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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zeitangabe realistisch?



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blubb
04.11.2009, 10:10
Hallo,

bin grade auf der Suche nach einer Diss und wollte euch bzgl. einer Vorstellung nach dem Zeitrahmen fragen, da einige von euch das sicher bereits besser einschätzen können als ich.

Es geht um eine prospektive Studie, benötigte Patientenzahl ist 200, zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits 100 vorhanden. Sie gehen davon aus, dass bis Jan. 2011 die 200 erreicht sein werden. Von jedem Patienten erfolgt ein 12-monatiges Follow-Up, sodass dieses bis zum letzten Patienten ja bis Jan. 2012 gehen würde.
Nun meine Frage: Ich gehe im Aug. 2011 ins PJ und eigentlich wollte ich bis dahin die Diss fertig haben, aber die letzten Daten laufen ja bis Jan. 2012. Die Betreuerin meinte, dass man eigentlich schon eine Tendenz erkennen würde und auch schon vorher mit dem Schreiben beginnen könnte. Es würde dann halt "nur" noch die Auswertung und Diskussion fehlen.
Hmm... ich bin da ein bisschen skeptisch, denke eher nicht, dass sich das in kurzer Zeit später einfach so einfügen lässt.

Wie seht ihr das? Wäre um Ratschläge dankbar! :-stud

Muriel
04.11.2009, 11:29
Klinische Studien sehe ich generell etwas skeptisch, erst Recht mit einer solchen Menge an benötigten Patienten. Du hast zunächst erst einmal das Problem, die Patienten zu filtern, die Du überhaupt gebrauchen kannst, dann sie davon zu überzeugen, dass Du was auch immer mit ihnen anstellen kannst, dann müssen sie in Deinem Fall aber auch noch die weiteren 12 Monate für Dich zur Verfügung stehen, das sind einige Parameter, die bei noch benötigten 100 Leuten doch recht viel sind. Ich habe selber keine Erfahrung mit klinischen Studien bei meiner Diss gemacht, jedoch einiges bei Freunden mitbekommen. Bei allen ohne eine einzige Ausnahme (ich spreche von 5) sind die Diss-Versuche mangels Patientenrekrutierung gescheitert, bzw bei einer nur deswegen nicht, weil der Statistiker meinte, sie könnte ja ihren Ansatz umformulieren, so dass anstatt der eigentlich 100 angestrebten auch ihre 25 in mehr als zwei strebsamen Jahren gesammelten ausreichend wären. Erkundige Dich doch erst einmal bei jemandem, der Dir mit Sicherheit keinen Mist erzählt, in welchem Zeitraum die bisherigen 100 Patienten gesammelt wurden, wie weit man mit deren Daten schon ist. Ich denke, dann kannst Du das besser abschätzen.

Sealwolf
04.11.2009, 11:41
Es würde dann halt "nur" noch die Auswertung und Diskussion fehlen.

"Nur" ist gut, das ist der Bärenteil. Versuch andere Leute auf "Augenhöhe" zu finden (Doktoranden, Hiwis,..), die dort arbeiten oder den Laden kennen und frag was sie schätzen. Seit wann läuft das Gesamtprojekt schon? Kritisch ist die Zeit der Erhebung; Auswertung/Schreiben könnte man ja noch im PJ oder danach machen; oder bist Du dafür ans Institut gebunden?
Als Faustregel muss man m. Erfahrung nach, wenn man einen "ehrlichen" Doktorvater nach dem ungefähren Ende der Gesamtarbeit fragt, ca. 50 % der Zeit aufschlagen. Viel Erfolg!!

Zweitstudium
04.11.2009, 12:17
Ich habe in zwei prospektiven Studien von je 3,5 Jahren gearbeitet und kann die anderen nur zustimmen. Wir hatten auch Medizinstudenten, die bei uns ihre Diss. geschrieben haben. Aber wir habe ihnen immer ein konkretes Thema aus der Studie gegeben, deshalb mussten sie nicht bis Ende der Studie warten, nach dem Motto hat es geklappt oder nicht.
Allg. sind prosp. Studien mit Vorsicht zu genießen. Ist das Thema für deine zukünftige Karriere relevant? Du kannst dich auch mal erkundigen, wie sie d. Follow-up im Detail organisiert haben (man verliert sehr leicht Patienten). Ihre Daten stammen ja aus dem Studien-Antrag. und noch etwas, wie viel Erfahrung hat die Betreuerin, was Studien betrifft.
Ich will dir das ganze nicht ausreden, bring mehr Infos in Erfahrung. Ich fand es damals sehr spannend, naja es war ja auch mein Job und ich hatte genug Zeit.
Viel Erfolg!!!

