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Boaso
06.01.2010, 15:47
Ich habe gesehen, es gibt hier so einen schönen „EsKotztMichAllesAnThread“.

So einen Thread sollte man einmal aus der Sicht des Patienten eröffnen.

Was die Damen und Herren angehenden Mediziner wohl vergessen, dass es um die Gesundheit der Patienten geht, über die man nicht gerade mal so mit coolen, lockeren und diesen überheblichen Spöttelein angehen sollte.
Es ist Euch wohl nicht bewusst, dass Ihre einmal über die das Wohl und Weh eurer Mitmenschen folgeschwere Entscheidungen treffen sollt.
Mir tut das echt weh, wenn man mit solch einer Einstellung Mediziner werden möchte.

Es kotzt mich z.B. an, wenn Patienten verarscht und belogen logen, so wie z.B. meiner Meinung nach bei der Schweinegrippe.
Ich habe auch Mediziner in meiner Familie und dann lese ich z.B. in den internen Mitteilungen sinngemäß,……..“liebe Kollegen die Schweinegrippe ist nichts anderes wie die Vogelgrippe und die Impfschäden werden bei weitem die verursachten Beschwerden die durch die Schweinegrippe entstehen übersteigen“.

Na bravo…..die „dummen Patienten“ sollen das natürlich nicht erfahren!

Oder wie würdet ihre das interpretieren??? :-kotz

Und zum „Kotzthema“ unangemessene Überheblichkeit von Ärzten kann ich mit einem kleinen Beispiel vor noch nicht all zu langer Zeit aufwarten.
Mein Kind hatte ein Entzündung die infektiös aussah, und ich deshalb nach Überweisung einen niedergelassenen Chirurgen aufsuchte.
Der „gute Doktor“ hatte 2 mal dran rumgeschnippelt und alles sah weitaus entsetzlicher und schlimmer aus als vorher. Als ich daraufhin meinte, auch als Laie sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass das nicht in Ordnung sei was er da gemacht hätte, wurde mir regelrecht über den Mund gefahren.
Natürlich hat er sich künstlich aufgeregt, wie ich mir als Laie anmaßend könnte, das zu beurteilen……..dabei geht es doch um die Gesundheit meines Kindes, was mich sehr wohl was angeht, es geht ja nicht um seine Gesundheit.

Jedenfalls bin ich am folgenden Tag mit meinem Kind in ein Krankenhaus, und mir wurde bestätigt, dass das echt übel aussähe und in den folgenden Wochen musste mein Kind zwei mal operiert werden.

Würde Euch ein solches Verhalten nicht ankotzen?
Ich finde es ist einfach eine Unverschämtheit und ich habe ein Ähnliches in meinem Bekanntenkreis oft genug erlebt.
Aber ich denke so langsam lassen sich die „dummen Patienten“ so was auch nicht gefallen.

Ihr könnt mir glauben, ich habe dem „guten Doktor“ gehörig meine Meinung gesagt und von seiner Überheblichkeit war nicht mehr viel übrig.
Jeder Mensch macht Fehler, nur Ärzte sollten sich darüber bewusst sein, dass ihre Fehler eben schwerer wiegen, als die anderer Berufsgruppen. Und ich hätte vollstes Verständnis gehabt, wenn er gesagt hätte, „das ist nicht so gut, was ich hier gemacht habe, wir müssen sehen wie wir das wieder hinkriegen………oder so ähnlich“, aber dieser Arzt hatte mich wirklich in der Praxis angemacht, so in der Art……..“ich sollte mich nicht so anstellen und ich würde zur der Kategorie der überängstlichen Mütter zählen“.

Ich bringe das jetzt nur als Beispiel, dass hier vielleicht mal manch einer ein bisschen in sich geht und nicht unbedingt meint, er hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, bloß weil man Medizin studiert, und alles was über den Tellerrand hinausreicht in eine Esoterikecke abschiebt..

Mit flapsigen Antworten kann man vielleicht manches überspielen, aber auch nicht alles. :-)

Ehemaliger User 05022011
06.01.2010, 16:02
Jedenfalls bin ich am folgenden Tag mit meinem Kind in ein Krankenhaus, und mir wurde bestätigt, dass das echt übel aussähe und in den folgenden Wochen musste mein Kind zwei mal operiert werden.



sorrry - aber dass belegt doch gar nicht, dass der niedergelassene Chirurg einen Fehler gemacht hat, was du aufführst ( ich bleib mal beim du, weil es ja ein Studentenforum - nicht ein Arzt-Patientenforum ist hier - ich hoffe, dass ist o.k.)

