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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin bei der Bundeswehr



Miniwini
17.10.2009, 20:03
Hallo =)

Also was haltet ihr vom Medizinstudieren bei der Bundeswehr?

Ich denke grad ein wenig darüber nach. Finde das eigentlich garnicht so schlecht. Ich liebe Sport. Das Finanzielle darf man natürlich auch nicht vergessen ;). Und ich bin mir auch bewusst, dass ich mich für 17 Jahre verpflichten muss, dass ich auch ins Ausland muss. Ich habe mich schon vorher informiert!

Liebe Grüße
Mini :-music

Xylamon
17.10.2009, 20:21
Ich hab inzwischen ein paar kennen lernen dürfen, die über die Bundeswehr studieren, es ist wohl nicht schlecht, aber du musst dir darüber im Klaren sein, dass du in erster Linie Soldat bist und in zweiter Linie erst Arzt.

Du wirst im Studium bezahlt, hast auch eine gute Kameradschaft weil du viele deine Bw-Kommilitonen schon aus der Grundausbildung bzw div. Lehrgängen oder sonstigen Exkursionen im weitesten Sinne kennst, aber dafür auch weniger Freiheiten. Du musst dein Studium in Regelzeit durchziehen, durchfallen wird nicht gerne gesehen und wird in letzter Konsequenz mit der Kündigung sanktioniert - zB wenn du mehrere Semester verlierst. Nach dem Studium bist du nicht ganz frei in deiner Facharztwahl, es hängt hier von deinen Ergebnissen im Studium und Offizierslehrgang ab wie hoch deine Chance auf deinen Wunsch-Facharzt ist. Und selbst dann bekommst du nur einen gewissen Teil der FA-Ausbildung, danach darfst du als Truppenarzt Schnupfen und Fußweh behandeln - wenn ich das richtig verstanden habe.
Das Familienleben soll wohl auch nich so einfach sein, mir wurde was von ziemlich hohen Scheidungsraten und div. Eheversuchen bei Bw-Ärzten erzählt...

Also Quintessenz dessen was ich von div. Leuten über die SanOA-Karriere gehört habe: Wenn du gerne Soldat werden willst und da auch unabhängig vom Med-Studium voll dahinterstehst, dann bewirb dich.

Ach ja, anscheinend sollte man den Personalberatern der Bw eher lieber weniger glauben, die vergessen wohl gerne mal das ein oder andere Detail bei Werbungsgesprächen...

WackenDoc
17.10.2009, 20:44
Also xylamon hat ja schon einiges geschrieben.
Also du verpflichtest dich für derzeit 17 Jahre. Zuerst machst du die Grundausbildung vorm Studium. Den OffzLehrgang machst du während des Studiums.
Du hast gewisse Einschränkungen: Du musst einen Plan vorlegen, wann du welchen SChein machen wirst und die Scheine auch vorlegen. Zusatzsemester können passieren, du müsstest aber jedes einzelne beantragen. Eins ist in der Regel nicht das große Problem, ein zweites geht auch noch, bei dreien muss man schon ne sehr gute Begründung haben.
Famulaturen etc. machst du in der Regel bei der Bundeswehr, für Auslandsfamulaturen gibt es besondere Regeln. PJ ist ganz normal an einem Lehrkrankenhaus (bis auf wenige Ausnahmen zivil).
Am Ende des Studiums gibt´s ein Personalgespräch, wo verhackstückt wird, in welchem Bundeswehrkrankenhaus und welchem Fachgebiet du deine erste klinische Phase verbringst (ca. 2 Jahre). Das wird unter anderem anhand der Noten und Zusatzsemester vergeben. In der ersten Krankenhauszeit kannst du auch schon in den ersten Einsatz. Auch abhängig vom Fachgebiet. Nach den 2 Jahren geht man normalerweise für 3-4 Jahre in die Truppe- als Truppenarzt, evtl ist man dann sogar auch Staffelchef in einer SanStaffel. Wie es dann genau weitergeht, ist individuell verschieden. Man kann z.B. auf Dienstposten kommen, die mit Medizin nicht mehr viel zu tun haben (z.B. Kompaniechef...).
Zugesagt bekommst du auf jeden Fall 3 Jahre Weiterbildungszeit. Allerdings bekommt derzeit fast jeder die volle Weiterbildungszeit gegen eine Dienstzeitverlängerung angeboten. Wie sich das weiterentwickelt wird sich zeigen.
In Einsätze geht man als Arzt regelmäßig. Entweder im entsprechenden Fachgebiet z.B. in einem Feldlazarett oder auch als BAT (beweglicher Arztturpp)- quasi als Notarzt mit den Patrouillen- oder auch auf etwas exotischeren Dienstposten.

