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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mit Meisterbrief studieren (auch Medizin)



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Nils.
14.01.2010, 21:29
Die Nachricht kam selbst für Kenner des Hochschulbetriebs unerwartet. Gleich zu Beginn seiner Pressekonferenz in Düsseldorf teilte Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) gestern morgen eine wesentliche Neuerung mit: Ab dem Wintersemester 2010/2011 können Handwerksmeister, die nicht das Abitur haben, ein Studium ihrer Wahl aufnehmen. Bisher konnten sie sich zwar an der Fachhochschule (FH) auf der Basis ihrer beruflichen Bildung weiter qualifizieren, doch in Zukunft soll dies für alle Fächer auch an Universitäten gelten.

"Wer seine Ausbildung bis zum Meister geschafft hat, zeigt, dass er in hohem Maße motiviert ist ", so der Minister. Viele Handwerksmeister seien Bildungsaufsteiger ohne Abitur, die durchaus in der Lage sind, ein Studium erfolgreich zu absolvieren und dies mehr und mehr auch benötigen, wenn sie ihren Betrieb weiterentwickeln möchten.

Eine Friseurin, die Zahntechnikerin wird? "Dieser Fall wird wohl niemals eintreffen", glaubt Axel Fuhrmann, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf und zuständig für die Meisterausbildung. Besagte Friseurin werde wohl eher ein Designstudium anstreben. Ein Bäckermeister, der Mediziner werden will, sei ebenfalls eher unwahrscheinlich, wenngleich möglich. Vermutlich werde sich dieser für ein Studium der Lebensmitteltechnologie entscheiden; ein Elektromeister für ein Maschinenbau-Studium an der RWTH Aachen.

Mit einem Ansturm auf die Hochschulen rechnet Fuhrmann aber nicht. In den letzten Jahren seien es kaum mehr als eine "Handvoll" Meister gewesen, die sich an den FH weiterqualifiziert hätten. Dennoch sei er sehr froh, dass die Landesregierung jetzt endlich die Weichen für das Abitur-freie Studium gestellt hat.

Immerhin hat die Kultusministerkonferenz (KMK) bereits im März vorigen Jahres einen entsprechenden Beschluss gefasst. "Was in anderen Ländern wie Niedersachsen und Bayern möglich ist, muss auch hier bei uns in Nordrhein-Westfalen möglich sein", so Fuhrmann.

Das Land will zügig handeln. Nach der noch ausstehenden Anhörung der Verbände werde voraussichtlich im April, also noch vor der Landtagswahl vom 9. Mai, eine Verordnung erlassen, mit der die Rahmenbedingungen für das Meister-Studium an allen staatlichen Hochschulen des Landes ab kommendem Wintersemester geregelt werden, erklärt André Zimmermann, Sprecher des Wissenschaftsministeriums.

Die Betonung liegt auf "allen" Fächern. Es spiele keine Rolle, ob ein Studienfach bundesweit zulassungsbeschränkt sei wie Medizin und Pharmazie oder ob eine lokale, nur für die einzelne Hochschule geltende Beschränkung vorliege. Noch nicht entschieden sei, nach welchen Kriterien Meister aus dem Kreis der übrigen Bewerber, für die in erster Linie die Abiturnote ausschlaggebend ist, ausgewählt und mit einem Studienplatz bedacht werden.

Was interessierte Handwerker und die Kammer freut, stößt beim Philologenverband auf großes Unverständnis. "Die geplante Neuregelung ist nicht vernünftig", so Verbandsvorsitzender Peter Silbernagel. Die Hochschulreife der übrigen Studienplatzbewerber werde dadurch entwertet, gibt er zu bedenken und vermutet, dahinter stecke das Bemühen der Landespolitik, die Studierendenquote unbedingt zu erhöhen: "Dann kann man die gesamte Berufsausbildung doch gleich als akademische Ausbildung definieren", kritisiert Silbernagel.