Linda.1001
06.01.2010, 16:25
Was mich gerade stutzig macht, wobei ich dir keinesfalls deine Wut auf die behandelnden Ärzte absprechen möchte, ist, dass vor jeder Impfung, der Patient bzw. der Erziehungsberechtigte vom Arzt einen Aufklärungsbogen zur Impfung mit Pandermix vorgelegt bekommt, auf dem sämtliche Nebenwirkungen wie sie wahrscheinlich bei deinem Kind aufgetreten sind, aufgeführt sind. :-nix Oder hast du den nicht bekommen? Ich habe selbst gezweifelt, ob ich mich denn impfen lassen soll bei den NW.
Aufklärung muss sein, da darf man eben wie du sagtest den Patienten nicht 'dumm sein lassen'. :-)

loewin
06.01.2010, 16:32
Und zum „Kotzthema“ unangemessene Überheblichkeit von Ärzten kann ich mit einem kleinen Beispiel vor noch nicht all zu langer Zeit aufwarten.
Mein Kind hatte ein Entzündung die infektiös aussah, und ich deshalb nach Überweisung einen niedergelassenen Chirurgen aufsuchte.
Der „gute Doktor“ hatte 2 mal dran rumgeschnippelt und alles sah weitaus entsetzlicher und schlimmer aus als vorher.

das bezog sich doch gar nicht auf die schweinegrippe, sondern war eine schilderung zu einem anderen thema.
wüsst jetzt grad nicht, was dieses thema mit aufklärung zum thema schweinegrippe von seiten des behandelnden arztes zu tun hat? :-nix

Linda.1001
06.01.2010, 16:34
das bezog sich doch gar nicht auf die schweinegrippe, sondern war eine schilderung zu einem anderen thema.
wüsst jetzt grad nicht, was dieses thema mit aufklärung zum thema schweinegrippe von seiten des behandelnden arztes zu tun hat? :-nix

Ich auch nicht, ich wollte nur mal hervorheben, dass eigentlich jeder diesen aufklärungsbogen in der Hand gehabt haben muss. :-nix

loewin
06.01.2010, 16:36
Ich auch nicht, ich wollte nur mal hervorheben, dass eigentlich jeder diesen aufklärungsbogen in der Hand gehabt haben muss. :-nix

LOL ok dann hab ich deinen beitrag falsch verstanden :-wow

loewin
06.01.2010, 16:41
sorry, aber find ich hier echt fehl am platz den fred. denke mal da gibts genug andere foren für...:-dagegen

P.S. diese beiträge waren vorher im schweinegrippe-fred zu lesen. sonst hätt ich hier auch nix anderes reingeschrieben als o.g....

airmaria
06.01.2010, 16:51
Mein Kind hatte ein Entzündung die infektiös aussah...
auch wenn eine im-nachhinein-ferndiagnose sicherlich nicht lege artis ist, kommt es ganz allgemein betrachtet doch sehr häufig vor, dass "entzündliche infektionen" nach einer operation wesentlich "schlimmer" aussehen, als vorher. das liegt in der natur der sache! folgeoperationen (second look etc.) sind ebenfalls völlig normal!

hier mal ein kleines beispiel nach simplem piercingabszess:
http://pictures.doccheck.com/de/photos/323/2343/

...und hier noch ein grösseres nach einer akne inversa:
http://pictures.doccheck.com/de/photos/323/2078/

der schlechtere arzt in diesem beispiel war wohl eher der herr mit dieser aussage "dass das echt übel aussähe"!
airmaria


ps: dem wunsch der themenerstellerin nach einem entsprechendem thread wurde an höherer stelle umgehend stattgegeben ;-)

Boaso
06.01.2010, 18:11
sorrry - aber dass belegt doch gar nicht, dass der niedergelassene Chirurg einen Fehler gemacht hat, was du aufführst ( ich bleib mal beim du, weil es ja ein Studentenforum - nicht ein Arzt-Patientenforum ist hier - ich hoffe, dass ist o.k.)

Das mit dem Du ist o.k........ist ja in Foren so üblich!

Es geht nicht unbedingt darum, ob er einen Fehler gemacht hat, es geht um das Verhalten und dem Respekt dem Patienten oder mir als Mutter gegenüber.

