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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was lief gut, was nicht?



RettAss
03.10.2009, 11:46
Hallo zusammen,

mitten in der Vorbereitung zum HEX hab ich heute morgen etwas sinniert über die letzten Jahre. Da ist ja zum Einen die Erkenntnis, dass ganz viel von dem Gefragten (was ich mal als IMPP-Quatsch bezeichnen würde) mir komplett neu ist, von Syndromen mal angefangen weiter zu irgendwelchen abwegigen und teils schon wieder verlassenen Einteilungen. Dann aber erlebe ich auch in diesen eher unbekannten Themen zum Einen mit gelegentlich scharfen Schlussfolgerungen, dass ich anscheinend eine Art "medizinisches Denken" erworben habe, zum anderen aber auch meine intuitiven Antworten sehr häufig stimmen, ohne, dass ich eine explizite Herleitung hätte. Ob ich die Chuzpe auch in der Examenssituation haben werde, kann ich nicht abschätzen, verlassen werd ich mich darauf nicht (und deshalb nachher auch weiter wiederholen...). Aber mir stellt sich schon die Frage, wo kommt das denn her, diese Denke, die Intuition. Was davon ist aus meiner Sani-Zeit (die für mich wirklich ausgesprochen wichtig war), was ist aus dem Studium. Und wo im Studium sind die Lernmomente gewesen? Dass es kaum in den Vorlesungen geschah, weiß ich hauptsächlich, weil ich seit dem 7. Semester nur noch in Pflichtveranstaltungen war, also kaum noch VL besucht habe. Dafür hatte ich Spaß daran, mir kleine Seminare zu suchen und so lange Kommilitonen zu bequatschen, bis der Kurs stattfand. Aber auch da war es ja eher ein passives Lernen. In den Famulaturen bekam ich kein schlechtes Feedback, hatte aber immer ein ausgeprägtes Insuffizienzgefühl. Ebenso erging es mir im PJ. Und das, obwohl ich jeweils in den Fächern war, die mir schon im Vorfeld Spaß gemacht hatten (Onko, Gefäßchirurgie, Neuro).
Mein Doktorvater hat mir erzählt, er hätte in der ersten Woche seiner Assistenzzeit mehr gelernt als im ganzen Studium (die Einschätzung mag etwas übertrieben sein, aber insgesamt war es glaubhaft geschildert). Wird das dann so sein? Wie wird die Intuition belegbar?
Waren die Entscheidungen für die Famulaturen sinnvoll, oder hätte ich doch lieber mal Derma gemacht, weil ich das nach dem Examen nie wieder lernen werde? Oder warum hab ich nur 4 Wochen gemacht in den Ferien und nicht durch? Warum war ich nie im Ausland? Was hätte das gebracht? Wäre ich besser, wenn ich nicht nebenher gejobbt hätte? Oder haben eben die Jobs mich gut gemacht (waren alle medizinisch)?

Mich interessiert, was am Ende Eures Studiums für Euch die drei Sachen waren, die Ihr jederzeit wieder so machen würdet. Und mich interessieren die drei Sachen, die Fehler waren.

Hier zum Anfang meine Erkenntnisse.
Was lief gut:
Hab nach dem Präpkurs noch lange gepräppt. Dadurch Fingerfertigkeit bekommen, viel Anatomie erlebt und Freunde gewonnen, die eine ähnliche Begeisterung mitbrachten.
Hab nach dem Spaßprinzip gelernt. Also Bücher verschlungen, die mich interessierten, die langweiligen Fächer nur mit Altklausuren bestanden.
Die Ausbildung vor dem Studium. Als ich an die Uni kam, hatte ich mal bummelig 2500 Patienten behandelt, das gab mir einen großen Bilderschatz im Kopf, in den ich die neuen Erkenntnisse einsortieren konnte.

Was lief schlecht:
Bin zu oft mit Arroganz an Fächer herangegangen, deren Notfallrelevanz ich niedrig einschätzte. Das hat mich ein Semester in der Vorklinik gekostet und einige Nachprüfungen gefordert.
Konnte mich nie auf ein tolles Buch für ein Fach einigen und hab viele Themen mit viel Verwirrung gelernt. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass mich viele Fächer nicht wirklich interssieren.
War viele Semester lang zu zögerlich wenn es um praktisches in der Gruppe ging (was ja gleichzeitig bedeutete, Chancen zur Blamage zu schaffen), vermutlich weil ich dachte, ich muss ein irgendwie geartetes Außenbild erhalten. Und habe damit Lernmöglichkeiten unwiederbringlich verpasst.

So, jetzt Ihr!
Eure Sicht interessiert mich sehr!

Beste Grüße,

RettAss

sweetashoney
03.10.2009, 12:13
Finde ich ein super Thema :-top Ein Anästhesist hat mir während meiner Famulatur auch erzählt, dass er erst so richtig begriffen hat, was er denn macht, als er als AiPler angefangen hat. Kann mich tlw mit den Sachen identifizieren, die du geschrieben hast, z.B. das Insuffizienzgefühl während der Famulatur (hab aber erst eine gemacht). Freue mich auf weitere Antworten ;)