PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schädelhirntrauma beim Kind



Lava
20.09.2009, 17:02
Wollte mal fragen, wie das bei euch so läuft, wenn ihr Kinder mit SHT habt. Unsere Klinik hat leider keine Pädiatrie, so dass wir zwar ältere Kinder (ich sag mal so ab 6 Jahren) zur Überwachung bei uns behalten, wenn sie eine Commotio haben, aber jüngere Kinder immer in die Kinderklinik unserer Stadt schicken zur Überwachung. Gestern hatten wir einen Vierjährigen mit Schädelfraktur nach Sturz. Der war initial kurz bewusstlos und hatte dann mehrfach erbrochen. Die Radiologin mussten wir prügeln, damit die das Röntgen macht und siehe da: Schädeldachfraktur. Ein CT haben wir dann auch noch gemacht, keine intracranielle Blutung. Dem Jungen ging's aber echt nicht gut. Mein Kollege wollte ihn dann nicht in unsere Kinderklinik verlegen, weil die dort nachts weder Röntgen noch CT haben und das Kind wieder quer durch die Stadt schicken müssten, falls es sich wieder verschlechtert. Die Alternative wäre gewesen, ihn auf unsere Intensiv oder Intermediate Care aufzunehmen, aber die haben ja keine Erfahrung mit Kleinkindern. Letztendlich haben wir das Kind nach Frankfurt in eine Klinik mit Kinderintensiv verlegt, was ich für die beste Lösung halte. Unser chef war heute morgen aber etwas ungehalten und meinte, wir hätten den bei uns behalten müssen. Kann man Kinder auf eine Intensivstation für Erwachsene aufnehmen? Die kriegen doch da einen Schock fürs Leben! :-?

Muriel
20.09.2009, 17:54
Die Verantwortung für ein Kind, das wirklich krank ist und das prinzipiell relativ schnell abrauschen kann und nicht nur ne Fraktur o.ä. hat, würde ich, wenn die Möglichkeit besteht (bei Euch eben die Frankfurtvariante), nicht übernehmen wollen. So ausgelutscht der Satz "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen" auch sein mag, ich denke, er hat wohl eine Berechtigung.

pieks
20.09.2009, 18:10
Eindeutig: Kind gehört auf einer Kinderintensivstation überwacht.
Und da ggf. ein Notfall-Kontroll- CT kurzfristig notwendig werden könnte ist die "Frankfurt-Version" das einzig richtige.

Ratschlag:
keine Grundsatzdiskussion mit den Vorgesetzten, da sonst- wenn notwendig - in einem folgenden Fall keine freie Entscheidung mehr möglich ist

Evil
20.09.2009, 18:32
keine Grundsatzdiskussion mit den Vorgesetzten, da sonst- wenn notwendig - in einem folgenden Fall keine freie Entscheidung mehr möglich ist
Insbesondere, wenn der Chef wie in Lavas Fall standardmäßig Nativ-Röntgenbilder nach SHT anfertigen lässt. Vielleicht sollte der sich mal weiterbilden...

Das habt Ihr schon richtig gemacht!

sunrise10086
20.09.2009, 18:46
Bei uns ist die nativradiologische Aufnahme des Schädels mit Frage nach Fraktur des Gehirnschädels obsolet. Egal ob beim Erwachsenen oder beim Kind.
Wenn V.a. auf Schädelfraktur wird bei uns immer ein CCT gefahren (weil es nun doch ein paar Antworten mehr liefert als die normalen Bilder in zwei Ebenen).
Bei Kindern ist das allerdings auch mal so gelagert, dass die Pädiater das absolut nicht wollen. Hatten gerade den Fall am Donnerstag, da waren aber initial die Neurochirurgen mit dran und die wollten das CCT. Und siehe da: Kontusionsblutungen frontal und Contre coup occipital.
Ist dann zur Überwachung auf die Päd. ITS gegangen.

Bei bg-lichen Unfällen bleiben die Kinder zur Commotio-Überwachung unfallchirurgisch gemeldet auf der Kinderstation, bei Unfällen außerhalb der bg-lichen Haftung gehen die pädiatrisch gemeldet auf die Kinderstation.

Lava
20.09.2009, 18:47
Insbesondere, wenn der Chef wie in Lavas Fall standardmäßig Nativ-Röntgenbilder nach SHT anfertigen lässt. Vielleicht sollte der sich mal weiterbilden...



Naja, unser LOA hat uns neulich eine Studie aufgetischt, die eindeutig PRO Schädelröntgen war. Ich hab sie nicht gelesen, werd das mal tun. Außerdem hat die Röntgengeschichte ja jetzt wirklich nichts mit meiner Frage zu tun.

pieks
20.09.2009, 19:42
Rö- Nativ-Schädel bei SHT:
m.E. obsolet (zu geringe Sensitivität und Spezifität)

CCT nicht in jedem Fall notwendig.

Viel zu selten gemacht wird: (z.B. vor CCT)
Sono Schädel (bei offener Fontanelle sowieso) und auch sinnvoll über dem Hämatom. Habe dabei schon einige Schädelfrakturen incl/excl. subduralhämatome diagnostiziert.

Fino
21.09.2009, 15:11
Roentgenaufnahmen nach SHT sind obsolet. Man greift nur dann zu bildgebenden Verfahren, wenn man eine Hirnblutung ausschliessen/bestaetigen will. Und da taugt das Schaedelroentgen nichts.
Kann es sein, dass der Chef vor allem deshalb so ungehalten auf die Verlegung nach Frankfurt reagiert hat, weil er
a) fachlich keine Ahnung hat und meinte, das Kind vor Ort betreuen zu koennen
b) er einfach die Kohle fuer diesen Fall hat wegschwimmen sehen??

John Silver
21.09.2009, 22:18
Ich sehe regelmäßig Patienten, die irgendwo mit manchmal geradezu aberwitzigen Therapien vermurkst werden, statt sie mal dort vorzustellen, wo man sich auskennt. Aber nein; jeder, der Stuhlgang hat, hält sich für einen Koloproktologen. Der Patient wird, am besten noch vom Herrn Chefarzt persönlich (das ist halt die Schattenseite der privaten Versicherung), solange malträtiert, bis aus einem eher kleinen ein eher großes Problem entstanden ist - erst dann (falls überhaupt) erfolgt die Überweisung, frei nach dem Motto "macht's mal, ihr seid ja Fachklinik". Deswegen habe ich mehr Respekt vor Kollegen, die die Grenzen ihrer Möglichkeiten erkennen, als vor solchen, die sich für Alleskönner halten und nur unliebsame Fälle turfen.

bibah
27.09.2009, 11:08
Die Verantwortung für ein Kind, das wirklich krank ist und das prinzipiell relativ schnell abrauschen kann und nicht nur ne Fraktur o.ä. hat, würde ich, wenn die Möglichkeit besteht (bei Euch eben die Frankfurtvariante), nicht übernehmen wollen. So ausgelutscht der Satz "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen" auch sein mag, ich denke, er hat wohl eine Berechtigung.


na das hast du aber fein gesagt- augendoc---meld dich mal...
wohn ja immer noch in düsseldorf,arbeite aber jetzt wo anders.

die kindertante