PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Würdet Ihr diese Dr. Arbeit abbrechen?



Notax
17.10.2009, 17:39
Hallo,

das Thema kam zwar so ähnlich schon einmal, aber ich würde doch gerne Eure Meinung hören.

Nach langem Suchen (ich wollte ja vorsichtig sein!!!) habe ich mit einer Diss. in der angefangen, soll eine Art. Querschnittstudie werden. Am Anfang - unerfahren wie ich bin - habe ich noch gedacht, dass das eine gut machbare Sache sei. Mit der Aussage hatte ich mich ja auch schlieslich ködern lassen...

Beim ersten Gespräch waren zwar schon ein paar Sachen, die mir ein wenig negativ auffielen (siehe Untern), das habe ich jedoch schnell verdrängt :-wand, anstatt es anzusprechen, weil mich der Themenbereich interessiert hatte (interessiert mich eigentlich immer noch..), der Betreuer einen netten Eindruck machte und weil ich es langsam ein wenig eilig habe (8. Semester).

Nachdem ich jetzt mitten in der Literaturreche stecke, und mich ins Gebiet eingelesen habe, und langsam mehr Ahnung habe, bekomme mehr Zweifel daran, dass "das Ding" überhaupt sinnvoll zu bearbeiten ist, jedenfalls im Rahmen meiner Möglichkeiten....

Was mich stört ist folgendes:

- der Betreuer ist sehr schwer zu erreichen, Termine gehn nur über die Sekretärin und dass immer 2 Wochen in Vorraus
- Es ist immer noch nicht klar, was genau untersucht werden soll, sprich, es gibt bislang keine klar definierte Fragestellung
- in dem Gebiet gibt es etliche Paper, die alle genau in die andere Richtung gehen, wie es der Dr. Vater es gerne hätte
- es gibt immer noch keinen Ethikantrag, obwohl vorgesehen ist, dass die Probanden "invasiv" untersucht werden sollen
- es ist auch nicht klar, wie viele Probanden gebraucht werden
- ich frage mich schon jetzt, ob diese Tests überhaupt miteinander vergleichbar sein sollen
- ich habe die Probleme angesprochen, aber irgenwie verläuft alles sim Sand...

Langsam zweifle ich wirklich an mir selber, vielleicht erwarte ich auch einfach zuviel... ist es üblich, dass die Promovenden die Fragestellung selber erarbeiten???? Mein Betreuer ist vielseitig beschäftigt, ich fühle mich eher lästig als irgendwie Sinnvoll beschäftigt.

Ich habe jetzt 5 Monate investiert, und ich finde es schade um die Zeit, aber es währe doch immer noch Zeit genug um abzuspringen, oder was meint Ihr?

Es soll ja angeblich wirklich gut machbare Themen geben.... langsam glaube ich es halt nicht mehr (habe schon so viel schlechtes von anderen Doktoranden gehört)...

umr
17.10.2009, 20:47
Gibt es andere Doktoranden bei Deinem Betreuer? Frag die doch mal. Gibt es keine? Kein gutes Zeichen...
Ansonsten ist es schwer zu sagen, so aus der Entfernung... Hört sich auf jeden Fall nicht sooo toll an. Betreuer schlecht erreichbar, Thema steht nicht bzw. Fragestellung nicht im Einklang mit gängiger Literatur, kein grünes Licht von der Ethikkommission, invasives Verfahren (wie viele Patienten sagen dazu wohl ja?, Anzahl Probanden steht nicht fest) - das sind alles Dinge, bei denen die rote Warnleuchte blinken sollte...
Letztlich mußt Du selbst entscheiden, ob das noch sinnvoll ist, weiter zu machen. Ich persönlich würde hier wohl eher aussteigen und schnell was Neues suchen.

Wünsch Dir, daß Du die richtige Entscheidung für Dich treffen kannst.

Fino
18.10.2009, 00:19
Das klingt ja leider nicht so gut. Wenn der Betreuer schlecht zu erreichen ist, die Fragestellung nicht steht und der Trend in dem Bereich im Gegensatz zum Ansatz Deines Doktorvaters geht, waere ich seeehr vorsichtig. Ich verstehe zwar, dass Du unter Zeitdruck stehst, aber man koennte ja genau deswegen auch argumentieren, dass Du einen Betreuer brauchst, den Du gut erreichen kannst und eine Fragestellung, die steht.
Waere schnelles Abspringen und die Aufnahme einer DA in einem theoretischen Fach (z.B. Radiologie, Pharma, Medizingeschi) nicht eine bessere Option?

