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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine Krankheit mal anders betrachtet



Jens
05.01.2003, 18:03
Hier mal eine Krankheit (Adams-Stokes-Anfall) in etwas anderem Gewand, vielleicht hat jemand Lust aehnliches auch fuer andere Krankheiten zu machen.

1: Zunächst die "harten medizinischen Fakten" aus dem Pschyrembel in Kurzform:

- Definition:
zerebrale Hypoxämie durch akute Herzrhythmusstörungen
- 3 Formen:
-- Asystolie oder extreme Bradykardie
-- Tachykardie mit Kammerflattern oder -flimmern
-- Mischformen
- Ursachen:
-- Schäden am Erregungsleitungssystem (Arteriosklerose/Entzündung)
-- Medikamente (Digitalis)
-- Herzinfarkt
-- Ausfall eines Schrittmachers
- Symptome
-- Schwindel
-- kurzfristige, tiefe Bewusstlosigkeit
-- Blässe


1. alternative Darstellung: hier eine- noch nicht überarbeitete- Version eines Textes, der die Krankheit "erzählt":
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„Heute muss ich unbedingt meinen Hausarzt aufsuchen. Isolde hat Recht, ich sollte nicht länger zögern“, dachte sich am Frühstückstisch der 63 Jahre alte Herbert Meienthal, ein pensionierter Theaterschauspieler aus Berlin. Er schenkte sich eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee ein. „Hm, wie der Kaffee heute wieder duftet“, bemerkte seine Frau Isolde: „Hubert, sollten wir gemeinsam zum Hausarzt gehen, deine Beschwerden muss sich mal ein Arzt anhören. Du musst Dich untersuchen lassen.“

„Ich hatte auch schon vorhin daran gedacht, du kannst anscheinend immer noch meine Gedanken lesen, meine Liebste. Du hast Recht, ich sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zum Dr. Stranksy habe ich ja ein ganz gutes Verhaeltnis, mit dem kann man reden.“


Die Tür ging auf. “Der nächste bitte, Herr Meienthal, Sie sind glaube ich an der Reihe“, sagte die junge Sprechstundenhilfe in der Praxis des Kardiologen Dr. Stransky. Herr Meienthal und seine Frau erhoben sich und gingen aus dem fast leeren Wartezimmer (nur ein arg verschnupfter junger Mann im Jogginganzug sass noch dort) durch den Praxisflur vorbei an kunstvollen Bilden auf dem knarrenden Parkett auf das Arztzimmer zu.

Herr Meienthal fühlte wie immer in diesen Situationen sein Herz deutlich und stark schlagen, seine Frau nahm gedankengegenwärtig die Hand Ihres Gatten. „Guten Morgen Herr Meienthal, was kann ich für Sie tun, wo hapert´s denn. Grüß Sie Gott Frau Meienthal“, begrüsste Dr. Stransky das Ehepaar.

“Wissen Sie Herr Doktor, in letzter Zeit ist mir sooft schwindelig und ich bekomme schlecht Luft. Letztens auf dem Wochenmarkt in der Altstadt stand ich gerade in der Schlange am Fleischstand als mir wieder so schwummerig wurde und ich nach Luft japste. Ich bin dann direkt auf die nächste Bank und habe mich erst einmal hingesetzt.Das ging aber schnell wieder vorueber. Es sind immer nur kurze Phasen.“

„Ja, gibt es weitere Auffälligkeiten und Änderungen in Ihrem Befinden?“, hakte der Internist nach, um Herrn Meienthal vielleicht noch weitere Beschwerden ausführen zu lassen..

„Wenn ich mich mal einbringen darf Herr Doktor“, setzte Frau Meienthal an, „mein Gatte hat auch sehr oft Muskelkrämpfe ob tags ob nachts, oft beklagt er sich darueber. Gestern hatte er gar so eine Art Attacke: gerade hatte er noch den Weihnachtsstern im Wohnzimmer gegossen, da wurde er plötzlich richtig blau im Gesicht, bekam keine Luft und musste sich sofort hinsetzen, ich glaube er war irgendwie nicht so recht bei Bewusstsein. Ich wollte einen Notarzt rufen, aber nach weniger als einer Minute war alles vorbei.“

Frau Meienthal habe in diesem Moment grosse Angst um Ihren Mann gehabt und war heilfroh, als er nach weniger als einer Minute wieder vollkommen ok war. „Kann dies an der Störung meines Herzrhythmusses liegen, Herr Doktor, Sie haben da doch vor eineinhalb Jahren eine Besonderheit festgestellt?“, wollte der pensionierte Theaterschaupieler erfahren.