Felix Fuhrmann von der Handwerkskammer Düsseldorf kontert: "Die Lobbyisten des Bildungswesens tun sich schwer mit der Vorstellung, dass man auch ohne Abitur studieren kann." Aber man kann, und eine Hochschule kann mit Hilfe von Eingangstest durchaus feststellen, ob ein Bewerber geeignet ist.

http://www.rp-online.de/wirtschaft/news/Mit-Meisterbrief-studieren_aid_806579.html


Knaller.. :-))

lvf90
14.01.2010, 22:07
Also liebe Schüler mit nur "durschnittlichen Noten", brecht Mal ganz schnell die Oberstufe ab und macht die (kürzere) Ausbildung zum Bäckermeister. Dann sollte dem Medizinstudium nichts mehr im Wege stehen...

Muriel
14.01.2010, 22:16
Drei Jahre Ausbildung, drei Jahre Gesellentätigkeit, danach erst die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen, ob das kürzer ist...
Handerwerksmeister haben meist eine sehr umfassende Ausbildung, die man nicht hinterher geschmissen bekommt. Abiturienten sind beileibe nicht die Königsklasse der Bildung.

Coxy-Baby
14.01.2010, 22:36
Abiturienten sind beileibe nicht die Königsklasse der Bildung.

KLIRR, KLIRR das wars dann mit dem Weltbild der (zukünftigen) Abiturienten.

lvf90
14.01.2010, 22:37
Soweit ich mich erinnern kann, hat man schon bereits nach der 9. Klasse Gymnasium einen Hauptschulabschluss. Den Bäckermeister kann man in einem halben Jahr und weniger schaffen und lassen wir die vorherige Ausbildung 6 Jahre dauern (was mir recht lag' vorkommt)..., dann wäre der Bäckermeister so schnell im Studium wie ein Abiturient mit 5 Wartesemestern.

Es ist mir auch klar, dass niemand diesen Weg einschlagen wird, aber nüchtern betrachtet ist er doch eine Überlegung wert, oder?

Coxy-Baby
14.01.2010, 22:39
Hm stand da irgendwas von Kriterien??? Vielleicht gibts den Studienplatz ja auch nach Note
und nicht einfach mal so auf n Meisterbrief nen Freifahrtschein??????
Ja genau Hauptschule+Lehre+Meister in der Hoffnung auf nen Mediplatz.... da fällt mir nichts mehr ein.

doni
14.01.2010, 22:48
Drei Jahre Ausbildung, drei Jahre Gesellentätigkeit, danach erst die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen, ob das kürzer ist...
Handerwerksmeister haben meist eine sehr umfassende Ausbildung, die man nicht hinterher geschmissen bekommt. Abiturienten sind beileibe nicht die Königsklasse der Bildung.

Doch. Abitur/Fachabitur ist der Weg des Akademikers.

und glaub mir, mit etwas Vitamin B kriegste deinen Meisterbrief hinterhergeschmissen.

Wenn tatsächlich jeder Meister einfach an seinen Medizinplatz kommt, wäre das ein super geeigneter Umweg, um mit schlechten Noten an einen Platz zu kommen.

Muriel
14.01.2010, 22:52
Doch.

Auf dem Papier hast Du sicherlich Recht.

epeline
14.01.2010, 23:33
ach man, immerzu diese ich bin besser als der und der diskussionen. hört das den nie auf?
sonst sind doch die mit schlechten noten immer die besseren menschen, wieso wird jetzt hier auf denen rumgehackt? ^^

achja, ich könnte mir auch vorstellen, dass das nach noten geht und finde das ganze gar nicht so ungerecht u verwerflich, wie manche hier.
es gibt schließlich auch ausbildungen, deren abschluss einem einen realschulabschluss gibt. sprich, man kann damit sienen hauptschulabschluss aufwerten
mit realschulabschluss kann man dann auf zweitem bildungsweg abitur machen
dass der, der jetzt statt dessen eben meister macht hier dümmer und weniger tauglich sein soll, ist mir nicht ganz klar.
intellekt misst sich ja nicht ausschließlcih am schulabschluss.
bei manchen platzt der knoten halt erst später

DeSeal
14.01.2010, 23:53
Find ich okay, schließlich dürfen ja auch z.B. Krankenpfleger mit Fachweiterbildung und entsprechender Berufserfahrung studieren...

