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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bitte um Meinung vom Fach: Radiologie oder Medizinphysik?



Nautila
27.12.2009, 11:24
Ich hätte gerne mal eine Einschätzung von Euch welche Richtung ich besser einschlagen sollte. Ich versuche mich kurz zu fassen. :-angel

Ich weiß wo ich hin will - in den Keller. Dort, wo die MRTs und CTs stehen. Ich finde die medizinische Bildgebung einfach faszinierend.

Ich bin aufgrund meiner Vorgeschichte sehr sicher, dass ich dort hin will. Ich habe mal ein physikalisches Studium begonnen (leider abgebrochen) und habe durch einen Vorfall in der Familie mittlerweile auch Erfahrungen aus "Patientensicht" - ich finde die Bildgebung einfach hilfreich für Patienten in gewissen Situationen, um nicht zu sagen genial. Die physikalische Seite am MRT z.Bsp. finde ich ebenfalls nicht uninteressant.

Aufgrund persönlicher Umstände, auf die ich nicht näher eingehen will, befinde ich mich nun an einem Scheideweg und werde so oder so noch einmal komplett neu anfangen müssen.

Mir stellt sich nun die Frage, was ich besser studieren kann um mein Ziel zu erreichen - und mit welcher Seite ich glücklicher werde.

Ich könnte Biomedizin bzw. Medizintechnik oder Physik studieren um eines Tages als Ingenieur oder Medizinphyiskexperte bei den Geräten zu sitzen und sie zu warten...

oder aber ich könnte Medizin studieren, mit dem Ziel irgendwann dann unten in der Radiologie zu sitzen.

Medizin interessiert mich weil ein Ingenieur nichts befunden darf... :-)) und ich auch die Bildinterpretation mehr als spannend finde. Ich kann mir sehr gut vorstellen eines Tages hauptsächlich in meinem "Bunker" zu sitzen, Bilder zu befunden und an den PCs zu wurschteln.

Kann mir jemand von Euch eine Einschätzung geben - oder eine Anregung welcher Art man z.Bsp. mal ein Praktikum machen kann oder anderweitig Infos beschaffen damit ich mir klar werde welchen Weg ich letztendlich einschlagen soll?

Kackbratze
27.12.2009, 13:32
Mach doch Praktika auf "beiden Seiten". Radiologie und auch Medizintechnik sind Bereiche in denen man Praktika machen kann. Insbesondere wenn Du erklären kannst, warum das Interesse da ist, werden sich die Kliniken bestimmt nicht dagegen sträuben.

Nautila
27.12.2009, 14:48
Wie sähe denn so ein Praktikum in der Radiologie als Nicht-Student aus?
Auf der Ingenieursseite denke ich, wäre ein Praktikum kein Problem. Würden mich die Radiologen ohne jegliche medizinische Vorkenntnisse (außer dem, was ich mir privat angeeignet hab) mitnehmen und mir was erklären?

John Silver
27.12.2009, 16:01
Es gab schon mal ein sehr ähnliches Thema.

Ich mag ein Idealist sein, aber die Tatsache, daß Du bildgebende Verfahren cool findest, ist keine ausreichende Grundlage für ein Medizinstudium.
Und noch eine Sache hinterher: wenn Du tatsächlich Medizin studieren solltest, wirst Du feststellen, daß das, was Du im Moment über Medizin und darüber, welche Fachrichtung für Dich die richtige sei, denkst, überhaupt nichts bedeutet. Ich kannte einige Leute, die am Anfang des Studiums felsenfest wußten, welche Fachrichtung sie später machen werden, und es ist bei so gut wie keinem so gekommen, wie sie es dachten. Ich sag's nur.

LasseReinböng
27.12.2009, 16:23
Medizinphysik und Radiologie sind zwei völlig verschiedene Arbeitsbereiche, im Arbeitsalltag gibt es da so gut wie keine Berührungspunkte. Dies sollte man bedenken.