Ein guter Arzt sollte soviel Beobachtungsgabe haben, ob sich etwas positiv oder negativ entwickelt.
Es geht mir auch darum, dass ich ihm auf den Kopf zugesagt hatte, dass alles wesentlich schlimmer aussieht und er diesen Einwand nicht ernst genommen hat.
Vor der OP im Krankenhaus hat mir der Anästhesist dann erklärt, dass es grundlegend falsch war, überhaupt ein Lokalanästhetika direkt in eine entzündete Stelle zu spritzen.
Das hatte sich ja eindeutig gezeigt, da der ganze Bereich danach monströs angeschwollen war und die Entzündung ging letztendlich bis auf den Knochen, von dem ein Stück entfernt wurde.
Der Arzt muss natürlich nicht die bleibenden Konsequenzen tragen, sondern mein Sohn.
Hätte von Anfang an meine Bedenken erst genommen, hätte es nicht so weit kommen müssen.

Boaso
06.01.2010, 18:22
Was mich gerade stutzig macht, wobei ich dir keinesfalls deine Wut auf die behandelnden Ärzte absprechen möchte, ist, dass vor jeder Impfung, der Patient bzw. der Erziehungsberechtigte vom Arzt einen Aufklärungsbogen zur Impfung mit Pandermix vorgelegt bekommt, auf dem sämtliche Nebenwirkungen wie sie wahrscheinlich bei deinem Kind aufgetreten sind, aufgeführt sind. :-nix Oder hast du den nicht bekommen? Ich habe selbst gezweifelt, ob ich mich denn impfen lassen soll bei den NW.
Aufklärung muss sein, da darf man eben wie du sagtest den Patienten nicht 'dumm sein lassen'. :-)

Da stimmt schon, aber Du hast ja sicherlich mitbekommen, wie die Panikmache in den öffentlichen Medien abgelaufen ist und Patienten dementsprechend verunsichert werden.

Die Realität ist doch nun mal so, dass die meisten Patienten so vertrauensvoll sind und unreflektiert alles übernehmen, was der Onkel Doktor nun mal sagt.
Und wenn der Onkel Doktor zu seinem Patienten sagt, ich empfehle ihnen die Impfung, dementsprechend werden die meisten Leutchen ohne Widerspruch den Arm frei machen und den Pieks hinnehmen.
Und was heißt Aufklärung...........dann heißt es eben,jaaaaaaaa.......was ist schon Risikolos, das nimmt man eben in Kauf.

Feuerblick
06.01.2010, 18:25
Und wenn der Onkel Doktor die Impfung nicht empfiehlt (gegen was auch immer), der Patient sich also nicht impfen lässt, sich ansteckt, schwer krank wird oder gar stirbt, dann ist der liebe Onkel Doktor auch der A*****, oder? Vielleicht sollten auch mal die Patienten anfangen, ihr Hirn zu benutzen und vor allem sich klar machen, dass auch ein Arzt (wie auch jeder Klempner, Schreiner oder Briefträger) nur ein Mensch ist, der Fehler macht und nicht alles wissen KANN... :-dafür
Mir geht diese "Du bist Arzt und hast gefälligst immer alles zu wissen und alles richtig zu machen"-Mentalität sowas von auf die Nerven, das kann ich nicht beschreiben...

Linda.1001
06.01.2010, 18:29
Ich rede von dem Aufklärungsbogen, den jeder Patient, der sich hierzulande mit Pandermix hat impfen lassen, in die Hand gedrückt bekommt. Die Aufgabe des Arztes ist bestimmt nicht die, den Patienten zur Reflektion oder zum Lesen anzuhalten, wenn man einen Aufklärungsbogen in die Hand bekommt und dann noch eine Bestätigung über die Aufklärung unterschreibt.

Wenn dein Arzt die NW für so unterschätzbar hält (hat er das ausdrücklich gesagt?).... ich hab sie selbst am eigenen Körper erfahren.

Boaso
06.01.2010, 18:29
sorry, aber find ich hier echt fehl am platz den fred. denke mal da gibts genug andere foren für...:-dagegen

P.S. diese beiträge waren vorher im schweinegrippe-fred zu lesen. sonst hätt ich hier auch nix anderes reingeschrieben als o.g....


