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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Angst nehmen...



Dr. Nick Riviera
11.11.2009, 10:52
Zitat Dr. Zoidberg:
"Good evening, ladies and germs. (Rimshot) That wasn't a joke. I was talking to Dean Streptococcus."

Hallo alle zusammen, ich gehöre zu den Glücklichen, die die Mündliche bereits hinter sich haben.

Wie wahrscheinlich ein großer Teil hier, der es noch vor sich hat, hatte ich echt Schieß, trotz der ganzen Geschichten, dass man durch die mündliche nicht durchfällt. Was mir sehr geholfen hat, waren die Berichte der anderen, die es bereits geschafft haben und hier gepostet haben, deshalb will ich meine Erfahrung auch möglichst objektiv mitteilen, um eventuell auch anderen die Angst zu nehmen.

Die wichtigste Information ist mit einem Zitat von Frankiln D. Roosevelt gut wiedergegeben:
„the only thing we have to fear is fear itself“. Retrospektiv betrachtet, kann ich sagen, dass die eigene Angst einem am meisten im Wege steht. Nicht die Wissenslücken (diese gibt es immer und das wissen auch die Prüfer) und nicht die Prüfer.

Vorgespräche:
In den stattgehabten Vorgesprächen hat außer dem vierten Fach keiner der Prüfer die Themen massiv eingeschränkt, jedoch darauf hingewiesen, dass man Grundlagen fragt. Das hat sich auch größtenteils bewahrheitet. Die spitzfindiger „einser-Fragen“ kamen nur am Ende und selbst diese waren nicht so haarsträubend und teilweise auch zu beantworten.
Ich denke man sollte vielleicht nicht erwarten, dass der Prüfer konkrete Themen nennt (wenn doch, umso besser für euch). Was man aber die Prüfer gut fragen kann ist, wie intensiv man z.B. unterschiedliche Stadieneinteilungen lernen muß, ob es für sie ausreicht Wirkstoffgruppe zu kennen oder gezielte Wirkstoffnamen. Ob Bildgebung, EKG und „Laborzettel“ abgefragt werden (am 2. Tag). So fiel bei mir z.B. großer Brocken weg, nachdem der Chirurg sagte, man müsse nicht die einzelnen Fraktureinteilungen kennen, dafür aber TNM für GI-Tumoren.

Lernen:
Ich habe das Problem gehabt, dass ich beim Lernen immer wieder kleine Lücken fand und irgendwelche Einzelheiten nicht mehr konnte. Das hat mich sehr nervös gemacht und war total unbegründet. Denn in der Prüfung werden größtenteils offene Fragen gestellt und man kann erstmal erzählen was einem einfällt. Beispiel: „zu Ihnen kommt ein Patient mit Anämie, was machen Sie?“ Damit hat man 4/5 schon geschafft.
Das letzte 1/5 werden evtl. konkrete Fragen gestellt, aber auch hier überwiegend alles beantwortbar.

Was ich jedem empfehlen kann ist sich im Kopf bereits eine Struktur zurecht zu machen, am besten wie die in den Lehrbüchern zu finden ist: Def-Ätio-Patho-Klinik-Diagnostik-DD-Therapie-Komplikationen usw. Ich habe mir das leider etwas verspätet angewöhnt, aber wenn man das drin hat, dann kann man das in der mündlichen besser „runterrattern“. Und dann sind ruckzuck 10 von 15 Minuten vergangen

Prüfungstag 1:
Am besten symptomorientiert untersuchen. Wenn man also feststellt, dass der Patient keine offensichtlich auffallenden Gelenkbeschwerden hat, dann muß man auch nicht jedes Gelenk testen (es sei denn ihr werdet orthopädisch geprüft  ). Auch das habe ich leider etwas verbaselt, so dass ich recht lange am Patienten „herumuntersucht“ habe und mir nicht so viel Zeit blieb die einzelnen Krankheitsbilder nachzulesen.
Auch wichtig den „Arztbrief“ am besten vorschreiben, so dass man bei den Ergebnissen der KU nur „übertragen“ muss. Hier im Forum kursieren einige gute Vorlagen.
Bei der Patientenvorstellung und Voruntersuchung reden. Hier ist das Reden Gold und Schweigen wohl auch viel weniger wert als Silber oder andere Edelmetalle. Oben anfangen und sich ganz ruhig durcharbeiten. Dabei jeden Handgriff erklären, warum taste ich, wieso drücke ich dort. Langsam reden. So sind 45 Minuten schnell vorbei.

Prüfungstag 2:
Hatte man ursprünglich Angst vor dem ersten Tag, so ist man nach dem ersten Tag massiv erleichtert, denkt, dass es gar nicht so schlimm war und hat dann tierische Panik vor dem zweiten. Ich persönlich würde empfehlen sich vor dem zweiten Tag noch hinzusetzen und das eine oder andere zu überfliegen. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf einmal nichts mehr im Kopf hatte. Deshalb war es egal welches Buch ich aufschlug. Auch das war ein großer Irrtum. Denkt daran es kommen offene Fragen und man kann zu fast allem ja etwas erzählen, es geht nicht um Detail X aus der Einteilung Y.
In der Prüfung sind alle sehr freundlich und bemühen sich den Nervositätslevel runterzuschrauber. Man wird positiv verstärkt: „ja, sehr gut, das ist absolut richtig“.
Blackouts und Wissenslücken. Kommen vor und sind nicht so schlimm. Mir sind z.B. Namen von zwei Wirkstoffgruppen entfallen. Ich habe es ehrlich gesagt, ich könne zwar die Namen nicht mehr benennen, aber die Wirkmechanismen ungefähr beschreiben. Was auch gereicht hat. Ich konnte eine Hautveränderung auf dem Foto nicht benennen, konnte sie aber beschreiben und mögliche DDs nennen, was ebenfalls akzeptiert wurde. Auch hier gilt also reden ist Gold.

Fazit:
Wie ihr seht, habe ich es trotz zahlreicher Fehler in der Vorbereitung und einiger Fehltritte während der Prüfung hinbekommen und sogar eine gute Note bekommen. Es ist alles machbar, um so besser je weniger man sich selbst im Wege steht.

Denkt daran, wenn ihr alles richtig macht, läuft eure Prüfung wie bei Lancelot oder noch besser wie bei King Arthur
http://www.youtube.com/watch?v=cV0tCphFMr8

micca
11.11.2009, 12:15
vielen dank, dr. riviera!

deine tips sind sehr hilfreich für mich, denn mir gehts oft so, dass ich denke, ich müsste alles zu 150% wissen und wenn ich dann bei dir prüfung merke, dass ich ein detail vergessen habe, fange ich an zu stottern statt erst mal die ersten 120% zu erzählen! hinterher war der ärger dann immer gross. :-blush

aba diesmal wird alles anders! :-dance

herzlichen glückwunsch an die, die es geschafft haben,
viel erfolg an alle, die noch dran sind,
liebe grüsse an den rest!
micca :-)