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doc in spe
31.12.2009, 17:56
Also ich habe eine kleine Frage, und zwar ob ihr wisst ob in den nächsten 5-10 Jahren ER Medicine als selbstständiges Spezialgebiet in Deutschland etabliert werden wird oder ob zumindestens ernsthaft daran gedacht wird das zu tun ?

Würde mich sehr über eine Antwort freuen.
LG Doc in Spe

pottmed
31.12.2009, 17:58
Also auf Propheten wirst Du hier wohl nicht treffen, aber mir ist bekannt, dass es auch in Deutschland solche Bestrebungen gibt.

Schau mal hier http://www.dgina.de/media/veroeffent/Fleischmann2.pdf

doc in spe
31.12.2009, 18:03
Also eine Prophezeihung wollte ich ja auch nicht.:-)
Dein Link ist aber super, dankeschön. :D

gnuff
14.01.2010, 14:07
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass der Notfallmediziner als Facharzt kommen wird. Die Strukturen sind einfach zu fest und ich denke die wenigsten Disziplinen wollen den Fuss den sie in der Tuer haben da rausnehmen...

Falls das Dein Ziel ist, orientiere Dich fruehzeitig ins Ausland, ggf. sogar zum Studium. England, Frankreich, Schweden... gerade Schweden hat einen riesigen Bedarf an "akutläkare", die Disziplin ist sehr jung und momentan wird viel Werbung dafuer gemacht.

Alzheimer
14.01.2010, 17:07
Ich habe letztens mit dem Chefarzt einer interdisziplinären Notaufnahme geredet, der in der dgina aktiv ist und daran mitarbeitet den FA Notfallmedizin einzuführen. Er meinte, dass es noch ca. 4-5 Jahr dauern wird bis dieser FA in D eingeführt wird. Ich bin auch mal gespannt wie sich das Ganze entwickeln wird.
Fakt ist, dass es immer mehr interdiziplinäre Notaufnahmen gibt und explizit dafür Ärzte gesucht werden.

doc in spe
14.01.2010, 21:03
Falls das Dein Ziel ist, orientiere Dich fruehzeitig ins Ausland, ggf. sogar zum Studium. England, Frankreich, Schweden... gerade Schweden hat einen riesigen Bedarf an "akutläkare", die Disziplin ist sehr jung und momentan wird viel Werbung dafuer gemacht.

Also Ziel würde ich nicht sagen, aber dadurch das mein Gastvater in den USA Notfallmediziner ist und mich danach gefragt hat kam halt einfach ein Interesse auf.
Und was das Ausland betrifft, wären da die Vereinigten Staaten nicht die erste Adresse ?
Ist zwar um einiges kompetitiver, aber wenn man wirklich top auf dem Gebiet sein will, sollte man sich doch versuchen dort ausbilden zu lassen, zumindestens habe ich mir das von vielen Ärzten sagen lassen, obwohl das ja eigentlich über fast jeden Facharzt gesagt wird.

gnuff
14.01.2010, 21:18
Ich halte die USA fuer das mieseste Drecksland auf diesem Planeten, in jeder Hinsicht, was das Gesundheitssystem betrifft ganz besonders...

Ein Abschluss in einem Land der EU wird EU-weit ohne Probleme anerkannt und das Studium ist bezahlbar, bzw. finanziert... das sieht in den Staaten völlig anders aus...

pottmed
14.01.2010, 21:21
Ich halte die USA fuer das mieseste Drecksland auf diesem Planeten, in jeder Hinsicht, was das Gesundheitssystem betrifft ganz besonders...


Spricht da ein Experte ?

Das Gesundheitssystem ist sicherlich nicht schlecht, viel mehr gibt es ein Problem mit den Unversicherten...

gnuff
14.01.2010, 21:51
Spricht da ein Experte ?

Das Gesundheitssystem ist sicherlich nicht schlecht, viel mehr gibt es ein Problem mit den Unversicherten...