Ich wüsste nicht, warum denn ein Abi von 1,1 mit Deutsch Englisch und Erdkunde förderlicher für ein Medizinstudium wäre als eine jahrelange praktische Berufstätigkeit mit qualifizierter Weiterbildung (Meisterschulen müssen selbst gezahlt werden btw, von wegen hinterhergeschmissen) und entsprechender Lebenserfahrung.

Ich mach immer wieder häufig die unangenehme Erfahrung, dass Medi's (und auch Abiturienten) oft auf einem unheimlich hohen Ross sitzen und dementsprechend seeeeeeeehr unbeliebt sind. Und gerade solche Kommentare bzw. die Geringschätzung einer nicht-akademischen Berufstätigkeit tragen doch sehr dazu bei.

Mein persönlicher Brüller letztens: Verkehrsunfall mit gestürztem Radfahrer, ich mit dem RTW dort. Kommt eine Passantin zu mir und fängt an mir zu erzählen, was ich denn jetzt hier zu tun und zu lassen hätte, sie wäre schließlich Medizinstudentin (ist sie traurigerweise wirklich, kenne die Dame) im klinischen Abschnitt und dementsprechend Assistenzpersonal weisungsbefugt (haha...) Aber mehr als ein müdes Lächeln gabs dafür nicht

cookiemonster
15.01.2010, 00:00
was für ein kack

schmuggelmaeuschen
15.01.2010, 00:00
na aber ich finde, so ein bisschen einschränken sollte man das schon...
Ich sehe keinen Grund, warum man nicht mit einer Med. Ausbildung und Beruferfahrung nicht Medizin studieren sollte, allerdings müsste man sich selbst da nen Weg zur Zulassung überlegen, Eingangstest oder so....
Oder warum soll ein Bäcker ich Ökotroph. studieren ???

DeKl
15.01.2010, 00:42
17,4 cm

Nils.
15.01.2010, 09:41
Ich wollte im übrigen den Meisterbrief nicht schlecht machen, aber ich finde es affig, wenn erwogen wird eine weitere Medizinfakultät in Bielefeld aufzumachen oder Handwerksmeistern die Möglichkeit gegeben wird, relativ leicht an einen Studienplatz zu kommen. Während so Sachen wie Auswahlgespräche bzw. Medizinertests immer als ein Ding der Unmöglichkeit oder als viel zu teuer abgetan werden.
Sollen die Unis doch mal so Test machen, dann können sie zugucken, wie denen die Langzeitwarter die Tür einrennen.

Jugtail
15.01.2010, 10:07
Etwas andere Frage, aber gehört eigentlich noch zum Thema: Weiter vorne ging's ja um Lehr + Meister als vermeintlich schnelleren Weg zum Studium als Abi + Wartezeit. Dank Bachelor hat man ja heutzutage die Möglichkeit, ein Studium in 3 Jahre durchzuziehen. Denkbar wäre es also, bei schlechter Abinote irgendeinen zulassungsfreien Studiengang aufzunehmen (welches mir gut genug liegt, um mit guten Noten abzuschließen) und mich mit diesen dann über die Zweitstudienquote zu bewerben. Vorausgesetzt die Note stimmt, ist man damit immer noch 2 Jahre schneller dran als die übrigen Wartezeitler, und hat schon mal einen Abschluss in der Tasche. Ist natürlich ein Risiko, wenn die Note nicht stimmt hat man es sich dauerhaft verbaut. Aber die Tendenz merkt man ja während des Studiums...
Ist doch alles möglich, oder?
(P.S. geht nicht um mich persönlich, ich bin schon versorgt ;) Ist eher eine theoretische Frage...)

