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Mano
16.11.2009, 23:59
Es gibt zwar zahlreiche Threads zum Studium bei der Bundeswehr aber nur einen einzigen von vor einem halben Jahrzehnt zum Arbeiten bei der Bundeswehr.
Ich werde in absehbarer Zeit hoffentlich mein Studium hinter mich gebracht haben und bin jetzt am Überlegen, was ich danach denn gerne tun würde. Eine Option wäre es ja auch als Sanoffizier auf Zeit zur Bundeswehr zu gehen. Allerdings sind die Informationen die ich dazu gefunden habe doch eher spärlich - das meiste richtet sich doch irgendwie an Studieninteressierte und nicht -absolventen. Ich selber kann mir im Moment sowohl eine Weiterbildung zum Anästhesisten als auch zum Allgemeinmedizener vorstellen.
Hat jemand von euch eine Zeit lang beim Bund gearbeitet? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Liege ich richtig mit der Annahme, dass man sich als fertiger Arzt die Fachrichtung aussuchen kann? Muss man trotzdem den kompletten Auswahlprozess in Köln durchlaufen (zumindest die Studieneignung dürfte ja mit dem Staatsexamen hinfällig sein ;)? Wie schaut es finanziell aus - wieviel bekommt man unter dem Strich im Vergleich zum normalen Klinikarzt ausgezahlt (nach Abzug von Krankenversicherung usw.)? Welche Möglichkeiten hat man in der Realität einer Nebentätigkeit/ wissenschaftlichen Tätigkeit nachzukommen?
Wenn die Entscheidung konkreter wird, werde ich mich sicher nochmal an den Wehrdienstberater wenden, aber erstmal hoffe ich so einen etwas besseren Überblick zu bekommen, ob die Option tatsächlich für mich in Frage kommt.

Xela
17.11.2009, 00:30
vor kurzem war ein artikel dazu im ärzteblatt.

http://www.aerzteblatt.de/V4/archiv/artikel.asp?id=65516

WackenDoc
17.11.2009, 17:03
Also dann mal zu deinen Fragen:
- Die Arbeitsbedingungen: Naja, kommt drauf an. In den Krankenhäusern ist es nicht viel anders als im Zivilen- man kann Glück oder Pech haben.
Als Truppenarzt ist es an sich ganz entspannt. Vor allem ist man an viele Restriktionen, die im zivilen gelten nicht gebunden.
ABER: Man ist eben nicht nur Arzt, sondern auch Offizier und Auslandseinsätze sind inzwischen reichlich und oft auch kruzfristig.
Und man sollte bundesweit mobil sein.

- Die Fachritung kann man sich insofern aussuchen, als man sich normalerweise auf eine bestimmte Fachrichtung bewirbt (man kann natürlich mehrere angeben). Kommt halt drauf an, ob in der gewünschten Richtung was frei ist. Es werden übrigens für Seiteneinsteiger individuelle Verträge gemacht, wo auch die Länge der Weiterbildung und die Länge der Vertragslaufzeit festgelegt werden.

- Das Auswahlverfahren in Köln wird meines Wissens nicht durchlaufen. Es soll wohl mehr nem Vorstellungsgespäch ähneln.

- Finanziell: Man wird zwar nicht reich, aber es ist schon ok. Kannst ja mal nach den Gehaltsgruppen A13 und A14 googeln. Mit den Überstunden/Nachststunden ist das sehr kompliziert- allerdings werden die eher schlecht bezahlt, da sie nicht dienstgrad- und damit gehaltsbezogen sind (also alle kriegen bei den Überstunden das gleiche). Was man allerdings bedenken sollte, dass so Kosten wie Krankenversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung entfallen. Ansonsten werden alle dienstlich notwendigen Umzüge gezahlt, ebenso wie notwendige Dienstreisen. Bestimmte Fortbildungen werden auch getragen.
Übrigens wird alles, was unter 46 Stunden/Woche ist, nicht ausgeglichen. Weder finanziell noch als Freizeit.

- Nebentätigkeit geht generell, ist aber genehmigungspflichtig und darf 8 Stunden nicht überschreiten. In einem BWK sind die Chancen dafür genug Zeit zu haben eher schlechter als als Truppenarzt.
Wissenschaftliches Arbeiten darf man privat machen. Eine Promotion, bzw wissenschaftliche Tätigkeit wird grundsätzlich nicht gefördert. Wobei es durchaus Ausnahmen gibt. Wenn die Abteilung forscht, kann man sich da natürlich beteiligen.

Wenn du noch Fragen hast- nur zu. Auf www.bundeswehr-karriere.de gibt´s übrigens noch die wichtigsten Infos.

