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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zukunft der Herzchirurgie?



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SarahT.
06.10.2009, 21:50
Hi,

wollte mal fragen, wie ihr das seht: Wird's die Herzchirurgie in Zukunft besonders schwer haben? Vor allem weil interventionelle Kardiologen immer mehr Prozeduren vornehmen werden, z.B. beim Klappenersatz? Würdet ihr heute jemandem empfehlen, Herzchirurg(in) zu werden oder sind die Aussichten nicht so rosig?

LG, Sarah

dantheg
06.10.2009, 22:20
A Schmarn ... ein guter Herzchirurg wird in 30 Jahren genauso wichtig sein wie heute.

John Silver
07.10.2009, 00:13
Rein theoretisch wird die Chirurgie in der heutigen Form irgendwann obsolet werden. Bis das aber passiert, werden noch sehr sehr sehr viele Jahre vergehen.

fatman
07.10.2009, 07:31
A Schmarn ... ein guter Herzchirurg wird in 30 Jahren genauso wichtig sein wie heute.

Richtig, aber gleichzeitig denke ich auch, dass die Herzchirurgie weiter schrumpfen wird. Natürlich wird die interventionelle Kardiologie in 30 Jahren nicht alles übernehmen können, aber eben doch einiges. Wenn man sich die vergangenen 30 Jahre anschaut, dann ist das schon beeindruckend. Und wenn jetzt die Sachen kommen wie percutaner Klappenersatz oder VSD/ASD Verschluss, könnte mir auch andere Dinge vorstellen, die kommen könnten, wie z.B. Stenting der aszendierenden Aorta, zusammenfassend denke ich, dass die Kardiochirugie noch mehr Eingriffe an die Kardiologen verlieren wird. Auch, weil die Kardiologen eben die Patienten steuern, ein Patient schlägt primär immer beim Kardiologen auf, diesen Aspekt darf man nicht unterschätzen.
Deswegen: Natürlich brauchen wir in 30 Jahren noch Herzchirurgen, aber eben noch weniger als heute

Evil
07.10.2009, 19:06
Wobei die Bypasschirurgie gerade ein Revival erlebt.
Nach aktueller Datenlage ist eine ACVB bei Hauptstammstenose oder 3-Gefäß-KHK vom Outcome her erfolgversprechender als eine PTCA, selbst mit DRE-Stents, sowohl kurzfristig als auch langfristig.

So schnell wird die Cardiochirurgie nicht überflüssig.

dreamchaser
07.10.2009, 19:35
Kardiologen machen zwar einiges und immer mehr, aber für diese interventionellen Verfahren werden die Patienten ja sehr selektiv vorgesehen . zumeist sind das die, die nicht operabel sind.
Somit hat der Kardiochirurg immer genug zu tun - und solange der Kardiologe seine Risiken nicht selbst beherrschen kann ist eine gute Zusammenarbeit sowieso sehr sehr wichtig!!

SarahT.
07.10.2009, 21:50
Danke schon mal.

Warum führen eigentlich Herzchirurgen nicht ebenfalls Herzkatheteruntersuchungen und -eingriffe durch? Ich habe so den Eindruck, dass die Kardiologen einfach irgendwann zuerst auf die Idee gekommen sind und nun den Herzchirurgen die Patienten wegschnappen.

Christoph_A
07.10.2009, 22:08
Die Diskussion hatten wir hier, glaube ich, schon mal.
Hat sich seitdem auch nicht viel geändert. Die Herzchirurgie wird halt mehr und mehr zur normalen chirurgischen Spartenrichtung, die den Elfenbeinturm früherer Jahrzehnte gottlob verlassen musste.
Es werden tendenziell immer weniger und immer kompliziertere Eingriffe, da nur noch das, was zu risikoreich zum Kathetern ist (Haupstämme und proximale 3- Gefäß´KHKs) auf ihren Tischen landet. Dazu kommt der kardiologische Fortschritt in Bezug auf nichtinvasive Klappen (wo die strikte euro score Bindung sicher auch bald Geschichte sein wird) und Schirmchenverschlüsse.
Leider haben sich, soweit ich das beurteilen kann, die Arbeitsbedingungen für die Jungassis in der Herzchirurgie immer noch nicht an "normale" medizinische Entwicklungsstände angepasst, weswegen mich ihr Nachwuchsproblem ( zumindest, was deutschsprachige Ärzte angeht) nicht im geringsten wundert.
Aber ganz ohne die lieben Freunde wirds auch in 100 Jahren noch nicht gehen.

airmaria
07.10.2009, 22:17
es ist und bleibt ein recht überschaubares spektrum in diesem fach...
bei einem bin ich mir jedoch fachrichtungsunabhängig sicher:

in 50 jahren werden die leute über unsere einfältigen therapiemöglichkeiten schmunzeln.
airmaria

Evil
08.10.2009, 17:15
in 50 jahren werden die leute über unsere einfältigen therapiemöglichkeiten schmunzeln.
Oder auch nicht, wenn die Überlebenden der fliegenden Superschweinegrippe nach dem 3. Weltkrieg durch die Ruinen unseres Planeten stolpern :-))

SarahT.
08.10.2009, 20:07
Danke schon mal.

