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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Extreme schwierigkeiten mit der Mündlichen !!!



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leucin
26.10.2009, 18:25
Hallo Leute,

ich (29, 16 Semester) habe wie ihr alle Mitte Oktober das 2. Stex zum ersten Mal geschrieben und unerwarteterweise mit 77% (laut MediLearn) bestanden. Nun stehe ich vor der Mündlichen am 3.-4.11. und habe extreme Probleme damit, mich irgendwie da durchzubeißen.
Ich hätte schon im letzten Frühjahr das Examen machen können, sah mich aber gezwungen aufgrund einer schweren Erkrankung meiner Mutter (Mamma-CA, was Gott sei Dank nach OP, Chemo und Reha momentan noch glimpflich auszugehen scheint) und großen Unsicherheiten, was den Ausgang der Prüfung angeht, mich einen Monat vorher wieder abzumelden. Irgendwann im Mai/Juni hatte ich dann angefangen wieder zu lernen. Für das schriftliche habe ich hauptsächlich gekreuzt, für Derma, Päd, Pharma sowie Innere und Neuro auch buch-basiert gelernt/gelesen. Die restlichen Fächer hauptsächlich aus den Kommentaren der Mediscript-CD. Ungefähr 1 ½ Wochen vor der schriftlichen, nach Bekanntgabe der mündlichen Prüfungstermine, ging es dann mit extremen Angstzuständen und Schuldgefühlen los, so dass ich mich kaum noch aufraffen konnte, effektiv zu lernen. Das ganze ging so weit, dass meine Eltern an den Prüfungstagen vorbeikommen mussten, um mich zur Prüfung zu bringen. Alleine hätte ich es nicht geschafft. Das alles hat mich unglaublich viel Kraft gekostet, so etwas wünsche ich niemandem, es war die reine Hölle.

Nach der schriftlichen und der Auswertung der Ergebnisse unmittelbar danach, über die ich mich rieeeeeesig gefreut hatte, waren die ersten 2.-3. Tage wie ein Traum. Alles war vorbei, ich muss es nie wieder durchmachen, ich habe es geschafft, es gab sogar Luft nach unten, habe Aussichten das Studium zu beenden etc.

Am Montag darauf hatte ich mir die Protokolle besorgt, doch schon am Dienstag nach der Vorbesprechung mit dem Chirurgie-Prof gingen dieselben Probleme erneut los. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte zu lernen. Beim durchgehen der Prüfungsprotokolle und meiner eigenen Anamnese-Aufzeichnungen gefror mir förmlich das Blut in den Adern, da ich kaum noch etwas wusste bzw. aktiv wiedergeben konnte. Die Prüfungsfächer - Innere, Chirurgie, Anästhesie und Neuro (Wahlfach, rückblickend keine Ahnung, warum ich es genommen habe, ist zu komplex/bin zu doof dafür) - sind einfach in der kurzen Zeit nicht zu packen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die Fächer nie richtig gelernt hatte. Zu Innere habe ich immerhin während des PJ und danach es geschafft, etwa zu 70-80% im Basislehrbuch Innere Medizin durchzuarbeiten, Neuro habe ich aus dem Poeck gelesen (ca. 60%): Doch leider hat sich das alles irgendwie verflüchtigt oder noch schlimmer - es ist nie da gewesen. Zu Chirurgie und Anästhesie habe ich nie ein Buch angerührt gehabt, lerne aktuell anhand der Chirurgie pur Karteikarten und der Anästhesie - Seminarpräsentationsausdruck (ca. 90Seiten = 540 Folien), die vom Anästhesie-Prof herausgegeben wurden und angeblich ausreichen sollen. Die neurologische Untersuchung muss ich quasi komplett neu lernen.
Ich habe die Prüfung mittlerweile abgeschrieben, das wird nie was. Vor allem Neuro (Prüfer ist der Uni-Klinik-Chef persönlich) wird mich richtig reinhauen. Die Blamage wird unglaublich werden. Leider habe ich bisher immer alleine gelernt und durch das verschieben in eine volle (Neuro)Gruppe reingekommen, die deswegen auseinander genommen werden musste. Die Begeisterung hielt sich dementsprechend in Grenzen. Nun bin in einer Zweiergruppe, so dass das ganze wenigstens nicht so lange dauern wird.