„Nun, da mir bei Ihnen weder eine Epilepsie oder die Einnahme von Tabletten gegen Herzschwäche bekannt ist, gehe ich davon aus, dass sich diese phasenweisen, kurzen Störungen auf Ihre Herzrhythmusstörung zururückführen lassen. Wir müssen in der weiteren Untersuchung aber noch ein paar Krankheiten ausschliessen, die ebenfalls mit Muskelkrämpfen, Atemnot und Bewusstseinsänderungen einhergehen. Ich denke aber, dass ich die in Ihrem Fall zugrundeliegende Diagnose bereits aus Ihrer Schilderung und der Tatsache, dass bei Ihnen seit einigen jahren diese Herzrhythmusstörung bekannt ist, kenne. Wir sollten aber genauer mal Ihren Herzrhythmus betrachten. Dazu werden wir nach einer körperlichen Untersuchung erst einmal verschiedene EKG´s anfertigen, Herr Meienthal. Es ist gut, dass Sie in meine Sprechstunde gekommen sind.“
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(3) Hier die Definition und weitere Textauszüge aus dem Pschyrembel in Gedichtform (Gedicht = kurze prägnante Sprache, Zeilenwechsel, kann sich reimen, muss aber nicht, kein Versmass).

Entstanden durch Einfuegen simpler Zeilenwechsel und nachfolgender kurzer Umformulierung des Pschyrembel-Textes

Adams-Stokes-Anfall

Schwindel, Dusel, blickt benommen drein
Blässe, Krampf und kurz bewusstlos sein
Adams-Stokes, diese Zeichen nennst Du Dein

Woher das kommt der Prof mich fragt
darauf ich in Versen ihm gleich sag:

am Erregungsleitsystem hat´s Herz nen Fehler
die Impulse, sie wanderten schon mal schneller
denn Sklerose oder Infektion
die machen´s manchmal schon

wie die ein oder andere Pille
ich denk an Oma Digitalis und ihre Brille
auch der Myokardinfarkt in seiner Klassisch Form
und der Schrittmacher funktioniert er nicht nach Norm

all das und noch vieles mehr
führt vielleicht den Adams-Stokes hierher

Dann die Folge der Geschicht
das Herz nicht pumpt, das Blut nicht fliesst
die Organe sich sogleich beschweren
kaum ein Erythrozyt den Cortex mehr begiesst
das arme Hirn kann nichts mehr klären


Hier also ein Beispiel, medizinisches Faktenwissen in Varianten
- thereotisches Faktenwissen aus Lexikon und Lehrbuch
- kurzes Fallbeispiel im Erzählstil
- in Versform

Für die Vorkliniker bietet sich auch für Themen aus Biochemie, Chemie, Physiologie und Anatomie die Variante an, aus kurzen Faktentexten (Kurzlehrbücher, Lexika) den Weg zu versuchen:
- von den fakten in Kurzform ausgehen
- in etwas längere Erzähltexte packen
- auch die Versform aus den Faktentexten zu wagen.

Es bietet sich an, mit diesen ansatzweise eingefuehrten Moeglichkeiten einmal zu experimentieren.

Ich wuerde mich freuen, wenn jemand dies vielleicht mal mit einem Thema, das ihm gerade beim Lernen für Klausur oder Examen oder aber einfach so begegnet, ausprobiert.

Wer hat Lust dazu?

Cu
Jens

Challenger
11.01.2003, 17:35
Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber ich halte diese Elaborate(vor allem diese rührselige Story um "Herrn Meienthal") für kitschig und peinlich.

