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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Differentialdiagnose erwünscht



Lava
15.12.2009, 12:20
Ich weiß, dass sowas wenig bringt, aber trotzdem hätte ich gerne mal gehört, was anderen zu folgendem Fall einfällt.

Ein Patient wird vom Chirurgen in die chirurgische Ambulanz überwiesen. Vor etwa einem Jahr wurde er dort an einer oberflächlichen Schnittwunde am Grundglied des kleinen Fingers versorgt. Keine Verletzung von Knochen, Nerven, Gefäßen, Gelenk oder Sehnen. Die Wunde verheilte gut, es traten nie Probleme auf. Jetzt bestehen seit 8 Wochen Schmerzen im Endglied des Fingers. Zusätzlich ist die Haut kühl, livide verfärbt und die Weichteile erscheinen etwas atrophisch. Am Nagel war sowiet ich das noch in Erinnerung habe nichts grob Auffälliges. Der niedergelassene Kollege schickt den Patienten mit der Frage, ob die aktuelle Symptomatik mit der Schnittverletzung in Zusammenhang stehen könnte. Radiologisch gäbe es keine Auffälligkeiten (der Patient hatte das Röntgenbild nicht dabei, ich habe es also nicht selbst gesehen).

Ich habe das erstmal so beurteilt, dass ein Zusammenhang mit der (bg-lichen) Schnittverletzung unwahrscheinlich ist. Ich dachte am ehesten an einen Raynaud (wobei der Finger nicht weiß oder rot war, sondern nur livide) oder eine Vaskulitis und habe ihn in die Innere weiter geschickt. Was fällt euch dazu ein?

Hellequin
15.12.2009, 12:46
Was fällt euch dazu ein?
Mir wäre ja eine Vaskulitis oder ein Raynaud-Syndrom als letztes eingefallen.:-D So wie du es schilderst scheint es ja ausschließlich der einzelne Finger betroffen zu sein. Wie sahen den die anderen Finger an der Hand aus? Sonstige Vorerkrankungen? Irgendwelche Folgeverletzungen am Finger?
Für nen Sudeck dürfte der Zeitraum deutlich zu groß sein. Evtl. ja eine übermäßige Narbenbildung die Gefäße/Nerven komprimiert?

Leelaacoo
15.12.2009, 12:48
Bin jetzt kein Chirurg;-), aber für einen Sudeck wärs wohl zu spät, oder? Raynaud an nur einem Finger wäre mir eher neu, vorstellen könnte ich mir höchstens eine lokale Ducrhblutungsstörung aufgrund von Narbengewebe, wobei es erst durch längerdauernde Belastung (was macht denn der Pat. beruflich? Schraubenzieher u.ä. Dinge kann man ja schon mal so in der Hand halten, dass da dauernde Kräfte wirken) zu einer sukzessiven Schädigung des Gefäß-Nerven-Bündels auch durch geringe Narbenbildung gekommen ist (Schmerzen sprechen ja entweder für Nervenschädigung und/oder Ducrhblutungsstörung). Was internistisches an nur einem Finger kommt mir jetzt gerade nicht in den Sinn...

Vielleicht kann ja noch jemand was beitragen?

LG lee

Leelaacoo
15.12.2009, 12:49
jetzt war Helle doch schneller;-)

LG lee

Relaxometrie
15.12.2009, 13:00
Mir ist beim Lesen auch der Sudeck durch den Kopf gegeistert. Wobei das ja glaube ich nicht mehr Sudeck, sondern "Komplexes regionales Schmerzsyndrom 1 und 2" heißt. Ich habe außer im Lehrbuch aber noch nie einen Sudeck gesehen und habe auch vergessen, ob das so lange nach ursprünglich mal vorhandener Beschwerdfreiheit noch als Sudeck diagnostizert werden darf.
Nach einem Raynaud klingt das nicht. Den habe ich selbst und dazu gehört das Trikolorephänomen oder zumindest widerlich kribbelnde, kalte, weiße Finger ("Leichenfinger").

Hellequin
15.12.2009, 13:01
jetzt war Helle doch schneller;-)

LG lee
Immerhin ergibt sich ein übereinstimmendes internistisches und neurologisches Konsil.:-))

Lava
15.12.2009, 13:04
Hmm.... beim Sudeck wäre ja auch eine Entkalkung des Knochens im Röntgenbild aufgefallen. Gut, wer weiß, ob der niedergelassene Kollege danach geguckt hat, aber sowas fällt eigentlich auf :-nix

hennessy
15.12.2009, 14:02
Bitte lacht mich nicht aus, wenn ich als Zahni hier meinen Senf dazu gebe. Deshalb formuliere ichs mal als Frage: Wie würde denn ein Diabetes imponieren?