Momentan habe ich mit starken Schlafstörungen zu kämpfen - vielleicht 4 Stunden Schlaf/d trotz 3mg Bromazepam - die meiste Zeit ist es ein Zustand zwischen einschlafen und Schreck-/Aufwachreaktion. Wenn ich mich dann gegen 12 (!!!) Uhr aus dem Bett quäle, kriege ich Angstzustände, mit dem Lernen überhaupt anzufangen. Und wenn es dann doch dazu kommt, machen sich starke Konzentrationsstörungen bemerkbar, am nächsten Tag könnte ich dann glatt von Vorne anfangen, so dass ich das Gefühl habe/kriege, es bringt sowieso nichts.

Ich bin also momentan ziemlich verzweifelt und einfach nur fertig, zerfließe in Selbstmitleid und kann mich nicht von Schuldgefühlen gegenüber meinen Eltern, Freundin, Freunden befreien.
Mein größter Horror ist dabei, neben der 5 auch noch ein paar Monate PJ noch mal aufgebrummt zu kriegen. Keine Ahnung, wie ich dann noch weiter machen soll. Es wird sich alles noch mal verzögern….

Es tut mir leid euch mit so einem depri-Mist jetzt zu belasten, wo alle froh sind, es geschafft zu haben. Wahrscheinlich werden es die meisten es sogar ziemlich lächerlich finden, aber ich weiß mir momentan nicht zu helfen. Zur Prüfung werde ich antreten, wie es danach weitergehen soll, keine Ahnung .

overnight
26.10.2009, 18:38
Sorry, das tut mir echt leid, dass es dich so runterzieht. Kann dir nur einen Lern-Plan empfehlen. Der hilf mir manchmal, aber ich weiß wie stressig das ganze ist. Viele Prüfer wissen aber, dass man wenig Zeit zur Vorbereitung hat.

Hab auch viel pers. Probleme und will nach verpatzter schriftlichen jetzt von der mündlichen zurücktreten. Eigentlich auch ohne Attest, denn ich denke nicht, dass drei Versuch für mündlich notwendig sind.

Hab mal eine Frage an dich: Als du dich von der mündlichen Prüfung abgemeldet hast, wurde dir da der neue Termin zugelost; Ich meine: mein PJ-Krh. nimmt nur einmal im Jahr - also zum WS - PJler an und wenn ich das ganze jetzt um ein Semester verschiebe, mach ich dann trotzdem in dem Haus Prüfung oder muss ich noch ein Sem. länger warten, eben bis zur nächsten Prüfungsrunde?

selfi
26.10.2009, 18:45
Hallo Leute,

...
Mein größter Horror ist dabei, neben der 5 auch noch ein paar Monate PJ noch mal aufgebrummt zu kriegen....



is das denn schonmal wem passiert?

Muriel
26.10.2009, 18:49
Aus alten 3. Stex-Zeiten kenne ich ein Mädel, das bei uns dazu verpflichtet wurde.

selfi
26.10.2009, 18:51
jetz malen wir mal nich den Teufel an die Wand...

Solara
26.10.2009, 19:02
Wie liefen denn sonst die mündlichen Prüfungen während des Studiums?

Ich denke, du hast mehr Wissen gespeichert, als du momentan denkst.
Versuch einfach, die Prüfung so gut wie möglich zu machen - und wenn es wider Erwarten doch nicht klappen sollte, dann machst du das mündliche eben im Frühjahr noch mal (da kann ich dann auch mit dir rumpaniken, da trifft es mich nämlich auch :-oopss) - das schriftliche ist ja schon bestanden, 50% der Prüfung hast du also schon in sicheren Tüchern.

Und: du blamierst dich nicht, red dir sowas erst gar nicht ein!

DocHitzi
26.10.2009, 19:03
Also jetzt mal ganz langsam bevor hier jemand zurück tritt oder in eine totale Depression fällt!!!!!