...und genau das stimmt nicht. Es ist nicht so, das kaum ein US-Amerikaner krankenversichert ist. Die USA haben 250 Millionen Versicherte und nur 50 Millionen Unversicherte. Das komplette System ist völlig degeneriert und ekelhaft. Fuer den Anfang empfehle ich "Sicko" von Michael Moore, das nimmt einem so manche Illusion vom Wunderland USA...

aber ich will hier niemanden ueberzeugen oder bekehren und ich bin auch kein Experte. Ich halte die USA fuer eine Katastrophe, aber das ist meine Meinung mit der ich auch gerne alleine bleibe...

fatman
15.01.2010, 08:05
Es ging um die Facharztausbildung, und da gehört die USA zu den weltweit führenden Ländern. Auch ich bin kein unbedingter Fan der USA, aber jetzt die Facharztausbildung in den USA als schlecht zu bezeichnen, ist einfach ein Witz:-meinung
Aber mal davon abgesehen, bin ich kein großer Fan des Facharztes für Notfallmedizin. In den USA ja, da dient der Emergency Physician eben auch als Hausarzt für die 50 Millionen Unversicherten. Mein Eindruck war aber, dass es sich sonst um ziemliche Schmalspurärzte gehandelt hat. Vielleicht sollen sie das ja auch sein, aber im Endeffekt führt das dazu, dass alle Arbeit immer doppelt oder dreifach gemacht werden muss.
ER physician sieht den Patienten, macht eine kurze Anmeldung, ruft dann das Innere Team und meint, der Patient müsse bei Ihnen aufgenommen werden. Innere Team sieht den Patienten, meint, dass der auf die Kardio muss. Gleiches Spiel. Bis der Patient also aufgenommen wird, haben drei Ärzte an ihm anamnestiziert und ihn untersucht. Kein Patient wird vom ER physician direkt eingewiesen, sondern immer nur nach ausführlicher Untersuchung der entsprechenden Fachrichtung. Wieso Ihn dann nicht gleich von der entsprechenden Fachrichtung anschauen lassen? Natürlich gibt es auch Fälle, die zwischen den Fachrichtungen liegen, z.B. das Abdomen, aber meiner Meinung nach würde es reichen, eben interdisziplinäre Notaufnahmen zu haben, wo aber in ihren Fachrichtungen gut ausgebildete (hier liegt leider häufig das Problem, weil in Deutschland Assis im 1. Jahr alleine Notaufnahme machen) tätig sind und die fraglichen Fälle eben mal kurz vom Kollegen ansehen lassen können?

pottmed
15.01.2010, 08:24
...und genau das stimmt nicht. Es ist nicht so, das kaum ein US-Amerikaner krankenversichert ist. Die USA haben 250 Millionen Versicherte und nur 50 Millionen Unversicherte. Das komplette System ist völlig degeneriert und ekelhaft. Fuer den Anfang empfehle ich "Sicko" von Michael Moore, das nimmt einem so manche Illusion vom Wunderland USA...

aber ich will hier niemanden ueberzeugen oder bekehren und ich bin auch kein Experte. Ich halte die USA fuer eine Katastrophe, aber das ist meine Meinung mit der ich auch gerne alleine bleibe...

Und ich empfehle wissenschaftliche Paper zu dem Thema. Zum Beispiel Jonathan Gruber "Covering the Uninsured", viel Spass bei der Lektüre :-stud

gnuff
15.01.2010, 08:29
Es ging um die Facharztausbildung, und da gehört die USA zu den weltweit führenden Ländern
Das ist möglich, aber wo steht das? Beweise?


Auch ich bin kein unbedingter Fan der USA, aber jetzt die Facharztausbildung in den USA als schlecht zu bezeichnen, ist einfach ein Witz
Hab ich auch nicht getan, mit keiner Silbe.

gnuff
15.01.2010, 08:45
Und ich empfehle wissenschaftliche Paper zu dem Thema. Zum Beispiel Jonathan Gruber "Covering the Uninsured", viel Spass bei der Lektüre :-stud

Lese ich herzlich gerne, kein Problem. Danke fuer den Tipp.

