PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrung mit klinisch-statistischer Doktorarbeit?



daydreamer
18.11.2009, 08:01
Hallo allerseits,

ich bin im 1. klin. Sem. und auf der Suche nach einer geeigneten Diss. Da ich keine Tierexperimente machen möchte und auch keine reine experimentelle Arbeit, dachte ich in Richtung klinisch-experimentell/statistisch (weiß nicht genau, wie's genannt wird), z.B. man entnimmt Blutproben und untersucht sie im Labor auf bestimmte Parameter o.Ä.

Meine Frage an euch wäre, ob jemand eine solche Arbeit macht od. gemacht hat und in welchem Fachbereich. Mich interessieren Hämatologie/Transfusionsmedizin/Anästhesie. Meine Anfragen in der Labormedizin bzw. Transfusionsmedizin haben leider noch nicht viel ergeben, daher möchte ich noch etwas breitgefächerter suchen, aber nicht wahllos alle Institute anschreiben.

Was meint ihr? Wie nennt sich so eine Diss überhaupt? Wäre es vielleicht doch besser, ich renn persönlich zu den Kliniken und frag gezielt nach einer solchen Diss? Bin etwas verunsichert hinsichtlich der mauen Rückmeldung, ob email so günstig ist (obwohl viele auf Email-Kontakt bestehen!).

Vielen Dank schonmal für etwaige Tipps/Erfahrungen!

Viele Grüße

Sabbel
30.11.2009, 15:50
Wenn dich so ne Diss PROSPEKTIVE, klinische Studie ist das interessiert, dann geh zB auf die Anästhesie und frag dort nach. Wirst sicher sehr willkommen empfangen, da dies viele aufgrund des Mehraufwandes im Vergleich zu den anderen Arbeiten nicht machen wollen.
In so einem Fall bedarf es aber immer einer Ethikkommission, darüber solltest du mit dem zukünftigen Doktorvater gleich mal reden, denn die ist eine aufwändige Bürokratie-hürde.
Ich hab es allerdings auch gemacht und wenn ich andere Dissertationen dann seh, muss ich sagen, meine war echt spannend.

Lava
30.11.2009, 16:09
Ich habe meine Diss in der Kardiologie gemacht und in meinem Labor gab es gleich mehrere Projekte, die so waren wie du es geschildert hast. In der einen Arbeit hat jemand von septischen Patienten Blut abgenommen und darin nach bestimmten Zellen bzw. Rezeptoren auf Zellen gesucht. Eine andere hat frisch reanimierten Patienten Blut abgenommen und darin mit einem Durchflusszytometer auch irgendwas gemessen. Ein Dritter hat Patienten, die sich einer Coronarangio unterzogen haben Blut abgenommen und darin irgendwas bestimmt. Du kannst deine Suche also auch auf andere Fachgebiete ausweiten. Sag denen einfach, was du dir vorstellst. :-) Ich würde das übrigens als klinisch-experimentell bezeichnen.

In allen Fällen waren die Dokotranden extrem auf die Mitarbeit des Personals der Intensivstationen/Katheterlabore etc. angewiesen. Außerdem muss man quasi 24h am Tag erreichbar sein, um schnell ins Labor fahren zu können. :-nix

Sabbel
03.12.2009, 22:51
Ja, das mit der Angewiesenheit aufs (Pflege)personal ist ein wichtiger Punkt und ja Flexibilität auch, auch wenn es bei mir nicht ganz so extrem wie bei Lava war, aber ich musste mich auch nach den Wünschen der Schwestern bei den Pflegerunden der Babies auf der NICU richten. AUFWAND ist so eine Diss sicher(Spiel), Spannung ist die Belohnung dafür und mit Schokolade stimmt man sich das Personal gut ;-)

Lava
04.12.2009, 12:27
Also ich persönlich hab eine rein experimentelle Arbeit gemacht. Ich hab nicht mal Zellkulturen gebraucht - meine Bakterien ließen sich einfrieren und bei Bedarf wieder auftauen - seeehr pflegeleicht und flexibel :-D

Käthe, MD
04.12.2009, 18:35
Die Gretchen-Frage bei diesem Thema ist ja immer: Willst du möglichst schnell die Diss durchziehen und dann wars das mit Forschung oder hast du höhere Ambitionen, PD etc.? Wenn es nur um den Titel geht, dann würd ich mir ne Arbeit suchen, wo ich möglichst unabhängig von anderen (Labor, Pflege, Mitdoktoranden) arbeiten kann. Wenn du dir ne Zukunft in der Forschung vorstellen kannst dann würd ich ne komplexere Arbeit nehmen, in der du dann i.d.R. über einen längeren Zeiraum mit andereren zusammen arbeitest. AUfwändiger ist letzteres auf jeden Fall, du musst halt wissen was du willst! :-)

Sabbel
05.12.2009, 18:19
Ok, mir ging es so wie deinen von dir sehr ausführlich geschilderten Kollegen:-))

daydreamer
06.12.2009, 13:03
Vielen Dank für eure Ratschläge und Hinweise! Ich weiß, es ist jedes Mal die gleiche Leier und ein Patentrezept für eine erfolgreiche Diss gibt's einfach nicht.

