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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie viel Hilfe ist erlaubt?



Annabell Lee
23.12.2009, 19:30
Mittlerweile gibt es ja viele Ghostwriter, die Hilfe bei akademischen Arbeiten jeglicher Art anbieten. Das geht von reinem Korrekturlesen bis hin zum Erstellen ganzer, fertiger Arbeiten. Dazwischen gibt es jedoch eine riesige Grauzone, weshalb es mich interessieren würde, wo genau die Grenze zwischen legal und illegal liegt. Wäre es nicht legal, dürften sie es ja nicht offen anbieten, andererseits muss man ja selbstständig wissenschaftlich arbeiten können und das auch beweisen. Dennoch könnte keiner eine Doktorarbeit ganz ohne jegliche Hilfestellung hinkriegen, und sei es „nur“ durch seinen Betreuer. Ich verstehe nicht, wie genau man die Grenze ermittelt, wie groß die Grauzone ist, was noch erlaubt ist und was nicht. Was auch korrekt ist und was verwerflich. Habe zwar eine nicht allzu schwere Thematik, aber nur einen Doktorvater als Betreuer, der nie Zeit und viel zu viele Doktoranden hat. Fühl mich irgendwie allein gelassen, wenn ich mich mit anderen vergleiche, die exzellent betreut werden, denen Teile ihrer Arbeit sogar übernommen wurden von Bachelor/Masterstudenten oder externen Diensten, besonders im Statistikbereich. Würde so gern auch irgendwo Hilfe suchen, nur weiß ich nicht wo und ob/inwiefern ich das darf. Was genau ist erlaubt?

dreamchaser
24.12.2009, 10:59
Du musst unterschreiben, dass du die Arbeit nur mit den erlaubten Hilfsmittel gemacht hast (Literatur durch Zitate belegt, wenn andere Leute beteiligt waren dann müssen die angeführt werden) - es ist nicht erlaubt, sich die Arbeit schreiben zu lassen. Aber du kannst dir Hilfe bei der Statistik holen und gibst dann eben an, wer dir bei der Statistik geholfen hat.

wildcoyote
25.12.2009, 09:13
der springende Punkt bei der Promotion ist SELBSTÄNDIGES Arbeiten...mann muss sich eben mit der unterschiedlichsten Materie (Schreibprogramme, Literaturrecherche, Statistik, Grafiken etc) auseinandersetzen. Es gubt doch recht viele Anleitungen zu diesem Thema, sowie zhlreiche Kolloquien. Kann b.B. was rüberschicken, habe hier noch recht viele Sachen als meinem alten Job rumzufliegen

und nu zum Thema - eine exakte Reglung gibts nicht. Korrekturlesen ist ja auch quasi Hilfestellung. Letzendlich kann es kaum kontrolliert werden, fliegt jedoch spätestens in der Verteidigung auf wenn die Thematik nicht wiedergegeben werden kann. Stell doch einfach Fragen, hier gibts genug Leute die sich gut mit auskennen

dreamchaser
25.12.2009, 12:18
Es gibt auch Unis, wo es kein Kolloquium oder Rigorosum gibt (ggf. wenn innerhalb bestimmter Fristen vor/nach Studienende eingereicht wurde)....also auch kein Mittel um das festzustellen.
Für eine Statistik darf man sich helfen lassen (jede Form der Anleitung ist ja auch eine Hilfestellung, ist aber legal). Man sollte das dann eben auch so angeben, dass bei der statistischen Auswertung geholfen wurde, aber man z.B. die Experimente selbst gemacht hat.

