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papiertiger
01.11.2009, 16:04
Ehrlich, da fehlt wirklich das Grundwissen! Wie soll jemand, der sich in einem dissoziativen Zustand selbstverletzt daraus lernen können und das dann als Lernerfolg in der Zukunft vermeiden?


Wenn es für eine Person in dieser Situation absolut unmöglich wäre, aus Konsequenzen zu lernen wären so einige (verhaltens)therapeutische Konzepte, mit denen man entsprechenden Krankheitsbildern begegnet, unsinnig.



Wenn die Voraussetzungen für eine Zwangseinweisung nicht vorliegen, fehlt es an einem Rechtfertigungsgrund und damit ist das Tun des Arztes tatbestandsmäßig, rechtswidrig, schuldhaft und damit strafbar.

Das ist aber nun mal in aller Regel nicht eindeutig. Grundsätzlich ist eine Handlung, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in suzidialer Absicht durchgeführt wurde, durchaus ein Grund für eine Einweisung. Und im Zweifelsfall ist es da eben als Arzt dann doch ratsam, sich für die Zwangseinweisung zu entschieden - Gründe - man kennt die Person, die Vorgeschichte nicht, der Eindruck kann täuschen, Einschätzung sollte man denjenigen, die dafür geschult sind überlassen, etc. - wurden ja bereits aufgeführt.



Ganz grundsätzlich: Es geht ja auch nicht darum, jemanden mit einer Zwangseinweisung zu "bestrafen", damit er aus seinem "Fehler" lernt.. auf dieser Ebene hat hier, soweit ich das überblicke, niemand argumentiert. Aber in einer Situation, in der Menschen unter Umständen eine Gefahr für sich selbst sind muss man eben auch Möglichkeiten haben, sie vor sich selbst zu schützen. Nicht mehr und nicht weniger.

WackenDoc
01.11.2009, 16:05
Warum setzt du denn Psychiatrie automatisch mit "Geschlossener" gleich?
Psychosomatik und Psychotraumatologie sind nun mal Subspezialitäten der Psychiatrie?
In der Psychiatrie sind doch nicht nur Minderbegabte und Psychotiker wie du geschrieben hast! Da sind genauso Patienten mit Burn-Out, Borderliner, PTBS-Patienten, Patienten mit psychosomatischen Erkankungen im engeren Sinne (wozu ich SVV dafinitiv nicht zählen würde), Alkoholiker....
Übrigens gehört nicht jeder mit selbstverletzendem Verhalten zum Psychotraumatologen. Und Psychosomatiker und Traumatologen sind nicht überall unmittelbar verfügbar.
Wenn du genau weisst, dass dir bestimmte Stationen schaden- warum gibst du den Chirurgen die Schuld, warum wendest du dich nicht an deinen behandelnden Psychotherapeuten?

Und die Frage, die ein behandelnder Arzt dir stellen sollte bringt doch wohl gar nichts- offenbar warst du in einer Ausnahmesituation, sonst hättest du dich nicht selbst verletzt/versucht dich umzubringen-also finde ich die Frage was du getan hättest, wenn es dir nicht so schlecht gehen würde relatib sinnfrei- die wenigsten bringen sich um, wenn es ihnen gut geht. Viel entscheidender ist doch, warum es jemand getan hat und ob die Situation genauso weiter besteht- dann wäre die Gefahr, dass es derjenige wieder versucht durchaus höher, als wenn die Situation sich geändert hat, bzw sich derjenige davon distanzieren kann.
Und da nun mal ein Chirurg in der Notaufnahme weder die Fähigkeiten (liebe Kollen bitte nicht auf den Schlips getreten fühlen- ich hoffe ihr wisst, was ich meine) noch die Zeit haben, genau das abzuklären und ein entsprechendes Gespräch zu führen holen sie nun mal den Psychiater dazu. Und wenn der zu dem Schluss kommt, dass noch akute Suizidalität besteht, wirst du nun erstmal zwangsweise eingelieftert- wobei der in der Regel Rücksprache mit dem behandelnden Arzt hält, sofern der Patient ihm den nennt.

Ganz ehrlich- eigentlich könntest du die Wunden dann auch vom Pschosomatiker behandeln lassen.

ÜBrigens die Stigmatisierung kommt nicht unbedingt vom Aufenthalt in einer entsprechenden Klinik, sondern durch die Erkrankung.

