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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glaskörperblutung



Skalpella
23.12.2009, 23:39
Folgender Fall:

Nierentransplantierte Patientin. In immer kürzer werdenden Abständen treten "Glaskörperblutungen" auf, so dass über mehrere Wochen nur noch "Schleiersehen" bis zur völligen Blindheit auf diesem Auge möglich sind.
Das Ganze soll angeblich "harmlos" sein. Man könne nicht behandeln, nur abwarten. Die Gerinnung sei "normal".
Meine Frage: Kann das von erhöhtem Blutdruck/ immunsuppresiver Therapie/ forciertem Sport kommen? Sollte sich die Patientin an eine Augenambulanz einer Uniklinik wenden? Oder sind Glaskörperblutungen wirklich harmlos und nur lästig und auch tatsächlich nicht therapierbar?
Ist eine Prophylaxe möglich?

Für Antworten in diesem fiktiven Fall wäre ich dankbar :-), ich hab von Augen keine Ahnung :-blush

Rico
24.12.2009, 00:00
In immer kürzer werdenden Abständen treten "Glaskörperblutungen" auf, so dass über mehrere Wochen nur noch "Schleiersehen" bis zur völligen Blindheit auf diesem Auge möglich sind.
Das Ganze soll angeblich "harmlos" sein. Auch der ophtalmologische Laie mertk: Da passt was nicht zusammen. :-oopss

Skalpella
24.12.2009, 00:05
Auch der ophtalmologische Laie mertk: Da passt was nicht zusammen. :-oopss

Wurde so kolportiert: Patient sieht so gut wie nichts durch den Vorgang. Die vorgeschlagene Therapie sei "Zuwarten" und es sei zumindest deshalb "harmlos" weil selbstlimitierend und nicht zur endgültigen Blindheit führend.
Finde ich auch komisch, deshalb frag ich ja :-)

Hoppla-Daisy
24.12.2009, 09:18
Ich hab ja nuuuuuuuuuuuur famuliert bei den Augenschamanen, aber ich wage mal zu sagen, dass das totaler Kappes ist! Zuwarten bei rezidivierenden Glaskörperblutungen *kopfschüttel* ... das kenn ich aber mal tooootal anders ;-)

Es IST therapierbar!

Zunächst mal kann eine Glaskörperblutung aus normalen retinalen Gefäßen entstehen durch eine mechanische Schädigung, wenn es zum Beispiel zu einer Glaskörperabhebung oder Netzhautrissen gekommen ist.

Dann sind da natürlich die Blutungen aus pathologisch veränderten retinalen Gefäßen, z. B. bei retinalen Neovaskularisationen bei ischämischen Retinopathien (die Gefäße sind mal salopp gesagt Schrott und dementsprechend instabil).

Blut kann aber auch natürlich von außen in den Glaskörperraum gelangen, z. B. aus subretinalen Gefäßen oder aus vorderen Augenabschnitten.

Eine Glaskörperblutung wird zunächst mal so behandelt, dass der Patient eine aufrechte (ruhende!) Haltung einnimmt. Liegen wär ganz blöd, weil sich dann das Blut u. U. weiter im Glaskörper ausbreiten würde. Positiver Effekt der aufrechten Lage ist, dass das Blut der Schwerkraft folgend nach unten absinkt. Kann man dann ganz schön sehen, wenn man das Auge mit dem Ophthalmoskop bzw. dem Kontaktglas untersucht. Man sieht nämlich einen wunderbaren Spiegel.

Der Verlauf einer Glaskörperblutung ist eher langwierig und natürlich auch abhängig 1. von der Lokalisation und 2. der Schwere der Blutung.

Als Therapie kommt eine Laserung der Netzhaut in Frage, besonders wenn es Risse in der Netzhaut gibt. Bei ischämischen Prozessen führt das dazu, dass die Netzhaut an der Stelle "plattgemacht" wird und somit keine Ischämiesignale mehr abgeben kann. Das führt dann dazu, dass an dieser Stelle sich auch keine neuen, instabilen Gefäße mehr bilden.

Wenn es sich um eine Blutung aufgrund einer Glaskörperabhebung von der Netzhaut handelt, muss ggf. auch eine Vitrektomie (=Absaugen des Glaskörpers mit gleichzeitigem Ersetzen desselben durch Öl oder Luft, welches im Laufe der Zeit durch Kammerwasser ersetzt wird) durchgeführt werden. Denn ein an der Netzhaut ziehender Glaskörper ist, wie man sich leicht vorstellen kann, auch nicht gerade förderlich. Da kann sich die Netzhaut auch mal schnell ablösen, was ein ophthalmologischer Notfall ist, denn es droht Blindheit.

Man sieht also, so harmlos ist das ganze mal nicht ;-).

So, bevor ich mich jetzt hier weiter in die Schei$$e rede (immerhin hab ich nur famuliert und bin ja nun selbst keine Schamanin :-blush), warten wir mal, was die Augenfachleute zu sagen haben.

Feuerblick
24.12.2009, 09:42
Wenn diese Gk-Blutungen sich so wie beschrieben häufen, dann ist das ganz klar eine Indikation, mal von schamanischer Seite auf Ursachenforschung zu gehen. Sprich: ICH (und unsere gesamten niedergelassenen Kollegen) würde so einen Patienten auf jeden Fall zu einer vernünftigen Diagnostik und ggf. einer Therapie in einer Augenklinik vorstellen.

Skalpella
24.12.2009, 10:03
Dankeschön Daisy und Feuerblick! Genau das wollte ich wissen :-)

Muriel
24.12.2009, 14:32
Wer hat denn den Schrott erzählt? Hoffentlich kein Kollege, das wäre recht peinlich. Selbst wenn sich viele GK-Blutungen selbst limitieren, ist der oben beschriebene Fall sicherlich mehr Überlegungen wert als die genannte.

Feuerblick
24.12.2009, 14:51
Muri, das war bestimmt kein Kollege. Das war bestimmt jemand, der jedes rote Auge mit V.a. Glaukomanfall zu den Augenschamanen schickt ;-)

Muriel
24.12.2009, 14:53
So was gibt es? :-)) Einer Dir ebenfalls bekannten Kollegin wurde nur mal ein Bettenkonsil auf der ITS wegen einer GK-Blutung aufgebrummt. Sie machte sich schon total den Kopp, wie sie unser riiiiiiiiiiiiiesiges uraltes Sonogerät dahin bekommen sollte, falls sie schallen müsste. Auf Anraten unseres einen OAs ist sie erst mal so dahin gegangen und durfte dann die GK-Blutung in ein Hyposphagma umbenennen :-))

Feuerblick
24.12.2009, 14:57
*feix* Jaja, das Tooooooodeshyposphagma!!!:-top