Warum führen eigentlich Herzchirurgen nicht ebenfalls Herzkatheteruntersuchungen und -eingriffe durch? Ich habe so den Eindruck, dass die Kardiologen einfach irgendwann zuerst auf die Idee gekommen sind und nun den Herzchirurgen die Patienten wegschnappen.

Kann bitte dazu noch jemand etwas sagen? Danke [-::-]

Evil
08.10.2009, 20:24
Die endoskopischen und kathetergestützten Methoden sind von Haus aus von den Internisten entwickelt worden zu Zeiten, wo eine mögliche Konkurrenz noch gar nicht absehbar und möglich war. Da waren die chirurgischen Maßnahmen noch die einzige Wahl.

Das ist doch in der Gastroenterologie ganz genauso, wenn irgendwelche internistischen Künstler mittlerweile schon durch wasweißichfürwelche Körperöffnungen endoskopisch Appendix und Gallenblase entfernen.

Prinzipiell wären am Herzen eher die interventionellen Radiologen Konkurrenten, so wie die periphere und zentrale Gefäße stenten. Damit kommen sie dann wieder den Gefäßchirurgen in die Quere ;-)

SarahT.
08.10.2009, 20:38
Nur könnten Herzchirurgen eventuell auftretende Komplikationen selbst sofort beheben...

Und wenn ein Herzchirurg nun auf die Idee kommt, selbst Herzkatheteruntersuchungen und -interventionen durchzuführen? Könnte er die entsprechende Weiterbildung machen oder ist das vom Gesetzgeber her nur Kardiologen vorbehalten?

dantheg
08.10.2009, 20:51
Also wenn man wirklich gut in einer Disziplin sein will muss man die Sache tagtäglich tun. Chirurgen stehen halt den ganzen Tag im OP und operieren, Kardiologen stehen halt den ganzen Tag im Prozedurraum und katheterisieren. Im Prinzip könnte der Herzchirurg auch die ganze Zeit Stressechos und Blutdruckeinstellungen machen aber dafür ist er halt nicht gemacht...

Evil
09.10.2009, 17:29
Nur könnten Herzchirurgen eventuell auftretende Komplikationen selbst sofort beheben...
Da die allermeisten Komplikationen ohne chirurgischen Eingriff kontrollierbar sind, kann der Kardiologe das praktisch genausogut.
Stell Dir das nicht zu einfach vor; mal eben Thorax aufschneiden, wenn ein Gefäß aufreißt, ist auch für Herzchirurgen nicht ;-)

schwarzwald
09.10.2009, 19:55
Prinzipiell wären am Herzen eher die interventionellen Radiologen Konkurrenten, so wie die periphere und zentrale Gefäße stenten. Damit kommen sie dann wieder den Gefäßchirurgen in die Quere ;-)

Genau so is das auch bei uns. Und da wir Herz&Gefäßchirurgie in einem sind laufen einige Sachen (zB transfemuraler Aortenklappenersatz) auch im Katherlabor. Zu uns in den OP kommen sie dann nur, wenn´s schief ging (passiert immer mal wieder) oder ein anderer Ersatz nötig ist um die Insuffizienz zu beheben.
Ansonsten werden aortale Stents zum Beispiel mit Radiologen und unsren Chirurgen im OP gemacht.

Gruss

SarahT.
16.04.2011, 07:19
Gibt es denn eigentlich überhaupt Krankheitsbilder, die man in absehbarer Zeit (20-30 Jahre) nicht per Katheter wird therapieren können? Mir fällt da spontan eigentlich nur die Endokarditis und bestimmte Notfälle ein (incl. Komplikationen nach Kathetereingriffen).

MissGarfield83
16.04.2011, 07:38
Terminale Herzinsuffizienz wird sich wohl nicht per Katheter beheben lassen - HTX und assistierende Maßnahmen wie LVAD oder biventrikuläre Unterstützungstechnologien werden sich nicht per KAtheter durchführen lassen.

SarahT.
16.04.2011, 08:56
Terminale Herzinsuffizienz wird sich wohl nicht per Katheter beheben lassen - HTX und assistierende Maßnahmen wie LVAD oder biventrikuläre Unterstützungstechnologien werden sich nicht per KAtheter durchführen lassen.

http://www.circulite.net/our_technology/our_technology

Schau dir das Video mal an: Synergy Endovascular Implantation Video


Und diese Technik wird sich ja noch weiterentwickeln und einfacher werden.
Außerdem gibt es ja mittlerweile schon Stammzelltherapie (mittels Katheter), die noch in den Kinderschuhen steckt und ein riesiges Potential hat. Schließlich wird sich in den nächsten 20-30 Jahren bestimmt auch die medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz wesentlich verbessern.

HTX kann man nicht mittels Katheter durchführen, das ist klar. Die Frage ist, denke ich, nur, wie viele Menschen in 30 Jahren überhaupt noch wirklich eine HTX brauchen.

Evil
16.04.2011, 10:07
Für eine Hauptstammstenose oder 3-Gefäß-KHK stellt die Bypasschirurgie nach wie vor die bessere Methode dar, und das wird sich auch auf absehbare Zeit nicht ändern... zumindest kenne ich keine dahingehend erfolgversprechenden neue interventionelle Ansätze.