Relaxometrie
15.12.2009, 14:03
Bitte lacht mich nicht aus, wenn ich als Zahni hier meinen Senf dazu gebe. Deshalb formuliere ichs mal als Frage: Wie würde denn ein Diabetes imponieren?
D. mellitus oder D. insipidus :-))
Beim einen würde der Patient mehr als üblich pinkeln, beim anderen viel viel mehr als üblich pinkeln ;-)

Hellequin
15.12.2009, 16:05
Wie würde denn ein Diabetes imponieren?
Ich geh jetzt mal davon aus das du den Diab. mell. meinst. Der kann zwar als Spätschaden Durchblutungsstörungen machen, die würde man primär aber eher an den Füßen erwarten (diabetische Gammelhaxe). Außerdem halt die üblichen Begleitsymptome.


Hmm.... beim Sudeck wäre ja auch eine Entkalkung des Knochens im Röntgenbild aufgefallen. Gut, wer weiß, ob der niedergelassene Kollege danach geguckt hat, aber sowas fällt eigentlich auf :-nix
Was war den die Rückmeldung von deinen Internisten? Wie schon oben geschrieben würde ich bei einer derart lokal begrenzten Symptomatik auch eher von einer lokalen Ursache ausgehen.

Lava
15.12.2009, 16:08
Hab keine Rückmeldung bekommen.

Wenns jetzt doch ein Sudeck wäre, bestünde ja der Zusammenhang mit der ursprünglichen Verletzung und die BG müsste zahlen. :-oopss Na Hauptsache jemand kommt auf die Lösung und dem Patienten wird geholfen. :-?

Bille11
15.12.2009, 17:08
ich würde trotz der langen zeit auf einen sudeck tippen. hab auch grad ein entsprechendes gutachten durchgekriegt, in dem ich den sudeck an der hand nach 1 jahr für möglich und anteilig einschränkend betrachtet habe.

dantheg
15.12.2009, 20:43
CRPS nach einer oberflächlichen Schnittverletzung am Grundglied? Ne...

Rico
15.12.2009, 22:51
Vor etwa einem Jahr wurde er dort an einer oberflächlichen Schnittwunde am Grundglied des kleinen Fingers versorgt. [...] Jetzt bestehen seit 8 Wochen Schmerzen im Endglied des Fingers.Passt das zum Sudeck... ähm CRPS... dass das an ner anderen Stelle auftritt?

Zusätzlich ist die Haut kühl, livide verfärbt Englied eines einzelnen Fingers kühl und livide, da denk ich als Gefäßschamane doch gleich an die periphere Embolie.

Bille11
16.12.2009, 09:18
was ist oberflächlich? :-))

und embolie klingt toll!! :-blush

cymbal
16.12.2009, 20:04
das hatte ich auch mal :-)):-)):-))
tiefer Schnitt mit dem Küchenmesser in den Zeigefinger, Monate später Schmerzen und Blässe/Kälte im Fingerendglied.
Offensichtlich hatte sich durch den Schnitt (hatte ich natürlich nicht nähen lassen, sondern selbst "rumgedocktert") ein Aneurysma gebildet, das dann irgendwann thrombosiert ist.
Vielleicht hat Dein Patient das ja auch?

lg cymbal

Lava
17.12.2009, 10:54
Tja, ich werde es wohl nie erfahren. Aber Dank euch für die Ideen. :-)

Muriel
17.12.2009, 11:18
Kannst Du nicht nachfragen da, wo er nun noch in Behandlung war? Wäre doch echt interessant.

Die Niere
17.12.2009, 11:42
Vor allem wäre es ja nun doch entscheidend, wenn es darum geht, ob es sich um eine bg-liche Folge der Schnittverletzung handelt oder nicht?

Ich halte im übrigen die Erkläung mit Aneurysma und Thrombosierung für möglich...hatte letztes Jahr mindestens ein Patienten mit einer sehr ähnlichen Geschichte und diverse andere die auch in diese Richtung gegangen sind.

gruesse, die niere

John Silver
17.12.2009, 18:07
Nach einer tiefen Schnittverletzung kann auch eine AV-Fistel entstehen, was allerdings sehr selten passiert.