Muriel
04.11.2009, 12:24
Genau das ist der Punkt, den Zweitstudium richtig anmerkt: Wenn es Dein "richtiger" Job ist, dann bist Du natürlich auch darauf angewiesen, mal Ergebnisse liefer zu können, aber Du sitzt nicht auf solch heißen Kohle wie bei einer medizinischen Diss, die Du irgendwann (und zwar eigentlich ja schnellstmöglich) zu Ende bringen möchtest, da sie ja meist nur nebenher laufen kann. Ich finde es schade, dass daher klinische Studien häufig in diesem Rahmen schwer zu realisieren sind, da ich sie eigentlich sowohl spannend als auch sinnvoll finde.

blubb
04.11.2009, 12:27
Danke für eure schnelle Einschätzungen!!

Die 100 Patienten wurden tatsächlich seit Studienbeginn zu Beginn diesen Jahres rekrutiert und sind auch im Follow-Up. Die Daten, die bislang erhoben sind, seien auch selbstständig, bspw. lägen alle benötigten Fragebögen und Laborparameter vor. Sind auch eingetragen in Tabellen.
Um die Rekrutierung an sich müsste ich mich selbst nicht kümmern, aber eben um das weitere Procedere, im Verlauf Werte einholen, Fragebögen versenden, Tabelle weiterführen usw. Die statistische Auswertung würden die Biomathetiker vornehmen.
Also, wenn die Daten des Follow-Ups vorliegen, wäre ich zum Schreiben nicht mehr an die Klinik gebunden. Möchte eigentlich auch nach dem Abschluss woanders hin.
Aber ihr bestätigt ja, dass ich mit meiner Skepsis nicht ganz falsch liege. Ich hatte mir eben als Ziel gesetzt, zumindest gut beim Schreiben zu Sein, wenn ich ins PJ gehe, aber dann liegen eben noch nicht alle Daten vor...

blubb
04.11.2009, 12:32
Betreuer wären zwei Asisstenzärzte und bei dieser Studie wäre ich einziger Doktorand, sodass ich diesbezüglich auch keine Erfahrungen einholen kann leider.
Ich mach' das so: Greife in einem weiteren Termin nochmal einige Punkte aus, und habe nächste Woche auch noch zwei weitere Termine für eine Diss-Vorstellung. Kann dann ja sicher besser abwägen, was mir dort erzählt wird.

Muriel
04.11.2009, 12:34
Klingt doch gut so :-)

blubb
04.11.2009, 13:30
Meinst du jetzt die Beschreibung oder meine "taktische Vorgehensweise" :-))

Zweitstudium
04.11.2009, 14:31
Ich finde deine Vorgehensweise gut.
du kannst fragen, ob nicht schon mit den vorhandenen Daten (Stichprobe n=100) deine Diss schreiben kannst. Das ist fast wie ein Zwischenbericht für sie. Sind die Ergebnisse aussagekräftig, kann daraus Veröffentlichungen werden. Du benutzt dann retrop. Studien für den theroretischen Teil und als Vergleich, schliesst das ganze mit einigen Vermutungen ab, inkl Diskussion. Deine Ergebnisse fließen sowieso in ihren Bericht ein (so habe ich es auch gemacht).

ich hoffe, es hilft dir weiter.

blubb
04.11.2009, 18:27
Das ist auch ne gute Idee, danke! im Studienprotokoll steht allerdings, dass zur Evaluierung des Hauptzieles die Rekrutierung von 200 Patienten nötig ist, nach statistischen Berechnungen. Könnte man es dennoch ansprechen?

Zweitstudium
04.11.2009, 20:00
Das ist auch ne gute Idee, danke! im Studienprotokoll steht allerdings, dass zur Evaluierung des Hauptzieles die Rekrutierung von 200 Patienten nötig ist, nach statistischen Berechnungen. Könnte man es dennoch ansprechen?

Ich würde sie trotzdem darauf ansprechen so als Vorschlag.
Ich kann verstehen, dass sie auf der Suche nach statistisch- signifikante Ergebnisse sind bzw. darauf hoffen. Nach ihren Berechnungen sind somit 200 Patienten notwendig, um klare Aussagen treffen zu können. Ich kenne die Gesamt-Studie nicht, aber andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass sie drei Jahre lang keine einzige Veröffentlichung herausgeben wollen, denn bei med. Studien ist allg. einfacher Zwischenergebnisse zu präsentieren. Sie hat ja erwähnt, dass es bisher gut aussieht, also sie machen Zwischen-Auswertungen.

