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joe123
09.10.2009, 14:10
Hallo zusammen,

so wie viele andere "plagt" mich momentan der Gedanke, ob ich noch ein Medizinstudium wagen soll.

Zu meiner Person: ich bin 26 Jahre alt und habe bereits ein erfolgreich abgeschlossenes Studium der Wirtschaftsinformatik hinter mir.
Seit ca. zwei Jahren bin ich bei einer Software-Firma angestellt und verdiene auch recht anständig (würde ich mal so sagen).

Jedoch ist es bei mir so, dass sich seit Ende meines Studiums hartnäckig der Gedanke hält, noch Medizin zu studieren. Während meiner Schulzeit hatte ich diesen "Wunsch" noch nicht, das kam erst während meines Zivildienstes im Rettungsdienst beim DRK auf. Aufgrund meines nicht so guten Abiturs (2,6) war es damals fast unmöglich, einen Platz fürs Med-Studium zu bekommen. Darum habe ich angefangen, Wirtschaftsinformatik zu studieren.

Warum nun Medizin?
Ich habe festgestellt, dass ich einfach nicht den Antrieb dazu habe, den Rest meiner beruflichen Karriere vor einem Bildschirm zu verbringen (platt ausgedrückt). Der Wunsch, Menschen zu helfen (so simpel das nun auch klingt), ist kurz vor Ende meines WI-Studiums immer stärker geworden. Gepaart mit den Erfahrungen vom Rettungsdienst habe ich das Gefühl, dass eine Tätigkeit als Mediziner das ist, was ich aus mir und meiner beruflichen Laufbahn machen möchte.

Hemmnisse an sich gibt es jedoch genügend. Ich weiß nicht wirklich, wie ich das Studium finanzieren soll. BaföG würde ich aufgrund meines WI-Studiums nicht mehr bekommen (habe schon nachgefragt). Meine Eltern können auch nicht wirklich viel Geld dazu beisteuern. Übrig bleiben also das Arbeiten neben dem Studium und ein Privatkredit. Dies könnte jedoch dazu führen, dass ich nach Abschluss des Med-Studiums ca. 20.000 - 30.000 € Schulden haben würde. Und bis diese getilgt wären, würde einige Zeit ins Land ziehen...
Hinzu kommt dann noch das Alter. Wenn alles gut läuft, wäre ich mit ca. 32 Jahren fertig mit dem Studium. Facharzt wäre ich dann frühestens mit ca. 37 Jahren.

Meine Fragen an sich:

Gibt es hier Leute, die sich in einer ähnlichen Situation befunden haben?
Habt ihr dennoch mit dem Studium angefangen?
Wie habt ihr es finanziert?
Wie sieht es hinterher (vorallem aufgrund des Alters) auf dem Arbeitsmarkt aus? Wird man eher benachteiligt?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Gruß,
Joe

Ulle
09.10.2009, 14:26
Auch wenn meine Ausgangssituation in mancher Hinsicht eine andere ist:

Ich habe auch mit 26 Jahren das Studium aufgenommen, arbeite bzw. studiere nebenher und sehe meiner Zukunft sehr positiv entgegen, gerade weil ich zwei Studiengänge sinnvoll verbinde. Und das sollte doch auch bei Medizin und Informatik möglich sein?

joe123
09.10.2009, 14:36
Auch wenn meine Ausgangssituation in mancher Hinsicht eine andere ist:

Ich habe auch mit 26 Jahren das Studium aufgenommen, arbeite bzw. studiere nebenher und sehe meiner Zukunft sehr positiv entgegen, gerade weil ich zwei Studiengänge sinnvoll verbinde. Und das sollte doch auch bei Medizin und Informatik möglich sein?

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich mein WI-Studium und das Med-Studium miteinander sinnvoll verbinden könnte. Was hast du denn zuvor studiert?
Darf ich fragen, inwieweit du mit dem Geld, das du verdienst, zurechtkommst?
Ich würde schätzen, dass ich max. einen 400 €-Job annehmen könnte. Aber selbst wenn man die Ausgaben gering hält, benötig man im Monat wohl ca. 800 €. Dies würde bedeuten, dass man jeden Monat 400 € Miese macht. Das sind nicht gerade tolle Aussichten...

