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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zahnung und Durchfall



Ophtalmoplegie
12.09.2009, 18:49
Moin moin,

wurde heute dezent angezählt, da ich Eltern erzählt habe, bei Zahnung seien Temperaturen um 38°C und dünnerer Stuhl/Durchfall normale Begleiterscheinungen.
War wirklich der Meinung, dass dem so sei. :-blush
Literaturbelege etc. dazu sind jedoch spärlich. Kann sich jemand detailliert dazu äußern, oder hat jemand ne Quelle, die das eine oder andere belegt?!

etwas ratlose Grüße

THawk
12.09.2009, 19:03
Ui, die Meinung hätte ich auch wohl vertreten.

Ich hab was gefunden, und zwar: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19575057?ordinalpos=3&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsP anel.Pubmed_DefaultReportPanel.Pubmed_RVDocSum

"However, myriads of myths and misconceptions continue about signs and symptoms of teething such as erroneous beliefs by both mothers and health workers relating fever and diarrhea to teething.3-5 Reports on local and systemic signs and symptoms associated with teething appeared as far back as the 5th century.6 While some investigators7,8 believe teething is associated with local irritation and a whole host of other symptoms, others3 disagree."

"Reported signs of fever may not be completely unrelated to teething. Jaber and Cohen12 reported a statistically significant increase in temperatures beginning three days before tooth eruption, with the highest temperature recorded on the day of eruption. Macknin et al.13 and Tasanen14 also reported a high frequency of fever being reported as a teething symptom, but they did not report cases of irritability or diarrhea. Wake et al.15 found no association between teething, body temperature, or other symptoms including drooling, sleep disturbance, diarrhea, or rashes.

While the present study identified fever as the most frequent symptom attributed to teething, Cunha et al.16 and Baykan et al.17 reported gingival irritation as the most frequent sign attributed to teething. The present study also found no significant association between breastfeeding status and reported teething symptoms. In addition, no association between a child’s gender and reported teething symptoms was found."

Scheint also eher nicht so zu sein, aber endgültig geklärt ist's anscheinend auch nicht.

Ophtalmoplegie
12.09.2009, 19:13
Angeblich solls wohl kausal nicht direkt mit dem Zahnen zu tun haben, sondern mit der allgemeinen Infektanfälligkeit während dieser Zeit PLUS die Kinder kauen in der Zeit vermehrt auf allem rum (incl. Finger) was wohl zu erhöhter Keimaufnahme führt... Hmmm...irgendwie beißt sich die Katze in den Schwanz


Schön jedoch, dass du auch so gedacht hast :-))
Man kommt sich bei sowas immer so herrlich blöd vor...

WackenDoc
12.09.2009, 19:23
Ich hätte das auch so gedacht.
Wobei Durchfall- Flüssigkeitsverlust-Fieber ja auch eng zusammenhängt.

Feuerblick
12.09.2009, 19:25
*grins* Ohne jetzt wirklich wissenschaftliche Gedanken beisteuern zu können: Ich kenne bisher kein Baby im Verwandten- und Bekanntenkreis, das nicht während des Zahnens mit Fieber und Durchfällen zu kämpfen gehabt hätte. Aber nun ja... es soll ja auch Zeiten gegeben haben, als Fieberkrämpfe in das Reich der Mythen und Sagen verbannt wurden... :-top

Hoppla-Daisy
12.09.2009, 20:03
Und lass mal ein Baby während des Zahnens ein bißchen länger in der (dünn!) vollgeschissenen Windel liegen, weil es gerade JETZT nicht geht - nicht weil man zu faul ist, sondern weil es eben ein paar Augenblicke dauert, bis man unterwegs Wickelutensilien und Kind ausgepackt hat. Und wenn das Geschäftchen in der Nacht passiert, holla, die Waldfee.... ein Pavianhintern ist nix dagegen, sag ich euch!

