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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hyperaldosteronismus bzw. Hyperplasie bei Hypertonie



powerstudent
15.11.2009, 19:03
Hallo!

Wie würde man bei bekannter Hypertoniesituation (gut eingestellt) einen primären Hyperaldosteronismus ausschließen - CT, MRT?

Spräche ein niedriger Kaliumspiegel + hoher Natriumspiegel (außerhalb Normbereich) sowie vermehrte Harnproduktion nicht bereits dafür, bzw. warum würde man diese Anzeichen als Hausarzt nicht weiter verfolgen?

Was wäre das korrekte Vorgehen, um einen Hyperaldosteronismus auszuschließen, wenn die Medikation ohnehin umgestellt werden soll (von veralteten Medikamenten auf aktuellere Präparate)?

Ich würde mich über ein paar fachliche Meinungen freuen.

LG,
Peter

Schnatti
15.11.2009, 19:27
Hi,

um ein normo- oder (wie hier potentiell vorliegend) hypokaliämisches Conn-Syndrom zumindest per Ausschlußdiagnose zu untersuchen, würde man zunächst den Aldosteron-Renin-Quotienten bestimmen.

Ist der laborchemisch im Normbereich kann man die Vermutung wegstecken, ansonsten kann man alles weitere an Diagnostik im Anschluss erfolgen lassen.
Primär lohnt es daher nicht unbedingt bildgebend weiterzuschauen, außer es schweben noch andere DD im Raum.

Und ob man eine Hypokaliämie&Hypernatriämie gleich pathologisch verfolgen würde...ich weiß nicht - die Konstellation kommt so selten nicht vor (gerade unter laufender konservativer Hypertonie-Therapie) und da jedesmal an einen Hyperaldosteronismus zu denken wäre denke ich übertrieben. Meine Meinung.

Gruß,
Schnatti

powerstudent
16.11.2009, 21:05
Hi!

Danke für die Antwort. Ich habe nur den Eindruck, daß der Ausschluß oft überhaupt nicht erwogen wird bzw. Anzeichen bewußt oder unbewußt ignoriert werden - oder aber der Hausarzt ist nicht tief genug in der Materie, um die richtige Diagnose einzuleiten.

Immerhin wird bei rund 10% der Patienten durch den Aldosteron-Renin-Quotienten (danke für die Info) letztlich doch ein Hyperaldosteronismus diagnostiziert...und die Laboruntersuchung einer Probe ist sicherlich nicht so aufwendig und kostspielig, als daß man diesen Weg nicht generell gehen könnte.

Konservative Hypertonie-Therapie ist dann wieder ein Thema für sich...bei der Fülle von Präparaten auf dem Markt und Beratungs- / Einstellungsaufwand beim Präparatewechsel läßt man wohl oft lieber alles beim Alten, nämlich bei den veralteten Medikamenten wie Tenormin.

Peter

Keenacat
16.11.2009, 21:21
Konservative Hypertonie-Therapie ist dann wieder ein Thema für sich...bei der Fülle von Präparaten auf dem Markt und Beratungs- / Einstellungsaufwand beim Präparatewechsel läßt man wohl oft lieber alles beim Alten, nämlich bei den veralteten Medikamenten wie Tenormin.

Peter

:-?
Wenn der Patient doch gut eingestellt ist und das Medikament verträgt, gibt es garkeinen Grund zu wechseln. Wüsste nicht was dagegen spricht, Opi den Rest seines Lebens auch noch mit Atenolol zu behandeln.
Auch für einen Medikamentenwechsel muss es mmn eine Indikation geben (UAWs oder unzureichende Wirkung). Nur weil es "modernere" Mittel gibt, muss man die Patienten nicht automatisch umstellen. Das ruiniert insbesondere bei älteren Patienten die Compliance, ist ja oft schon schwer genug, denen den Umgang mit Generika zu vermitteln.
Außerdem ist in der Umstellung die Blutdruckeinstellung oft suboptimal und neue Nebenwirkungen können auch auftreten.
Umstellaktionismus bei gut eingestellten Patienten = blöd.
:-meinung

FirebirdUSA
17.11.2009, 06:27
1. Können die E'lytstörungen nicht von den Medikamenten kommen? Wenn Na/K vor Einstellung der Hypertonie im Normbereich waren ist ein hypokalämischer Conn unwahrscheinlich (ein normokalämischer natürlich nicht).

2. Ich habe nur einen hypokalämischen Conn gesehen, da war das Kalium aber so niedrig, dass die Person 3 Kalinor Brause/Tag futtern konnte und immer noch ein Kalium um 2.6 - 2.8 hatte.

3. Grundsätzlich kann man natürlich die Frage stellen ob man nicht bei jedem Menschen erstmal ein normokalämisches Conn-Syndrom ausschließen sollte bevor man mit der Therapie anfängt. Hier spielen die Kosten dann aber doch eine Rolle: Bei jungen Menschen würde ich darauf bestehen, bei alten ist die Wahrscheinlichkeit das es eine andere Ursache hat deutlich höher und meist wird der Ansatz verfolgt die Niere zu kontrollieren und dann einzustellen.

powerstudent
17.11.2009, 20:20
Hi,

Meine Frage bezog sich auch eher auf den jungen Patienten mit noch hoher Lebenserwartung und weniger Senioren - da stellt sich doch die Frage, ob eine Umstellung nicht mehr Vorteile und Lebensqualität bringen als die kurzfristigen Nachteile bei der Umstellung.

Ich denke da insbesondere an Nebenwirkungen bei Langzeiteinnahme und ggf. Verringerung der Dosierung bzw. Vermeidung von Mehrfacheinnahme (Lebensqualität). Z.B. in den 90ern hat man ganz anders therapiert als heute, niemand würde heute noch Tenormin/Dytide H/Catapresan als 3er Kombi verschreiben. Natürlich müßte man auch bei den modernen Präparaten auf die Neben- und Wechselwirkungen schauen, Stichwort Husten bei bestimmten Präparaten.

Die Frage hat übrigens auch einen realen Hintergrund, denn bei meinem Schwager wird mit o.g. Medikation seit 1991 therapiert, während die Ursache für die Hypertonie nie ermittelt werden konnte. Es hat sich nun aber erneut zufällig die Kalium-/Natrium-Problematik manifestiert (vor 5 Jahren auch bereits im Blutbild zu sehen)...echte Vergleichswerte vor der Therapie (quasi Ende der 80er) stehen nicht mehr zur Verfügung. Typ 2 Diabetes kann wohl ausgeschlossen werden, da die Werte bis auf einen einmaligen Ausreißer (Blutentnahme direkt nach dem Frühstück) völlig unauffällig waren.

An einen Hyperaldosteronismus wurde ärztlicherseits bisher weder gedacht noch wurde empfohlen, diesen auszuschließen - daher interessierte mich das Thema als konkretes Beispiel aus der Praxis.

Ich habe momentan den Eindruck, als ob ich ihm das als Empfehlung mit auf den Weg geben sollte. Dann liegt wenigstens Klarheit vor, was auch die weitere Diagnose erleichtert.

Das Beispiel zeigt auch, daß Eigeninitiative des Patienten mehr denn je gefragt ist - die hier leider nicht vorhanden war, so daß nie wirklich eine weitere Diagnose angegangen wurde - bei den Tabletten blieb es dann seit 1991. Ich denke, hier hätte mehr getan werden können.

Peter