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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Definition Q-Zacke



DerMoment1608
11.10.2009, 20:06
Ich habe gerade ein Problem mit der Bezeichnung der Zacken im QRS-Komplex.

Laut Definition heißt es ja:

Q: der erste negative Ausschlag
R: der erste positive Ausschlag
S: der negative Ausschlag nach der R-Zacke

Wenn ich nun dieses EKG betrachte:
http://dermoment1608.de.funpic.de/ekg.jpg

1. Habe ich dann nur in V1 und V2 eine Q-Zacke?
2. Gibt es in V1 und V2 dann gar keine R- und S-Zacke?
3. Ist das in V3 eine S-Zacke, weil noch eine Zacke nach oben (R) davor ist?
4. Kann es folglich sein, dass eine Zacke nach unten an gleicher Stelle in den verschiedenen Ableitungen einmal ein Q und einmal ein S ist, je nachdem, was ob noch eine Zacke nach oben davor kommt oder nicht?
5. Ist die Q-Zacke beim Myocard nur eine Folge des R-Verlustes? (Also: R ist noch da --> Bezeichnung S-Zacke; R verschwindet, dadurch ist die ursprüngliche S-Zacke jetzt der erste negative Ausschlag und damit die Q-Zacke)

John Silver
11.10.2009, 20:31
1+2. Nein, in V1 und V2 gibt es keine Q-Zacke. Was es da gibt, ist ein sog. "R-Verlust", welcher in einem sog. "QS-Komplex" resultiert, typischerweise als Zeichen einer Narbe nach einem Infarkt.

3. Ja, das ist eine S-Zacke.

4. Nein, diese Denkweise ist falsch. In bestimmten Ableitungen, insbesondere AVR, ist die Q-Zacke physiologisch, bzw. ableitungstechnisch bedingt. Schau Dir doch einfach mal den Cabrera-Kreis an und lies die Erläuterung.

5. Auch nicht. Eine Q-Zacke ist eine ganz explizite Zacke, die vor dem R auftaucht. Wenn es zu einem R-Verlust kommt, nennt man das Ganze QS-Komplex, s. 1+2.

SarahT.
11.10.2009, 22:53
Q-Zacken sieht man im (gesunden) EKG häufig gar nicht.

DerMoment1608
12.10.2009, 00:55
Ich hätte noch dazu sagen sollen, dass sich meine Fragen auf das Infarkt-EKG beziehen und nicht auf physiologische Q-Zacken im "normalen" EKG.


4. Ich meinte das eher so, wie in diesem EKG, das ich gerade entdeckt habe, und das meine Frage wohl beantwortet:

http://dermoment1608.de.funpic.de/ekgqzacke.jpg

Die "erste Zacke nach unten" beginnt in allen Brustwandableitungen nach 0,08s. In V1 ist sie aber ein S, in V2+V3 ein QS und in V4-V6 ein Q.

5. Entspricht dann der QS-Komplex der S-Zacke, die "ihre zugehörige R-Zacke" durch R-Verlust verloren hat? Wenn man sich den Verlauf von V3 anschaut, sieht es ja so aus:

http://dermoment1608.de.funpic.de/ekginfarktverlauf.jpg


*****

6. Wo sind dann die unter dem EKG angegebenen Q-Zacken?

netfinder
12.10.2009, 01:32
also muesste ich dieses EKG befunden, wuerde ich mal so grob sagen, dass wir in I, II, aVF eine Q-Zacke haben; jedoch zumindest in aVF und II kein pathologisches Q nach den Pardee-Kriterien.
in V1-V3/V4, schwer zu beurteilende ST-Hebung in V2, V3, V4; terminal negatives T in I, II, aVF, V3-V6;
alles in allem wahrscheinlich ein abgelaufener Vorderwandinfarkt.


zu 5.: typisches InfarktEKG; das was du da hast, waere zumindest in V3 ein rSR-Komplex und mit der heftigen ST-Hebung absolut typischer Verlauf.
zu 6.: s.o.

hoffe, das stimmt in etwa so.