Die Niere
18.10.2009, 08:50
Wenn du bereits 5 Monate Arbeit investiert hast, nicht einmal der Ethikantrag geschrieben, die Fragestellung definiert oder die Anzahl der Probanden errechnet ist, gibt es nur eine Empfehlung...und die fällt klar aus: Geh so schnell du kannst und such dir etwas anderes. Das scheint nicht innerhalb der nächsten 2 Jahre zu schaffen zu sein, wenn sich dein Doktorvater in einem halben Jahr nicht gross bewegt.

gruesse, die niere

Notax
18.10.2009, 12:29
Ja, mein Gefühl sagt mir mitlerweile auch ganz stark, dass es leider, leider so aussieht, als wäre das so „einfach“ nicht zu machen - jedenfalls nicht nebenbei und innerhalb von 4 Semestern... jetzt habe ich sowie so nur noch drei Semester Zeit bis zum PJ...

Den Ethikantrag brauchen wir übrigens für Röntgen/CT (und für sowas braucht man den doch SICHER, nicht wahr?)...
Das andere Problem ist, dass das Röntgen/CT, und die Leute die dort arbeiten auch nicht beleibig verfügbar sind, und gratis wird es auch nicht sein.... über Finanzierung haben wir bislang ja noch überhaupt nicht gesprochen....

@Fino

Ich verstehe zwar, dass Du unter Zeitdruck stehst, aber man koennte ja genau deswegen auch argumentieren, dass Du einen Betreuer brauchst, den Du gut erreichen kannst und eine Fragestellung, die steht.

Mir wird ganz schlecht, wenn ich das nochmal lese, ... genau das ist mein Gedanke!!!

Demnächst habe ich wieder einen Termin, und da werde ich ein letztes Mal versuchen, dass ich nun endlich Verbindlichkeiten und klare Aufträge bekomme – große Hoffnung habe ich ja nicht mehr...

DrQuin
06.11.2009, 11:12
Hallo Notax,

ich weiß zwar nicht, ob du dich schon entschieden hast. Aber eins sage ich dir: Wenn der Betreuer keine Zeit für dich, deine Diss und die Studie selbst hat, dann dreh dich um und geht. Ich sage aus eigener Erfahrung. Ich wollte das Thema und habe viel Zeit investiert. Das hat genau an diesem Punkt gescheitert.
Ich finde bei so einem intensiven Studium sollte eine Diss keine Last werden. Du fragst dich dann später: Hat sich die ganze Aufregung überhaupt gelohnt?

Notax
06.11.2009, 20:39
Hi Dr. Qinn,

vielen Dank dass Du fragst :-), hat mich wirklich sehr gefreut!!!!!

Wie ich mich entschieden habe? Ich breche ab!!! Ich wollte dem Betreuer dass halt nicht via Email mitteilen, dewegen habe ich wieder mit seiner Sekretärin einen Termin ausgemacht.... nach 5 Wochen Wartezeit (wegen Kongress, und, und und...) habe ich für nächten Mittwoch einen Termin - meinen letzten hoffentlich.


Du hast vollkommen recht, mir ist jetzt klar geworden, dass das Ding nur scheitern kann. Schade ist halt, dass ich mittlerweile fast 7 Monate dafür verbraten habe.

Mittlerweile bin ich wieder auf der Suche, und langsam bin ich frustrierter denn je, was ich leider schon nicht mehr verstecken kann. Mittlerweile frage ich schon beim Vorstellungsgespräch direkt und unverblümt, was ich früher niemals gewagt hätte.
Dass man für seine 2 Buchstaben was leisten muss, ist mir schon klar, aber mittlerweile hat sich meine Einsatzfreude sehr eingeschränkt, sodass ich einfach nur noch was statistisches machen möchte, so nach dem Motto, je schneller desto besser. Ich habe keine Zeit mehr zu verschenken.

DrQuin
06.11.2009, 22:52
Verdammt!!
Versuch es bei den "Nicht-Klinischen" Bereichen an deiner Uni.
Die haben mehr theoretischen Themen, zwar nicht so spannend, aber du weiß dann, woran du bist.

