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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unquittierte Überstunden?



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Lava
10.11.2009, 15:00
Hat ein Arbeitgeber das Recht, Überstunden zu deckeln? Bei uns wird grundsätzlich nur eine Überstunde pro Tag quittiert. Eigentlich auch nur 45 Minuten, weil wir nach Dienstende eine 15minütige Zwangspause (harrharr) einlegen sollen. Wir haben Chipkarten und unsere Kommen und Gehen Zeiten werden real aufgezeichnet. Auf dem Stundenzettel sind auch die unquittierten Überstunden aufgezeichnet. Eine Kollegin hat das mal beim Marburger Bund eingereicht und gefragt, was sie damit tun soll. Die meinten, die unquittierten Überstunden könne sie komplett abschreiben. Die werden weder bezahlt noch in Freizeit ausgeglichen.

Ist es überhaupt legal, dass diese Stunden nicht quittiert werden????

hennessy
10.11.2009, 15:08
Hat ein Arbeitgeber das Recht, Überstunden zu deckeln? Bei uns wird grundsätzlich nur eine Überstunde pro Tag quittiert. Eigentlich auch nur 45 Minuten, weil wir nach Dienstende eine 15minütige Zwangspause (harrharr) einlegen sollen. Wir haben Chipkarten und unsere Kommen und Gehen Zeiten werden real aufgezeichnet. Auf dem Stundenzettel sind auch die unquittierten Überstunden aufgezeichnet. Eine Kollegin hat das mal beim Marburger Bund eingereicht und gefragt, was sie damit tun soll. Die meinten, die unquittierten Überstunden könne sie komplett abschreiben. Die werden weder bezahlt noch in Freizeit ausgeglichen.

Ist es überhaupt legal, dass diese Stunden nicht quittiert werden????
wo kein Kläger, da kein Richter.
Ein Anruf beim Arbeitsgericht würde sicherlich Aufklärung bringen. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass dort mitunter sehr kompetente Ansprechpartner sitzen. Allerdings könnte es dann sein, dass man dann im eigenen Haus bei der Weiterbildung etwas "vergessen" wird. :-nix

pieks
10.11.2009, 15:56
wo kein Kläger, da kein Richter.
Ein Anruf beim Arbeitsgericht würde sicherlich Aufklärung bringen. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass dort mitunter sehr kompetente Ansprechpartner sitzen. Allerdings könnte es dann sein, dass man dann im eigenen Haus bei der Weiterbildung etwas "vergessen" wird. :-nix

und wenn man diesen Anruf beim Arbeitsgericht "anonym" tätigen würde :-nix

Lava
10.11.2009, 17:02
Nach meiner bisherigen Erfahrung bringt diese anonyme Anzeigerei gar nichts. Irgendwer hat irgendwann mal vor Jaaaahhhhren unsere Klinik beim Land Hessen angezeigt wegen Verstoß gegen das AZG. Wir haben bis heute keine Lösung... wir kriegen nur regelmäßig Mahnungen, zahlen dauernd Strafe und alle paar Monate wird ein halbherzig überlegtes neues Dienstmodell ausprobiert.

Das Übel an allem ist, dass alle Assistenten-freundlichen Dienstmodelle der Verwaltung zu teuer sind. Die Kollegen aus der Allgemeinchirurgie sind soweit gegangen, geschlossen Opt Out zu kündigen und mit geschlossener Kündigung zu drohen. Aber soooo viel hat das bisher auch nicht gebracht :-?

Ehemaliger User 05022011
10.11.2009, 17:18
Hat ein Arbeitgeber das Recht, Überstunden zu deckeln? Bei uns wird grundsätzlich nur eine Überstunde pro Tag quittiert.
M.E. kann er das, bedeutet letztlich nicht anderes, als das dein Arbeitgeber dir eben nur eine Stunde anweist und mehr eben nicht

P.S: über anonyme Anrufe schmunzeln die bei den Arbeitsgerichten höchstens mild - denn im Umkehrschluss von dem von hennessy schon zutreffend zitierten Spruch kann man auch sagen: "nur wo ein Kläger, da ein Richter!"

dreamchaser
10.11.2009, 17:21
Bei uns werden 2 Überstunden pro Tag gezählt, danach nicht mehr automatisch. Aber es reicht bei uns i.d.R. ein einfaches Schreiben an die Verwaltung, dass man aus dem und dem Grund länger bleiben musste und schon sind die Stunden mit drauf. Aber 2 Std. mehr pro Tag reichen auch gut aus, länger muss echt nicht sein (ausser in Urlaubszeiten etc., aber da kann man ja die Mehrstunden gutschreiben lassen).

Lava
10.11.2009, 17:21
Das Problem ist, dass man auch dem Patienten schadet, wenn sagt, OK, dann gehen wir ab jetzt eben pünktlich nachhause :-?

Lava
10.11.2009, 17:24
Aber 2 Std. mehr pro Tag reichen auch gut aus, länger muss echt nicht sein (ausser in Urlaubszeiten etc., aber da kann man ja die Mehrstunden gutschreiben lassen).

