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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mündliche Prüfung - UC (Osteosyntheseverfahren, intraartikuläre Frakturen)



Nutellator83
17.11.2009, 09:06
Morgen Leute,

sitze hier mal wieder über meinem UC-Fallbuch und es will kaum noch was in die Birne. Da laut Vorbesprechung mein Prüfer Prinzipien der Frakturversorgung, Osteosyntheseverfahren etc. abfragt überlege ich, wie ich mir diese am besten merken kann, und das auf eine Art das ich auch frei erzählen und begründen kann ;-)

Wie macht ihr das? Mal abgesehen von Ausnahmen wie z.B. Kopfersatz bei medialer SHF beim älteren Patiente etc., wann kommt ne Platte zum Einsatz, wann ein Fixateur externe, wann Kirschner-Drähte (Kids?).
Und was ist sonst noch wichtig darüber zu wissen?

Es liegt sicher an meiner Unfähigkeit, aber wie erkenne ich eigentlich genau intraartikuläre Frakturen? Bedeutet dies "nur" das teile der Gelenkfläche von der Fraktur mitbetroffen sind? Oder diese Inkongruent sind?

Hab hier so ein Bild einer dist. Radiusfraktur Loco Typico und seh irgendwie nicht so ganz ein warum dies eine intraartikuläre Fraktur sein soll (Fallbuch Thieme, Bild ist allerdings auch extrem klein)

Danke für eure Tipps!

Bille11
17.11.2009, 09:36
teile der gelenkfläche sind dann betroffen. kann aber auch undisloziert stehen..

Lava
17.11.2009, 15:58
Prinzipien der Osteosynthese sind glaub ich schwer zu fassen.

Bei Kindern muss man halt beachten, dass die ja Wachstumsfugen haben und wenn man die mit einer Osteosynthese überbrückt, gibt's Wachstumsstörungen. K-Drähte kann man durch eine Wachstumsfuge durchbohren, die stören weniger. Platten und Schrauben sollten die Fuge nicht überbrücken. Bei einer reinen Diaphysären Fraktur, z.B. Unterarm, kann man auch bei Kindern ne Platte drauf machen. Man wird aber immer versuchen, einen so kleinen Eingriff wie möglich zu machen. K-Drähte und Prevot Nägel (Titan Elastic Nail) kann man perkutan einbringen. Im Gegensatz zu Erwachsenen kann man bei Kindern ja auch Abweichungen von der achsengerechten Stellung akzeptieren, so dass man nicht exakt reponieren muss und eine geschlossene Reposition ausreicht. Nur Rotationsfehler korrigieren sich auch bei Kindern nicht!

Ansonsten gilt: winkelstabile Systeme kommen immer mehr in Mode. Je bröseliger eine Fraktur ist, umso besser ist ein winkelstabiles System geeignet. Bei vielen Frakturen existieren alternative Systeme. Bei Femur- und Tibiafrakturen kann man z.B. manchmal eine Marknagelosteosynthese machen oder statt dessen eine LISS Platte.

Merk dir einfach so die häufigsten Sachen bei Erwachsenen:

Transcapitale Huemrusfraktur: Philos Platte oder Nagel
Subcapitale und Humerusschaft: Nagel
Distale Humerusfraktur: Platten-OS
Olecranon: Zuggurtung
Radiusköpfchen/-hals: Schrauben und/oder Miniplatte
Unterarmschaft: Platte
Distaler Radius: volare oder dorsale, ggf. winkelstabile Platte
Mittelhand: gekreuzte K-Drähte, Schrauben, Miniplatte oder intramedullärer K-Draht
Clavicula lateral: Hakenplatte
Claviculaschaft: Rekonstruktionsplatte oder TEN
Pertrochantär: PFNA oder DHS
Mediale SHF: DHS, Duo Kopf oder TEP (selten auch ne Dreipunktverschraubung)
Femurschaft: Nagel oder Platte (bei periprothetischen Frakturen)
Distaler Femur: retrograder Nagel oder LISS
Tibiakopf: Schrauben, (winkelstabile) Abstützplatte
Tibiaschaft: Nagel
OSG außenknöchel: Drittelrohrplatte (gibts's mittlerweile auch winkelstabil), Zugschraube
OSG Innenknöchel: Zugschrauben oder Zuggurtung
Pilon: winkelstabile Platte medial
MFK 5 Basis: Zuggurtung

Potti
17.11.2009, 16:07
Sehr cool- Danke, brauche das auch!

Kannst du vllt. erklären, was ein unaufgeborter Nagel ist? Verstehe es nicht genau, auch wenn ich es im Müller nachlese. Laut Prüfungsprotokoll will es der Prüfer aber unbedingt so hören.

Lava
17.11.2009, 16:17
Naja, bei einem aufgebohrten Nagel bohrt man halt den Markraum auf. Bei einem unaufgebohrten Nagel bohrt man (evtl.) nur die Eintrittsstelle an, erweitert dann mit einem Pfriem, schiebt evtl. einen Führungsdraht vor und haut den Nagel mit dem Hammer rein :-)) Glaub der Grund, warum man inzwischen von den aufgebohrten wegkommt ist, dass es da mehr Fettembolien gibt :-nix

O.g. Liste ohne Gewähr - andere Kliniken, andere Sitten ;-)

Nutellator83
17.11.2009, 17:07
@Lava:
Vielen Dank, das ist wirklich sehr hilfreich.
Hab mir heut schon selbst eine ähnliche Liste zusammengestellt und kann diese nun um Deine Facts noch erweitern. :-top

In einem Protokoll stand was von "Instabilitätskriterien" bei distaler Radiusfraktur.
Weißt Du was damit gemeint ist?


Jetzt muss ich nur noch ein gescheites System auf die Reihe kriegen um auch so ein Röntgenbild einer Fraktur in der mündlichen Prüfung zu beschreiben.

Lava
17.11.2009, 17:56
Obs da feste Kriterien gibt, weiß ich nicht. Grob gilt: je bröseliger, umso instabiler.

Godereon
17.11.2009, 18:18
@Lava:
Vielen Dank, das ist wirklich sehr hilfreich.
Hab mir heut schon selbst eine ähnliche Liste zusammengestellt und kann diese nun um Deine Facts noch erweitern. :-top

In einem Protokoll stand was von "Instabilitätskriterien" bei distaler Radiusfraktur.
Weißt Du was damit gemeint ist?


Jetzt muss ich nur noch ein gescheites System auf die Reihe kriegen um auch so ein Röntgenbild einer Fraktur in der mündlichen Prüfung zu beschreiben.

Ich glaube, wenn's den Proc. styloideus abgerissen hat, egal ob ulnae oder radialis, ist's ein Instabilitätskriterium!

mediAnn
18.11.2009, 15:59
Hey,
ich hab zu "Instabilitätskriterien der Radiusfraktur" das hier gefunden:

Instabilitätskriterien:
Tendenz zur Redislokalisation
Dorsalkippung des peripheren Fragmentes über 20°
Palmarkippung des peripheren Fragmentes bei schrägem Frakturverlauf
Abbruch einer beugeseitigen Gelenklippe
Dorsale und/oder palmare dislozierte Kantenfragmente
Trümmerzonen mit relevanter Verkürzung des Radius
Basisnaher Abbruch des Proc. styloideus ulnae und/oder dislozierte Trümmerfraktur
Radio-ulnare Dissoziation

Laut der "Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie"!

Gruß Annika

Nutellator83
18.11.2009, 17:03
Vielen Dank Leute!