Nautila
27.12.2009, 17:46
Es gab schon mal ein sehr ähnliches Thema.

Ich mag ein Idealist sein, aber die Tatsache, daß Du bildgebende Verfahren cool findest, ist keine ausreichende Grundlage für ein Medizinstudium.
Und noch eine Sache hinterher: wenn Du tatsächlich Medizin studieren solltest, wirst Du feststellen, daß das, was Du im Moment über Medizin und darüber, welche Fachrichtung für Dich die richtige sei, denkst, überhaupt nichts bedeutet. Ich kannte einige Leute, die am Anfang des Studiums felsenfest wußten, welche Fachrichtung sie später machen werden, und es ist bei so gut wie keinem so gekommen, wie sie es dachten. Ich sag's nur.

Das mag natürlich sein. Aber im Moment wäre der Antrieb, letztendlich in der Radiologie zu landen. Was auf dem Weg dahin passiert kann ich jetzt noch nicht absehen.
Im Übrigen finde ich bildgebende Verfahren nicht nur "cool". Aus dem Alter bin ich raus. ;)
Ich habe meine Gründe für meine (sich noch im Werden befindende) Idee, die allerdings auch schon über zwei Jahre vor sich hin gärt.

Worum es tatsächlich im Medizinstudium geht ist mir sehr wohl bewusst.


Medizinphysik und Radiologie sind zwei völlig verschiedene Arbeitsbereiche, im Arbeitsalltag gibt es da so gut wie keine Berührungspunkte. Dies sollte man bedenken.

Ist mir ebenfalls klar. Ich versuche zu eruieren, mit welcher Seite ich letztendendes glücklicher werden kann. Schnittstellen gibt es dennoch einige, so dass ich auch als Biomediziner mit Ärzten zusammenarbeiten würde und umgekehrt.

Ich habe sowohl Mediziner (bloß leider keine Radiologen) als auch Ingenieure im Bekanntenkreis und sehe auf beiden Seiten Vor- und Nachteile.
Und der Weg, den ich vor mir habe (noch nicht sofort, evtl. nächsten Herbst, vielleicht auch später) ist auf beiden Seiten etwa gleich lang.

Mano
08.01.2010, 13:09
Das sind doch zwei Paar Schuhe? Der Radiologe weiß nur sehr rudimentär, wie seine Geräte funktionieren (da drück ich drauf, dann gibts Strahlen und dann sehe ich da das Bild) und der Ingenieuer weiß nur sehr rudimentär, was man auf den Bildern sieht (das ist ein Oberkörper). Sicher schadet es nicht, wenn man auch vom jeweils anderen Bereich Ahnung hat - aber die alltägliche Tätigkeit ist doch grundverschieden. Vielleicht solltest du deshalb die Frage andersherum stellen: Könntest du es dir vorstellen, Autos zu konstruieren und zu warten? Oder könntest du es dir eher vorstellen Laborergebnisse zu überprüfen und daraus auf eine bestimmte Krankheit zu tippen? Hat zwar beides nichts mit Radiologie zu tun, aber ist jeweils eine deutlich engere Verwandtschaft zu den von dir gennanten Berufsfeldern...

Nautila
10.01.2010, 20:14
Ich werd einfach bei nächster Gelegenheit nach einem Praktikum fragen, ich denke, das hilft mir am meisten.

Vielleicht sollte ich zusätzlich noch erwähnen dass es mir in erster Linie darum geht, die Geräte weiterzuentwickeln, höher auflösend zu machen, so dass bestimmte Krankheitsbilder einfach schneller, besser und einfacher erkannt werden können.

Da ich mich mit biomedizinischer Technik schon beschäftigt habe und auf entsprechenden Kongressen mit Medizinern zusammengetroffen bin, frage ich mich nur, welche Seite für mich die bessere wäre - denn letztenendes trifft der Mediziner die letzte Entscheidung, da er die Geräte für seine Patienten anwenden muss.