Und: Verstehst du eigentlich wieviel Macht du den Ärzten gibst, indem du sie nicht nur für die ursprüngliche Traumatisierung, sondern auch für alles Weitere verantwortlich machst? (So unter dem Motto: Wenn die mich besser behandeln würden, würde es mir nicht so schlecht gehen und ich müsste nicht so viel Angst haben) So viel Macht haben Ärzte nicht, wie du es ihnen zuschreibst und schon gar nicht dadurch, dass er einen bestimmten Satz (nicht) sagt, den du erwartest. Solange du das nicht verstehst, wirst du das ursprüngliche Trauma wieder und wieder erleben. Oder sollte ich eher schreiben: Wirst du weiter dazu verdammt sein, es wieder und wieder zu erleben?

Bille11
01.11.2009, 16:06
nun. ich habe mich auch mehrere male selbst geschnitten. und es überwinden können.

reicht dir das als kompetenz?

sicher nicht. ist ja gegen deine auffassung, wie ein arzt mit dir umzugehen hat.

wenn du - oder freundinnen von dir bei mir in der notaufnahme aufschlagen sollten, dann bin ich sicherlich einer der empathischsten menschen ohne dass ich falsches geheucheltes mitleid vorspiele, und ein guter mensch zum reden. nichtsdestotrotz, wenn es mir wichtig erscheint, rufe ich den fachkollegen - psychiater. psychosomatiker machen solche notdienste nicht. aus gutem grund.
und zu obigem beitrag mit den kosequenzen stehe ich in jedem fall. genauso wie es menschen bei verkehrsunfällen, rauschmittelgenüssen, strafbaren handlungen von vorne herein klar ist, was sie tun. insbesondere bei wiederholungstaten.

bille11

Pünktchen
01.11.2009, 16:09
Ich fass mal kurz zusammen:

Patientin mit SVV und eindeutigem psychologischen/psychiatrischen Problem wird vom Chirurgen wundversorgt und dann dem Psychiater vorgestellt um das Grundproblem zu versorgen

Patientin mit SVV und eindeutigem psychologischen/psychiatrischen Problem findet es aber doof das Grundproblem vom Psychiater ("Irrenarzt") des Images wegens behandeln zu lassen (Krankheits- und Behandlungseinsicht noch nicht erreicht?)

und möchte lieber vom Chirurgen oder netten Pfleger oberflächlich bemitleidet werden...btw. ist das nicht ein sekundäre Krankheitsgewinn?


Ich finde an dieser Stelle sollte sich die Patientin doch mal mehr Gedanken machen (wenn sie dies kann) über ihr Handeln und nicht auf den Chirurgen schimpfen, der vielleicht nichts zu ihr sagt, weil er ahnt, daß es keine adäquate Gesprächssituation und Behandlungssituation durch ihn möglich ist...

John Silver
01.11.2009, 16:13
Ich habe mir nicht alle Posts von Dir angetan, Rechtsverdreht, sind mir zuviele Buchstaben. Bin halt ein unsensibler Metzger, was soll man machen.


Das kann's doch nicht sein?!

Schon möglich. Aber ich muß ehrlich zugeben, daß ich keine Lust habe, eine Art Ersatztherapie für Dich zu sein und den Sandsack zu spielen, auf den Du eindreschen kannst, um Deinen Frust über das Üble und Ungerechte in dieser Welt loszuwerden. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß es hier jemandem anders geht. Ich verstehe Deinen Frust, und er steht Dir auch zu, das ist meine ehrliche Meinung. Ich bin aber auf die Erklärung gespannt, weshalb Du hier so viel schreibst, anstatt beispielsweise mit den Ärzten zu reden, die Dir gegenüber so unsensibel etc. gewesen sein sollen. Oder reicht Dir ein Sammelbegriff? Ärzte halt? Diese blöden Weißkittel, die Dir die Angst vor der Medizin und Deine psychischen Probleme eingehandelt haben, indem sie Dich als Kind pieksten? Böse Menschen, in der Tat. Hätten sie Dich besser sterben lassen, wa?
Du bist in einer Phase der Wut auf die Falschen stehengeblieben. Die Ärzte sind für Dich unsensibel und doof, deretwegen willst Du überhaupt krank sein, und weil Du immer wieder bei den unsensiblen und doofen Ärzten landest, dreht sich das Karussel immer weiter. Tolle Sache, hat aber einen Haken: Du kanalisierst Deinen Frust, und zwar in die falsche Richtung, und deswegen kannst Du Dich nie davon befreien, sondern immer mal wieder nur durch Aufschneiden der Haut herauslassen. Wenn Du einen konstruktiven Ansatz willst, und eine echte Veränderung anstrebst, dann solltest Du lieber aufhören, Dir den nächsten Sandsack zu suchen und Deine infantile Wut herauszulassen. Setze Dich lieber mit den Gründen Deiner Probleme auseinander, anstatt alles auf die doofen Ärzte zu projizieren.

