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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein Tisch, ein Meeresstrand und die Fazialisparese



Jens
04.01.2003, 23:48
<html><div align="center"> <table border="0" cellpadding="2" width="410"> <tr> <td style="background-color: #FFFFFF"><b><font face="Courier New" size="3">Ein Tisch, ein Meeresstrand und die Lähmung des Nervus Fazialis<br> <br> </font><font size="2" face="Courier New">Hier nun wie versprochen eine kurze Übung mit 3 Beispielen.<br> <br> 1: Ein Tisch in Prosa und in Versen<br> <br> 1.1: Prosa:<br> </font></b><font size="2" face="Courier New">Es war einmal ein Tisch, der war ganz aus Tannenholz gemacht. Das wusste er auch und dachte Tag und Nacht daran, woher er stammte, woraus er bestand und daß er eigentlich immer noch eine Tanne war. Und wenn er den Wind ums Haus wehen hörte, dann konnte er nicht mehr ruhig stehen und schwankte hin und her<br> <br> <b>1.2: Das ganze in lyrischer Versform (Variante 1)</b><br> <br> Ein Tisch ist ganz<br> Aus Tannenholz gemacht<br> Bei Tag und Nacht denkt er,<br> Woher er stammt:<br> <br> Tannengedanken<br> <br> Hört er vorm Haus den Wind,<br> Dann kann er nich<br> Mehr ruhig stehn. Dann<br> Schwankt er hin und her<br> <br> <b>1.3: Das ganze in lyrischer Versform (Variante 2)<br> <br> </b>Er ist aus Tannenholz gemacht,<br> daran denkt er bei Tag und Nacht.<br> <br> Vor lauter Tannengedanken<br> beginnt er sogar zu schwanken.<br> <br> Er hört den Wind vorm Hause gehn - <br> wie sollt er da ruhig stehen.<br> <br> KLEINE ANREGUNG UND AUFGABE:<br> Lies bitte alle drei Texte einmal laut. Achte dabei darauf, wie und in welcher Form Du sie liest. Vergleiche die Wirkung und die Lesart der Texte miteinander: wodurch unterscheiden sich die beiden lyrischen Varianten von der Prosaform. Was leistet jeder Text für sich auf seine Art? Was drückt er aus? Welcher Text gefiel euch am besten.<br> <br> <b>2: Nächstes Beispiel: Ein Meeresstrand</b><br> <br> <b>2.1: Prosa-Textform &quot;Meeresstrand&quot;</b><br> Die Möwe fliegt nun ans Haff und Dämmerung bricht herein. Der Abendschein spiegelt über die feuchten Watten. Graues Geflügel huscht neben dem Wasser her. Die Inseln liegen im Nebel auf dem Meer wie Träume. Ich höre den geheimnisvollen Ton des gärenden Schlammes und einsames Vogelrufen. So war es schon immer. Der Wind schauert noch einmal leise und schweigt dann. Die Stimmen, die über der Tiefe sind, werden vernehmlich.<br> <br> <b>2.2: Lyrische Form:</b><br> <br> Meeresstrand (Theodor Storm)<br> <br> Ans Haff nun fliegt die Möwe,<br> Und Dämm´rung bricht herein;<br> Über die feuchten Watten<br> Spiegelt der Abendschein.<br> <br> Graues Geflügel huschet<br> Neben dem Wasser her;<br> Wie Träume liegen die Inseln<br> Im Nebel auf dem Meer.<br> <br> Ich höre des gärenden Schlammes<br> Geheimnisvollen Ton,<br> Einsames Vogelrufen - <br> So war es immer schon.<br> <br> Noch einmal schauert leise<br> Und schweiget dann der Wind;<br> Vernehmlich werden die Stimmen,<br> Die über der Tiefe sind.<br> <br> <b>Kleine Aufgabe wie gehabt: </b>Lies bitte die beiden&nbsp; Texte einmal laut. Achte dabei darauf, wie und in welcher Form Du sie liest. Vergleiche die Wirkung und die Lesart der Texte miteinander: wodurch unterscheidet sich lyrische Variante von der Prosaform. Was leistet jeder Text für sich auf seine Art? Was drückt er aus? Welcher Text gefiel Dir am besten?<br> <br> <b>Versuche nun, </b>nach den Beispielen mit dem Tisch und dem Meeresstrand einmal kurz darueber nachzudenken, wodurch in diesen Fällen das Gedicht eigentlich zu einem lyrischen Text wird.<br> <br> <b>KLEINE ABSCHLUSSUEBUNG:<br> Umwandlung eines &quot;Prosa-Textes&quot; aus dem Pschyrembel in ein Gedicht<br> <br> Hier nun zum Spass und Ausprobieren ein Text aus dem Pschyrembel (Klinisches Wörterbuch):</b><br> <br> Die periphere Parese des Nervus facialis bezeichnet eine schlaffe Lähmung aller vom VII. Hirnnerv innervierten Muskeln. Ursächlich kommen vor allem idiopathische Formen sowie Restschäden nach Borreliose in Frage. Klinische Zeichen, anhand derer man die periphere Fazialislähmung erkennen kann: das Unterlid des Auges hängt auf einer Seite herunter und der Augenschluss ist unvollständig. Die Hautfalte zwischen Nase und Lippen ist nicht mehr zu erkennen. Der Patient kann die Stirn nicht mehr runzeln. Als zusätzliche Zeichen treten u.a. Geschmacksstörungen sowie Sensibilitätsminderungen auf. Die Prognose zeigt meist eine spontane Rückbildungstendenz, doch können bei unvollständiger Ausheilung zum Beispiel &quot;Krokodilstränen&quot; als Zeichen einer gestörten Innervation zurückbleiben.<br> <br> -----<br> <b>Versucht bei Lust und Laune einfach einmal, diesen Text von der &quot;Prosa-Variante&quot; in lyrische Zeilen umzuwandeln (also wie schon am Beispiel Tisch und Meeresstrand gesehen: Zeilenwechsel einführen und ggf. Worte leicht ändern, Reim ist nicht nötig).<br> -----</b><br> <br> Ihr müsst ihr euch nicht streng an die Textvorgabe aus dem Pschyrembel halten und könnt den Ursprungstext gerne auch von der Wortwahl und Textlänge ändern.<br> <br> Probiert vielleicht einfach mal verschiedene &quot;versionen&quot; eines &quot;Fazialisgedichtes&quot; mit den am Beispiel des Tisches und Meeresstrandes aufgezeigten Mitteln (z.B. Zeilenwechsel einfuegen, Strophenlängen festlegen) aus.<br> <br> Und lest die Texte (Fazialisparese als Prosa und als Lyrik) einmal laut und vergleicht.<br> <br> Ehrlich gesagt bin ich ein wenig gespannt auf die Gedichte zum Thema &quot;Fazialis&quot; wie auch auf eure Erfahrungen bei Tisch und Meeresstrand.<br> <br> Bis denne</font> <p><font size="2" face="Courier New">Jens</font></p> <p><font size="2" face="Courier New"><br> </font></p> </td> </tr> </table></div></html>