Aber da du neben Deinem Studium wirklich noch die Muße findest, "derartiges" zu verfassen, solltest Du vielleicht über einen Einstieg in den medizinischen Journalismus nachdenken. Beim BASTEI-Verlag z.B. werden immer kreative Köpfe gesucht. :-))


:-meinung

Froschkönig
11.01.2003, 21:41
@Challenger :

Das Forum hier ist zwar auch nicht so ganz mein Fall, aber ich finde es schon leicht anmaßend von Dir, das zu verurteilen. Studiere mal erst ein paar Semester, da wirst Du bald feststellen, daß man mit reinen Lehrbuchbetrachtungen oftmals den Blick für´s wesentliche verliert, für den Patienten nämlich !!!

Also wenn DU es peinlich findest...dann ignorier es doch einfach !

Aber was weiß ich schon......

Challenger
12.01.2003, 00:49
Eine schlechte Sache erregt, eine gute verträgt viel Kritik.
Charles Tschopp [1899-1982]

Froschkönig
12.01.2003, 01:04
"Wenn man selbst keine Antwort weiß, soll man nicht irgendwen zitieren" (Frosch, 1977-20??) :-D

Abgesehen davon bin ich mir sicher, daß auch besagter Herr Tschopp dabei vielleicht eher an was konstruktives gedacht hat, nix für ungut ;-)

Rugger
12.01.2003, 01:07
Original geschrieben von Froschkönig
Das Forum hier ist zwar auch nicht so ganz mein Fall, *lol* Das wäre mir aber neu... :-))

Rugger

Froschkönig
12.01.2003, 01:08
Ich rede von dem Forum "Reise nach Morbusien".
Danke für Deine Aufmerksamkeit und Gute N8 !

P.S. Entschuldige bitte gnädigst, daß ich die Vorsilbe "Unter-" weggelassen hab *bereu*

Rugger
12.01.2003, 01:11
Sorry, war wirklich nicht böse gemeint!!! :-angel
Gute N8 auch Dir und auch allen anderen Spätsurfern!

Rugger

Froschkönig
12.01.2003, 01:12
Daß Du ein :-angel bist, wäre mir neu (Wo ist den hier der "oberflächliches A..... "-Smily ?????) :-D

Aber trotzdem Gute Nacht ;-)

Jens
12.01.2003, 22:53
Hallo zusammen,
dass bereits nach kurzer Zeit ueber die Reise nach Mornusien diskutiert wird, freut mich.

Die ersten Meinungen reichen von

"kitschig und peinlich",
"nicht so ganz mein Fall"
"feststellen, daß man mit reinen Lehrbuchbetrachtungen oftmals den Blick für´s wesentliche verliert, für den Patienten nämlich !!!"

Sammeln wir vielleicht zunaechst weitere Meinungen, um dann einmal die einzelnen Kritikpunkte weiterzudiskutieren.

Gibt es weitere Meinungen :-meinung , Eindruecke oder auch erste Versuche von weiteren Usern zu dem im Eingangsbeitrag erläuterten Thema ?

Welche Wege koenntet ihr euch vorstellen, Krankheiten oder Faktenwissen "einmal anders" also unkonventionell und nicht im doch eher trockenen Lehrbuchstil darzustellen?


Diese Frage und Anregung an euch moechte ich gerne in die Runde derjenigen stellen, die sich den Eingangsartikel zur "Reise nach Morbusien" durchgelesen haben und der sie vielleicht anspricht und neugierig gemacht hat.


Jens

Pünktchen
31.01.2003, 21:57
Hallo :-)

Also ich finde es schön mal eine Krankheit so in einem kleinen text zu verpacken, der anschaulich ist...situationsbezogen...es muss ja nicht so ne lange Geschichte sein, wie die vom Jens :-)

@Medi-Jens
Ich finde deine Geschichte gut :-top hat mir sehr gefallen...vielleicht könnte man die Geschichte auf das Arztpraxiszimmer beschränken und mehr beschreibend erzählen.

Also wie sieht der Patient aus, wie geht er, hat er Schmerzen???

Zum Gedicht muss ich sagen, das ist Geschmackssache, ob man so was wirklich in Versform verpacken sollte. Aber vielleicht merkt man es sich so besser??? :-D

Gruß
pünktchen :-)


PS ich werd mich demnächst mal hin setzen und so was verfassen :-)

Feuerblick
01.02.2003, 00:33
Nur mal ein paar Worte zur Kritik einzelner:

Dieses Forum hier war ursprünglich für das Projekt "Kreatives Schreiben" vorgesehen, also für Leute, die nicht nur die üblichen Lehrbuchtexte verinnerlichen wollen, sondern vielmehr für die unter uns (man konnte sich ganz freiwillig anmelden), die neben dem Studium ihre kleinen grauen Zellen und ihre Kreativität anderweitig einsetzen wollten.