Ich hatte ja zur Schweinegrippe geschrieben.......und mich hat diese Ignoranz, wie z.B. gegen Dr. Mutter aufgeregt, deshalb mein kleines Beispiel über Ignoranz und Arroganz.

Widerum hat des nichts mit "dagegen" zu tun.

Oder sollte hier nur eine gewisse "Mainstream" gelten........und alle mit anderer Meinung sollen sich gefälligst verziehen.........genau das isses........einfach über die Köpfe der Patienten hinwegentscheiden.

Ich bin absolut nicht gegen gute Medizin und gute Ärzte, gerade in der Notfallmedizin gibt es viel Gutes und viele lebensrettende Operationen........aber es gibt im Gesundheitswesen ebenso viele Schattenseite und Mist über den man offen reden sollte, damit es nicht zum Nachteil der Patienten gerät.
Oder steht bei einem Arzt nicht der Patient im Vordergrund?????
So sollte es meiner Meinung nach jedenfalls sein.

teletubs
06.01.2010, 18:43
Ich habe gesehen, es gibt hier so einen schönen „EsKotztMichAllesAnThread“.


Hm, aber wir kotzen uns ja nicht über die Patienten aus, sondern überwiegend über alltägliche Sachen??? :-nix

Ich mein, dass Ärzte nur Menschen sind und auch Fehler machen ist ja menschlich. ;-) Manche stehen zu, manche nicht. Auf der anderen Seite ist Medizin auch etwas, was man nicht planen kann...jeder Körper reagiert anders auf Medis, Ops etc.pp.

Hm, dass es bei dir bzw. deinem Kind komplizierter verlaufen ist :-keks passiert...so wie die Vorredner schon geschrieben haben.
Aber es ist ein freies Land mit freier Arztwahl...von daher beim nächsten Mal woanders hingehen...die Frage ist nur, ob es nicht auch bei anderen passiert wäre? Aber hätte, wenn und aber! :-oopss

Boaso
06.01.2010, 18:44
Und wenn der Onkel Doktor die Impfung nicht empfiehlt (gegen was auch immer), der Patient sich also nicht impfen lässt, sich ansteckt, schwer krank wird oder gar stirbt, dann ist der liebe Onkel Doktor auch der A*****, oder? Vielleicht sollten auch mal die Patienten anfangen, ihr Hirn zu benutzen und vor allem sich klar machen, dass auch ein Arzt (wie auch jeder Klempner, Schreiner oder Briefträger) nur ein Mensch ist, der Fehler macht und nicht alles wissen KANN... :-dafür
Mir geht diese "Du bist Arzt und hast gefälligst immer alles zu wissen und alles richtig zu machen"-Mentalität sowas von auf die Nerven, das kann ich nicht beschreiben...

Ganz genau das geht mir auch auf die Nerven............warum war es denn so ist der Vergangenheit oder ist teilweise in der Gegenwart so, dass der Arzt sich nun mal über alles erhebt und keine Fehler zugibt........oder ist es nicht so. Da liegt doch das Problem.
Die Ärzten haben dies doch selbst suggeriert und jetzt soll wieder der Patient der Dumme sein, weil der Spieß umgedreht wird??
Da müssten die Damen und Herren Ärzte eben auch mal etwas tun, damit sich das ändert.

Natürlich weiß jeder, dass Ärzte Fehler machen, aber dann sollte man auch gefälligst soviel Anstand und Stehvermögen besitzen das zuzugeben und nicht dass Patienten jahrelang herumprozessen müssen, unzählige Gutachten erstellt werden müssen, bis ein Arzt mal seines Fehlers überführt wird.
Der Patient ist nun mal in der schwächeren Ausgangsposition.

Das ganze System ist doch perfide, wenn Haftpflichtversicherer Ärzten z.B. untersagen ihre Fehler zuzugeben.

Aber das wisst ihr auch sicher alles selbst, darum geht es mir auch nicht.

hennessy
06.01.2010, 18:59
Anscheinend ist bei der Behandlung Deines Sohnes einiges schief gelaufen. Es steht ausser Frage, dass dies zu bedauern ist.

Andererseits sind Ärzte auch nur Menschen und deshalb nicht frei von Fehlern. Wer als Patient einen stets fehlerfrei arbeitenden Mediziner erwartet und darüberhinaus auch noch einen charakterlich perfekten Menschen, der wird sehr oft enttäuscht werden.

Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, dies soll keine Entschuldigung sein für das Verhalten des Kollegen.

