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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Faustregeln für das Erzählen



Jens
04.01.2003, 13:45
<html><div align="left"> <table border="0" cellpadding="2" width="410"> <tr> <td style="background-color: #FFFFFF"><b><font face="Courier New" size="3">Kleine Sammlung Faustregeln für das Erzählen</font></b> <p><font size="2" face="Courier New">Hallo,<br> anbei ein paar Faustregeln für das Erzählen und Schreiben von Geschichten.<br> <br> Quelle: Heinrich Peuckmann, aus: Literaturbrief 2/99<br> <br> Für das Schreiben von Prosa gibt es eine Reihe handwerklicher Tipps, die sich bewährt haben. Die folgenden Tipps sind natürlich kreativ, nicht schematisch anzuwenden.<br> <br> <b>I. Erzähltipps</b><br> 1. Sind die <b> Sinne</b> bedient? Ca. alle 10 Sätze ein Blick in die Umwelt: visuell, akustisch, olfaktorisch, haptisch ...<br> Die Sinneseindrücke bezogen auf die Handlung!<br> <br> 2. Die gesamte Umwelt, der gesamte Raum, die gesamte Person lassen sich nicht erzählerisch gestalten. Zwei, drei geschickt <b> ausgewählte Details</b>, die verteilt werden können über die gesamte Erzählung, lassen den Raum bzw. die Person “sinnlich" werden.<br> <br> 3. <b> Motivverdeckendes</b> Erzählen schafft Spannung! Erzählhaltung oft aus der Position eines am Rande beteiligten Beobachters, der nicht die Motive der hauptsächlich handelnden Personen kennt, sondern sie im Laufe der Geschichte kennen lernt.<br> <br> 4. Achtung bei der Exposition. <b> Erzähleinstieg</b> so, dass der Leser schnell in die Geschichte hineingezogen wird. Kontrollfragen: Wo ist der Konflikt? Habe ich die Gegenspieler eingeführt?<br> <br> 5. Es gibt den <b> Zufall</b> in der Kunst, also auch in der Literatur. Aber nur am Anfang einer Story, nicht am Ende! (Kein deus ex machina). Positives Beispiel: Some like it hot.<br> <br> 6. <b> Ein Satz ein Gedanke! </b> Literarische Texte sind kein Beamtendeutsch!<br> <br> 7. <b> Der Erzähler liefert keine Interpretation, sondern erzählt die Geschichte! Die Interpretation bleibt dem Leser überlassen. Also: alle Deutungen weglassen!</b><br> <br> 8. Jede <b> Nebenfigur</b> hat ihr Recht auf Charakterisierung, auf Individualität. Kurz und knapp etwas über sie aussagen, über ihre Seelenlage, ihre Sorgen, ihre Stimmung...<br> Insgesamt gilt: Nicht nennen, sondern erzählen. Und erzählen heißt: Umsetzen in Handlung. Eine Person tut etwas, sie redet, fühlt, denkt usw. Also nicht: Er hatte Angst. Besser z. B.: Er zitterte.<br> <br> <b>II. Wortarten</b><br> 1. Vorsicht bei Adjektiven und Adverbien! Erzählen und gestalten. Nicht nennen! <b> Die entscheidende Wortart beim Erzählen ist das Verb!</b><br> <br> 2. <b> Weglassen des “verbums dicendi</b>(= er sagte:bla bla bla; bla bla bla, sagte er), da es oft redundant ist. Wer redet, wird besser im folgenden Erzählsatz aufgezeigt, der damit auch die Handlung vorantreibt.<br> <br> 3. <b> Modalverben</b> bringen oft nicht die erhoffte sprachliche Nuance. Sparsam bzw. sehr bewusst verwenden!<br> <br> 4. <b> Flickwörter</b> (z.B. immer wieder, schon, oft, sehr) vermeiden. Sie bringen fast nie die erhoffte Nuancierung. Schlanke Sätze sind gute Sätze!<br> <br> 5. Überhaupt: <b> Redundanzen vermeiden</b>, ökonomisch erzählen!<br> <br> 6. Eine <b> Abrundung für den Schluss</b> suchen! Ein Motiv oder einen Satz aus der Geschichte am Ende wieder aufgreifen, ihn wiederholen oder ihn variieren, schafft den Eindruck eines Endes.<br> <br> <b>III. Grammatik</b><br> 1. Bei längeren <b> Rückblicken</b> aus der Erzählzeit des Imperfekts die beiden ersten Sätze im (umständlichen) Plusquamperfekt, dann unmerklich übergehen ins Imperfekt. <b> Schlusssatz</b> wieder im Plusquamperfekt, um dem Leser zu sagen, dass der Rückblick nun beendet ist.<br> <br> <b>IV. Ideenfindung</b><br> 1. Wer <b> keine Idee</b> hat, fängt am besten bei sich an und verfremdet dann stufenweise (z.B. aus der ich- in die er- bzw. sie-Perspektive, aus der Gegenwart in Zukunft oder Vergangenheit)<br> <br> 2. <b>Bisoziieren</b>: Zwei Dinge, Personen etc., die nicht zusammengehören, zusammenbringen.<br> Beispiel: Jemand kommt dahin, wohin er nicht gehört. (Der Hund in der Schule)<br> <br> 3. <b>Verfremden: </b>Den Alltag (sich selbst) “<b>fremd</b> sehen!<br> ---------------<br> <br> Es sind oben wie ich finde ein paar brauchbare Tipps dabei, die an der ein oder anderen Stelle in die Geschichten und Texte von uns integriert bzw. benutzt werden können: zum Beispiel die wichtigste Wortform, die Texte lebendig macht, ist das Verb. Kurze Sätze bauen, der Leser kann nur 1 bis 2 Gedanken gleichzeitig denken usw.<br> <br> Soviel für das erste zum Einstieg in den Bereich Das Handwerk des Erzählens, dem wir uns nun vermehrt widmen werden:<br> <br> <b>Manche sagen: Schreiben ist ausschließlich eine Frage des Talents. Das stimmt nur zum Teil, denn mehr als ein Mindestmaß an Talent ist das Schreiben ein erlernbares Handwerk. - sagen die Quellen zu dieser Thematik.</b><br> <br> Wir werden mal schauen, wieviel wir von diesem optimistisch klingenden Ansatz verwirklichen können und uns nach und nach ein paar wesentliche "Werkzeugschlüssel des Erzählens" vornehmen. Dieser kurze Text diente zur Einstimmung.<br> <br> So long cu<br> Jens</font> </td> </tr> </table></div></html>