Hoppla-Daisy
15.01.2010, 10:11
Dank Bachelor-System bzw. den damit verbundenen Schwierigkeiten ist es häufig auch eine Frage des Zufalls geworden, ob man tatsächlich in der "normalen" Zeit fertig wird :-oopss. Somit ist die von dir genannte Theorie auch nicht wirklich griffig.

Jugtail
15.01.2010, 10:15
Ist natürlich auch wieder wahr ;-)

Strodti
15.01.2010, 10:34
Für wen ist denn das wirklich interessant? Mir fallen da gerade nur die Zahntechnikermeister ein, denen eine Perspektive für Zahnmedizin gegeben wird. Welcher Schüler wird denn sonst den Weg übers Handwerk wählen? Der Sinn dieser Neuerung ist doch, dass mehr junge Leute ans Studium geführt werden.
Die bisherigen Möglichkeiten des Studiums ohne Abitur zeigen doch deutlich: es bleibt eine Nische. Wir reden über ein paar wenige Studienplätze, deutlich << 1% der ZVS Plätze.

Pauker
15.01.2010, 12:48
Ich möchte mich in diese Diskussion nicht weiter einmischen, aber einen Kommentar kann ich mir nicht verkneifen.

Hier habe ich eine Pressemitteilung des Hartmannbundes zum Studium ohne Abitur gefunden:


http://www.verbaende.com/News.php4?m=66557





Blinder politischer Aktionismus der Landesregierung wird Ärztemangel noch verschärfen

Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V - Landesverband Niedersachsen

(Verbandspresse, 14.01.2010 14:38)

(Hannover) - Der Entwurf zum neuen Hochschulgesetz (NHG) der Landesregierung, wonach zukünftig jeder nach 3-jähriger Berufspraxis das mit seinem gelernten Beruf verwandte Fach studieren kann, wird den Ärztemangel in Niedersachsen noch weiter verschärfen, kritisierte der Landesvorsitzende des Hartmannbundes (HB), Dr. Bernd Lücke.

Weder Realschulabschluss noch drei Jahre Berufsschule und schon gar nicht drei Jahre Berufserfahrung vermitteln die für das Medizinstudium zwingend erforderlichen naturwissenschaftlichen Grundlagen.

"Es ist zu befürchten, dass mindestens 50 Prozent derjenigen, die auf dieser Grundlage das Medizinstudium beginnen, dieses entweder abbrechen oder nicht bestehen. Das bedeutet noch weniger Ärzte!" so Lücke.[...]

:-peng
ROFL - Ich lach mich schlapp :-party

Das steht ja dann in krassem Gegensatz zu dem, was hier seit Jahren gepredigt wird (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=34743). :-))

Espressa
15.01.2010, 13:43
Was seid ihr doch für Neidhammel!

Ich find's klasse dass es diese Möglichkeit gibt. Wenn ich sehe wie fähig unsere Optikermeisterin ist, die könnt ich mir gut als z.B. Augenärztin vorstellen - wieso sollte sie nicht studieren dürfen?

Wenn jemand aus einem anderen Handwerksberuf z.B. Arbeitsmediziner werden will - perfekt, der hat einen guten Einblick!

Und meine Güte, mit mir hat eine Frisörin studiert, die war auch klasse. Wenn man daheim in einen Friseursalon "hineingeboren" wird, man den Laden weiterführen soll, und nach der Lehre merkt dass es einen überhaupt nicht reizt - warum nicht was anderes machen?
Kann mir auch vorstellen dass Kosmetikerinnen evt. interessierte Hautärzte wären...

Aber was soll's mit den Beispielen, jemand der den anderen nix gönnt wird es nie nachvollziehen können dass das interessante Bildungswege sind, die durchaus zu befürworten sind.