Aber ein Arzt muss leider immer mehr nicht nur ein guter Mediziner sein, sondern auch ein jederzeit verständnisvoller Ansprechpartner in allen patientenbezogenen Belangen, ein guter BWLer, ein schlauer Banker, ein super Arbeitgeber, ein top Teamplayer etc. etc.. Und dies bei immer schlechter werdenden Umgebungsparametern.

Kleines Beispiel:
Eines Tages im Notdienst: Das Wartezimmer läuft über, da ruft ein Chirurg aus einem ca. 20km entfernten Klinikum bei mir an. Ein junger Bub ist mit dem Fahrrad gegen eine Betonwand geknallt und blutet jetzt stark aus dem Mund. Der Chirurg bittet mich, den Jungen zu behandeln, der Rettungswagen würde den Jungen sofort bringen. Ich erwiderte, dass der Junge ja sicherlich ein SHT davongetragen hätte und ein Transport deswegen recht risikoreich sei. Der Chirurg erklärt, das sei ihm bekannt, allerdings verlange die ziemlich hysterisch agierende Mutter einen sofortigen Transport. O.K., der Junge kommt also zu mir, ich sehe, dass sich der Junge lediglich ein Stück der Zunge abgebissen hatte, nähe die Wunde und die Blutung steht.

Letztendlich treffen hier auch verschiedene Fehlverhalten aufeinander: Der Chirurg hätte dem Transport nie zustimmen dürfen, die Mutter hätte nicht so hysterisch reagieren sollen und ich hätte den Jungen an die nächste Zahnklinik verweisen sollen, um ihn dann gleich stationär aufnehmen zu lassen. Allerdings kam mir diese Überlegung erst, als der Junge auf dem Weg war. Aber ich war leider mit meinen eigenen Patienten absolut am Limit der Möglichkeiten.
Wen möchtest Du anklagen? Jeder hat das getan, was bei den gegebenen Umständen als nachvollziehbar anzusehen war. Aber ausbaden musste es trotzdem der arme Kerl.

Ich möchte damit sagen, dass die gegenseitige Erwartungshaltung zwischen Arzt und Patient zunehmend schwieriger wird, weil sich nicht zuletzt durch äußere Umstände das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient verschlechtert hat.

dreamchaser
06.01.2010, 20:10
Jahrelang herumprozessieren??
Soweit ich weiss liegt die Beweispflicht beim Arzt, wenn er von einem Patienten beschuldigt wird. Eine Klage reicht und der Arzt muss die Beweise liefern, dass alles rechtens ablief (und wenn keine ausreichende Dokumentation vorliegt, dann muss eben das Gericht klären, in welche Richtung das geht - spricht aber eher für den Patienten).
Ich weiss von Ärzten (in leitenden Positionen) die hohe Geldsummen zahlen mussten, weil Angehörige sich darüber empört haben dass die Mitte 90-jährige Oma nicht noch 2 Tage länger gelebt hat.
Man kann es sowieso nicht jedem Recht machen - ich mache schon Überstunden und versuche mich um alles zu kümmern, aber die Empörung ist eben doch noch groß bei den Angehörigen, wenn um 20 Uhr denn kein Arzt mehr da ist. Wir sind Menschen und machen Fehler - wichtig ist, dass man aus diesen lernt!

airmaria
06.01.2010, 23:37
Wir sind Menschen und machen Fehler - wichtig ist, dass man aus diesen lernt!
...und zu diesen steht! leider geht vielen das rückgrat auf dem weg nach oben abhanden!
airmaria

Boaso
08.01.2010, 18:07
Anscheinend ist bei der Behandlung Deines Sohnes einiges schief gelaufen. Es steht ausser Frage, dass dies zu bedauern ist.

Andererseits sind Ärzte auch nur Menschen und deshalb nicht frei von Fehlern. Wer als Patient einen stets fehlerfrei arbeitenden Mediziner erwartet und darüberhinaus auch noch einen charakterlich perfekten Menschen, der wird sehr oft enttäuscht werden.

Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, dies soll keine Entschuldigung sein für das Verhalten des Kollegen.

Aber ein Arzt muss leider immer mehr nicht nur ein guter Mediziner sein, sondern auch ein jederzeit verständnisvoller Ansprechpartner in allen patientenbezogenen Belangen, ein guter BWLer, ein schlauer Banker, ein super Arbeitgeber, ein top Teamplayer etc. etc.. Und dies bei immer schlechter werdenden Umgebungsparametern.