Titanus
18.11.2009, 12:39
Ich hatte mich auch nach dem Examen bei der Bundeswehr beworben. Mein Gesamteindruck war, daß es sich nur dann lohnt, sich bei der Bundeswehr zu verpflichten, wenn man dort auch studiert hat.

Selbst die Ärzte (einschließlich Chefarzt) des Bundeswehrkrankenhauses, bei dem ich einen Tag hospitiert hatte, haben mir unter der Hand von einer Verpflichtung abgeraten. Vor allem finanziell hat man gegenüber zivilen Ärzten in Krankenhäusern deutliche Nachteile, da Dienste und Überstunden so gut wie nicht ausgeglichen werden.

Quereinsteiger werden mit Ärzten, die bei der Bundeswehr mit voller Besoldung studiert haben, gleichgestellt. Das ist in höchstem Maße ungerecht und sollte jeden approbierten Arzt angesichts der sehr guten zivilen Stellensituation abschrecken, sich zu verpflichten.

Wer sich verpflichtet und sein Studium nicht von der Bundeswehr finanziert bekommen hat, sollte für die Nachteile, die eine Verpflichtung mit sich bringen, auch entschädigt werden.

Es ist verwunderlich, daß die Bundeswehr kaum auf den hohen Bedarf an Ärzten reagiert und weiter nur solch unattraktive Angebote Quereinsteigern macht.

gnuff
18.11.2009, 17:54
Quereinsteiger werden mit Ärzten, die bei der Bundeswehr mit voller Besoldung studiert haben, gleichgestellt. Das ist in höchstem Maße ungerecht
das ist nicht ungerecht, das ist gerecht, warum sollte jemand fuer die gleiche Arbeit weniger bekommen nur weil er vorher schon was bekommen hat? Kann natuerlich sein, dass alle zu wenig bekommen... aber das löst man nicht dadurch dass man nur einem Teil mehr bezahlt...

und sollte jeden approbierten Arzt angesichts der sehr guten zivilen Stellensituation abschrecken, sich zu verpflichten.
das stimmt natuerlich und scheint ja auch so zu sein

Es ist verwunderlich, daß die Bundeswehr kaum auf den hohen Bedarf an Ärzten reagiert und weiter nur solch unattraktive Angebote Quereinsteigern macht.
Typisch Behörde, die lernen nur durch Schmerzen...

Titanus
22.11.2009, 15:14
das ist nicht ungerecht, das ist gerecht, warum sollte jemand fuer die gleiche Arbeit weniger bekommen nur weil er vorher schon was bekommen hat? Kann natuerlich sein, dass alle zu wenig bekommen... aber das löst man nicht dadurch dass man nur einem Teil mehr bezahlt...

Naja, die Verpflichtungszeit ist ja - wenn man über die Bundeswehr studiert - 17 Jahre. Man erhält das Studium finanziert, muß dafür dann im Anschluß Nachteile (wie niedrigeres Netto, truppenärztliche Verwendung und evtl auch eine unbeliebte Fachrichtung) in Kauf nehmen. Wieso mutet man Bewerbern, die nicht in den Genuß eines durch die Bundeswehr finanzierten Studiums gekommen sind, auch diese (bzw einen Teil dieser Nachteile) zu?

gnuff
25.11.2009, 11:48
...Wieso mutet man Bewerbern, die nicht in den Genuß eines durch die Bundeswehr finanzierten Studiums gekommen sind, auch diese (bzw einen Teil dieser Nachteile) zu?

Wahrscheinlich wäre es illegal den anderen Bewerbern fuer den gleichen Job zu bezahlen. Das ist nunmal der Tarif der bezahlt wird fertig, wer nicht will muss ja nicht. Ich finde es schlicht und ergreifend eine Unverschämtheit, dass die BW ueberhaupt weniger als zivile Häuser zahlt. Aber wie schon gesagt, die werden es erst lernen wenn sie keinen mehr finden der blöd genug ist sich fuer 17 Jahre zu verpflichten um sich den Grossteil dieser Zeit dann verarschen zu lassen. Hier in Schweden hat das Militär gerade eine grosse Werbekampagne gestartet um Ärzte und Pflegepersonal fuer die "Nordic Battle Group" zu bekommen, die scheinen tuechtig mit Geld zu werfen...

GOMER
25.11.2009, 12:24
Der Ärztenotstand bei der Bundeswehr ist da, und wird auch von dieser nicht verheimlicht. Aber Ihr alle wisst ja wie langsam unsere Bürokratiemühlen mahlen. Dennoch glaube ich fast, daß die Bundeswehr es eher schaffen wird ordentliche Bedingungen für Ärzte zu schaffen, als der öffentliche Dienst, trotzdem wird das 10 Jahre dauern.