Sich nur wegen des Geldes oder um dem NC zu entgehen zu verpflichten wäre sicher der falsche Weg. Aber wer Soldat als seinen Beruf ansieht und zusätzlich Arzt werden will, sollte ernsthaft darüber nachdenken.
Aber überleg dir genau, worauf du dich einlässt- 17 Jahre sind eine lange Zeit.

Es gibt übrigens die Möglichkeit vorher PRaktika beim Bund zu machen. Frag einfach mal in einer Kaserne in der Nähe nach.

weitere Infos gibt´s überigens bei www.bundeswehr-karriere.de und beim zuständigen Wehrdienstberater (Adressen und Telefonnummern auf der von mir genannten Homepage).

Ansonsten kannst du mich auch per PN anschreiben wenn du noch Fragen hast.

Spark
18.10.2009, 12:18
Also ich hab mich echt geärgert dafür zu alt zu sein - weil es ein ganz eigenes Berufsfeld ist, Offizier und Arzt zu sein. Derzeit liebäugle ich mit späteren Möglichkeiten bei der Reserve, falls die da einen Opa noch nehmen.

Unter Arzt kann sich jeder Studieninteressent wohl was vorstellen. Über den Offizierberuf oftmals weniger, also lies Dich da mal ein bißchen ein, ruhig auch über andere Verwendungen als Sanitätsdienst, einfach um zu wissen worum es so geht. Praktikum ist auch ne gute Idee.

Mein Senf: wer auch Offizier werden will ist da richtig.

Skyreaver
24.10.2009, 15:42
@ WachenDoc: Kann mit bei der Bundeswehr wirklich den NC umgehen? Würde mich nämlich ziemlich wundern, afaik nehmen die da auch nicht jeden der ein Abitur hat.

WackenDoc
24.10.2009, 16:15
Der NC ist nicht so streng festgelegt wie bei der Direktbewerbung über die ZVS.
Bis zu einem bestimmten Schnitt wird man in der Regel zum Auswahlverfahren eingeladen (ich meine ca. 2,9 aber das ist nicht fest vorgeschrieben, hängt auch von der Anzahl der Bewerber ab.). Das Bestehen des Auswahlverfahrens und das Abschneiden dabei ist wichtiger als der reine Abi-Schnitt.

Dafür gibt´s beim Bund keine Möglichkeit über die Wartesemester reinzukommen.

Ehemaliger User 05022011
26.10.2009, 17:12
Was sind den die Sanktionen, wenn man nicht die 17 Jahre macht ?

pottmed
26.10.2009, 17:18
Es wird teuer....

Ehemaliger User 05022011
26.10.2009, 17:29
Es wird teuer....

Zahlt man nur die Unterstützung zurück oder auch noch eine Art Vertragsstrafe ?

pottmed
26.10.2009, 17:41
Ich meine auch eine Vertragsstrafe.

WackenDoc
26.10.2009, 17:43
So einfach kommt man ja gar nicht raus. Also man kann nicht einfach hingehen und sagen "Ich kündige". Es gibt allerdings Möglichkeiten, vor dem Ablauf der Verpflichtungszeit raus zu kommen. Z.B. wenn man für den Dienst nicht mehr tauglich ist. In manchen Fällen muss man Geld zurückzahlen, in manchen nicht.
Letztendlich muss man einen Teil der Kosten, die die Bundeswehr in die Ausbildung gesteckt hat zurückzahlen. Hängt aber auch davon ab, wie lange man genau studiert hat, wie lange man danach gearbeitet hat. Der genaue Betrag wir individuell berechnet.
Man kann sich allerdings mit einem Widerrufsrecht verpflichten (6 Monate). Innerhalb dieser Zeit kann man jederzeit kündigen und muss nix zahlen. Allerdings bekommt man- so weit ich weiss- keinen Studienplatz solange die Widerrufsfrist noch aktiv ist. (Auf selbige kann man übrigens auch jederzeit verzichten.)

Was ich geschrieben hab, ist übrigens keine Besonderheit der SanOAs, sondern gilt für alle Zeitsoldaten, die ne Ausbildung beim Bund machen.
Für Lehrgänge wie z.B. die Grundausbildung muss man übrigens nichts zurückzahlen.

WackenDoc
26.10.2009, 17:45
@ spark: nach dem Studium gibt es keine echte Altersgrenze mehr- hängt aber auch von der Fachrichtung und dem Bedarf ab. Für Seiteneinsteiger gibt es auch relativ individuelle Verträge mit einer Laufzeit ab 2 (in Ausnahmen auch 1) Jahren.