Also im mündlichen ist es sehr schwer durch zufallen. Die Themengebiete sind riesig und nicht in dieser kurzen Zeit zu bewältigen. Das wissen die Prüfer doch!! Wisst ihr eigentlich was die Prüfer für einen Aufwand haben wenn sie einen Prüfling durchfallen lassen. Die müssen das feinst säuberlich dokumentieren und begründen. Wer von denen hat da schon Lust drauf. Lieber reden sie einen in der Prüfung etwas doof an, lassen einen dann aber bestehen bevor sie sich mit den Formalitäten rumschlagen müssen. Ich weiß nur von einem der bisher durchgefallen ist. Der hat aber demonstrativ auf seiner falschen Aussage beharrt und war extrem unfreundlich zu den Prüfern. Das hat nichts mit Unwissenheit sondern mit Dummheit zu tun!!

Ich verzweifel selber an der Fülle des Stoffs, aber wenn ihr in einen Dysstress kommt, bringt ihr ganz nicht mehr fertig. Also durchatmen und einfach bis zur mündlichen durchpowern. Verrückt machen bringt nichts und ist kontraproduktiv. Mehr als 6-8 Stunden kann von uns keiner effektiv lernen. Was man danach nicht weiß reicht noch lange nicht aus durch zu fallen!!!

Also weiter gehts :-dance

Chris2002
27.10.2009, 09:07
Hallo,

kann mich da nur meinem Vorredner anschließen!
Das schweirigste ist geschafft.. wenn das schriftliche bestanden ist!
Mündlich wollen die sehen, dass du denken kannst, in der Lage bist soweit deinen Job zu machen, dass du keinen Patienten tötest und vor allem menschlich was drauf hast!
Ich hab nur von wenigen gehört, die durchgefallen sind.. und die waren entweder ***** zum Patienten oder zum Prüfer (und wussten wohl auch nicht genug)!
Die Prüfer wollen auch nicht, dass du untergehst.. die möchten Abends gern mit nem guten Gefühl nach Hause!

Aber leucin, du musst etwas auf dich aufpassen.. das klingt alles nicht gut und auch wenn ich weiß, dass dieses Studium einen dazu bringen kann nicht an sich zu glauben, wär das jetzt ganz falsch!

HALLO?? Du hast ne gute 3 im Schriftlichen!
Also, programmier dein Hirn um (kein Witz.. Worte haben Macht und du kannst dich kaputt machen mit deinen eigenen Gedanken!)
Setz dich hin, schau dass du die Untersuchungen alle kannst, mach dir einen Plan was du von den großen Themen noch wann wiederholst!
Und sag dir immer wieder, dass du das kannst!

Du hast eine harte Zeit hinter dir und es ist klar, dass du fertig bist.. es sind die letzten Schritte!
Ich wünsch dir viel Glück dabei... und vor allem viel Glaube an dich!

Ach ja.. wenn das mit der Angst anhält, versuch dich doch an eine von den Beratungsstellen für Studenten zu wenden, die haben viel Erfahrung damit und können dir ggf auch kurzfristig helfen!