Das ist richtig! Mit 2h/d wäre schon viel geholfen!

Wir sind 11 Assistenten. Nehmen wir an, einer hat Urlaub, 2 sind im dienstfrei und 2 haben Dienst. Bleiben noch 6. Wenn jeder davon täglich anderthalb Überstunden macht, was der Realität nahe kommt, sind das täglich 9 Überstunden, also eine komplette Arztstelle :-(

John Silver
10.11.2009, 17:33
Es ist durchaus legal, daß der Arbeitgeber die angeordneten Überstunden deckelt. Es ist aber nicht legal, die geleisteten Überstunden einfach verschwinden zu lassen, nur weil sie nicht als angeordnet gelten. Allerdings muß das schon zur Anzeige gebracht werden, wenn man die Ärsche in der Verwaltung dazu animieren will, daran etwas zu ändern. Von sich aus werden die sicher nichts tun.

Das Argument, assistentenfreundliche Modelle seien der Verwaltung zu teuer, ist nur deswegen gültig, weil die Verwaltung euch offenbar sehr erfolgreich zwingen kann, jede Menge Arbeit kostenlos zu leisten. Wer das zulässt, ist selbst schuld. Wenn die Verwaltung gezwungen wäre, euch die Überstunden komplett auszuzahlen, wäre die Schaffung einer zusätzlichen Assistentenstelle plötzlich eine durchaus lohnenswerte Alternative.

Wichtig ist, wie immer, daß alle sich absprechen und geschlossen handeln. Das scheint mir das Hauptproblem zu sein. Die meisten Assis in Deutschland können lange und laut jammern; wenn's aber darum geht, mal die Eier in der Hose wiederzufinden und sich fürs eigene Recht einzusetzen, ist es plötzlich ganz still.

Evil
10.11.2009, 17:46
Das Übel an allem ist, dass alle Assistenten-freundlichen Dienstmodelle der Verwaltung zu teuer sind. Die Kollegen aus der Allgemeinchirurgie sind soweit gegangen, geschlossen Opt Out zu kündigen und mit geschlossener Kündigung zu drohen. Aber soooo viel hat das bisher auch nicht gebracht :-?
Wenn die Assistentenschaft geschlossen als Einheit über den Betriebsrat (Mitarbeiterversammlung in kirchlichen Häusern) Überlastungsanzeige stellt oder beim Arbeitsgericht Anzeige erstattet, wird manche Verwaltung flott, denn dann wird es richtig teuer.
Zumindest ist das meine bisherige Erfahrung an meiner vorigen Arbeitsstelle.

pieks
10.11.2009, 18:25
Wenn die Assistentenschaft geschlossen als Einheit über den Betriebsrat (Mitarbeiterversammlung in kirchlichen Häusern) Überlastungsanzeige stellt oder beim Arbeitsgericht Anzeige erstattet, wird manche Verwaltung flott, denn dann wird es richtig teuer.
Zumindest ist das meine bisherige Erfahrung an meiner vorigen Arbeitsstelle.


genau so .. aber da müssen alle "mitmachen"

Ich weiß, dass vor einigen Jahren - bei katastrophalen Zuständen - die Assis einer Abteilung en bloc zum CA gegangen sind und gedroht haben alle auf einmal zu kündigen.
Dieser CA hat dann die Verwaltung so in die Mangel genommen, dass aber flott ein paar Assistellen neu geschaffen werden. Heutzutage sind die Zustände dort - arbeitszeittechnisch - echt super...

Feuerblick
10.11.2009, 18:49
Habt ihr einen Assistentensprecher? Wenn ja, dann setzt euch mit dem zusammen.
Es gibt im Prinzip nur zwei Möglichkeiten (immer vorausgesetzt, ihr seid euch einig):
1. Zusätzliche Assistentenstellen werden geschaffen, damit Überstunden abgebaut werden können.
2. Ihr macht Dienst nach Vorschrift und lasst pünktlich spätestens nach 45 Überminuten den Griffel fallen (setzt voraus, ALLES was aufschiebbar ist, tagsüber NICHT zu erledigen...)

Ich würde, wenn man mir nur eine Überstunde abzeichnen würde, schlicht keine Sekunde länger arbeiten. Allzu lange muss man das nicht durchziehen, denn wenn die Überstunden so dringend nötig sind, dann wird sich sehr schnell die Arbeit bis unter die Decke stapeln :-))

Und wenn ihr euch wirklich einig seid: Wie Evil schon sagte, Überlastungsanzeige schreiben!!
Wer heute noch Überstunden für lau macht, der ist selbst schuld...

pieks
10.11.2009, 19:53
Habt ihr einen Assistentensprecher? Wenn ja, dann setzt euch mit dem zusammen.
Es gibt im Prinzip nur zwei Möglichkeiten (immer vorausgesetzt, ihr seid euch einig):
1. Zusätzliche Assistentenstellen werden geschaffen, damit Überstunden abgebaut werden können.
2. Ihr macht Dienst nach Vorschrift und lasst pünktlich spätestens nach 45 Überminuten den Griffel fallen (setzt voraus, ALLES was aufschiebbar ist, tagsüber NICHT zu erledigen...)

