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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arzt werden trotz vormals bestehender Suchterkrankung?



philistion
12.09.2009, 17:04
Hallo,

in meinem Bekanntenkreis diskutieren wir gerade eine Frage, die aufgrund eines entsprechenden Anlasses aufgeworfen wurde.

Eine Person, die in der Jugend schwer opiatabhängig war, macht eine Reduktionsbehandlung inkl. psychotherapeutischer Betreuung, stabilisiert sich wieder und kehrt den Drogen den Rücken zu. Er beginnt sich wieder für sich zu interessieren und beginnt mit einem Abendgymnasium. Er schließt die Matura (Ö) mit Auszeichnung ab und hat nun den Wunsch Arzt zu werden.
Haltet Ihr dies, aufgrund der Möglichkeit, Zugang zu diversen Substanzen zu haben, für eine Gefahr, wieder rückfällig zu werden?
Kann man einem Menschen mit (wenn auch ehemaligem) Suchtproblem überhaupt dieses Maß an Verantwortung übertragen, die es als Arzt braucht?

Ich habe so meine Bedenken, finde aber, dass man jedem Menschen eine Chance zur Besserung geben sollte und er ja wenn er wollen würde, sowieso Zugang zu Substanzen (am Schwarzmarkt) hätte.

Sehr lobenswert, dass es in Deutschland solche Einrichtungen wie den Verband anonymer substanzabhängiger Ärzte gibt: http://www.asahilfe.de/htm/003-d.htm
http://www.asahilfe.de
Finde ich nur keine äquivalente österreichische Einrichtung oder gibt es so etwas bis jetzt nur in Deutschland?

WackenDoc
12.09.2009, 19:37
Mit dem Maß an Verantwortung (also von der Seite "Er könnte ja Patienten gefährden) find ich das jetzt nicht so das ganz große Problem wenn er wirklich clean ist (Lässt sich ja nachweisen).
Allerdings ist die Frage, ob die Arbeitsbedinungen des Berufs- Stress, Konfrontiertsein mit den Problemen der Patienten, die Verantwortung etc- incl. der einfache Zugang zu entsprechenden Substanzen nicht einen Rückfall begünstigen.

Gerade unter Ärzten ist die Quote an Alkoholikern, Medikamentenabhängigen, Kollegen mit Burn-out und psychischen/psychosomatischen Erkrankungen nicht gerade gering.

Sabbel
12.09.2009, 20:30
Viele Opiatabhängige werden ja im Rahmen Ihrer (langjährigen) Sucht kriminell und folglich ist der Strafregisterauszug bei Berufseintritt nicht bland, was zur Ausübung des Arztberufes kontraindiziert ist.

sarahg84
23.09.2009, 14:51
abgesehn davon ob es funktioniert finde ich es keine gute Idee, da viele Ärzte zu Suchterkrankugen neigen und wenn man schon zuvor den Hang hat ist das glaube ich nicht ratsam.

gnuff
26.09.2009, 13:13
probieren geht ueber studieren... wieso nicht? Ein eventueller Rueckfall wird wahrscheinlich durch Faktoren hervorgerufen die in vielen Berufen/Situationen auftreten können. Sollte Medizin das sein was er unbedingt machen will, sollte er das auch tun. Macht er es nicht und bedauert dies den Rest seines Lebens ist das ja auch suboptimal. Vielleicht ist er ja gerade auf Grund seines Hintergrundes besonders befähigt, wer weiss...

Monty
08.10.2009, 19:28
Warum nicht? Ich bin der Meinung jeder hat eine zweite Chance verdient. Wenn er clever ist und sich zusammenreißt, warum sollte er dann nicht Arzt werden dürfen? Ich halte es immer für eine ziemlich komische Argumentation, wenn davon abgeraten wird bestimmte Dinge zu tun, nur weil in der Vergangenheit irgendetwas passiert ist, quasi als ob das Leben verwirkt wurde.
Wichtig ist, dass die formellen Bedingungen für eine Approbation überprüft werden (Einträge im Bundeszentralregister wegen etwaiger drogenbezogener oder anderer Verurteilungen), damit nicht umsonst studiert wird.