Kleines Beispiel:
Eines Tages im Notdienst: Das Wartezimmer läuft über, da ruft ein Chirurg aus einem ca. 20km entfernten Klinikum bei mir an. Ein junger Bub ist mit dem Fahrrad gegen eine Betonwand geknallt und blutet jetzt stark aus dem Mund. Der Chirurg bittet mich, den Jungen zu behandeln, der Rettungswagen würde den Jungen sofort bringen. Ich erwiderte, dass der Junge ja sicherlich ein SHT davongetragen hätte und ein Transport deswegen recht risikoreich sei. Der Chirurg erklärt, das sei ihm bekannt, allerdings verlange die ziemlich hysterisch agierende Mutter einen sofortigen Transport. O.K., der Junge kommt also zu mir, ich sehe, dass sich der Junge lediglich ein Stück der Zunge abgebissen hatte, nähe die Wunde und die Blutung steht.

Letztendlich treffen hier auch verschiedene Fehlverhalten aufeinander: Der Chirurg hätte dem Transport nie zustimmen dürfen, die Mutter hätte nicht so hysterisch reagieren sollen und ich hätte den Jungen an die nächste Zahnklinik verweisen sollen, um ihn dann gleich stationär aufnehmen zu lassen. Allerdings kam mir diese Überlegung erst, als der Junge auf dem Weg war. Aber ich war leider mit meinen eigenen Patienten absolut am Limit der Möglichkeiten.
Wen möchtest Du anklagen? Jeder hat das getan, was bei den gegebenen Umständen als nachvollziehbar anzusehen war. Aber ausbaden musste es trotzdem der arme Kerl.

Ich möchte damit sagen, dass die gegenseitige Erwartungshaltung zwischen Arzt und Patient zunehmend schwieriger wird, weil sich nicht zuletzt durch äußere Umstände das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient verschlechtert hat.



Ich habe durchaus Verständnis für deine Argumente und wie ich schon geschrieben habe, treffen oft auch unglückliche Umstände aufeinander.
Das ganze System ist in meinen Augen nicht o.k., aber dafür sind im Prinzip eben doch Ärzte verantwortlich, weil sie ja die Vorgaben für dieses System liefern….al la Ärztekammern, GBA, KBV……beschließende Ausschüsse und Gremien usw.
Und sagt nicht, das wäre nicht so……..ich habe mich in der Frage schon an unser Gesundheitsministerium gewandt um mich zu beschweren und dort wurde mir mitgeteilt, Gesetzesvorlagen werden danach gestaltet, was die „Fachdisziplinen“ vorgeben.

Ich finde es z.B. nicht richtig, dass vieles von Krankenkassen gezahlt wird, unzählige unnötige Untersuchungen oder Therapien Gang und Gäbe sind, was aber manchmal wirklich hilfreiche wäre, dafür ist dann kein Geld mehr vorhanden.
Arzneimittel werden natürlich gern verschrieben, die Pharmavertreter rennen in den Praxen die Türen ein, aber präventive Untersuchungen, ob z.B. die Medikamente über die Cytochrome der Leber überhaupt verstoffwechselt werden können interessiert doch keine Schwein.
Beispiele könnte ich unzählige anführen.
An der Pathologie wird gespart, wobei das ebenfalls hilfreich wäre um Fehldiagnosen offenzulegen, damit daraus gelernt werden kann.

Trotz allem Fortschrift gibt es zu viele Fehlerquellen die man vermeiden könnte und für die man eine Lösung finden müsste.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,550594,00.html

http://www.sueddeutsche.de/wissen/687/461313/text/


Wenn z.B. Assistenzärzte in Krankenhäusern überfordert und ausgebeutet werden, liegt es doch an dem selbst fabrizierten System…........da gibt es wiederum solche an der Spitze die die „Spitzengehälter“ absahnen und für unten bleibt nicht mehr viel übrig.
In wessen Hand liegt es also, hier etwas zu ändern???