Die Technik interessiert mich zwar grundsätzlich, aber ich bin getrieben von dem Vorsatz, an diesen bildgebenden Geräte für die Patienten zu arbeiten.

Letztenendes scheint es aber wohl so zu sein, dass ich hören möchte, dass Medizin die interessantere Wahl ist - das erkenne ich an meinem Diskussionsverhalten. :-))

Aber wie gesagt - ich werde mich mal vor Ort umschauen und versuchen, beide Seiten im "Alltag" zu Gesicht zu bekommen. :-winky

Doc_Schmock
14.01.2010, 21:05
Hey, wer sagt denn bitte, dass die Radiologie immer im Keller ist? Das trifft eher auf die Strahlentherapie zu :-D Meine Abteilung (bin MTRA) ist im 1. Stock und unser MRT ist im Erdgeschoss. Btw, nicht vergessen: Radiologie ist nicht NUR Diagnostik, da gibts auch Interventionen ;) MfG

Ulle
29.01.2010, 12:45
Um die Geräte besser zu machen -> Physik

Mit den Kenntnissen aus dem Medizinstudium kannst Du so eine Kiste nichtmal aufschrauben und Dein Input zur Konstruktion solcher Maschienen reduziert sich auf "Bitte noch etwas detaillierter!", "Geht auch weniger Strahlung?" und "Kann man die Kommandozeile auch als Button mit Häkchen machen?".

Um die Geräte an Mediziner zu verschachern -> Medizin

Mediziner interessieren sich nicht, warum es schärfer geworden ist. Du solltest aber auf Augenhöhe Testbilder befunden können und Nicht-Mediziner kann man eh nicht ernst nehmen... (fairerweise muss man wohl sagen, dass Naturwissenschaftler und Ingenieure natürlich auch Mediziner nicht ernst nehmen können):-blush

Also am besten beides machen, dann kann man je nach Gemütslage auf beiden Seiten mitspielen.

Espressa
29.01.2010, 15:37
Medizin interessiert mich weil ein Ingenieur nichts befunden darf... :-)) und ich auch die Bildinterpretation mehr als spannend finde. Ich kann mir sehr gut vorstellen eines Tages hauptsächlich in meinem "Bunker" zu sitzen, Bilder zu befunden und an den PCs zu wurschteln.


Das könnte schon klappen, ist aber nicht der beste Weg, Bilder zu befunden.
Du beurteilst nicht nur das Bild vor dir, sondern solltest klinische Angaben (Schmerzen, Fieber, Vorerkrankungen, Unfallhergang, bla bla) auch mit einfließen lassen. Und diese Informationen sollten dich ebenfalls "interessieren". Wobei ich denke dass der Appetit evt. beim Essen kommt, sprich wenn du mal da die Details im Studium lernst, könnte es dich durchaus auch begeistern - scheinst ja von Grund auf neugierig zu sein. ;)

Zweites Problem: Als Radiologe obliegt es nicht immer deiner Entscheidung, mit welchen Geräten du arbeiten musst. Vielleicht ärgerst du dich grün und blau über veraltete Technik oder sonstwas. Nicht jedes Haus ist optimal ausgestattet...

Insgesamt haben Leute schon aus viel schlechteren Gründen Medizin studiert, denke das könnte schon klappen.

Rico1
03.02.2010, 00:08
mal eine andere frage (interessiere mich auch für radiologie):
wie sieht denn momentan die stellensituation aus für assistenzärzt und fachärzte in der radiologie? Findet man (wenn man örtlich flexibel ist) leicht eine stelle im krankenhaus? Wie seht ihr die chancen als facharzt in eine gemeinschaftspraxis einzusteigen? "Lohnt" sich das als radiologe überhaupt oder bleiben die meisten radiologen in kliniken?

und wie schätzt ihr die entwicklung in den nächsten 10-20 jahren ein? ich denke mal bildgebende verfahren werden wohl nicht an wichtigkeit verlieren. aber werden sie vielleicht soweit verbessert, dass auch jeder andere facharzt die bilder befunden kann? haltet ihr es für möglich, dass wegen irgendwelcher einsparmaßnahmen zukünftig deutlich weniger radiologische untersuchungen gemacht werden oder sind diese untersuchungen dafür zu wichtig?

