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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : notfall im flugzeug



flopipop
19.01.2010, 15:13
hallo,
mich würd mal folgende frage interessieren: wenn man als arzt z.b. im flugzeug o.ä. sitzt und es nach einem arzt gerufen wird, weil es jemandem schlecht geht, dann MUSS man sich doch dann melden, weil man dann sonst mit sanktionen der ärztekammer rechnen muss...aber wie ist es als student? gehen unsere kompetenzen im rechtlichen sinne über die eines laien hinaus? wenn kein arzt aufzufinden ist, MUSS man dann als student eingreifen, obwohl man ja noch nicht viel mehr kann, als jeder andere passagier? gabs dazu schon fälle oder urteile?

DeKl
19.01.2010, 15:47
Wo kein Kläger, da kein Richter

Woher soll denn jemand wissen, ob Du Arzt, Student, Florist oder Ingenieur bist?

Ulle
19.01.2010, 15:57
Fragen die nicht nach medizinischen Personal?

Die Antwort kann man sicherlich nicht eindeutig klären, dazu müsste auch erst erörtert werden, in welchem Rechtsraum Du Dich aufhältst (gar nicht so einfach z.B. mitten über dem Atlantik). Schätze, nach deutschem Recht wird sowas im Einzelfall entschieden, man ist (auch als Laie) zur Hilfeleistung verpflichtet und wenn durch einen Zufall rauskommt, dass man Medizinstudent ist und ruhig sitzen geblieben ist, würde ich Dich als Richter einkassieren (in Abhängigkeit Deines Studienverlaufs, ab Physikum sollte man meiner Meinung nach zumindest schauen, ob besser qualifizierte sich des Falls annehmen können).

papiertiger
19.01.2010, 16:04
*klick* (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=14647&highlight=notfall+flugzeug)

*klick* (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=35505&highlight=notfall+flugzeug)

und

*klick* (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=45184&highlight=notfall+flugzeug)

gerndiskutiertes Thema ;-)

EzRyder
19.01.2010, 16:23
wenn durch einen Zufall rauskommt, dass man Medizinstudent ist und ruhig sitzen geblieben ist, würde ich Dich als Richter einkassieren


Na zum Glück bist du keiner. Von nem Medizinstudenten im ersten Semester kann man überhaupt nichts fachliches verlangen.
Dekl hat da eigentlich schon alles gesagt. Sollte man aus Feigheit sitzen bleiben oder gerade pennen hat man sich evtl. mit seinem Gewissen zu beschäftigen oder genau das richtige getan weil sich schon ein Ärztepärchen gefunden hat.
Selbst bei einem Patienentod an Bord müsste man sämtliche Flugteilnehmer auf ihre Qualifikation überprüfen. Wie soll das funktionieren? Kein Gericht belastet sich mit so einer unlösbaren und unnötigen Aufgabe.
Aber ich wette drauf dass wir in einigen Jahrzehnten derart gläserne Bürger sein werden.

Typisches Szenario, dass man sich zu Studienbeginn ausmalt.

Ulle
20.01.2010, 13:40
Na zum Glück bist du keiner. Von nem Medizinstudenten im ersten Semester kann man überhaupt nichts fachliches verlangen.
Darum steht da ja auch in Abhängigkeit des Studienverlaufs. Vielleicht ist man ja auch auf dem Rückflug vom PJ-Tertial Anästhesie, da finde ich einiges mehr zumutbar.


Selbst bei einem Patienentod an Bord müsste man sämtliche Flugteilnehmer auf ihre Qualifikation überprüfen. Wie soll das funktionieren? Kein Gericht belastet sich mit so einer unlösbaren und unnötigen Aufgabe.
Aber ich wette drauf dass wir in einigen Jahrzehnten derart gläserne Bürger sein werden.
Unbestritten, dass man in aller Regel nicht belangt werden wird. Dennoch ist man gesetzlich zur Hilfeleistung verpflichtet, kann also auch im Fall der Fälle belangt werden.

Ich bin auch glücklich, kein Richter zu sein... :-))

gnuff
20.01.2010, 14:09
...Dennoch ist man gesetzlich zur Hilfeleistung verpflichtet, kann also auch im Fall der Fälle belangt werden...

Nicht wenn Du in einem Flugzeug sitzt in dem US-amerikanisches Recht gilt! In den USA gibt es unsere "unterlassene Hilfeleistung" nicht, traurig aber wahr.