John Silver
12.10.2009, 20:33
zu 4. In dem neuen EKG ist die erste negative Zacke in der Tat ein S; in V2 und V3 gibt es aber kein QS, da eine kleine R-Zacke abgrenzbar ist. Hier handelt es sich um waschechte Q-Zacken, und was für welche. Das war mal ein fetter Infarkt.

zu 5. Richtig, hier wird aus einem einermaßen normalen QRS-Komplex in Verlauf ein QS-Komplex, und zwar infolge eines Infarkts. Das ist im Grunde recht einfach zu verstehen, wenn man sich vergegenwärtigt, was die R- und S-Zacken eigentlich sind, nämlich Erregungspotentiale der jeweils rechten bzw. linken Herzkammer. In den V-Ableitungen erzeugt die Erregung der rechten Herzkammer die S-Zacke, und die Erregung der linken Kammer die R-Zacke. Die Amplitude wird ganz wesentlich von der Anzahl erregter Zellen bestimmt. Deshalb kommt es nach einem Infarkt der Wand der linken Kammer oft zu einem R-Verlust - Zellen sterben ab, und die Amlitude wird geringer; ist der Verlust der Zellmasse groß genug, verschwindet die R-Zacke gänzlich.

Auf welches EKG bezieht sich Frage 6?

Grundsätzlich sind Q-Zacken nicht obligatorisch. Sie sind lediglich der "Fingerabdruck" einer im Zick-Zack verlaufenden Kammererregung. Sind die Q-Zacken klein (weniger als 25% der R-Zacken-Amplitude), handelt es sich sehr wahrscheinlich bloß um harmlose Normvarianten, ähnlich einem inkompletten Rechtsschenkelblock. Sind die Q-Zacken groß, handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen "neu angelegten" Zick-Zack-Kurs der Kammererregung nach einem Infarkt (oder OP o.ä.) und dadurch bedingtem Untergang erregbarer Herzmuskelzellen. Die Erregung läuft dann um die Narbe herum, und man sieht eine Q-Zacke.

John Silver
12.10.2009, 20:44
also muesste ich dieses EKG befunden, wuerde ich mal so grob sagen, dass wir in I, II, aVF eine Q-Zacke haben; jedoch zumindest in aVF und II kein pathologisches Q nach den Pardee-Kriterien.
in V1-V3/V4, schwer zu beurteilende ST-Hebung in V2, V3, V4; terminal negatives T in I, II, aVF, V3-V6;
alles in allem wahrscheinlich ein abgelaufener Vorderwandinfarkt.

Ich bin jetzt kein großer EKG-Experte, aber ich meine, daß Du in das Ausgangs-EKG viel hineininterpretierst. In I, II und aVF gibt es Q-Zacken, die aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht pathologisch sind. Die ST-Hebung in den V-Ableitungen geschieht aus der S-Zacke heraus und ist sehr wahrscheinlich ebenfalls eine harmlose Normvariante. Die T-Welle ist in II und aVL terminal negativ, jedoch keineswegs in I und aVF; in V3-V6 ist das T präterminal negativ; alles in allem wahrscheinlich Zeichen einer KHK, aber ich sehe nicht, wie man aus diesem EKG einen abgelaufenen Infarkt ableitet.


zu 5.: typisches InfarktEKG; das was du da hast, waere zumindest in V3 ein rSR-Komplex und mit der heftigen ST-Hebung absolut typischer Verlauf.

Typisches Infarkt-EKG? Man kann in V2 und V3 mit etwas Phantasie eine ST-Hebung erkennen; wenn dieses EKG aber für etwas typisch ist, dann für einen abgelaufenen Infarkt, doch für einen akuten? Hmm... Ein rSR sehe ich auch nicht, ehrlich gesagt.