Feuerblick
01.11.2009, 16:16
Meine Frage ist noch nicht beantwortet: Wenn ein Patient mit selbstverletzendem Verhalten zum Psychiater geschickt wird und der sich entschliesst, ihn aufzunehmen gegen den ausdrücklichen Wunsch des Patienten - warum wohl wird er das tun? Und warum erwartest du von einem Fachfremden, dass er das Gegenteil entscheidet und seine Approbation und das Leben seines Patienten aufs Spiel setzt?
Außerdem: Wieso ist es sozial stigmatisierend, im Rahmen einer Notfallsituation in die Psychiatrie zu einem Konsil geschickt zu werden (weil eine psychische Ausnahmesituation vorliegt) und von dort aus weiter überwiesen zu werden, weil der Facharzt keine akute Gefährdung sieht? Ich persönlich habe den Eindruck, dass DU dich stigmatisiert FÜHLST ohne dass irgendwer das genauso sieht. Vielleicht solltest du darüber mal nachdenken.

Ich bin auch zu allen meinen Patienten sehr freundlich, höre zu, lass sie sich auch mal ausheulen und lasse zur Not andere Patienten mal warten, wenn es die Situation zulässt. Aber das ist für mich noch lange kein Grund, nicht einen Fachmann hinzuzuziehen. Nur zuhören bringt mir eine Einschätzung, die ich aber überprüft haben möchte, weil psychisch kranke Patienten eben etwas anders "ticken" als diejenigen, auf die meine Einschätzung normalerweise getriggert ist.


Ich fass mal kurz zusammen:

Patientin mit SVV und eindeutigem psychologischen/psychiatrischen Problem wird vom Chirurgen wundversorgt und dann dem Psychiater vorgestellt um das Grundproblem zu versorgen

Patientin mit SVV und eindeutigem psychologischen/psychiatrischen Problem findet es aber doof das Grundproblem vom Psychiater ("Irrenarzt") des Images wegens behandeln zu lassen (Krankheits- und Behandlungseinsicht noch nicht erreicht?)

und möchte lieber vom Chirurgen oder netten Pfleger oberflächlich bemitleidet werden...btw. ist das nicht ein sekundäre Krankheitsgewinn?


Ich finde an dieser Stelle sollte sich die Patientin doch mal mehr Gedanken machen (wenn sie dies kann) über ihr Handeln und nicht auf den Chirurgen schimpfen, der vielleicht nichts zu ihr sagt, weil er ahnt, daß es keine adäquate Gesprächssituation und Behandlungssituation durch ihn möglich ist...
Aber sowas von meine Meinung!!!

Pünktchen
01.11.2009, 16:18
@john silver
danke....das war mein erster gedanke nach dem 1.beitrag von rechtsverdreht :-)

Muriel
01.11.2009, 16:19
Und wie bitteschön soll ein dafür mitnichten ausgebildeter Mensch (der Chirurg, der Internist, der Augenarzt...) erkennen, ob jemand, der mit selbst zugefügten Verletzungen, Sprung aus dem 5. Stock etc. in der Notaufnahme ankommt, dass dieser Mensch keine Gefährdung mehr für sich darstellt? Genau: Er kann diese Situation nicht beurteilen, muss aber annehmen, dass dieser Mensch sich mit Ankunft in der Notaufnahme eben nicht völlig von dem zuvor Geschehen distanziert hat und ruft daher den entsprechenden Fachmann zu Rate. In einem Haus mit angeschlossener Psychiatrie sicherlich erst einmal als Konsil, ist dies nicht der Fall dann eben per Verlegung. Das ist das völlig korrekte Vorgehen. Um das Ganze auf die Juristerei zu übertragen: Es wird wohl kaum ein welchen Verbrechens auch immer Angeklagter freigesprochen werden, wenn er nur gut genug beteuert, dass er es auch ganz bestimmt nie wieder machen würde. Und ja, jetzt kommt der Einwand "Aber der hat ja auch seine Strafe verdient", stimmt, hat er wohl, aber der oben genannte Patient hat ebenso verdient, dass sich jemand, der sich mit seinen Problemen auskennt, um ihn kümmert.
Ich glaube, Dein großes Problem ist, dass Du anscheinend noch nicht verstanden hast, dass Psychiater mitnichten Irrenärzte sind. Und wenn es in der Bevölkerung auch noch teilweise so gesehen wird, geht einem Juristen doch auch nicht die Hutschnur hoch, wenn sie jemand als Rechtsverdreher bezeichnet, weil er weiß, dass es Schwachsinn ist.