Fragen schadet nicht:-)

blubb
04.11.2009, 20:42
Die eine Betreuerin sagte mir, dass sie letztens auf einem Kongress Zwischenergebnisse präsentiert hätten.
Also nochmal danke für deine Idee! Habe am Freitag noch ein Gespräch wegen einer anderen Diss, sodass ich mal vergleichen kann. Und dann werde ich nochmal diese Idee anbringen und hier da etwas nachhaken :-)
Ist gar nicht so einfach als Neuling auf der Suche...

Zweitstudium
05.11.2009, 13:14
Die eine Betreuerin sagte mir, dass sie letztens auf einem Kongress Zwischenergebnisse präsentiert hätten.
Also nochmal danke für deine Idee! Habe am Freitag noch ein Gespräch wegen einer anderen Diss, sodass ich mal vergleichen kann. Und dann werde ich nochmal diese Idee anbringen und hier da etwas nachhaken :-)
Ist gar nicht so einfach als Neuling auf der Suche...

Viel Erfolg!:-top

blubb
05.11.2009, 14:29
Danke, werd bestimmt nochmal hier rein schreiben :-))

Muriel
05.11.2009, 15:47
Wir bitten darum :-)

blubb
16.11.2009, 16:44
So, da bin ich wieder und habe erneut einige Fragen.

Ich habe mich gegen die oben geschilderte Diss entschieden, weniger Patienten waren nicht möglich, auch eine andere Fragestellung ebenso nicht. Und ich hatte große Zweifel bzgl. des angegeben Zeitrahmens. Für mich also die richtige Entscheidung abzulehnen.

Nun habe ich etwas anderes angehört. Eine experimentelle Arbeit, keine Arbeit mit Zellen sondern histologische Auswertung. Es sind 40 Tiere, insg. 1200 Schnitte... Anfärbung und Beurteilung hinsichtlich einer Fragestellung. Zeiteinteilung wäre neben dem Studium machbar, der Betreuer (gleichzeitig auch Doktorvater) gibt ca. 6 Monate an. Sicher auch sehr knapp, aber selbst wenn es 12 Monate wären, diese Zeit hätte ich noch bis zu meinem Freisemester am Ende.
Hmm... nun teilte er mit, dass es sehr gerne gesehen bzw. erwünscht sei, wenn man später auch in diesem Fach an der Uniklinik arbeiten wollte zwecks Forschungslaboraufbau usw. Ich kann das nachvollziehen, ein Betreuer investiert ja auch in einen Doktoranden, aber eigentlich bin ich mir sicher, dieses Fachgebiet eher nicht machen zu wollen bzw. nicht an der UKL hier zu bleiben. Die Fragestellung und der Zeitrahmen der angebotenen Diss würde mir dennoch passen. Kann nur nicht genau seine Aussage einschätzen.

Tja, und dann denke ich mir, ob es nicht einfach auch was statistisches tut, da habe ich auch noch ein Angebot, was eben weniger zeitintensiv wäre. Die Frage ist eben, was man möchte. Ich möchte später eher nicht in eine Forschungsgruppe, weiß aber nicht gut einzuschätzen, ob man sich mit einer statistischen Arbeit nicht manche Wege verbaut?

Fragen, Fragen, vielleicht habt ihr Tipps?

wildcoyote
16.11.2009, 18:18
wieso denn nichts klinisches? man muss nicht gleich ins Labor um was interessantes zu machen...bis magna cum laude ist da alles drin

blubb
16.11.2009, 18:29
Bislang habe ich klinisch noch nichts gefunden, dass auch in den Zeitrahmen passt, denn ich mir selbst stecke. Bei den meisten Studien 15 Monate + 12-monatiges Follow Up. Sicher, das heisst nicht, dass es auch was anderes klinisch geeignetes gäbe.

wildcoyote
16.11.2009, 19:01
naja, stimmt schon, die meisten arbeiten sind für 2+ Jahre ausgelegt...ist halt so...aber wenn man was hat was spaß macht dann merkt man "den stress" gar nicht, bin auch erst nach dem studium fertig geworden, ist kein großes problem, man ist sogar schneller mit dem zeugs