Bloß nicht aufgeben
Viel Erfolg

Notax
18.11.2009, 18:32
@ Dr.Quinn

Haaa.... ich habe jetzt was Statistisches aufgetan, bis jetzt schauts gut aus. Der Betreuer wirkt zuverlässig und er ist erreichbar... die Tabelle, die er möchte habe ich kapiert, und ich habe jetzt mal an einem Vormittag 10 Akten durchgesucht nach bestimmten Items, die in eine Tabelle rein sollten... insgesammt sollen es zwar 350 Akten sein, aber ok, das kann man immerhin noch abzählen und ich kann mir da was darunter vorstellen.

Wirklich eine LAAAANNNNGGGGWWWEEEIIILLLIGGGEEE und stupide Arbeit, aber ich freue mich so darüber, dass kann sich keiner Vorstellen. Auf mich wirkt das stupide sogar extrem entspannend, habe gerade ein extrem stressiges Semester, mit viel hin und her.

Arbeit => sichtbares Ergebnis geleisteter Arbeit... WOW....

Sabbel
18.11.2009, 18:44
Der Ethikkommission muss man übrigens die Finanzierung offen legen - das wurde weiter oben geschrieben, das ungeklärt, wie finanziert. Sobald diese involviert, erledigt sich der Part von selbst. Und mein Ethikantrag hat 10 Monate gebraucht bis das Proktoll so war, wie die wollten...

@Notax: Ich habe genau das gemacht, was du abgebrochen hast. Die Studie selbst erstellt, die Ethikkommission involviert, die Patientenauswahl, die Auswertung.... einfach alles.
Die Frage ist, WARUM du deine Dr Arbeit machst? Für den Titel oder weil du eine wissenschaftliche Uni Karriere anstrebst.
Ich hab eine 3,5 jährige klinische, prospektive Studie gemacht und Fazit ist, dass diese schon auf Resonsanz trifft, aber OB es das ALLES wert war...
Sicher, ich hab ne geile Arbeit und bla... aber der persönliche (zwischenmenschliche) Stress, der teilweise echt mit Anstrengungen verbunden war...Ich kann das nicht 100% bejahen.

Eines habe ich schon gelernt bei meiner Mega-Diss. Die Wissenschaft kann nicht das einzige im Leben sein. Klingt banal, aber für viele (gerade an den Unis) ist es genau und NUR so.:-)

blubb
18.11.2009, 18:49
@ Notax: Wieviele Parameter hast du pro Patient? Zum Vergleich :-)

DrQuin
19.11.2009, 10:43
@Notax

ich freue mich sehr für dich. Es hört sich doch gut an.
jetzt bin ich neugierig: Sind es Patientenakten? Wo kriegst du sie her?
Weiter so, nachdem du die zwei Buchstaben vor deinem Namen hast, denkst du kaum mehr daran (ich habe es bei meinem Bruder gesehen).:-)

Notax
21.11.2009, 09:33
Sabbel:


Eines habe ich schon gelernt bei meiner Mega-Diss. Die Wissenschaft kann nicht das einzige im Leben sein. Klingt banal, aber für viele (gerade an den Unis) ist es genau und NUR so.
blubb@ Notax: Wieviele Parameter hast du pro Patient? Zum Vergleich
Ja, bei mir währe es wohl auch so ein Riesending geworden.... das Thema würde mich heute noch interessieren, es wäre vielleicht auch machbar gewesen, aber ohne die Hilfe vom Betreuer - no Way....
Mein Problem ist, dass ich einfach nicht mehr viel Zeit habe bis zum PJ, UND jawohl - ich will auch noch ein "normales LEBEN" haben, und das ist ohnehin schon schwierig genug. Wissenschaft ok, Leute die nur dafür Leben muss es auch geben, wird es auch immer geben, und das ist auch gut so. Wird aber sicherlich nicht mein Club sein, in dem ich "spiele".

@ blubb

blubb@ Notax: Wieviele Parameter hast du pro Patient? Zum Vergleich

Weiss ich noch nicht genau, lass ich Dich wissen sobald ich das weiss...

@ Dr. Quinn

ich freue mich sehr für dich. Es hört sich doch gut an.
jetzt bin ich neugierig: Sind es Patientenakten? Wo kriegst du sie her?

Ja, es sind Patientenakten.... die Infos wer passen könnte (OP oder Diagnose XY) findet man im Intranet in der Datenbank, die Akten muss ich vom Archiv anfordern.