Rechtverdreht
01.11.2009, 16:21
......

Bille11
01.11.2009, 16:23
bille11 bitteschön für dich. das durch dich zugefügte i ist nicht gewünscht! und anmassend.

ich beende die diskussion mit dir, weil du kein potenzial erkennen lässt, einsicht zu gewinnen in die regelhaftigkeit des arzthandelns. sorry.

dreamchaser
01.11.2009, 16:25
Ich kenne mich zufälligerweise etwas mit Traumtherapie aus und weiss genau, dass es hier auf keinen Fall mit einem Satz getan ist, sondern dass man sehr sehr viel Zeit und sehr speziell ausgebildete Therapeuten braucht (wenn da schon Psychosomatiker ohne Spezialausbildung und Psychiater überfordert sind - warum sollte dann ein Internist der Chirurg die Situation besser meistern). Und ich weiss auch, dass ein Psychiater nicht der richtige Ansprechpartner ist, sondern eigentlich ein Psychosomatiker (und unter dieser Fachrichtung auch eigentlich der Traumatherapeut) - aber diesen habe ich einfach nicht zur Hand, vor allem nicht nachts. Und keine pyschosomatische Traumklinik hat eine Notaufnahme!!!!!!
Wenn ich 10-15 Patienten parallel behandeln soll, dann ist für persönliche Gespräche nicht die Zeit, die man sich wünscht. Man versucht sich in die Leute einigermassen einzufinden und entsprechend eine Therapie in die Wege zu leiten.
So werden eben die Krankheiten den jeweiligen Fachabteilungen zugewiesen. Und in die Psychiatrie weise ich in den wenigsten Fällen zwangsweise ein, sondern ich stelle den Patienten dort vor. D das bei uns ein anderes Haus ist, wird derjenige eben mit RD hingefahren - dort wird dann entschieden, ob eine Aufnahme erfolgt oder nicht. Aber das liegt bei weitem nicht in meinem Ermessen.
Wenn jemand selbstgefährdend ist, dann kann ich diesen Menschen auf keinen Fall auf eine Normalstation aufnehmen, da dieser ja entlaufen könnte bzw. sich aus dem Fenster stürzen kann (ist alles schon passiert!!). Und unsere Intensivstation ist nur für Menschen vorgesehen, die vital bedroht sind - also z.B. Tablettenintoxikation aus welchem Grund auch immer.
Rechtsverdreht: du solltest dir dringend einen guten Therapeuten suchen und die Aufnahme in eine traumtherapeutisch ausgelegt Psychosomatik anstreben (da gibt es ja nicht unerhebliche Wartezeiten!!). Und bei entsprechender Gefährdung kommt man auch aus der Psychosomatik in die Psychiatrie!!!!

Feuerblick
01.11.2009, 16:26
@Rechtsverdreher: Wie du es auch drehst und wendest, du wirst hier keine andere Antwort bekommen. Weil wir - aus welchem Grund auch immer - an unserer Approbation hängen und eine Psychiatrie keine Irrenanstalt ist sondern Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Problemen.
Da du offensichtlich solche hast, solltest du dir, da gebe ich John Silver recht, dringend einen Therapeuten suchen, der das alles vernünftig mit dir aufarbeitet und der dir zuallererst mal klarmacht, dass eine psychische Krankheit eine Krankheit ist und ein Psychiater der Arzt für eine solche Krankheit (Subspezialitäten gehören da auch rein).
Dich hier im Forum im Kreis zu drehen und alle Ärzte als böse und wenig empathisch, ja als "dumm und inkompetent" hinzustellen, bringt dich nicht weiter.
Ich persönlich verlasse diese Diskussion hiermit, weil ich der Meinung bin, dass alles gesagt wurde und ich mich zu einer Therapiesitzung bei SVV fachlich nicht in der Lage fühle. Das hier ist nämlich kein Forum für Psychologen und Psychiater....

Sabbel
01.11.2009, 16:28
Hm, wie soll ich Dir das erklären?