LG Chris

leucin
27.10.2009, 18:55
Hallo zusammen,

erstmal vielen vielen lieben Dank für die Antworten und Tips. Als ich es gestern Abends mir alles durchgelesen hatte, ging es mir echt besser und ich konnte Nachts auch besser durchschlafen zum ersten Mal seit mehreren Wochen, fühlte mich heute zumindest für ein paar Stunden wie ausgewechselt.
Ihr habt ja auch recht, aber ich packe es irgendwie trotzdem nicht, mich davon abzubringen.
Heute hatte ich eine Vorbesprechung beim Anästhesie Prof, der sich eigentlich um eine recht lockere Atmosphäre bemüht hatte und geschaffen hatte durch seine etwas schusselige, sympathische Art. Aber er hat so ein bisschen in die Runde gefragt (8 Prüflinge), zu den Themengebieten, um die Angst zu nehmen und um - denke ich - ein bisschen zu schauen, wer wie fit ist, und da habe ich recht schnell extrem verkrampft. Habe mich eher etwas ruhiger verhalten und als er mich angesprochen hatte konnte ich zu vollelektrolyt- und Halbelektrolytlösungen gar nichts sagen, und zu anderen 3 malen oder so entw. was falsches oder stichpunktartig etwas gestammelt. Sogar die Sepsis-Stadien (SIRS, Sepsis=SIRS+nachgewiesene Infektion, septischer Schock) hätte ich nicht frei vortragen können.
Während die übrigen Teilnehmer und meine Kollegin, die mit mir geprüft wird, frei und gut erzählen konnte. Und es wurde nur nach Stichpunkten gefragt. Gar nicht erst vertieft.
Der Prof. hat es glaube ich auch gemerkt, dass ich mir sehr unsicher war und Angst - einfach nur Angst gekriegt hatte.
Schon komisch, mit welchen Wissenslücken man durch die schriftliche kommen kann. Aber für die Mündliche sehe ich schwarz, es macht mich fertig, ich weiß nicht mehr weiter. Anstatt zu lernen heule ich rum - wie peinlich - und kriege nichts zustande. Bisher will ich dahin gehen, auch weil ich einmal geschoben hatte und weil es den anderen Prüfungsteilnehmern und den mir sehr nahe stehenden Menschen gegenüber unfair wäre. Es wird mich aber glaube ich vollkommen runterreißen und fertig machen. Sehe da aber keinen Ausweg, werde wahrscheinlich der erste sein, der das nicht packt mit der mündlichen. Ich kann es einfach nicht abstellen.

Feuerblick
27.10.2009, 19:03
Wenn du meinst, dass du es nicht packst, dann solltest du dir schnellstens professionelle Hilfe suchen und dir ggf. ein entsprechendes Attest schreiben lassen, das dann auch der Amtsarzt akzeptiert. Hilft ja nichts, wenn du am Rad drehst, aber keine Konsequenzen ziehst. Entweder du packst es an oder du suchst dir Hilfe (von der ich glaube, dass du sie dringend notwendig hast, wenn auch nur ein Teil von dem zutrifft, was du hier schreibst - und sei es nur, damit du lernst, dich nicht in Versagensängste reinzusteigern...) und packst es beim nächsten Mal an. Eines wirst du aber tun müssen: Eine Entscheidung treffen, wie es weitergehen soll. Wir können dir hier gut zureden, aber helfen können wir nicht... :-meinung

leucin
27.10.2009, 19:18
Hallo Overnight,

Danke für deinen Beitrag. Ich hatte mich komplett vor dem Verschicken der Bescheide von dem Hammerexamen abgemeldet (also schriftlich und mündlich, geht bis ca. 1 Monat vorher.) bei uns im Haus werden seit kurzem PJler jedes halbe Jahr zu gelassen, deswegen bin ich einfach in die nächsten Prüfungsgruppen reingerutscht. ich vermute aber, dass du trotzdem an deinem haus geprüft wirst, dann wahrscheinlich alleine und außerplanmäßig sozusagen.
Ich hoffe, du verkraftest es mit der schriftlichen, für mich war das ganze irgendwie zuviel, obwohl ich die schriftliche gepackt habe. habe mich komplett aufgegeben. hoffe ich komme da irgendwie raus.
LG

umr
27.10.2009, 19:26
Da kann ich nur zustimmen. Für mich hört sich das nach bißchen mehr als nur Prüfungsreaktion an. Das ist nicht schlimm und überhaupt nicht peinlich, es gehört zum Mensch-sein dazu. Ich würde Dir auch dringend raten, professionelle Hilfe zu suchen, auch wenn Du hingehst und das Ding bestehst (was ich Dir von Herzen wünsche). Man muß irgendwie mit sich selbst und seiner Umwelt im Reinen sein, um Leistung zu bringen. Man kann auch nicht immer nur powern, ohne mal an sich selbst zu denken. Das haut jeden früher oder später aus der Bahn.
Geh hin, wenn Du kannst. Aber wenn es nicht geht, dann hol Dir das Attest und akzeptier es für Dich. Es ist nicht schlimm und ich glaube, alle die Dich mögen/lieben werden Dich verstehen und Dir helfen, die Dinge wieder zu richten und später die mündliche zu machen.
Unabhängig davon bin ich mir sicher, daß Du nach 77% schriftlich die mündliche schaffen kannst.
Ich wünsche Dir alles Gute!!

haemo
28.10.2009, 11:41
Hallo!