Wieso wurdest du deswegen angezählt? Es mag vielleicht keine evidenzbasierten Studien dazu geben, aber Elternerfahrung kann das durchaus bestätigen ;-).

pieks
12.09.2009, 20:03
Moin moin,

wurde heute dezent angezählt, da ich Eltern erzählt habe, bei Zahnung seien Temperaturen um 38°C und dünnerer Stuhl/Durchfall normale Begleiterscheinungen.
War wirklich der Meinung, dass dem so sei. :-blush
Literaturbelege etc. dazu sind jedoch spärlich. Kann sich jemand detailliert dazu äußern, oder hat jemand ne Quelle, die das eine oder andere belegt?!

etwas ratlose Grüße

Wer hat Dich denn wegen dieser Deiner Aussage "dezent angezählt" ??? :-dagegen

Es gibt meines Wissens keine "wissenschaftliche Literatur" bezüglich dieses Themas ...

Die - unter Pädiatern durchaus gängige - Erklärung (der ich mch anschließe) : "erhöhte Infektanfälligkeit bei Zahnen und dadurch u.Umständen Fieber+Durchfall" wurde schon erwähnt...

Gruß pieks

hennessy
12.09.2009, 22:56
wenn ich mich kurz dazwischen schalten darf?:
Durchfall bei der Zahnung wurde bereits seit über 100 Jahren in Fachbüchern erwähnt, jedoch wurde bis heute noch keine eindeutige Ursache wissenschaftlich anerkannt. Neuere Vermutungen gehen in die Richtung, dass ein eher zufälliges zeitliches Zusammentreffen der Zahnung einerseits und eine Abnahme der mütterlichen Antikörper andererseits die Ursache sein könnte. Das Immunsystem des Säuglings geht momentan in die Knie und deshalb reagiert der Körper sensibler auf Keime.

Soweit der aktuelle Stand meines Wissens.

Gruß
hennessy

Ophtalmoplegie
13.09.2009, 14:29
Wurde gestern früh bei der Dienstübergabe an die Fachärztin drauf hingewiesen, dass das Zahnen nicht URSACHE des Durchfalls ist, sondern meist eine Infektion des MDT mit der Zahnung koinzidiert.
Was irgendwie nichts daran ändert, dass man Eltern durchaus sagen kann "während der Zahnung ist mäßiger Durchfall normal" :-meinung
Aber schon lustig, dass es zu jahrelangen Erfahrungen oft keine richtigen Studien gibt...
Finde auch, man kann damit übertreiben, alles was man tut und sagt, auf Studien basieren zu lassen...
Ist eigentlich der Nutzen von Fallschirmen evidenzbasiert??!!! :-oopss

Flemingulus
13.09.2009, 16:29
Ist eigentlich der Nutzen von Fallschirmen evidenzbasiert??!!! :-oopss

Ah! Ein echter Pubmed-Klassiker! :-)

Smith & Pell. BMJ 2003;327:1459-61. PMID: 14684649

Parachute use to prevent death and major trauma related to gravitational challenge: systematic review of randomised controlled trials.

OBJECTIVES: To determine whether parachutes are effective in preventing major trauma related to gravitational challenge. DESIGN: Systematic review of randomised controlled trials. DATA SOURCES: Medline, Web of Science, Embase, and the Cochrane Library databases; appropriate internet sites and citation lists. STUDY SELECTION: Studies showing the effects of using a parachute during free fall. MAIN OUTCOME MEASURE: Death or major trauma, defined as an injury severity score > 15. RESULTS: We were unable to identify any randomised controlled trials of parachute intervention. CONCLUSIONS: As with many interventions intended to prevent ill health, the effectiveness of parachutes has not been subjected to rigorous evaluation by using randomised controlled trials. Advocates of evidence based medicine have criticised the adoption of interventions evaluated by using only observational data. We think that everyone might benefit if the most radical protagonists of evidence based medicine organised and participated in a double blind, randomised, placebo controlled, crossover trial of the parachute.