Aber auch dieses Paper wird nicht widerlegen, dass das Gesundheitssystem in den USA nur denen im vollen Umfang zu Verfuegeung steht die ausreichend Kohle haben um entweder die Klinik oder den Anwalt bezahlen zu können. Das Problem sind nicht die Unversicherten als solche, sondern ein System das das ueberhaupt erst zulässt.
Die Begruendung man wolle kein System das auf einem Solidaritätsprinzip beruht, weil das die Vorstufe zum Kommunismus sei ist absurd und menschenverachtend. Genauso argumentieren die Gegner einer allgemeinen KV aber seit Jahrzehnten. Diese Ängste werden geschuert und ausgenutzt durch Versicherungskonzerne die ihren Gewinn durch konsequente Nicht-Bezahlung von Forderungen maximieren.
Kapitalismus/Marktwirtschaft schön und gut, aber irgendwo ist die Grenze erreicht.

Es war klar, dass ein Film wie "Sicko" sofort als nicht ausreichend wissenschaftlich abgetan wird, aber das grobe Bild, das dort gezeichnet wird ist schon sehr interessant. Am beeindruckensten fand ich nicht die Einzelbeispiele, sondern die Interviews mit US-Amerikanern die im Ausland leben und in den "Genuss" eines solidarischen Systems kommen.

fatman
15.01.2010, 08:57
Nachdem der junge Kollege sagte, man solle doch für die Ausbildung in die USA gehen, sagtest Du:


Ich halte die USA fuer das mieseste Drecksland auf diesem Planeten, in jeder Hinsicht, was das Gesundheitssystem betrifft ganz besonders...

Liegt es da nicht nahe, dass Du das auch auf die Ausbildung beziehst. Beweise für meine Behauptung, dass die USA eine der besten Systeme der Facharztausbildung haben, ist sicherlich nur anekdotisch, Studien kenne ich dazu nicht, aber ich hielt das für den allgemeinen Konsens...

pottmed
15.01.2010, 09:09
Lese ich herzlich gerne, kein Problem. Danke fuer den Tipp.

Aber auch dieses Paper wird nicht widerlegen, dass das Gesundheitssystem in den USA nur denen im vollen Umfang zu Verfuegeung steht die ausreichend Kohle haben um entweder die Klinik oder den Anwalt bezahlen zu können. Das Problem sind nicht die Unversicherten als solche, sondern ein System das das ueberhaupt erst zulässt.
Die Begruendung man wolle kein System das auf einem Solidaritätsprinzip beruht, weil das die Vorstufe zum Kommunismus sei ist absurd und menschenverachtend. Genauso argumentieren die Gegner einer allgemeinen KV aber seit Jahrzehnten. Diese Ängste werden geschuert und ausgenutzt durch Versicherungskonzerne die ihren Gewinn durch konsequente Nicht-Bezahlung von Forderungen maximieren.
Kapitalismus/Marktwirtschaft schön und gut, aber irgendwo ist die Grenze erreicht.

Es war klar, dass ein Film wie "Sicko" sofort als nicht ausreichend wissenschaftlich abgetan wird, aber das grobe Bild, das dort gezeichnet wird ist schon sehr interessant. Am beeindruckensten fand ich nicht die Einzelbeispiele, sondern die Interviews mit US-Amerikanern die im Ausland leben und in den "Genuss" eines solidarischen Systems kommen.


Gruber wird dir die Problematik des amerikanischen Versicherungssystems überzeugend näher bringen, er ist im Übrigen der wichtigste Berater der Demokraten und damit auch von Obama, also kein Verfechter des reinen marktwirtschaftlichen Systems.

Wir sind uns hier aber wohl alle einig, dass das Gesundheitssystem der USA nicht das fairste und solidarischste ist. Allerdings sind hierbei auch die kulturellen Eigenheiten des Landes zu berücksichtigen, die mit Europa nicht zu vergleichen sind.

gnuff
15.01.2010, 09:16
...Liegt es da nicht nahe, dass Du das auch auf die Ausbildung beziehst.
Gut, verstehe... hab ich so nicht gemeint. Ich habe keine Ahnung was die Qualität der Weiterbildung in den USA betrifft...