WackenDoc
25.11.2009, 13:09
Das Gehalt ist schon mit dem zivilen vergleichbar. Brutto kriegt man zwar weniger, aber netto bekommt man für´s gleiche Brutto mehr raus.

Mano
25.11.2009, 22:50
Erstmal danke für eure Antworten!
Finanziell finde ich hört es sich nicht so wirklcih schlecht an - letztlich ist mir wichtig, dass ich später mit meinem Gehalt vernünftig leben kann, wenn ich reich werden wollte, hätte ich was anderes studiert und würd platische Chirugie machen ;-)
Das mit den individuellen Verträgen hört sich doch nicht schlecht an. Im Moment schwebt mir vor, später Innere oder Allgemeinmedizin zu machen, aber irgendwie würde ich zumindest zu Anfang gern ein wenig Anästhesieluft schnuppern und auf jeden Fall acuh die Notfallmedizinausbildung durchlaufen (bin Ex-RD-Zivi ;-) - das würde sich, soweit ich das gelesen habe, bei der Bundeswehr recht problemlos verwirklichen lassen bzw. wäre fast Vorraussetzung.
Die Arbeit als Offizier UND Arzt kann ich mir durchaus vorstellen. Und wenn es mir nicht gefällt kann ich nach zwei Jahre ja auch wieder gehen (deshalb wären für mich nie die 17 Jahre Verflichtung in Frage gekommen).
Nur bei den Auslandseinsätzen bin ich noch sehr unschlüssig. Nicht weil ich grundsätzliche Bedenken habe (Familienplanung könnte natürlich ein Punkt sein, spielt aber heute noch keine Rolle - und mit 2 Jahren ist man ja flexibel;), sondern weil es mich eigentlich reizen würde auch außerhalb von einem normalen, langweiligen deutschen Krankenhaus Medizin zu betreiben... Aber ich kann noch nicht einschätzen, wie realistisch mein Bild von Auslandseinsätzen wirklich ist...

Vielleicht soltle ich ja tatsächlich mal mit nem Wehrdienstberater reden...

Alzheimer
26.11.2009, 12:31
Wieso kannst du dir jetzt vorstellen als Soldat tätig zu sein,wenn du vor ein paar Jahren den "Kriegsdienst" verweigert hast und Zivildienst gemacht hast?:-meinung
Bei der heutigen Stellensituation hast du auch Zivil die Möglichkeit 1/2 Jahr Anästhesie zu machen und dann in die Innere zu gehen.
Habe Freunde die Stabsärzte bei der Bundeswehr sind und darüber studiert haben. Die sind über die Arbeitsbedingungen alles andere als begeistert und haben Dinge zugesagt bekommen die dan doch nicht eingehalten wurden/ werden. Du solltest es dir genau überlegen und nicht alles glauben was dir von Seiten der Bundeswehr versprochen wird.

Mano
26.11.2009, 17:27
Weil ich es nicht eingesehen habe mich als Wehrflichtiger neun Monate ausbeuten zu lassen oder neun Monate lang einfach in irgendeiner Kaserne rumzusitzen und nichts zu tun, während der Großteil meines Jahrgangs direkt studieren kann. Da fand ich die Aussicht auf eine interessante Zivistelle reizvoller.
Und ich denke schon, dass es durchaus gewisse Unterschiede zwischen der Tätigkeit als Wehrpflichtiger und der als Offizier gibt... Nicht zuletzt ist die Wahrscheinlichkeit einen absoluten Vollpfosten als Vorgesetzten zu haben als Offizier deutlich geringer, als als Gefreiter...
Was die Versprechungen angeht: Wurde ihnen das nur mündlich zugesagt oder vertraglich vereinbart? Ersteres würde ich als naiv ansehen, bei zweiterem müsste man auch gegen die Bundeswehr rechtlich vorgehen können... Aber letztlich ist das bei einer Verpflichtung von nur zwei Jahren deutlich unproblematischer als bei 17 Jahren.

Hellequin
26.11.2009, 18:15
Die Frage ist halt was du bei einer Verpflichtungszeit von nur 2 Jahren tatsächlich bekommst. Du musst in der Zeit den Offizierslehrgang machen, sodass es sich für die Bundeswehr kaum lohnt dir den Notarzt und ähnliches zu finanzieren. Der ist ja vorallem dazu gedacht die Leute fit für den Einsatz im Krisengebiet zu machen. Bei einer 4jährigen Verpflichtungszeit sind eigentlich 2 Jahre im Truppendienst eingeplant. Und wenn man überlegt das man bei der 17jährigen Verpflichtung oft seinen Facharzt nicht zusammenbekommt, dann überleg mal wie das wohl bei 2 jahren Verpflichtungszeit ausschaut.