Weil du in dem Moment dastehst! Es kommt auf deine Reaktion an. Vielleicht verstehst du das nicht, aber es ist so. Du hast x Patienten am Tag, die Woche und so weiter und du siehst dich nur als jemanden, der die Patienten kurz sieht und entscheidet. Deine Patientin ist der Situation nicht wichtig für dich, auch nur ein Posten, der durchläuft. Du bist für sie in der Situation sehr wichtig!

Doch in DEM Moment, in DEM du da stehst, bist du wichtig, ABER nur in diesem. Glaub mir, Suizidversuche, die man nachts aufnimmt, belasten einen genug, auch wenn man morgens ins Bett geht. Unwichtig oder vergessen, wie von dir gefürchtet, bist du nicht. Trotzallem muss man zum Eigenschutz auch abschalten.

Für sie ist das alles gaaanz anders. Sie ist kein Profi und es für sie keine Routinesituation. Sie hat Angst und durch die Möglichkeit, sie einzuweisen hast du eine enorme Machtstellung ihr gegenüber, sie ist dir ausgeliefert. Das ist die klassische Situation von Trauma und wer sich dann an deiner Stelle ungünstig verhält, der kann der Patientin schon sehr zusetzen.

WARUM hast DU so Angst vor Ärzten?

Dieser Satz ist deshalb wichtig, weil er ihr signalisiert, dass du hinter ihr stehst. Und das braucht sie von dir, denn du bist der behandelnde arzt in dem Moment. Ganz egal, wieviele Psychiater da später vielleicht noch antanzen. Außerdem sind gerade traumatisierte Patienten total ängstlich, wenn jemand sie unter Kontrolle hat, deshalb auch die enorme Angst vor Einweisung.

Und glaubst du dass sich Empathie nur durch einen Satz zeigt? Glaubst du, dass hier die non verbale Kommunikation nicht viel mehr kann?

Diese Patientinnen haben oft extreme Angst, wenn sie bei euch sind. Und es hilft, wenn ihr mit ihnen redet und sie nicht allein lasst. Man muss nicht deshalb andere verbluten lassen, aber es ist ja nicht immer viel los.

Jeder Arzt, der irgendwie kann, lässt einen Menschen nach Suizidversuch nicht alleine, am besten im Untersuchungszimmer, wo er ein Skalpell bzw Klingen findet....

Ganz normal mit denen reden, das macht für die viel Unterschied. Manche wollen es auch nicht. Da kann man fragen, ob sie lieber in Ruhe gelassen werden oder wenn da keine eindeutige Antwort kommt, dann fängt man halt sachte an, was zu sagen. Transparenz ist wichtig.

Nein, nicht Transparenz, sondern Authenität.

Viele haben Angst vorm Psychiater. Oft wird man schon im Voraus von Familienangehörigen mit Psychiatrie massiv unter Druck gesetzt, was denkt ihr, wie die Patientinnen mit Angst reagieren, wenn ihr dann den Irrenarzt kommen lassen wollt?

was das Umfeld denkt, ist wurscht, sollte es dir sein. Irrenarzt gibt es keinen, leid tut. Und Psychiater sind sehr gute Ärzte, wie auch Menschen.

Ich verstehe gut, dass für euch Chirurgen etca. Polytraumen und so viel wichtiger aussehen. Ihr denkt, Psyche kann warten. Psyche nimmt genauso schaden und braucht unmittelbare Reaktionen. Ihr müsst nicht viel machen, aber gar nichts machen, macht viel kaputt.

Bin kein Chirurg. Und ein einziger Satz kann nicht deine Psyche runinieren. Dazu braucht es mehr.

Es geht nicht drum, euch zu kritisieren, aber ihr könnt euren Job noch besser machen, dafür müsst ihr aber wissen, was auf der Patientenseite los ist.

Das tun wir auch.

Ihr werdet auch total unzugängliche Selbstverletzerinnen in die Notaufnahme kriegen, da geht halt nix. Aber die meisten profitieren erheblich, wenn ihr euch etwas auf sie einstellt.

Wie stellst du dir das vor. Anruf an den Arzt: 4h morgens Pat nach SV: Schon mal überlegt, wie der Arzt sich da fühlt?

Das gilt im Übrigen für alle eure Patienten. Der Umgang in der Chirurgie und auch sonst in Medizin ist strukturiert, mit vielen Hierarchien, es geht oft rauh und ruppig zu, arbeitsteilig halt, hohe Arbeitsbelastung etca.. Ich versteh' euch, ich würde es nicht machen wollen.