Ich würde, wenn man mir nur eine Überstunde abzeichnen würde, schlicht keine Sekunde länger arbeiten. Allzu lange muss man das nicht durchziehen, denn wenn die Überstunden so dringend nötig sind, dann wird sich sehr schnell die Arbeit bis unter die Decke stapeln :-))

Und wenn ihr euch wirklich einig seid: Wie Evil schon sagte, Überlastungsanzeige schreiben!!
Wer heute noch Überstunden für lau macht, der ist selbst schuld...

Blöderweise finden sich aber immer ein paar "Querschläger" bzw. "Schleimer" und unermüdliche Karrieregeile und die Querulanten sind dann die gea***ten

Feuerblick
10.11.2009, 20:29
Und? Ich würde nicht meine Seele verkaufen für einen Chef und eine Verwaltung, die mich ausnutzen will und für Kollegen, die Idioten sind noch weniger. SO eine Stelle findet man nun wirklich überall... :-nix Dienst nach Vorschrift und nen anderen Arbeitgeber suchen...

Corinna
10.11.2009, 20:37
1. Zusätzliche Assistentenstellen werden geschaffen, ...

Und wie werden die besetzt...?? Da liegt doch das eigentliche Problem!

Feuerblick
10.11.2009, 20:42
Gute Arbeitsbedingungen bieten, dann kommen auch die neuen Assistenten...:-nix

Lava
10.11.2009, 21:16
Also...

Ja, wir haben einen Assistentensprecher, der sich auch für uns einsetzt. Problem: der will demnächst Facharztprüfung machen und der Chef ist im Moment die einzige Person, an der es hängt. Sprich: im Moment sind ihm die Hände gebunden. Der zweit-dienstältste gehört leider in die Kategorie "Schleimer". Der hat begriffen, dass er für sich selbst am meisten erreicht, wenn er dem Chef und dem LOA in den Arsch kriecht bis man nicht mehr weiß, wo der eine aufhört und der andere anfängt.

Neue Stellen wurden auf Drängen unseres Chefs sogar geschaffen. Nur leider sind diese drei Stellen seit ihrer Schaffung im Sommer offen... :-nix

Feuerblick
10.11.2009, 21:26
Gab es denn inzwischen mal richtige "Werbung" in Ärzteblatt und Co.? Ich meine mich erinnern zu können, dass dort der Hase im Pfeffer lag...:-nix

John Silver
10.11.2009, 23:49
Gut, es liegt also nicht daran, daß nicht genug Stellen vorhanden seien, sondern an einer Unterbesetzung. Dieses Problem ist intern natürlich kaum regelbar. Tatsache ist aber, daß die Verwaltung sich trotzdem nicht das Recht herausnehmen kann, Überstunden nicht zu registrieren. Wenn euer Assistentensprecher situationsbedingt nicht frei handeln kann, müßt ihr eben umso dringender geschlossen auftreten. Einen Schleimer kann man überstimmen, wenn alle anderen an einem Strang ziehen.

Wichtig ist die Taktik. Euer wichtigstes Ziel ist es, euren Chef davon zu überzeugen, daß Druck auf die Verwaltung ausgeübt werden muß. Die ideale Taktik wäre wie folgt:
1. Möglichst viele Assistenten organisieren und sich absprechen.
2. Wenn eine ausreichende Anzahl an Leuten mitmacht, zum Chef gehen und dem Chef euren Unmut über die ganze Situation mit den Überstunden darlegen. Dabei solltet ihr den Ton so wählen, daß der Chef das Gefühl bekommt, von euch um Hilfe gebeten zu werden. Wenn ihr gleich zu aggressiv anfangt, oder euren Chef übergeht und direkt die Verwaltung angreift, wird das den Chef eher gegen euch aufbringen, weil alles letztlich auf ihn zurückfällt.
3. In Absprache mit dem Chef handeln.

Wenn nicht genügend Leute mitmachen, wirst Du die Situation entweder akzeptieren oder mittelfristig kündigen müssen. Wenn der Chef sich gegen euch stellt, wird es häßlich, und kann nur einigermaßen gut für euch ausgehen, wenn alle oder zumindest fast alle Assis zusammenhalten und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen (was der Chef zweifellos versuchen wird, wenn er euch nicht helfen möchte) - und die Chancen sind nicht allzu gut, weil viele kurzsichtig versuchen, die eigene Haut zu retten und den Rest dabei nur zu gern verkaufen. So sieht's aus.

Lava
11.11.2009, 16:20
Gab es denn inzwischen mal richtige "Werbung" in Ärzteblatt und Co.? Ich meine mich erinnern zu können, dass dort der Hase im Pfeffer lag...:-nix

Ja, gab es. Ist auch schon wieder einige Monate her. :-?

@John Silver: als nächstes sollten wir mal versuchen, regelmäßige Treffen der Assistenten zu organisieren. Bisher treffen wir uns nur bei Bedarf alle paar Monate mal :-?