Annabell Lee
25.12.2009, 13:32
Das heißt die Nachweisbarkeit beschränkt sich im Grunde nur auf das Rigorosum...kann es also sein, dass einige Leute ihre Arbeit wen anders schreiben ließen ohne dass es je aufgeflogen wäre? Die Idee finde ich irgendwie beängstigend...es gibt so viele, die auffallend schnell fertig wurden...kann es sein, dass die geschummelt haben? Wie gängig ist es, dass man Hilfe holt? Wie ist es, wenn man andere Arbeiten zum selben Thema als "Schablone" nimmt und sich von Struktur und Aufbau eng an diese hält? Ist das erlaubt? Wie stark darf man ähnliche Arbeiten als Hilfestellung nehmen? Zu viel zitieren darf man ja wahrscheinlich auch nicht, oder?

Ich bin auf die Idee gekommen, da sehr viele meiner Kommilitonen die Mathematische Seite komplett weggeben und sich da Hilfe holen.

dreamchaser
25.12.2009, 14:14
Manchmal wird die Arbeit ja auch mit den Statistikern zusammen gemacht. Dann erscheinen die auch auf der Publikation, was wiederum für die gut ist.
Ich weiss nicht, wie sowas auffliegen könnte, da ich die Arbeit selbst schreibe. Man kann sich natürlich Vorarbeiten nehmen und die Gliederung verwenden, aber zitieren sollte man eben die Originalliteratur. Med. Doktorarbeiten sind nämlich nicht zitierfähig. Aber man muss das Rad ja auch nicht ständig neu erfinden - wenn eine Arbeit zu einem ähnlichen Thema erschienen ist, wird man die ja auch für die eigene Arbeit heranziehen und entsprechend zitieren.
Sprich doch mal mit deinem Betreuer/Doktorvater bezüglich der Statistik - manche sagen dir von vornherein, dass das die Statistiker machen sollen. Ich weiss aber nicht, wie das geregelt ist, habe so etwas nicht und meine Auswertung selbst gemacht (ohne SPSS zu gebrauchen, da keine Statistik).

Annabell Lee
29.12.2009, 08:44
Was, man darf keine Dissertationen zitieren?! Ich kann mir das nicht vorstellen, da die mir doch bisher eine große Hilfe waren...was soll ich dann jetzt machen?

wildcoyote
29.12.2009, 10:06
Was, man darf keine Dissertationen zitieren?! Ich kann mir das nicht vorstellen, da die mir doch bisher eine große Hilfe waren...was soll ich dann jetzt machen?

bit du dir sicher dass das problem an der dr.arbeit liegt? ich mein wir reden hier von einem akademischen titel - der ruf der med. promotionen ist, verglichen mit den anderen richtungen, eh schon ziemlich im eimer. eine promotion soll einen "beitrag zur wissenschaft" leisten, nicht "irgendwas von irgenwem abschreiben"...sorry, hab kein verständnis dafür:-nix

es muss ja nicht jeder promovieren - wenn, so soll es doch auch was gescheites sein...meine meinung

Annabell Lee
30.12.2009, 15:00
Ich bin nach wie vor vom Nutzen überzeugt, da es sich um eine Metaanalyse und systematische Übersicht zu einem Thema handelt, zu dem noch keine einhellige Lehrmeinung existiert.

Meiner Meinung nach ist eine Dissertation absolut gleichwertig mit einer Publikation.

THawk
30.12.2009, 15:33
Nein, gleichwertig ist sie nicht. Schließlich ist sie nicht wie ein Paper veröffentlicht worden (sondern fristet ihrer Tage eher in dem Magazin einer Uni-Bibliothek). Dass sie grundsätzlich nicht zitierfähig wäre, ist mir aber auch neu und möchte ich bezweifeln.

Bzgl. deines Problems: Wenn keine einhellige Meinung besteht, solltest du eher in der Diskussion einen kurzen Abriss über die verschiedenen Ansichten unter Zuhilfenahme der Originalliteratur (hier kann dir die andere Diss natürlich gute Anstöße liefern) schreiben. Einfach nur die Meinung aus der anderen Diss zu vertreten, ist zu dünne. Vielleicht wurde die Metaanalyse aber auch in einem Paper veröffentlicht? Ansonsten kannst du sie immernoch als eine Meinung unter den anderen Ansichten erwähnen.