Umgang mit dem Patienten bin ich ganz deiner Meinung muss empathisch sein ect. Hier geht es aber mehr darum, dass du dich an einem Satz aufzuhängen scheinst.

Aber Tatsache ist, dass ihr einen ganz enormen Einfluss mit eurem Verhalten darauf habt, wie eure Patienten eure Behandlung hinterher psychisch wegstecken.


Insofern: Seid so freundlich und verständnisvoll, wie ihr nur könnt (Natürlich nur so, dass ihr selber nicht kaputt geht.), denn das erhält euren Patienten die psychische Gesundheit.

es sind nicht die Ärzte, die deine Psyche kaputt machen haben können. da muss mehr sein. Die Berufsgruppe kann deinen Einzelfall nicht büßen, auch wenn mir sehr leid tut, was immer dir passiert ist.

Ich hab' das ja in einem meiner vorhergehenden Postings gesagt, warum ich schnipple: psychisches Trauma durch invasive medizinische Maßnahmen.

Ist das DEINE Diagnose oder hat die dein Psychiater gestellt? Und warum schnippelst du und nicht viele andere auch, die invasive med Maßnahmen hatten?

Wenn die Ärzte damals anders vorgegangen wären, dann hätte ich das heute nicht. Es lag nur am Umgang mit mir, weil der nicht adäquat war, hab' ich das halt als 4-jähriger kleiner Stöpsel nicht gepackt, es zu verarbeiten.

Das ist mir zu simple. Wenn das das Problem wäre, wäre es gelöst, was es nicht ist, weil du weitermachst

Ihr müsst euch schon drüber klar sein, dass das, was ihr zum Teil macht, um den Leuten körperlich zu helfen, für sie psychisch enorm belastend ist. Da hilft ein Arzt, der mit mehr umgehen kann als nur Skalpel und Spritzen. Ihr haltet das nicht für nötig, nicht für eure Aufgabe.

Das hast du gesagt, keiner von uns.

Trotzdem solltet ihr eure Arbeit so machen. Es schützt eure Patienten vor psychischen Folgeschäden.

Welchen Beruf haben deine Eltern, was machen deine Geschwister und warum hast du deinen beruf gewählt

Und zum Ausgangsthread: Burschikos? Neee, danke!

????????????

Rechtverdreht
01.11.2009, 16:47
......

Feuerblick
01.11.2009, 16:50
*seufz* Okay, nochmal in einem Satz:

Wir können nicht rausfinden, ob uns der Patient was vormacht oder es ehrlich meint, weil wir weder die Zeit noch die Ausbildung dafür haben.

So schwer zu verstehen?

Können wir uns jetzt wieder dem eigentlichen Threadthema zuwenden?

Sabbel
01.11.2009, 16:57
Nett sein = machen die meisten Ärzte sicher, auch um 4h morgens
Empathie = dasselbe
Anteilnahme = dasselbe

Aber verstehen würde implizieren, dass man es sich vorstellen kann und die wenigsten werden Erfahrungen auf dem Gebiet haben. Nachvollziehen wird auch schwer gehen, weil meist Gründe hinter dem Verhalten stehen, die man so leicht nicht verstehen kann.

Du verlangst hier von einem Chorsänger, dass er in der Oper ein Solo gibt.

WIR können dir hier nicht so helfen, wie du dir das wünscht.

Rechtverdreht
01.11.2009, 17:02
.....

Rechtverdreht
01.11.2009, 17:10
......

Feuerblick
01.11.2009, 17:14
Nee, die sind auch keine Lügendetektoren. Aber sie haben mehr Erfahrung und die Kompetenz, da eine Entscheidung zu treffen. Ich kann auch eine Entscheidung treffen. Ist sie aber falsch, wird mir der Staatsanwalt empfindlich auf die Füße treten, weil eine solche Entscheidung eben nicht mein Job ist... Sorry, aber so ist es in der Medizin nunmal.

WackenDoc
01.11.2009, 17:24
Genauso wie ein Psychiater zwar grundlegende Kenntnisse im Befunden von EKGs und Röntgenbildern hat, aber trotzdem eher einen Internisten, bzw. Radiologen hinzuzieht weil diese eben mehr Erfahrung haben und ggf. "mehr" sehen, ist es eben auch bei psychiatrischen Erkrankungen. Das hat mit Empathie aber nichts zu tun. Genauso wenig übrigens wir die von dir gewünschten Frage.

Merkst du eigentlich wie du ständig zwischen dem Trauma damals und den Erlebnissen, die du später hattest, wechselst, so als wäre das alles eins?