Also erstmal: Geh hin zur Prüfung, versuche es! Die wollen sehen, ob du in der Lage bist, Patienten zu behandeln. Frag dich das mal selber: Bist du es? Ich meine, perfekt werden wir es alle nicht machen am Anfang, aber glaubst du selber, dass man dich auf einen Patienten "loslassen" kann. Wenn ja, dann sollte das mit der Prüfung auch klappen. Ich denke, du weißt mehr, also dir gerade bewusst ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man nach dem PJ internistisch so gar nichts drauf hat, keinen Plan von Chirurgie und die neurologische Untersuchung noch nie gemacht hat ... da muss irgendwo bei dir so einiges vorhanden sein, was gerade durch deine Prüfungsangst geblockt wird.
Ich drücke dir also jeden Daumen, dass es in der Prüfung klappt und dir doch das ein oder andere unerwarteterweise (wie ja auch schon bei deiner schriftlichen, denn so eine Prozentzahl kommt ja nicht vom Nicht-Wissen!) wieder einfällt.

Falls nicht: Es geht die Welt nicht unter. Klar ist das ******* und du wirst erst mal ziemlich down sein, aber: erstens wieso Schuldgefühle, das kann passieren und ist kein Drama. Du bist keinem gegenüber verpflichtet, diese Prüfung zu bestehen. Und wenn du noch mal ein paar Monate PJ machen musst: Na und? Da wiederholst du ja auch nur, was du dann für die nächste Prüfung brauchst. Auf jeden Fall solltest du dir dann aber schnellstens professionelle Hilfe holen und etwas gegen deine Prüfungsangst tun! Schäm dich nicht, sondern lass dir helfen! Dann klappt's halt beim nächsten Mal!

Sieh das ganze etwas entspannter: So oder so schaffst du es. Wenn nicht dieses Mal, dann halt beim nächsten. Versuche dir mal klarzumachen, dass Durchfallen kein Drama ist. Mehr als probieren und sein Bestes geben kann keiner, also: Kopf hoch und einfach mal durch!

mediAnn
28.10.2009, 12:37
Hätte da mal eine Frage dazu:
wie kann es denn passieren, dass man nochmal ein paar Monate PJ machen muß, wenn man die schriftliche und/oder mündliche Prüfung nicht besteht? Ist das irgendwo schriftlich festgelegt? Oder wer bestimmt das?

Gruß Annika

haemo
28.10.2009, 13:52
Das steht garantiert irgendwo und ist zumindest wenn man mündlich nicht besteht so weit ich weiß die Regel. Da aber kaum einer mündlich durchfällt, ist das nicht so bekannt.

