Ehemaliger User 20130505
11.10.2009, 06:44
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,653257,00.html
Dieser Hochstapler hatte einen Realschulabschluss und eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Danach hatte er als Wertpapierhändler gearbeitet, bis er beschlossen hat, Arzt zu werden. .
Mit einem gefälschten Abizeugnis hat er eine Zulassung zum Medizinstudium bekommen, dieses aber nicht abgeschlossen, sondern statt dessen die Approbationsurkunde und mehrere andere Urkunden gefälscht und damit an der Uni Erlangen eine WB-Stelle bekommen.
Ganze drei Minuten dauert nach seiner Erinnerung das Bewerbungsgespräch beim Leiter der chirurgischen Klinik, dann ist E. Assistenzarzt. Der Abteilungsleiter der Gefäßchirurgie [Anm. von Chris06: bei dem hat der Hochstapler an seiner "Diss" gearbeitet] hat ihn empfohlen - das reicht. Die Bewerbungsmappe guckt sich keiner an.
Dabei strotzen die Unterlagen nur so vor Fehlern: [...........]Sein Ex-Chef sieht das alles nicht so eng:
"Solche Menschen gibt es wirklich, die in dem Alter all dies geschafft haben - und das sind natürlich genau die, die wir haben wollen", sagt der Leiter der Chirurgischen Klinik, Werner Hohenberger, heute.
Er hatte das letzte Wort bei der Einstellung von E., lässt Kritik aber an sich abperlen: So etwas sei schon hundertfach geschehen und werde auch weiterhin passieren.
Wichtig sei, so Hohenberger, dass die Kontrollmechanismen der Klinik funktioniert hätten. "Es ist nichts passiert." E. habe bei Operationen die Haken gehalten, sicher habe er auch mal operiert - aber immer unter Aufsicht. "Für mich ist er ein krankhafter Hochstapler - aus, vorbei. Er ist hochgradig pathologisch und hat möglicherweise eine enorme kriminelle Energie."
Ab Januar 2007 durchläuft E. die zweijährige Grundausbildung in der Chirurgie. Wie alle anderen nimmt er an Visiten teil, ist für die Aufnahme von neuen Patienten zuständig und sammelt erste Erfahrungen im OP.
Das nötige Handwerkszeug lernt E. Man fange in der Chirurgie nach dem Studium bei Null an, so sei die Ausbildung auch aufgebaut, sagt er. Jedem einigermaßen Begabten könne man Chirurgie innerhalb von drei Jahren beibringen, sagt Hohenberger.
Auch das noch:
Im Dezember 2007 wird E. von den Ärzten in Erlangen sogar zu einem der Delegierten in der Bayerischen Landesärztekammer gewählt. Aber einigen Kollegen kam er doch unglaubwürdig vor:
Auch bei einem Notfallkurs in Berchtesgaden fällt E. auf - nicht nur wegen seines schwarzen BMW Coupés. Auch andere junge Ärzte kommen in Sportwagen und Ralph-Lauren-Hemden, aber E. stellt seine Fragen besonders laut und versucht, vor allem die Frauen im Kurs zu beeindrucken, wie ein Teilnehmer berichtet. Dieser wird hellhörig, als der fast gleichaltrige E. erzählt, er sei Gefäßchirurg. Auf der Website der Uniklinik Erlangen stellt er fest, dass E. erst Assistenzarzt ist. Ein Aufschneider, ein Großmaul, denkt er sich und geht der Sache nicht weiter nach. [.............]
Doch Doktor Münchhausen wird übermütig.
Er setzt einen von ihm angefertigten Stempel, der ihn als Gefäß-, Thorax- und Viszeralchirurg ausweist, unter seine Privatrezepte und erzählt Kollegen zufolge immer wildere Geschichten: Er betreue in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung ein Projekt in Afrika, sei Verantwortlicher bei einer Flugrettung und müsse eigentlich gar nicht arbeiten, weil sein Vater Millionär sei.
Einem wird das irgendwann zuviel: Im Februar 2008 zeigt jemand E. bei der bayerischen Ärztekammer an - anonym. Inzwischen ist er zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden und hat ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben, das nun vermarktet werden muss. Er will darin Missstände in unserem Gesundheitswesen anprangern, zu denen natürlich auch die niedrigen Gehälter gehören ;-), denn schließlich hat er als Wertpapierhändler doppelt so viel verdient wie im ersten Jahr als Assistenzarzt in der Chirurgie an einer Uniklinik:;-)
Aus Habgier habe er das nicht gemacht. Als Händler habe er früher knapp 3500 Euro netto verdient, als Assistent im ersten Jahr gerade mal 1800 Euro. "Geltungsbedürfnis werfe ich mir schon vor."1800 Euro netto: Das hieße, an der Uniklinik Erlangen läge das Grundgehalt unter dem TV-Ä für Unikliniken und Dienste würden gar nicht bezahlt (bzw. Assistenzärzte im ersten WBJ machten keine Dienste).