Jens hat das Forum öffentlich gemacht, weil er dachte, daß es vielleicht auch andere User interessieren könnte. Wer sich also von kitschigen und peinlichen Schreibübungen gestört fühlt, der möge für sich das Unterforum ausblenden und die in Ruhe schreiben lassen, die es gerne tun wollen.

Feuerblick (stinkesauer)

Alles wird gut
04.02.2003, 13:38
Ich finde, die Idee ja an sich gar nicht schlecht und glaube, dass hier und da mal ein paar "wertvolle" Gedichte und Geschichten entstehen können!
Als alter Deutsch-Lkler werde ich hier auch gerne bei Gelegenheit was zu beitragen, aber eine Sache stört mich doch erheblich:
Am Anfang war es ein Unterforum, was auch nicht gerade drohte, aufgrund der Fülle der Beiträge zu platzen...
mussten denn jetzt wirklich 5 (!) Unterforen entstehen!?

Ich finde: Ein Literaturforum ist genug!!!

Und über den Namen könnte man noch mal nachdenken, "Morbusien" klingt irgendwie nach etwas zwischen Kinderbuch und einer sehr unanständigen Sache! :-D

Jens
04.02.2003, 21:23
Hidihei,
Hallo nochmals,
interessant, wie die Diskussion weiter verläuft. Ich würde gerne für all diejenigen, die diesen Beitrag erst jetz lesen, nochmals zusammenfassen, was an
Meinungen zum Forum "Reise nach Morbusien - Krankheiten und Faktenwissen mal anders" unter euch
vertreten werden:

Die ersten Meinungen reichen von

"kitschig und peinlich" (Challenger)
"nicht so ganz mein Fall, möchte aber feststellen, daß man mit reinen Lehrbuchbetrachtungen oftmals den Blick für´s wesentliche verliert, für den Patienten nämlich !!!"(Froschkönig)
"Also ich finde es schön, mal eine Krankheit in einem kleinen Text zu verpacken, der anschaulich ist, ggf. mehr beschreibend erzählen: Also wie sieht der Patient aus, wie geht er, hat er Schmerzen???" (Pünktchen)
"Das Gedicht: muss ich sagen, das ist Geschmackssache, ob man so was wirklich in Versform verpacken sollte, aber vielleicht merkt man es sich so besser?" Pünktchen
"Dieses Forum hier war für Leute, die nicht nur die üblichen Lehrbuchtexte verinnerlichen wollen,sondern vielmehr für die unter uns, die neben dem Studium ihre kleinen grauen Zellen und ihre Kreativität anderweitig einsetzen wollten." (Feuerblick)
"Die Idee finde ich an sich ganz gut. Über den Namen könnte man noch mal nachdenken, "Morbusien" klingt irgendwie nach etwas zwischen Kinderbuch und einer sehr unanständigen Sache!" (Alles wird gut)


Sammeln wir weitere Meinungen, um dann abschliessend die einzelnen Kritikpunkte weiterzudiskutieren.

Gibt es weitere Meinungen :-meinung , Eindruecke oder auch erste Versuche von weiteren Usern zu dem im Eingangsbeitrag erläuterten Thema ?

Welche Wege koenntet ihr euch vorstellen, Krankheiten oder Faktenwissen "einmal anders" also unkonventionell und nicht im doch eher trockenen Lehrbuchstil darzustellen?


Diese Fragen und Anregungen an euch moechte ich gerne nochmals die Runde derjenigen stellen, die sich den Eingangsartikel zur "Reise nach Morbusien" durchgelesen haben und der sie vielleicht anspricht und neugierig gemacht hat.

Auf die bislang geäusserten Meinungen gehe ich dann - nochmals am Schluss der Diskussion gesondert gesondert ein.

Nun würde mich wie gesagt die Meinung zu den bisherigen Diskussionsbeiträgen wie auch neue Meinungen interessieren.
:-)
Cu
Jens