Bjarne
26.10.2009, 17:58
also o-ton der leute die ich kenne ist, dass man auch nachm studium mitm gut begründeten schrieb sich ausmustern lassen kan naufgrund von psychischer unzumutbarkeit wenn man denn unbedingt will. ist fraglich ob man damit kalkulieren sollte, irgendwie hab ich vll. zuviel ehrgefühl... um soldat zu sein bzw sich als solcher zu verpflichten, sollte man schon die einstellung mitbringen, dass man dass dann auch durchzieht und hinter der idee und dem konzept der bundeswehr steht!
es sei denn natürlich, es gibt wirklich persönliche gründe die einen da raus holen.
man muss sich aber auch bewusst sein, dass man z.B. in der vorlesungsfreien zeit truppenpraktika ableisten muss, nach der ausbildung ggf. facharztausbildung auch fachfremd eingesetzt werden kann (augenarzt in nem normalen stützpunkt als allgemeinmediziner) udn da oft doch recht langweilige arbeit zu tun hat (paracetamol ausgeben und krankenmeldezettel unterschreiben...)
als mediziner hat man auch nicht sooo viel von der kameradschaft weil man ja an ner zivilen uni studiert, da muss es dann in der satdt nichtmal ne kaserne geben....
generell muss man sich das ganze ziemlich gut überlegen und ich empfehle DRINGENST erstmal grundausbildung und ne zeit dienst beim bund zu schieben und sich den laden gründlich anzusehen. es kann ne sehr geile möglichkeit sein und kameradschaft ist echt mal ne unheimlich geile sache, nichts schweißt so zusammen wie bund! außerdem wird man doch recht gut umsorgt was medizinische versorgung, unterbringung und eigentlich alles angeht.
wenn man glück hat ist man auch nich mit lauter vollpfosten zusammen (und damit mein ich net nur leute mit nem iq unter zimmertemperatur, gibt genug...merkwürdige offiziere....aber gibt da solche und solche, ich hab genau so viele echt coole kennen gelernt wie komische)
ist halt echt etwas, dass man sich überlegen muss, und zwar sehr gut. wie gesagt erstmal abchecken ob man mit dem system klar kommt, ist nicht jedermanns sache und kann man nciht beurteilen, bevor mans nciht mal live gesehen hat!
außerdem ist die bezahlung wenn man fertig ist mitm studium auch nicht sooo brilliant, halt okay...

ich hab btw. grade ein jahr beim bund im offizierheim der bw uni in hamburg gearbeitet und hatte selbst ein studium beim bund erwägt und hab mich da echt viel mit allem und jedem unterhalten vom unbedarften fahnenjunker bis über kurz vorm ausscheiden stehende hauptmänner bis zu fest im berufssoldat-verhältnis stehenden oberstleutnanten.
lg

WackenDoc
26.10.2009, 18:04
Truppenpraktika muss man als solche nicht während der Semesterferien machen. Allerdings fällt der OffLehrgang am Anfang noch ins Studium (also die Semesterferien.) Truppenpraktika kann, muss man aber nicht machen.

Und ja, was bjarne schrieb passt. Der häufigste Grund für ne Dienstunähigkeit sind psychische Gründe- echte und vorgeschobene.
Und jeder wird nach der ersten Krankenhauszeit eine Weile als Truppenarzt eingesetzt (das ist quasi die "Rückzahlung" für die Finanzierung des Studiums). So uninteressant ist diese Tätigkeit allerdings nicht. Klar viel ist Husten-SChnupfen-Durchfall. Ab und zu ist aber auch mal was Interessantes dabei. Außerdem ist es oft weniger stressig als im Krankenhaus. Im übrigen gibt´s noch die Möglichkeit einer Nebentätigkeit- für die, die dann noch im eigentlichen Fachgebiet arbeiten möchten.

Das Gehalt ist schon ok. Nur für Überstunden/NAchtstunden/WOchenenden gibt´s nicht allzuviel. DAfür kriegt man mehr Netto vom Brutto als im Zivilen. Da entfällt z.B. die Krankenversicherung.

Muriel
26.10.2009, 18:19
irgendwie hab ich vll. zuviel ehrgefühl... um soldat zu sein bzw sich als solcher zu verpflichten, sollte man schon die einstellung mitbringen, dass man dass dann auch durchzieht und hinter der idee und dem konzept der bundeswehr steht!


Nee, sicher nicht zuviel, sondern genau richtig. Wenn ich etwas nutze, das mir einen großen Vorteil verschafft, dann muss ich auch die vielleicht nicht so liebsamen Anteile mittragen. Finde Deine Haltung dazu :-top

Gersig
27.10.2009, 21:36
Ich habe im PJ sehr viel mit Bundeswehrärzten zu tun gehabt. Kurzversion: Die Stimmung ist richtig beschi$$en. Langfristige Planung sei kaum möglich und die Auslandseinsätze nagen tierisch. Wobei ich denke, dass das schon früher abzusehen war. Die Geschichte, auf "Schleichwegen" die Truppe verlassen zu können, scheint aber echt zu stimmen