Da bräuchte man sich nicht zu wundern, wenn die dort einen solchen Bewerbermangel hätten, dass sie es sich nicht leisten könnten, die Unterlagen der Bewerber vor deren Einstellung auch zu lesen. :-))
Dieser Hochstapler hatte einen Realschulabschluss und eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Danach hatte er als Wertpapierhändler gearbeitet, bis er beschlossen hat, Arzt zu werden. .
Mit einem gefälschten Abizeugnis hat er eine Zulassung zum Medizinstudium bekommen, dieses aber nicht abgeschlossen, sondern statt dessen die Approbationsurkunde und mehrere andere Urkunden gefälscht und damit an der Uni Erlangen eine WB-Stelle bekommen.
Ganze drei Minuten dauert nach seiner Erinnerung das Bewerbungsgespräch beim Leiter der chirurgischen Klinik, dann ist E. Assistenzarzt. Der Abteilungsleiter der Gefäßchirurgie [Anm. von Chris06: bei dem hat der Hochstapler an seiner "Diss" gearbeitet] hat ihn empfohlen - das reicht. Die Bewerbungsmappe guckt sich keiner an.
Dabei strotzen die Unterlagen nur so vor Fehlern: [...........]Sein Ex-Chef sieht das alles nicht so eng:
"Solche Menschen gibt es wirklich, die in dem Alter all dies geschafft haben - und das sind natürlich genau die, die wir haben wollen", sagt der Leiter der Chirurgischen Klinik, Werner Hohenberger, heute.
Er hatte das letzte Wort bei der Einstellung von E., lässt Kritik aber an sich abperlen: So etwas sei schon hundertfach geschehen und werde auch weiterhin passieren.
Wichtig sei, so Hohenberger, dass die Kontrollmechanismen der Klinik funktioniert hätten. "Es ist nichts passiert." E. habe bei Operationen die Haken gehalten, sicher habe er auch mal operiert - aber immer unter Aufsicht. "Für mich ist er ein krankhafter Hochstapler - aus, vorbei. Er ist hochgradig pathologisch und hat möglicherweise eine enorme kriminelle Energie."
Ab Januar 2007 durchläuft E. die zweijährige Grundausbildung in der Chirurgie. Wie alle anderen nimmt er an Visiten teil, ist für die Aufnahme von neuen Patienten zuständig und sammelt erste Erfahrungen im OP.
Das nötige Handwerkszeug lernt E. Man fange in der Chirurgie nach dem Studium bei Null an, so sei die Ausbildung auch aufgebaut, sagt er. Jedem einigermaßen Begabten könne man Chirurgie innerhalb von drei Jahren beibringen, sagt Hohenberger.
Auch das noch:
Im Dezember 2007 wird E. von den Ärzten in Erlangen sogar zu einem der Delegierten in der Bayerischen Landesärztekammer gewählt. Aber einigen Kollegen kam er doch unglaubwürdig vor:
Auch bei einem Notfallkurs in Berchtesgaden fällt E. auf - nicht nur wegen seines schwarzen BMW Coupés. Auch andere junge Ärzte kommen in Sportwagen und Ralph-Lauren-Hemden, aber E. stellt seine Fragen besonders laut und versucht, vor allem die Frauen im Kurs zu beeindrucken, wie ein Teilnehmer berichtet. Dieser wird hellhörig, als der fast gleichaltrige E. erzählt, er sei Gefäßchirurg. Auf der Website der Uniklinik Erlangen stellt er fest, dass E. erst Assistenzarzt ist. Ein Aufschneider, ein Großmaul, denkt er sich und geht der Sache nicht weiter nach. [.............]
Doch Doktor Münchhausen wird übermütig.
Er setzt einen von ihm angefertigten Stempel, der ihn als Gefäß-, Thorax- und Viszeralchirurg ausweist, unter seine Privatrezepte und erzählt Kollegen zufolge immer wildere Geschichten: Er betreue in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung ein Projekt in Afrika, sei Verantwortlicher bei einer Flugrettung und müsse eigentlich gar nicht arbeiten, weil sein Vater Millionär sei.
Einem wird das irgendwann zuviel: Im Februar 2008 zeigt jemand E. bei der bayerischen Ärztekammer an - anonym. Inzwischen ist er zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden und hat ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben, das nun vermarktet werden muss. Er will darin Missstände in unserem Gesundheitswesen anprangern, zu denen natürlich auch die niedrigen Gehälter gehören ;-), denn schließlich hat er als Wertpapierhändler doppelt so viel verdient wie im ersten Jahr als Assistenzarzt in der Chirurgie an einer Uniklinik:;-)
Aus Habgier habe er das nicht gemacht. Als Händler habe er früher knapp 3500 Euro netto verdient, als Assistent im ersten Jahr gerade mal 1800 Euro. "Geltungsbedürfnis werfe ich mir schon vor."1800 Euro netto: Das hieße, an der Uniklinik Erlangen läge das Grundgehalt unter dem TV-Ä für Unikliniken und Dienste würden gar nicht bezahlt (bzw. Assistenzärzte im ersten WBJ machten keine Dienste).
Da bräuchte man sich nicht zu wundern, wenn die dort einen solchen Bewerbermangel hätten, dass sie es sich nicht leisten könnten, die Unterlagen der Bewerber vor deren Einstellung auch zu lesen. :-))