WackenDoc
26.11.2009, 18:50
Den OffzLehrgang an sich macht man als Seiteneinsteiger nicht. Da gibt´s nur nen Einweisungslehrgang und der dauert nicht allzu lange (waren mal 4 Wochen)
Und der Einsatz als Truppenarzt ist auch kürzer. Ein Jahr ist erwünscht. Hängt aber auch damit zusammen, dass man wenn man als Facharzt (oder eben Assi in der entsprechenden Fachrichtung) im Rahmen von Tauglichkeitsuntersuchungen seine Empfehlung abgibt weiss wie es in der Truppe läuft und was da so zu beachten ist.

Bei SaZ 17 bekommt man sogar regelhaft den Facharzt nicht fertig- man bekommt nämlich nur 3 Jahre zugesagt. Wenn man die komplette Zeit haben will, muss man sich dafür bewerben und 2 Jahre Dienstzeit drauflegen.
Das ist quasi die "Rückzahlung" für´s Studium. Bei Seiteneinsteigern ist das Verhältnis von Weiterbildung zu Dienstzeit günstiger.


Nicht zuletzt ist die Wahrscheinlichkeit einen absoluten Vollpfosten als Vorgesetzten zu haben als Offizier deutlich geringer, als als Gefreiter...

Genau- und am 6.12. kommt der Nikolaus und bringt Geschenke, am 24. kommt dann das Christkind und der Osterhase versteckt die Eier.

Hellequin
26.11.2009, 19:32
Und der Einsatz als Truppenarzt ist auch kürzer. Ein Jahr ist erwünscht. Sicher? Ich kenne mittlerweile 2 Leute die sich als SaZ4 beworben haben, denen man in der Personalplanung was von 50/50 erzählt hat. Und das ist zumindestens wenn man was anderes als Allgemeinmedizin machen will in meinen Augen ungünstig.

WackenDoc
26.11.2009, 20:05
50/50 ist an sich nicht üblich für Nicht-Allgemeinmediziner. Wie gesagt- es geht nur drum nen Einblick zu bekommen.
Früher wurde man als Kliniker übrigens regelhaft nur in den BWKs (oder Facharztzentren) eingesetzt.
Als Seiteneinsteiger würd ich mich auch nicht mit so einem langen Einsatz als Truppenarzt einlassen (Es sei denn man hat seine persönlichen Gründe die dafür sprechen z.B. die Arbeitszeiten oder die Arbeitsbedingungen. Beides ist nun mal oft entspannter als im Krankenhaus. Oder eben das selbständige Arbeiten) Ab zwar ne eigene Meinung zu Seiteneinsteigern- aber die Truppenarztzeit ist nun mal unsere Rückzahlung für´s Studium.

Mano
26.11.2009, 21:23
Was ist denn deine persönliche Meinung zu Seiteneinsteigern?

Und zu den Vollpfosten: Den kann ich auch im zivilen Leben bekommen... Oder unterscheidet sich das Verhältnis bei den ärztlichen Offizieren zu den zivilen Ärzten? ;-)

ctadna
29.11.2009, 20:14
All denjenigen, die mit dem Gedanken spielen, Arzt bei der Bundeswehr zu werden, möchte ich etwas mit auf den Weg geben: Ich war fast 3 Jahre Arzt bei der Bundeswehr - sogenannter Sanitätsoffizier - und bin am Ende sozusagen durch die "Hintertür" über eine Beamtenstelle ohne Zustimmung des Dienstherren „geflüchtet“, weil ich keinen anderen Ausweg sah.

Es gibt bei der Bundeswehr einen Satz, den Personalbearbeiter bei der Einplanung von Soldaten gerne sagen: "Sie können Wünsche äußern und wir werden versuchen, diesen gerecht zu werden." Wenn es gut läuft, bekommt man also genau das, was man will. Leider fehlt hier etwas Entscheidendes: Die Bundeswehr hat Stellen, die besetzt werden müssen. Und diese Stellen werden besetzt - unter allen Umständen. Das heißt im günstigeren Fall, dass jemand, der nach Hamburg wollte, nach Kiel versetzt wird. Im ungünstigeren Fall heißt das, dass man zum Beispiel als (werdender) Vater nicht nur die Geburt seines Kindes sondern auch dessen erste Lebensmonate verpasst - weil man gerade in Afghanistan ist. Der Grund: Es ist sonst niemand da, der die Stelle besetzen kann. Eher spielt ein Pathologe in Afghanistan Notarzt und mit dem Leben von hunderten von Soldaten, als dass ein für die Stelleneinplanung verantwortlicher Vorgesetzter nach oben meldet, er könne die Stelle nicht besetzen.

