. :-?

Man kann auch schlecht forschen wenn man nicht in einem großen Haus ist, sodass man auch schlecht etwas dafür tun kann, für die Unikliniken attraktiv zu werden.
Und dann hört man von Assis von Unikliniken manchmal auch wenig schönes...

Gut, vielleicht wenn man alles stehen und liegen lässt und ans andere Ende Deutschlands zu gehen bereit wäre, hätte man eher Chancen...

Ich mag meinen Job zwar schon, aber über kurz oder lang will ich auch an eine große Klinik, nur keine Ahnung wie ich das anstellen soll... :-nix

LasseReinböng
01.09.2009, 12:38
So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt...





Also aus eigener Erfahrung kann ich berichten: "Einfach so" kommt man in eine Uniklinik nicht rein. :-?

Man kann auch schlecht forschen wenn man nicht in einem großen Haus ist, sodass man auch schlecht etwas dafür tun kann, für die Unikliniken attraktiv zu werden.
Und dann hört man von Assis von Unikliniken manchmal auch wenig schönes...

Gut, vielleicht wenn man alles stehen und liegen lässt und ans andere Ende Deutschlands zu gehen bereit wäre, hätte man eher Chancen...

Ich mag meinen Job zwar schon, aber über kurz oder lang will ich auch an eine große Klinik, nur keine Ahnung wie ich das anstellen soll... :-nix

Feuerblick
01.09.2009, 12:39
Also aus eigener Erfahrung kann ich berichten: "Einfach so" kommt man in eine Uniklinik nicht rein. :-?
Man kann auch schlecht forschen wenn man nicht in einem großen Haus ist, sodass man auch schlecht etwas dafür tun kann, für die Unikliniken attraktiv zu werden.
Und dann hört man von Assis von Unikliniken manchmal auch wenig schönes...
Gut, vielleicht wenn man alles stehen und liegen lässt und ans andere Ende Deutschlands zu gehen bereit wäre, hätte man eher Chancen...
Ich mag meinen Job zwar schon, aber über kurz oder lang will ich auch an eine große Klinik, nur keine Ahnung wie ich das anstellen soll... :-nixDiese eigene Erfahrung ist aber dann eine sehr individuelle Erfahrung, denn ich habe inzwischen meine zweite Uni-Stelle trotz mäßiger Noten und fehlender Doktorarbeit. Und auch meine Kollegen sind sicher keine Überflieger. Schlimmer noch: Man lässt mich in den OP...:-nix
Für Unikliniken bist du sofort dann attraktiv, wenn du bereits etwas berufliche Erfahrung hast, in deiner Bewerbung Bereitschaft zu Forschung und Lehre erwähnst und das als Grund für deinen Wechsel an eine Uni angibst. Klar, du wirst dich dafür bewegen müssen, weil selten die Uni vor der eigenen Haustür (da hatte ich beim zweiten Mal schlicht Glück) eine Stelle frei hat. Aber zu finden ist immer etwas. Übrigens gibts genauso an kleineren Kliniken mieses Betriebsklima und Ausbeutung. Das muss man sich schon individuell anschauen bzw. an den angepeilten Kliniken mal nachfragen. Die Augenheilkunde ist ein Dorf, da bekommt man zu vielen Häusern schnell und verlässlich Informationen.
Meine Erfahrungen haben gezeigt:
- Initiativbewerbungen losschicken und auch die Stellenanzeigen auf den Homepages der Kliniken abklappern
- bereit sein, auch mal in entlegene und eher weniger attraktive Städte zu gehen (muss ja nicht für immer sein, aber wenn du mal "Uni" in deinen Lebenslauf schreiben kannst, dann kannst du auch woanders unterkommen)
- immer die Bereitschaft zu Forschung und Lehre im Anschreiben herausstreichen

... dann kommst du auch an einer Uni unter. Die können sich inzwischen nämlich ihre Leute auch nicht mehr aus einem Container voller Bewerbungen rauspicken...

Espressa
01.09.2009, 12:43
... dann kommst du auch an einer Uni unter. Die können sich inzwischen nämlich ihre Leute auch nicht mehr aus einem Container voller Bewerbungen rauspicken...

Der Wortlaut war so in etwa "...dieses und auch nächstes Jahr keine Planstellen zu besetzen..."
Die Antwort der zweiten Klinik steht noch aus. Aber da sie noch beliebter ist rechne ich mit einer ähnlichen Antwort.

(Und man munkelt dass die ganzen Augenarztkinder eben auch ihre Assistelle brauchen und naja, wie kommt es bloß, irgendwie eher kriegen.)

Wo sind denn unsere Schamanen unterwegs? (gern auch per PN)

EDIT: Ein Chef sagte es mir auch gerade heraus: "Ich weiß die Stelle war ausgeschrieben, aber eigentlich wird sie von einem internen Pool an Ärzten auf Drittmittelstellen nachbesetzt"

Feuerblick
01.09.2009, 13:34
Wie gesagt, du musst dir halt fürs Erste Kliniken herauspicken, die eben nicht sooooo beliebt sind, weil sie vielleicht irgendwo am A**** der Welt liegen. Immer im Hinterkopf dabei: Ich gehe nach ein bis zwei Jahren einfach in eine attraktivere Gegend. Und das mit den Augenarztkindern... naja, das wird wohl überall so vorkommen...