leucin
28.10.2009, 13:56
Danke noch mal allen für die aufmunternden Beiträge. Es bleibt aber extrem schwer, mich positiver einzustimmen. Diese Prüfung in 6 Tagen vor Augen raubt mir jeden konstruktiven Ansatz. (vor zwei Wochen war es genauso nur mit zwei Wochen, zwischenzeitlich konnte ich mir da aber noch sagen - es sind noch zwei Wochen, hast noch Zeit) Dass ich alleine gelernt hatte, kann ich nicht mehr ändern. Das fehlt mir momentan aber am meisten, eine Lerngruppe in der man sich regelmäßig auch mal untersuchen kann, die regelmäßig bestimmte Themen durchgeht. Natürlich habe ich die Untersuchungen während des PJ alle gemacht, bei mir ist das PJ einfach schon etwas länger her (fast 1 Jahr). Schätze einfach, dass ich auch wegen des fehlenden Feedbacks da raus bin. Und selbst wenn die Untersuchungen klappen sollten am 1. Tag, am zweiten geht es dann um freies Vortragen von Krankheitsbildern, Auge in Auge mit den Profs - das raubt mir halt den letzten Nerv. Alles irgendwann schon mal gelesen und gelernt, vieles aber leider nur überflogen für die jeweiligen Semesterabschlussklausuren oder gar unter den Teppich gekehrt. Aber es geht in der Mündlichen nun mal nicht darum, die am plausibelsten/vertrautesten klingende oder am wahrscheinlichsten sich anhörende Antwortmöglichkeit anzukreuzen, mit ca. 3 Minuten Bedenkzeit. Mann muss frei vortragen. Durch ein paar unvollständige Protokolle kann man zwar ein bisschen eingrenzen, es bleibt aber immer noch immens viel Stoff, den man bis zum erbrechen auswendig lernen müsste. Bei mir bleibt vom lesen alleine irgendwie nicht viel hängen. Deswegen wird es ein Rumgestotter, gerade weil ich weiß wie viel mir fehlt, im Vergleich zu den anderen, die ich bei den Vorbesprechungen erlebt hatte. Die Prüfungsatmosphäre wird schnell eisig werden, deswegen und wegen dem ganzen anderen Mist der in meinem Kopf rumspuckt, wird auch das letzte bisschen Wissen nicht mobilisierbar sein, und dementsprechend vernichtend werden auch die Kommentare ausfallen am Ende. And der Prüfung hängt schon einiges - und wenn es einfach nur die Möglichkeit wäre, an keine Prüfung mehr denken zu müssen !!! Den Kopf frei zu haben ! Sich um die Dinge kümmern, die man die ganze Zeit vernachlässigt hatte, insbesondere die Menschen die mir sehr nahe stehen und mich sehr unterstützt haben - meine Familie und meine Freundin. Die meisten aus meinem Semester arbeiten schon, und ich hänge irgendwie in den Seilen. Das alles ist wie ein nicht enden wollender Alptraum.

