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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hyperosmolares Koma



DocHitzi
15.11.2009, 17:05
Warum wird denn beim hyperosmolaren Koma trotz der Insulinresistenz mit Insulin therapiert? Wie kann dadurch der Zucker gesenkt werden?

Danke

netfinder
15.11.2009, 19:56
Das hyperosmolare Koma ist typisch für den Typ-2-Diabetes, tritt also beim relativen Insulinmangel auf; ist ja keine totale Resistenz... somit kann man es meines Erachtens gut mit Insulin therapieren.

Keenacat
15.11.2009, 20:45
Die Insulinresistenz ist in der Tat nicht vollständig - bei vollständiger Unempfindlichkeit der Zellen gegen Insulin wäre der Patient tot. Dann bekommt man garkeine Glukose mehr in die Zellen.
Je nachdem wie unempfindlich die Rezeptoren schon sind, braucht der Typ-2-Diabetiker etwas oder viel mehr Insulin, um den gleichen Effekt auszulösen wie beim Gesunden.
Bei geringfügigem Mehrbedarf reichen orale Antidiabetika, z.B. Sulfonylharnstoffe (die steigern die Insulinausschüttung im Pankreas). Wenn das Pankreas den Bedarf auch mit medikamentöser Unterstützung nicht mehr decken kann, muss extern nachgeholfen werden - einige Diabetiker mit Typ 2 spritzen sich jeden Tag enorme Mengen Insulin, um den Zucker unten zu halten.
Im hyperosmolaren Koma willst du den Zucker so schnell wie möglich aus dem Blut in die Zellen schicken, also kippst du so viel Insulin nach wie nötig, um die Resistenz zu überwinden.

Stell dir vor, du hast einen fast tauben Mitbewohner (insulinresistente Zellen). Wenn du willst, dass der mal ganz flott die Küche aufräumt (die elende Glukose aus dem Blut fischt), musst du ihn laut genug anbrüllen (Lautstärke proportional zu Insulinmenge). Je tauber er ist, desto lauter musst du brüllen.
:-dance

DocHitzi
15.11.2009, 23:20
Witzige Assoziation :-)

Danke

papiertiger
16.11.2009, 18:01
kleine Anmerkung, ohne jetzt klugschei**en zu wollen, so der Experte bin ich da sicherlich auch nicht. ;)

Aber:


Im hyperosmolaren Koma willst du den Zucker so schnell wie möglich aus dem Blut in die Zellen schicken, also kippst du so viel Insulin nach wie nötig, um die Resistenz zu überwinden.

An dem "so schnell wie möglich" stoße ich mich gerade ein bisschen.

Habe es bislang immer so erlebt, dass man den Zucker in einer solchen Situation (hyperosmolares Koma) tunlichst langsam senkt/primär vor allem großzügig Volumen substituiert (Verdünnung) wegen der Gefahr eines intrazellulären Hirnödemes bei zu rascher Aufnahme der Glucose in die Zellen/entsprechenden Elektrolytverschiebungen.

Hab da nun ich einen Denkfehler/den Beitrag einfach falsch interpretiert?

Keenacat
16.11.2009, 20:20
Blöd fomuliert meinerseits. Der Punkt ist hier ja so schnell wie möglich. Klar muss man da ein Äuglein auf das Kalium und den ICP haben. Wobei man Kalium ja häufig gleich mitlaufen lässt und sich das per BGA ja auch ohne Umweg übers Labor gegenchecken lässt.
Der Flüssigkeitshaushalt ist ja das primäre Problem, klar muss man da substituieren. Ich hatte es immer so verstanden, dass das Koma v.a. durch den massiven Flüssigkeitsverlust bedingt ist. :-lesen Aber nur Volumen nachkippen reicht ja nicht aus, dadurch bekommt man die Blutglukose doch nicht effektiv runter, oder?

Weiß eigentlich jemand, wie lang da die Niere mitspielt? Das System da bricht doch sicher auch irgendwann zusammen.

papiertiger
16.11.2009, 21:20
Geläufig wäre mir Volumengabe (initial viel, im weiteren Verlauf ZVD-angepasst), Kaliumsubstitution und vorsichtige Insulingabe (BZ um 50 mg/dl pro Stunde zu senken ist wohl der Richtwert, Perfusorlaufraten meistens nur um 1 IE/h, keine initiale Bolusgabe), ggf. noch Substitution weiterer Elektrolyte wenn die Niere nicht so mitspielt wie sie soll.


Volumen nachkippen alleine würde zwar nach Ansicht gewisser Dozenten ausreichen, ist aber jetzt etwas, was ich praktisch auch noch nicht gesehen habe/daher auch so direkt jetzt nichts zu sagen kann, ob das geht. Setzt allerdings dann sicher eine intakte Nierenfunktion voraus ;)