Natürlich sollte man sich melden, niemand verlangt das man Wunder vollbringt, aber anbieten muss man sich selbstverständlich. Und dass mir jetzt keiner mit "Schadensersatz wenn ich was falsch mache" kommt. Die Airlines sind da versichert.

DeKl
20.01.2010, 15:39
Ich würde mir da gar nicht so einen Kopf machen. Wenn die Frage gestellt wird und Du Dir zutraust, daß Du eventuell helfen kannst, dann meldest Du Dich und guckst ob Du tatsächlich helfen kannst (sollte das nicht der Fall sein, dann sagst Du das und setzt Dich wieder auf Deinen Platz). Und wenn Du es Dir nicht zutraust, dann gehst Du einfach weiter Deinen Verrichtungen nach (Bordkino, Essen, Lesen, Schlafen...) und fertig.

Relaxometrie
20.01.2010, 17:45
Und dass mir jetzt keiner mit "Schadensersatz wenn ich was falsch mache" kommt. Die Airlines sind da versichert.
Aber im US-Amerikanischem Recht gibt es mit ebendieser Sache doch Probleme, wenn ich das richtig verstanden habe. Oder ist es eine Urban Legend, daß US-Ärzte sich im Notfall manchmal nicht zu erkennen geben, weil sie massive Schadensersatzforderungen fürchten, falls sie einen (vermeintlichen) Fehler machen?

kingston
20.01.2010, 18:46
Sind genau solche Fälle nicht auch der Grund, dass sich viele Ärzte den Dr. med. Titel nicht in den Reisepass eintragen lassen?

gnuff
20.01.2010, 18:56
Aber im US-Amerikanischem Recht gibt es mit ebendieser Sache doch Probleme, wenn ich das richtig verstanden habe. Oder ist es eine Urban Legend, daß US-Ärzte sich im Notfall manchmal nicht zu erkennen geben, weil sie massive Schadensersatzforderungen fürchten, falls sie einen (vermeintlichen) Fehler machen?

soweit mir bekannt gibt es weltweit keinen dokumentierten Fall bei dem ein Arzt wegen sowas (erfolgreich) verklagt worden wäre...

gnuff
20.01.2010, 19:02
Sind genau solche Fälle nicht auch der Grund, dass sich viele Ärzte den Dr. med. Titel nicht in den Reisepass eintragen lassen?

Armutszeugnis

fatman
25.01.2010, 14:54
Hab auch den Thread verfolgt, und siehe da: Heute morgen beim Flug London-Hamburg kommt auch die Durchsage. Hab dann brav den Klingelknopf gedrückt, aber glücklicherweise hatte sich schon jemand anderes gemeldet, denn als erste ärztliche Handlung nach der Approbation konnte ich auch wirklich gut darauf verzichten...

Kackbratze
25.01.2010, 19:14
Sind genau solche Fälle nicht auch der Grund, dass sich viele Ärzte den Dr. med. Titel nicht in den Reisepass eintragen lassen?

Armutszeugnis

Jetzt müsste man nurnoch wissen, dass im Perso nur DR steht und nicht Dr med...

Die Niere
28.01.2010, 07:35
Jetzt müsste man nurnoch wissen, dass im Perso nur DR steht und nicht Dr med...
Gilt das auch für den Reisepass?

airmaria
28.01.2010, 09:57
Gilt das auch für den Reisepass?
ja: DR (und ohne Punkt, wie immer)
airmaria

FirebirdUSA
05.02.2010, 08:15
Die Haftungsfrage ist nicht einfach zu klären, grundsätzlich gilt anscheinend das Recht des Landes unter dessen Flage das Flugzeug fliegt, insbesondere in den USA gab es da Probleme. Deswegen gab es 1998 einen entsprechenden Erlass der Ärzte von der Haftung in Flugzeugen von amerikanischen Fluglinien freistellt:

Aus dem dt. Ärzteblatt:
"Zum besseren Schutz des Hilfe leistenden Arztes vor nachfolgenden Haftungsansprüchen wurde 1998 der „Aviation Medical Assistance Act“ beschlossen. Er stellt bei amerikanischen Fluglinien, die meist nicht über eine haftungsrechtliche Mitversicherung für Hilfeleistende verfügen, helfende Ärzte unter gewissen Bedingungen von der Haftung frei. Unklar ist dennoch, wie im realen Fall vorgegangen wird. Seit 1998 hat es allerdings laut Gendreau et al. (1) keine Anklage gegen einen freiwillig Hilfe leistenden Arzt gegeben."

Den gesamten Artikel gibt es hier: http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=45330