Alles, was einem von irgendwem versprochen wird, ist nichts wert, gar nichts. Vor der Vereidigung versprechen sie Dir alles, was Du hören willst. Nach der Vereidigung ist das alles vergessen. Du bist jetzt "Verschiebemasse". Es geht nur darum, den Bedarf zu decken. Erst wenn dies geschehen ist, kümmert man sich um Deine Wünsche. Schriftliche Garantien sind zum Teil das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen.

Ich konnte und wollte das nicht mehr (bis 2016) mitmachen. Ich werde demnächst mein während des Studiums erhaltenes Gehalt, das sind weit mehr als 100.000 ("hunderttausend") Euro, an die Bundeswehr zurückzahlen. Wie ich das mache, weiß ich noch nicht. Ich werde es aber selbst zahlen. Es gibt keinen neuen Arbeitgeber, der das für mich übernimmt, und ich verdiene jetzt weniger als vorher bei der Bundeswehr. Es geht hier nicht ums Geld, nur ums Leben.

Ich bin übrigens nur einer von über 100 Sanitätsoffizieren, die wegen der herrschenden Bedingungen diesen Weg gewählt haben. Die "Hintertür" wurde mittlerweile vom Bund quasi zugeschlagen. Es wurde einfach das Gesetz geändert. Das BMVg (Bundesverteidigungsministerium) muss jetzt bei jedem einzelnen Fall der Verbeamtung erst seine Zustimmung erteilen. Was das beim derzeitigen Ärztemangel mit mehreren hundert unbesetzten Stellen bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen: Wir sind der modernen Leibeigenschaft einen Schritt näher gekommen.

Mit einer falschen Einstellung zum Dienen, die der (jetzt) ehemalige Generalinspekteur Schneiderhan hinter der Ärzteflucht vermutete, hat das Ganze übrigens nichts zu tun. Es gibt genügend Beispiele ehemals hochmotivierter Vollblutsoldaten unter den Ärzten, die entweder auch gegangen oder innerlich gebrochen sind. Das Problem der Bundeswehr sind nicht die unbesetzten Stellen, sondern die innere Kündigung der meisten dagebliebenen Ärzte.

Jemand hat das Dienstverhältnis bei der Bundeswehr einmal als Pakt mit dem Teufel bezeichnet. So ist es leider nicht. Der Teufel ist böse, geht aber aufrecht durch die Welt. Böse Menschen habe ich bei der Bundeswehr kaum gesehen. Den aufrechten Gang beherrschen dort die wenigsten.

Tip: Einfach mal "Petersen Sanitätsoffiziere" googlen.

Tibia
30.11.2009, 20:41
ctadna: ein sehr interessanter Bericht - danke dafür. Es freut mich für dich, dass du deinen Weg daraus irgendwie gefunden hast, wenn auch mit "finanziellen Opfern", aber immerhin, jetzt kannst du wieder selbst entscheiden, wann du wo und wie arbeitest.
Ich hätte ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass die interne Personalpolitik so hart gefahren wird. Hatte damals auch überlegt, über die Bundeswehr zu studieren, aber die lange Verpflichtungszeit hatte mir dann doch etwas Angst gemacht. Vermutlich hätte ich den Einstellungstest eh nicht geschafft :-oopss
so what - hinterher weiß man es immer besser.

Mr.Greenlight
27.07.2020, 10:01
Hey,

da ich nicht extra einen neuen Thread aufmachen wollte wenn es schon einen dazu gibt, dachte ich mir ich schreibe hier rein.

Wie sieht es denn heute ca. 10 Jahre später mit der Bezahlung und den Bedingungen aus?
Ich habe schon gegoogled und ein paar Dinge gelesen hätte aber gerne mal Erfahrungen von denjenigen die im System Bundeswehr sind :)

Laut Besoldungstabelle und Beispielzahlen der Bundeswehrhomepage ist das Netto ja mittlerweile vergleichbar. Es wird deutlich weniger abgezogen.
Wie sieht es aus mit einer Pension wenn man sich später verpflichtet z.b. mit mitte 30? Vorausgesetzt man wird als Berufssoldat angenommen später.

Gruß