Potti
28.10.2009, 15:24
Weißt du, ich stand die Tage kurz vorm Schriftlichen auch vorm absoluten Zusammenbruch. Nichts ging mehr, die gleichen Schlafprobleme wie bei dir (nur 2-3h echten Schlaf, Rest war dösen und Schreckreaktion mit komischen Zucken und Herzrasen, was mich jedes Mal endgültig aufwachen ließ...).
Mir hat ein Tag komplettes Aus geholfen (drei Tage davor...) und die Gespräche mit einem Freund. Ich konnte nichts mehr entscheiden und er, der von Medizin keine Ahnung hat, hat mir "verordnet" mit dem Lernen aufzuhören und es einfach geschehen zu lassen. Das hat mir geholfen loszulassen und wieder zu mir selbst zu stehen. Weißt du, wir sind alle nur Menschen. Wenn du nicht mehr kannst, dann heißt es, dass mehr, wenn du heil bleiben willst, einfach nicht drin ist und dass du deine Pflicht getan hast. Es ist dein Recht, dann alles so kommen zu lassen, wie es halt kommt. Wenn du jetzt durchfallen würdest, wäre es OK und wäre dann an ein Teil von deinem Leben, der so kommen sollte. Ich glaube es allerdings nicht. Wissen kann es keiner. Aber bau nicht mehr auf das Wissen, was du jetzt noch lernen könntest, sondern habe Vertrauen, dass dich die Basics (von allem schon mal was gehört haben...) rausreißen werden. Setze zum ersten Mal darauf, dass womöglich sogar echte Menschen vor dir stehen werden, die deine Not erkennen und dich leiten werden. Die vielleicht mehr, als du selbst, wollen, dass du durchkommst. Es ist eigentliche eine Prüfung, die die Fähigkeit zum Auftreten als Arzt prüfen soll und nicht eine vierfache Facharztprüfung. Eigentlich sollte man da auch ohne extralernen bestehen können. Wenn die dich oberflächlich durchfallen lassen, dann haben die auch etwas verpasst im Leben.
Übrigens konnte ich nach zwei Tagen ehrlichen Loslassens doch noch mal einen ganzen Tag lernen. Ob es nötig war, weiß ich nicht. Richtig und erlösend war ganz und allein auf meinen Bauch und ich nenne es mein inneres Kind zu hören, dass keinen Bock mehr hatte. Ich habe es, so doof es klingt, wie ein Kind Gott überlassen, was er jetzt für mich als gut befindet, weil mehr kann ich einfach nicht, weil meine Seele sonst Schaden nimmt.
Schaue wieder DVD, lese Zeitung, gehe Kaffee trinken. Nimm es als Übung für den Rest deines Lebens. Es wird immer wieder zu solchen existentiellen Situationen kommen und die Erfahrung, dass der klügste Weg, der einfachste und schönste ist (also der mit Kaffee-trinken und gar nichts machen...) der beste ist. Vertraue, dass genau DAS dich jetzt noch retten kann und nicht drei Lehrbücher. Bau die Nerven auf und vielleicht zwei Tage vorher noch mal Anamnese/ Körperliche Untersuchung anschauen. Mehr nicht. Das reicht zum Pat. untersuchen, Epikrise schreiben, und am nächsten Tag mit Echtheit aufzutreten. Nämlich, dass du jemand bist, der schon alles irgendwie einordnen kann, aber eben nicht so gut auf Druck, und (wie jeder andere auch) dir im KH-Alltag lieber in ein Buch schauen würdest, als dir jetzt hier in die Hosen machen zu müssen. Du bist kein Druck-Mensch, das ist doch super. Du wirst später auch von niemand anderen was unter Druck verlangen. Stehe zu dir selber und finde dich gut, dass du so sensibel bist. Es ist nicht die falsche Eigenschaft, sondern eine, die dich ausmacht. Deine Stärke ist vielleicht Authentizität, nutze lieber sie. Mache in der Prüfung alles ganz langsam und ruhig, Schritt für Schritt. Dann wird alles Gut. Versuche dich an den Fragen der Prüfer vorsichtig entlangzuhangeln, zeig deinen positiven Willen dich ausdrücken zu können, auch wenn du zu etwas gerade überhaupt nichts weißt. Jeder Prüfer weiß, zu was die meisten Studenten dann doch wieder was wissen. Er wird solche Fragen nachkommen lassen.
Manchmal ist es gut, wenn wir im Leben etwas nur unter stärksten Anstrengungen bekommen. Es zwingt uns unser Handeln zu überdenken, zu schauen, ob es überhaupt noch was mit unserm Handeln zu tun hat und manche Erkenntnis, dass die wichtigsten Sachen geschenkt werden wollen.
Ich dachte mir vor meiner Prüfung z.B., vielleicht will irgendwas, dass ich mir nicht alles selbst erarbeiten kann, sondern ich soll es als Geschenk erhalten, ohne dass es ein Adäquat durch meine Leistung darstellt. Ein sehr schönes Gefühl, wenn alles vorbei ist.
Und jetzt noch was. Weißt du, ich habe in meine Kristallkugel geschaut und sie hat mir ganz deutlich gezeigt, das Leucin am 14. November ein super Wochenende haben und sehr glücklich sein wird. Weil er eben diesen Herbst ein super Geschenk erhalten hat und das zurecht, nach all der harten Zeit mit deiner Familie.
Zuletzt: der extreme Stress wird bis zur Prüfung nicht weggehen. Habe ihn lieb, akzeptiere ihn als Teil von dir, pflege ihn etwas, begrüße ihn am Morgen. Er ist kein Feind. Wenn du Nachts wach liegst: du kommst da mit erstaunlich wenig Schlaf durch. Ich durfte es selbst erleben und habe es von mehreren Leuten mir sagen lassen: du kannst auch nach vielen Tagen ohne Schlaf gut durchkommen, alles etwas langsamer und auf Watte, geht aber erstaunlich gut. Bei mir war alles nach dem zweiten Prüfungstag so plötzlich weg, wie es kam. Mir half auch immer ein Glas Wein oder ein Bier zum Einschlafen,oder auch zwei, tut ganz gut, erinnert dich dran, wie verrückt das ganze eigentlich ist.

