PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Operationen über natürliche Körperöffungen



Relaxometrie
16.01.2010, 00:09
In einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt (Heft 49, Dezember 2009) geht es um NOTES = Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery
Als einer der bisher häufigsten Eingriffe, die nach dieser Methode operiert werden, wird die transvaginale Cholezystektomie beschrieben. Dieser Eingriff wird allerdings als Hybridverfahren gesehen, da es genau genommen keine echte NOTES-Operation ist, weil unter anderem ein Umbilikal-Trokar verwendet wird.
Haben die Chirurgen unter den Foris Erfahrungen mit der Methode? Wird in Eurer Abteilung über die NOTES-Methode diskutiert?

John Silver
16.01.2010, 11:56
Diskutiert - ja, angewandt - ja und nein. Vernünftige OP-Methoden dieser Art gibt nicht erst seit gestern, beispielsweise transanale Rektum-OPs, transvaginale Hysterektomie etc. Das, was heutzutage als NOTES gefeiert wird, sind größtenteils aus meiner Sicht Fortschritte um des Fortschritts willen, denen es noch obliegt, einen Vorteil gegenüber heutigen Goldstandards zu zeigen (und das wird nicht einfach).

Einige Entwicklungen sind echt gut, wie beispielsweise eine endoskopische Abtragung ösophagealer Tumore in sehr frühen Stadien - die Morbidität und Mortalität ist natürlich um Welten besser, als bei der Osöphagusteilresektion. Auch nicht schlecht ist die Methode der endoskopischen transenterischen Drainage bei nekrotisierender Pankreatitis - die Ergebnisse sind vielversprechend, zumal die bisher üblichen Therapien in Bezug auf Morbidität und Mortalität eher schlecht sind. Diese Verfahren haben wahrscheinlich eine Zukunft.

Einige Entwicklungen bringen keine nennenswerten Vorteile, wie die transvaginale Cholezystektomie, transvaginale Appendektomie oder laparoskopisch unterstützte endoskopische Magenteilresektionen. Ich habe zunehmend das Gefühl, daß es hier hauptsächlich darum geht, anderen Fachgebieten Therapien wegzunehmen. Die einzige interessante Innovation in Verbindung mit transvaginalen OPs sind die speziellen Trokare, die das Setzen mehrerer Trokare überflüssig machen. Da sollte man dranbleiben. Ansonsten ist es zumindest zweifelhaft, transvaginal zu appendektomieren, wenn noch nicht mal die laparoskopische Appendektomie es geschafft hat, sich gegenüber der konventionellen zu behaupten - keine nachgewiesenen Vorteile bei nachweislich wesentlich höheren Kosten.

Und dann gibt es noch Sachen wie die transenterale Cholezystektomie oder die Thyreoidektomien durch den Mundboden. Das bleibt auf dem Gewissen der Erfinder.