@ Käthe: Ich habe bis jetzt keine Absicht, in die Forschung zu gehen oder "höheres" anzustreben, habe aber für mich schon den Anspruch, später sagen zu können, dass ich etwas geleistet hab. Ich würd mich da auch voll reinhängen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Eine grundsätzliche Frage, die mich auch beschäftigt, möchte ich noch an euch weitergeben:

Wie verhalten sich gute Noten im Staatsexamen zu Dr.-Titel bei der Jobsuche? Es heißt ja oft als Argument für eine Diss, dass man bessere Jobchancen damit hat. Aber würde ein Chef im Zweifel wirklich einen Dr. mit mittelmäßigem Examen demjenigen vorziehen, der keinen Dr. hat, dafür aber ein gutes Examen? Es ist überhaupt nicht wertend gemeint und natürlich zählt auch Persönlichkeit dazu und wie jemand ins Teamprofil passt, aber jetzt ohne andere Faktoren zu berücksichtigen: Kann man das so sagen?
Wenn man nämlich parallel zum Studium auch noch ne Diss schreibt, dann können viele sich nicht mehr voll aufs Lernen konzentrieren und ich kann mir vorstellen, dass man auch dort (neben der Freizeit) Abstriche machen muss. Und dann ist man fertig (hoffentlich mit Dr.!), aber ggfs. mit Freisemester und dem nicht so gut gewordenen Examen und fragt sich, ob es das alles wert war. :-nix

Vielleicht könnt ihr mir auch hier ein wenig aus der Zwickmühle helfen. Ansonsten werd ich bzgl. Diss einfach mal gaaanz viele Gespräche führen!:-))


lg

Sabbel
08.12.2009, 20:30
Die Frage, was mehr wert ist, hängt davon ab, WO du dich bewirbst. Und anzufügen sei, dass du ja auch ne Diss machen kannst UND ein gutes Examen. Einfach weil du im Examen auch Glück hast. (zusätzlich zum Wissen)

Ich hab ja mit deutschen Examen keine Erfahrung und ich hab auch kein deutsches Examen und bekam als Berufsnafänger sehr wohl Einladungen für Vorstellungsgespräche IN DEUTSCHLAND und meine Ö Noten, wenn man es umrechnen will, würden einem 2-er Schnitt entsprechen. Für die hat sich aber keiner interessiert, ich war bei ein paar Gesprächen, bekam auch Bewerbungen zurück, interessanterweise von den kleinen Krankenhäusern.
Somit denke ich, dass Dr Titel und ein wissenschaftlicher CV auch diese Ambitionen widerspiegeln bei den Vorständen und CÄ, die in der Forschung involviert sind. So jemanden wird deine Note nicht so jucken, sondern v.a. der Inhalt deiner Diss. (Meine Erfahrung) Kleinere Häuser (ich war sogar mal an einem! zum Gespräch) juckt die Diss nicht, weil du dort nix wissenschaftliches machen wirst und wenn du dich nur noch durch deine Examensnote von deinen Kollegen unterscheiden kannst, dann müssen sie diese zu guter aller Letzt heran ziehen. Aber eine generelle ENtscheidungsgrundlage ist es sicher nicht.
Eine Diss mag dich vom Lernen abhalten, aber nehm dir halt nach dem Examen noch ein halbes Jahr für die Diss, das ist mit dem CV jedenfalls vereinbar und das liest man öfter...

PhysikumIchKomme
06.01.2010, 08:38
Hallo, ihr Lieben!
Ich habe eine Frage bezüglich meiner voraussichtlichen zukünftigen Doktorarbeit: Ich habe eine Doktorarbeit in der pädiatr. Onkologie bekommen. Es geht um ein bereits bekanntes Wirkstoff, das im Rahmen eines neuen Therapieprotokolls eingesetzt wird. Ist jetzt eine blöde Frage, aber welche Note wäre höchstens drin für so eine Arbeit? Möchte meine Dissertation nicht nur mit "rite" abschließen.
Danke für eure Antworten!

blubb
06.01.2010, 18:25
Ich glaube, das kommt ganz drauf an, und kann so pauschal nicht beantwortet werden. Aber du hast sicherlich ja auch einen klinischen Aspekt drinnen oder ist die Arbeit rein statistisch? Wenn nicht, kommst du schon über "rite" hinaus, denke ich :-top

Vystup
16.01.2010, 05:14
Also mal zum Thema Noten: wenn Du keine Ambitionen in der Forschung hast, ist in aller Regel weder die Note, noch der vorhandene oder nicht vorhandene Doktortitel sonderlich relevant. Die meisten Chefs haben Probleme, ihre Stellen zu besetzen, da können sie nicht noch groß auf solche Dinge achten. Der Ärztemangel ist ein durchaus reales Problem, da wird ausnahmsweise von den Ärztevertretern nicht unnötig viel gemeckert. Und da Du scheinbar an Anästhesie interessiert bist: schau mal den Stellenanzeigenteil im Ärzteblatt durch, etwa 15% der Anzeigen dürften für offene Stellen in der Anästhesie sein.