Relaxometrie
09.10.2009, 15:14
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich mein WI-Studium und das Med-Studium miteinander sinnvoll verbinden könnte.
Diese Aussage macht Dich sympathisch.
Wieviel hast Du schon im Krankenhaus gearbeitet oder im Rahmen Deines Zivildienstes mitbekommen?
Man hat doch bei der täglichen Arbeit das Gefühl, daß einem durch die von der Krankenhausverwaltung vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kaum noch Handlungsspielraum bleibt. Vor lauter Personalmangel und Vorschriften agiert man irgendwie und managt das Chaos.
Schnittpunkte zwischen Wirtschaft und Medizin gibt es viele, da findest Du bestimmt eine Beschäftigungsmöglichkeit. Es wird einem als Arzt ja auch immer häufiger empfohlen, wirtschaftswissenschaftliche Zusatzqualifikationen zu erwerben. Mit Deiner Kombination würdest Du also goldrichtig liegen.

Ich selbst finde alles, was mit "Wirtschaft" zu tun hat, hochuninteressant und möchte mich eigentlich auf das Medizinische beschränken. Leider hat man immer häufiger das Gefühl, daß das nicht mehr ausreicht. Komisch, daß Managern und Wirtschaftwissenschaftlern nicht nahegelegt wird, ein medizinisches Aufbaustudium zu absolvieren, wenn sie erfolgreich sein wollen.

joe123
09.10.2009, 18:28
Diese Aussage macht Dich sympathisch.
Wieviel hast Du schon im Krankenhaus gearbeitet oder im Rahmen Deines Zivildienstes mitbekommen?
Man hat doch bei der täglichen Arbeit das Gefühl, daß einem durch die von der Krankenhausverwaltung vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kaum noch Handlungsspielraum bleibt. Vor lauter Personalmangel und Vorschriften agiert man irgendwie und managt das Chaos.
Schnittpunkte zwischen Wirtschaft und Medizin gibt es viele, da findest Du bestimmt eine Beschäftigungsmöglichkeit. Es wird einem als Arzt ja auch immer häufiger empfohlen, wirtschaftswissenschaftliche Zusatzqualifikationen zu erwerben. Mit Deiner Kombination würdest Du also goldrichtig liegen.


Mir ging es eher darum, wie ich mein WI-Studium sinnvoll während des Med-Studiums einbringen könnte. Ich müsste ja erstmal das Med-Studium erfolgreich hinter mich bringen, bevor ich beide Disziplinen miteinander verbinden könnte ;-)

Solara
09.10.2009, 20:27
Beim Alter sehe ich keinerlei Probleme.

Die Finanzierbarkeit: es würde nicht wirklich schaden, wenn du etwas auf der hohen Kante hättest und deinen Lebensstil dem eines jungen Studenten anpasst *g* .
Zum Nebenjob: Bietet sich denn in deiner jetzigen Firma nicht die Möglichkeit, da nebenher (besserbezahlt) weiterzuarbeiten/freier Mitarbeiter etc.?

Bensona!
09.10.2009, 21:13
Alter überhaupt kein Problem.
Geld: Bei Deiner Kombination würde ich mir notfalls ruhigen Geiwssens einen Studienkredit nehmen.

Geld verdienen wirst du noch genug, sicher auch ganz gut mit solchen goldrichtigen Kombinationen. Lieber auf das Studium konzentrieren und das Leben geniessen

zweitstudent
09.10.2009, 21:50
Meine Situation ist eine ähnliche, auch wenn ich mit 30 schon ein bisschen älter bin. Habe VWL studiert und auch in VWL promoviert und jetzt gehts in ein paar Tagen mit dem Medizinstudium los. Obs die richtige Entschiedung war, weiß ich natürlich noch nicht, aber ich bin mir der Sache eigentlich recht sicher. Meine Motivation jetzt nochmal von vorne anzufangen, deckt sich ziemlich stark mit Deiner. Finanziell habe ich allerdings den Vorteil einiges auf der hohen Kante und dazu die Möglichkeit zu haben weiter (natürlich gegen Bezahlung) an der Uni zu lehren. Wüsste nicht, ob ich den Schritt ohne diese Voraussetzungen gewagt hätte.

Nilani
09.10.2009, 22:05
Eigentlich gabs die Frage schon ziemlich häufig. Ich habs auch schon oft genug geschrieben. Ich hab mit 31 angefangen nach 2 Ausbildungen, jobben und nem 1. Studienversuch. Werde (dank Problemen in BC) mit 37 das Studium beendet haben und sehe da überhaupt keine Probleme. Muss ja eh bis 67 arbeiten, also krieg ich 30 Jahre zusammen (hoffe ich :-oopss, wobei ich ja schon das eine oder andere Jahr angesammelt hab).