Ich hätte auch eine kleine Beispielgeschichte beizutragen:

Eine sehr kranke Frau, die ich kenne…..und lassen wir jetzt einmal außer Acht warum Sie überhaupt so krank wurde…….das wäre wiederum eine andere lange Geschichte……, hatte unter all den vielen Erkrankungen die bei ihr zusammentreffen einen großen gutartigen Tumor an der Niere (wurde natürlich trotz viele Untersuchungen jahrelang nicht diagnostikziert).
Ihr wurde dann eine Klinik mit einem Spezialisten empfohlen, der auf dem Gebiet Niere hervorragend wäre und so ging sie für die geplante OP in diese Klinik.
Bei den Voruntersuchungen wurde ihr vom Oberarzt der Abteilung mitgeteilt, dass Weg gäbe die ganze Niere entfernt werden müsste.
Daraufhin versuchte diese Frau dem Arzt zu erklären, dass unter allem Umständen diese Niere erhalten werden müsste, da Sie genau wisse, dass ihre andere Niere nicht richtig funktionieren würde.
Der Arzt meinte, was das jetzt für ein Blödsinn wäre, da doch alles untersucht wäre, und die andere Niere wäre o.k.. Meine Bekannte, die ihren eigenen Körper wohl am besten kennt und wusste, welche fatale Fehlentscheidungen bei ihr in der Vergangenheit schon getroffen wurden, war verzweifelt und wusste nicht mehr ein noch aus.

Den Professor der Sie operieren sollte, hatte Sie bis dahin noch nicht gesehen, da er bei den Voruntersuchungen noch in Urlaub war und wie es so ist bekommen die Patienten ihren Operateur oft vorher gar nicht zu Gesicht.
Von der Stationsschwester erfuhr Sie, dass der Professor sich nach seinem Urlaub bestimmt auf der Station zurückmelden würde, und so setzte Sie ihre Hoffnung darauf, ihn auf dem Krankenhausgang zu erwischen…..und so war es dann auch, Sie bekam mit, dass sich der Professor nach dem Urlaub die Krankenschwestern begrüßte und sich zurückmeldete und diese Gelegenheit nutze Sie und sprach ihn einfach an.
Sie erzählte ihm, dass Sie die Patientin sei, die von ihm operiert werden sollte und schilderte ihm ihr Gesichte, Ängste und Bedenken, dass man auf keinen Fall die ganze Niere entfernen dürfte.
Der Professor hörte wider erwarten geduldig zu und am nächsten Tag wurden weitere Untersuchungen veranlasst, wobei sich herausstellte, dass die andere Tiere tatsächlich nur noch zu höchstens 40 % arbeitet.
Ihr könnt euch ausrechnen, wenn diese Frau nicht mitgedacht hätte und blindlinks alles hingenommen hätte, wie die Sache für Sie ausgegangen wäre!!!

Die Operation wurde nierenerhaltend ausgeführt und diese Niere arbeitet jetzt noch zu 25 %, die Sie auch dringend braucht um nicht an die Dialyse zu kommen.

Was alles noch nach der OP im Krankenhaus wiederum an Unmöglichkeiten vorgefallen ist, wäre eine eigene Geschichte wert.

Sie hat mir erzählt, wie schrecklich es ist, wenn man immer wieder so verzweifelt um seine
Gesundheit kämpfen muss.

horsedoc
08.01.2010, 18:36
Warum wird eigentlich von jedem Mediziner erwartet daß er seine Berufswahl aus Nächstenliebe und dem Wunsch die Menschheit zu heilen getroffen hat? Bei einigen von uns (zumindest bei mir) ist der Grund tatsächlich das Interesse an Medizin, der Spaß am operieren und nat.-wis. Neugier (muß übrigens entgegen landläufiger Meinung nicht zwangsläufig mit Gefühlskälte und /oder mangelder Empathiefähigkeit vergesellschaftet sein).

Desweiteren gibt es in jeder Berufsgruppe wenige sehr gute, einige gute, viele mittelmäßige und eben auch einige schlechte-so auch in der Ärzteschaft. Das ist einfach ein Fakt-klar ist es blöd wenn man selber, ein Freund, Bekannter, ... an einen der "Schlechten" gerät, ändert aber die Sachlage nicht.

Und dein letztes Beispiel liebe/r Boaso ist für mich eher Hörensagen da du hier nur eine Seite der Beteiligten wiedergibts (zugegeben, sehr farbenfroh), nämlich die, die deine Bekannte erlebt hat-gibts nicht auch Patientenforen? Warum schreibst du deine Geschichten in ein Medizinerforum? Deinem Ton und deiner Wut auf Mediziner nach zu urteilen doch sicher nicht damit jene aus deinen Schilderungen lernen könnten, oder?