ich weiß dass man über viele der fragen nur mutmaßen kann, aber würde mich trotzdem über einschätzungen freuen, da ich selbst wie ihr sicher gemerkt habt ziemlich ahnungslos bin ;-)

Freierfall
03.02.2010, 10:44
Und, einfach nur aus Neugierde, auch wenns nix für mich wäre: Stimmen die alten Witze über das Gehalt von Radiologen immer noch? ;D


An den vier Ecken eines Fußballfeldes stehen ein guter Orthopäde, ein Chirurhg, ein Radiologe und ein Anästhesist. In der Mitte des Feldes ein Pokal mit 50000 Euro. Wer zuerst dort ist, darf ihn behalten -wer gewinnt?
Der Anästhesist natürlich; der Chirurg versteht die Aufgabe nicht, ein Radiologe bewegt sich nicht für 50000 Euro, und gute Orthopäden gibt es gar nicht.

:-D

HorstHützel
04.02.2010, 17:10
mal eine andere frage (interessiere mich auch für radiologie):
wie sieht denn momentan die stellensituation aus für assistenzärzt und fachärzte in der radiologie? Findet man (wenn man örtlich flexibel ist) leicht eine stelle im krankenhaus?


Die Stellensituation in der Radiologie ist, auch für Assistenzärzte, wie in den meisten anderen Fächern, sehr gut.

HH

Nessiemoo
14.02.2010, 14:33
Das war ja fast genau mein Dilemma...Dafür gibt es ja keinen direkten Antwort, du musst selbst entscheiden, was du machen willst. Ich habe mich letztendlich auf Medizin entschieden, wenigstens mal probieren. Es ist ja viel einfacher ein Plats in Medizintechnik bekommen.

Pro Medizin: Wahlmöglichkeit. Radiologie, oder Forschung oder Medizinphysik, oder du entscheidest immer noch sich für Psychiatrie oder was auch immer. Nach Medizin kannst du auf Medizintechnik speazialisieren, nach Medizintechnik auf Medizin leider nicht. Auch, als ich ein grosser idealist bin, die Möglichkeit direkt Menschen zu helfen.

Pro Medizintechnik/ Medizinische Physik/ Bildgebende Vervahren: Direkt. Wenn du sicher bist, dass du sich mit Medizintechnik und Bildgebende Verfahren beschäftigen willst, dann werden dir die 6 jahre echt schwer fallen, wo du viel viel viel lernen brauchst, und das meistens dich nicht interessiert. Nach max. 5 Jahre bist du dann fertig um direkt einsteigen, vielleicht auch nach 3 Jahren.

Rico1
15.02.2010, 20:18
Nachdem ich mich ein bisschen eingelesen hab ins Thema Zukunft der Radiologie bin ich der Meinung, dass es schon etwas riskant ist, Medizin zu studieren, wenn man sich nur die Fachrichtung radiologie vorstellen kann. Wie es in dem Fach in 20 oder 30 Jahren aussieht kann man ja scheinbar echt nicht sagen.

In den USA ist es ja anscheinend schon jetzt so, dass oft nachts und an wochenenden/feiertagen die bilder nach indien geschickt werden und dort befundet werden. dass das nicht auch tagsüber gemacht wird liegt nur (oder zumindest hauptsächlich) an gesetzlichen regelungen, die das unterbinden. In deutschland sind diese vorschriften sogar noch strenger, sodass hier bisher noch garnicht im ausland befundet werden darf. Noch! Wie das in Zukunft aussehen wird, dafür kann denke ich keine seine hand ins feuer legen.

Vielleicht irre ich ja, aber mir scheint dass schon eine heikle sache zu sein...


edit: das gilt natürlich nicht für die interventionelle radiologie