Ich hab vorher was angespart, dazu musste ich halt jobben. Hab auch jetzt weiterhin 2 Nebenjobs und bekomme nach gerade bestandenem Physikum jetzt nen Studienkredit (krieg man auch nicht mehr ab 30, aber hab halt ne Bank gefunden, die ihn mir mit Physikum gibt). Studiere aber halt auch in ner Stadt, wo es keine Studiengebühren gibt und die Lebenserhaltungskosten moderat sind. Trotzdem wirst du Abstriche machen müssen. Ich hatte manchen Monat so ca. 70 € zum Leben und hab daher jetzt auch kein Problem damit, um die 40.000 € Schulden zu machen. Ist mir lieber, als weiter am Hungertuch zu nagen und ne eigene Praxis mit Neuverschuldung hab ich eh nicht geplant.

Bin in unserem Semester übrigens längst nicht die älteste, gibt auch welche, die mit Ende 30/Anfang 40 nochmal anfangen (wär mir persönlich dann allerdings auch etwas zu spät)

tortet
10.10.2009, 23:39
Bin in unserem Semester übrigens längst nicht die älteste, gibt auch welche, die mit Ende 30/Anfang 40 nochmal anfangen (wär mir persönlich dann allerdings auch etwas zu spät)

Es ist nie zu spät :-blush:-blush:-blush

Ich habe angespart und arbeite nebenbei. Würde jederzeit wieder dieselbe Entscheidung treffen. Mach es ---- wenn Dir während des Studiums Zweifel kommen, kannst Du immer noch in Deinem alten Job weiterarbeiten.

berko
11.10.2009, 10:29
Wenn man als Werksstudent nebenbei arbeitet verdient man im Schnitt ca. 10 Euro die Std. das sollte reichen wenn man Bescheiden lebt. Für mein Studium hat es locker gereicht und reisen, feiern usw. war auch immer dabei.

Wenn du nun zweimal im Jahr verreisen willst (Florida und Bali z.B.) könnte es knapp werden mit der Kohle. Ich hab auch zwei Abschlüsse und bin über 30. Mein zweiter Abschluss ist auch Wirtschaftsinformatik und gerade da gibt es doch Jobs in Hülle und Fülle. Von daher sollte es doch gerade in der Hinsicht nahezu keine Probleme geben.

Ich überlege auch die ganze Zeit ob ich mit 35 oder 36 noch einmal anfange Medizin zu studieren. Wer soll mir das schon ausreden wenn ich das machen will. Wenn hier einer schreibt "überleg´s dir lieber noch einmal", "du bist schon so alt" kann es dir im Prinzip egal sein. Mach es einfach. Ich kenne genügend Leute die mit 35 oder 40 noch einmal die Schulbank für die nächsten 5 Jahre drücken müssen. Was soll's also. Und als Arzt wirst du immer einen Job finden. Wenn dich in Deutschland niemand will weil du nicht mehr in die Gesellschaftsnorm passt (von wegen zu alt usw.) dann gehst du halt in ein anderes Land welches dich mit Kusshand aufnimmt und das Alter sinngemäß eine Nullrolle spielt.

Ein Mediziner den ich kenne hat sich auch verschuldet mit ca. 50000 Euro und hat ausserhalb von Deutschland nen Job bekommen. Der ist zzt. 35 und im war das zu doof wegen der Fragerei nach dem Alter da hat der gleich nen Job im Ausland gefunden. Wenn es in Deutschland wegen dem Alter zu viele Naserümpfer gibt geht man halt ins Ausland. Im Nachhinein darf Deutschland aber nicht heulen das Ärztemangel herrscht. Zudem, wenn jemand mit 35 bis 40 nicht mehr als geeignet angesehen wird arbeiten zu können ist irgendetwas krank im System. Aber das ist einer andere Story.

By the way heute gelesen. An Jobs dürfte es in Zukunft also nicht mangeln:

http://www.morgenpost.de/politik/article1187994/Nicht-einmal-Geld-lockt-junge-Aerzte-in-den-Osten.html

joe123
11.10.2009, 16:09
Hallo,

soweit ich das sehe, scheint es doch zu klappen.
Sei es sowohl in finanzieller Hinsicht als auch bzgl. des Alters.
Danke für eure positiven Beiträge :-)

Zweitstudium
26.10.2009, 10:44
Es wird einem als Arzt ja auch immer häufiger empfohlen, wirtschaftswissenschaftliche Zusatzqualifikationen zu erwerben. Mit Deiner Kombination würdest Du also goldrichtig liegen.

Komisch, daß Managern und Wirtschaftwissenschaftlern nicht nahegelegt wird, ein medizinisches Aufbaustudium zu absolvieren, wenn sie erfolgreich sein wollen.