Schlussendlich sind aber dein Betreuer und dein Dr.vater für genau diese Fragen zuständig. Vieles ist da Ansichtssache. Da kann es verschiedene Meinungen geben, am Ende ist entscheidend was dein Dr.vater dazu sagt. Also löcher den doch mit solchen Fragen.

Gersig
30.12.2009, 15:37
Bezüglich des Zitierens von Promotionen lohnt sich ein Blick in die Promotionsordnung der eigenen Fakultät (in Göttingen ist es erlaubt und überhaupt kein Problem)!

wildcoyote
30.12.2009, 22:09
Meiner Meinung nach ist eine Dissertation absolut gleichwertig mit einer Publikation.

Err, eine sehr pauschale Aussage - die Publikationen variieren in der Qualität, genauso wie die Promotionen (vgl. Kreuzberger Abendblatt und Nature)

Das Paper hat einfach ein anderes Setting. Was nu schwieriger ist - sich zu einem Thema groß auszulassen oder in einem, teils kleineren, präzise die Fakten zu präsentieren läßt sich überhaupt nicht sagen...gibt ja nicht umsonst die verschiedenen Rankings der Zeitschriften (Z.b. Impact)

Vystup
03.01.2010, 07:31
Warum sollte man eine Diss nicht zitieren dürfen? In unserer Promotionsordnung gibt es keinerlei Anforderungen an die zitierbaren Quellen. Wenn es da also einen interessanten Artikel gibt, kann ich, soweit ich informiert bin, auch die örtliche Tageszeitung zitieren, nur sollte man seine wichtigsten Hypothesen nicht unbedingt darauf stützen ;-)

Ulle
14.01.2010, 11:59
Ich würde Doktorarbeiten einfach zitieren, sie sind in einer Bibliothek zugänglich und damit öffentlich. Wenn Du aber die Wahl zwischen Dissertationsschrift und Publikation hast, würde ich wegen der besseren Zugänglichkeit und des meist runderen Bildes die Publikation zitieren.

Ich kenne es im übrigen auch so, dass man alles zitieren kann (auch in Nature findet man "personal communication"), man kann ja schlecht wichtige Punkte einfach weglassen oder als eigene Erkenntnisse hinstellen.

Zweitstudium
14.01.2010, 13:48
ich finde es auch, dass es kein Problem darstellt aus einer Diss zu zitieren (Ergebnisse usw.). Sollte man darauf achten, dass es nicht um ziterierte Teile aus einer anderen Publikation handelt. Dann muss man natürlich die ursprügliche Publ. eingeben.
Das Gute an einer Diss ist, dass die Thematik sehr ausführlicher und intensiver behandelt wurde und man quasi eine kleine Lit-Recherche zur Verfügung hat.

FirebirdUSA
18.01.2010, 15:17
Also, Diplomarbeiten, Magisterarbeiten, etc. sind meist nicht zitierfähig da sie nicht veröffentlicht werden.

Bei einer Doktorarbeit gibt es aber immer eine Veröffentlichung (entweder gedruckt oder Online) und sie ist insofern natürlich völlig legitim zitierfähig. Es mag vielleicht Außnahmen in Promotionsordnungen einiger Unis geben was Dissertationen angeht aber das ist nicht die Regel!

Zitierfähig sind ansonsten in aller Regel wissenschaftliche Texte (und dazu gehören auch Dissertationen), d.h. Verfasser ist klar ersichtlich, es werden Literaturangaben gemacht und die man kommt an die Quelle auch irgendwie dran. Deswegen kann man eben auch Lehrbücher häufig zitieren.

Käthe, MD
25.01.2010, 21:12
Kleiner Tip: Einfach im Literaturverzeichnis der Dissertation die jeweilige Quelle nachschlagen, auf die sich die Dissertation bezieht und sich diese (Publikation) dann besorgen und ggf. auch zitieren!