Beweise für meine Behauptung, dass die USA eine der besten Systeme der Facharztausbildung haben, ist sicherlich nur anekdotisch, Studien kenne ich dazu nicht, aber ich hielt das für den allgemeinen Konsens...
Die Frage ist doch, woher hat man die Informationen um diesen Konsens zu finden? Studien? Tagespresse? Emergency Room? Ich denke es ist gefährlich einfach anzunehmen es sei so, nur weil alle (viele? manche?) es sagen. Ich kann nur fuer meinen Bereich sprechen und da ist es so, dass es Stimmen aus den USA gibt, die offen zugeben Europa in Bezug auf Narkosefuehrung und perioperative Struktur um Jahre hinterher zu sein. Das gilt wahrscheinlich nicht fuer grosse Zentren, aber wie sieht das in der Breite aus?

gnuff
15.01.2010, 09:24
... Allerdings sind hierbei auch die kulturellen Eigenheiten des Landes zu berücksichtigen, die mit Europa nicht zu vergleichen sind.

Ich werde das lesen, auf jeden Fall, sitze momentan zwar vor einem Stapel von ca. 20 Artikeln zum Thema " intraoperative Awareness", aber wenn ich die weg habe, dann...

Was sind diese "kulturellen Unterschiede" von denen immer wieder gesprochen wird? Fuer mich klingt das immer nach dem Versuch etwas zu erklären was man irgendwie nicht erfassen kann. Ist das die höfliche Form von Obelix' "Die spinnen, die Römer!"?

pottmed
15.01.2010, 09:40
Für die Sozialwissenschaften sind die kulturellen Unterschiede ein wichtiger Punkt, aber Du hast Recht, diese Faktoren sind schwer zu erfassen und damit auch schwierig in Zahlen auszudrücken.

gnuff
15.01.2010, 09:54
Für die Sozialwissenschaften sind die kulturellen Unterschiede ein wichtiger Punkt, aber Du hast Recht, diese Faktoren sind schwer zu erfassen und damit auch schwierig in Zahlen auszudrücken.
Ich will eigentlich garkeine Zahlen, mir wuerde ein richtiges Beispiel fuer einen relevanten, greifbaren kulturellen Unterschied schon reichen. Wir reden ja wahrscheinlich nicht von SUVs und fast food, oder?
Ich habe meine Meinung zu diesem Thema und ich denke es ist die Tatsache, dass in den USA gnadenloser Egoismus völlig normal ist. Natuerlich gibt es da ausreichend Gegenbeispiele, aber als natuerliche Grundhaltung meine ich das schon zu spueren. Viele US-Amerikaner werden das auch nicht merken oder als negativ ansehen. Das ist nichts, was ich mit Zahlen oder Quellen belegen könnte und natuerlich muss das nicht stimmen...

fatman
15.01.2010, 10:18
Die Frage ist doch, woher hat man die Informationen um diesen Konsens zu finden? Studien? Tagespresse? Emergency Room? Ich denke es ist gefährlich einfach anzunehmen es sei so, nur weil alle (viele? manche?) es sagen.

Definitiv richtig, aber ich glaube, dass ist einfach schwer objektiv zu messen, wie gut ein Assistenzarzt am Ende ist. Also beziehe ich mich auf anekdotisches Wissen, was ich selber zu einem kleinen Teil erworben habe, und welches mir von vielen Leuten, die dort selbst Erfahrungen gemacht haben, mitgeteilt wurde. Obwohl der gängige Vergleichsmaßstab für diese Dinge natürlich zwangsläufig vor allem Deutschland ist. Aber ich finde es bezeichnend, wenn einem im Vorstellungsgespräch vom Chef gesagt wird : "Ja, mit den USA können wir, was die Ausbildung angeht, nicht mithalten." Außerdem kann man ja die Curricula vergleichen, obwohl ich zugebe, dass dies häufig eher mäßig effektiv ist.
Was die USA sicherlich hervorhebt, ist, dass die Assistenzärzte eben nicht vom Krankenhaus, sondern vom Staat bezahlt werden, der dann auch Leistung für sein Geld sehen möchte und die Einhaltung der Curricula auch überprüft.