Hallo zusammen,

ich habe auch WiWi studiert. Danach habe ich 4 Jahre als Gesundheitsökonomin in diversen Projekten gearbeitet. Ich fand es damals schon einseitig. Bei jeder med. Frage musste ich mich an einen Kollegen wenden. Jedes Mal dachte ich, wenn ich es selber könnte.
Mein Problem ist momentan, dass ich seit 5 Jahren aus familiären Gründen zu Hause bin und mittlerweiler 39 Jahre alt.
Medizin hat mich immer faziniert.
Ich möchte so gerne beide Themen miteinander kombinieren. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie ich meine Begründung am besten darstellen soll.
Und wo meine Chancen stehen.:-nix

Muriel
26.10.2009, 11:09
Siehst Du Dich denn später weiterhin in der Gesundheitsökonomie oder doch in der Klinik? Ich denke, dass das ja ein entscheidender Faktor ist.

Zweitstudium
26.10.2009, 11:56
Siehst Du Dich denn später weiterhin in der Gesundheitsökonomie oder doch in der Klinik? Ich denke, dass das ja ein entscheidender Faktor ist.

ich stelle mir zur Zeit eine Mischung aus Gesundheitsökonomie und Evidenzbasierte Medizin vor, eher Projektarbeiten als Patientenversorgung (es ist zwar sehr interessant, aber noch weitere 5-6 Jahre Facharztbildung??). In den Projekten waren interessanter Weise überwiegend Mediziener (keine Fachärzte). Als sie dann anfingen sich untereinander zu unterhalten, naja....
Ich habe medizinische Behandlungsmethoden bewertet (Kosten-Effektivitäts-Analyse). Man muss erst wissen, worum es geht. D.h. sich über die einzelnen Methoden schlau machen. Das war das beste an der ganze Sache. Ich will es gar nicht idealisieren. Ich stellte nur fest, dass ich nicht nur Kosten berechnen muss.

Muriel
26.10.2009, 12:19
Aber da hast Du doch schon Deine Begründung :-) Ich kenne mich zugegebenermaßen nicht wirklich mit der Zweitstudienbewerbung aus, aber für mich klingt das sehr plausibel. Versuch es doch über diese Schiene.

bremer
26.10.2009, 17:18
Die Begründung wird nur dann akzeptiert, falls du darlegen kannst, dass sich deine berufliche Situation durch das Medizinstudium erheblich verbessert oder eine sinnvolle Ergänzung darstellt.

Möglicherweise brauchst du aber auch gar keine Begründung, falls du eine sehr gute Abschlussnote + Dienst vorweisen kannst.

Zweitstudium
26.10.2009, 18:53
Ich denke schon, dass ich eine Begründung abgeben muss.
Meine jetztige Situation:
- WiWi Studium mit Abschlußsnote ´gut´
- Über 4 Jahre Forschungsarbeit mit Veröffentlichungen und Lehre (im Bereich Medizin)
- Auszeit (leider 5 Jahre) aus familiären Gründen, die meine Wiedereingliederung sehr erschweren.

Wissenschaftliche Gründe zu nennen, wäre vielleicht weit hergeholt, weil ich zur Zeit keinen Kontakt mit der Uni habe. Ich habe vor, mich bei ZVS zu erkundigen, welche Gründe auf mich am besten zu treffen.

Jede Anregung eurerseits nehme ich gerne entgegen.

Ulle
01.11.2009, 21:59
@ Threadersteller:

Ich würde nicht die Wirtschafts-, sondern die Informatikkomponente Deines Erststudiums in den Mittelpunkt stellen. Damit solltest Du während des Studiums gut Geld verdienen können, da gerade an der Uni Informatiker oft Mangelware sind. Und da man relativ unabhängig proggen kann, hast Du flexible Arbeitszeiten - da ist durchaus mehr als ein 400€-Job drin, ich denke da eher an eine halbe Stelle wissenschaftlicher Mitarbeiter eventuell noch in Kombination mit einer Promotion in Informatik.

Und in Zukunft wird man Informatik und Medizin auch verbinden können, mittlerweile ist doch Medizinsoftware ein Riesenmarkt und ein "Berater" aus dem Stationsalltag, der auch was von Datenbanken versteht, könnte durchaus interessant für die Industrie sein bzw. als Ansprechpartner im Klinikum, was die IT zu leisten hat.

@Zweitstudium:
Für wissenschaftliche Gründe brauchst Du Gutachter (=Lehrstuhlinhaber) an der Uni (medizinische Fakultät), wenn Du da aus alten Zeiten Verbindungen hast, ist super, wenn nicht, seh ich eher schwarz.

epeline
11.11.2009, 23:53
so, hab jetzt nicht alles gelesen, aber die kernfrage ist wohl nach einem nebenjob im fertigen beruf während des studiums, hab ich das richtig interpretiert?

also
ein bekannter von mir hat nen bachelor in bwl und studiert jetzt im 4. semester
der macht als nebenjob die buchhaltung für arztpraxen in der umgebung des studienortes.
vielleicht wäre das ja eine idee