haemo
28.10.2009, 16:29
Leucin, als erstes verbanne mal diese Gedanken aus deinem Kopf, dass alles schrecklich werden wird. "wird" ist eine Tatsache und du hast keine Ahnung, was Tatsache sein wird. Vielleicht werden auch einfach die Prüfer bemerken, dass du eben des Drucks wegen das ein oder andere Mal stotterst und werden dir helfen und dich mit ihren Fragen Stück für Stück leiten. Auch das könnte passieren. Nimm für dich doch nicht immer das Schlimmste an! Die Chance, dass es gut läuft und du vielleicht in guter Prüfungsatmosphäre mehr Wissen bei dir entdeckst als angenommen, ist da! Glaub an sie!
Und es wird keiner erwarten, dass du da eine halbe Stunde lang einen freien Vortrag hältst. Du kannst ruhig nach einer Frage sagen, dass du einen Moment überlegen willst. Und wenn dir etwas gerade nicht einfällt, dann sag das halt. Die Prüfer werden dir schon versuchen, ein bisschen weiterzuhelfen. Das sind doch auch keinen Unmenschen!
Und wenn du Angst vor'm Untersuchen hast: Nimm dir deine Freundin und untersuch sie halt mal komplett durch.

Versuche mal, jedes Mal wenn du in den Spiegel guckst, gerade zu stehen und dir zu sagen: Das wird schon werden, ich schaffe das. Und zwar so lange, bis du dir innerlich nicht mehr widersprichst! Glaub an dich!

leucin
28.10.2009, 16:36
Ich werds versuchen. Ich zweifle aber wirklich daran, ob ich mich nach einer verpatzten mündlichen nochmal aufraffen können werde. Genau davor habe ich Angst. Ich würde nur zu gerne, wirklich nur zu gerne an ein gelingen glauben, aber diese Gedanken verbauen einfach alles. Nochmal einen Teil des Pjs, ein anderes Haus oder dasselbe Haus, andere Profs oder dieselben Profs nochmal, fehlende Lerngruppe, keine passende Literatur, Enttäuschung auf der ganzen linie, Riesenloch, verzögerung und nach dem Desaster die Ungewissheit, ob es beim neuen Anlauf auch klappen würde. Anstatt meine familie unterstützen zu können werde ich weiter auf Unterstützung angewiesen sein. Und diese Angst, Unsicherheit und diese Schlafstörungen mit Müdigkeit tagsüber ein ewiger begleiter. Wann ich das letzte mal richtig gut durchgeschlafen habe, weiß ich gar nicht mehr, muss Monate her sein.

surfsmurf
28.10.2009, 17:16
Leucin, auch ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen: An Deiner Stelle würde ich es tatsächlich einfach versuchen. Ich denke, Du machst Dir - wie jeder andere Prüfling auch - enorme Vorstellungen davon, was von Dir erwartet wird. Vielleicht kann ich da ja mal ein bißchen beruhigen: Niemand (!) erwartet von Dir wohlformulierte, freie Referate über Krankheiten. Niemand (!) erwartet von Dir Facharztwissen, wie teilweise das IMPP. Niemand (!) erwartet von Dir, dass Du jede einzelne Frage wie aus der Pistole geschossen fehlerfrei beantwortest. Und niemand (!) will Dich durchfallen lassen. Bei mir in der Prüfung haben sie viel fall- und patientenorientiert gefragt, so nach dem Motto: "Zu Ihnen kommt ein 53-jähriger Patient mit Symptomen XY..." Und da fällt Dir nach sechs Jahren Studium mit Sicherheit irgendwas ein, und damit arbeiten die Prüfer dann und fragen ein bißchen in die Tiefe. Zur Aufmunterung ein kleines Anekdötchen: Eine Studentin wurde gefragt, wie man denn Anämien einteilen könne. Ihre Antwort: "Tja, ..... Schwere und Leichte." Auch sie hat bestanden und nicht mit einer schlechten Note. Durchgefallen ist in meinem Semester nur einer, aber der konnte auf die Frage nach DD Brustschmerz nicht mal Herzinfarkt nennen. Also, Kopf hoch und los!