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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Und wieder mal der Wurm



Antracis
26.01.2010, 18:00
Habe gerade einen echt schwierigen älteren Patienten. Hält mit Somatisierungserscheinungen bei vermutlich depressiver Grunderkrankung im Monatsryhthmus die Notaufnahmen auf Trab, weils überall ziept und pocht.
Bei uns aktuell zur Medikamentenumstellung, da er einen Haufen Benzos und Neuroleptika angesammelt hat und wir sollen da Ordnung reinbringen.

Jetzt hat er seit einigen Tagen "Bauchkrämpfe", am ehesten wohl ein Ziehen. Übel ein bisschen aber kein Erbrechen, Stuhlgang normal. Ich war erstmal hellhörig, weil er ein VHF hat und mangels Compliance nicht adäquat antikoaguliert ist. Es gibt einen diskreten Druckschmerz, von epigastrisch nach rechts unten gewandert (allerdings innerhalb von Tagen), eigentlich direkt oberhalb der Spina, also unter dem McBurney.

Wie auch immer. Alles gluckert, alles ist weich. Und keine Leukos, kein CRP, keine Temp-Diff. Und insgesamt passt das gesamte Verhalten schon in sein psychiatrisches Krankheitsbild. Es gibt auch keine wirklich objektiven Feedbacks für den Schmerz, so dass dat ganze aktuell noch nicht als v.a. Appendizitis dem Chirurgen vorgestellt wurde. Aber so ein ungutes Gefühl bleibt, vor allem weil der Herr seinen Wurm noch hat und über die 70 ist.

Gibts Chirurgenmeinungen ? Ich weiß, die Diagnose ist immer schwierig. Aber wie häufig sind denn entzündete Würmer ohne Leukos/CRP bei diskreter Klinik ? Und was kann man da jetzt diagnostisch noch machen ? Sono unten in die Ecke ? Wie was urologisches schauts irgendwie auch nicht aus.

Danke vorab für Diskussionsbeiträge...

lg
Anti

dantheg
26.01.2010, 19:52
Wie häufig gibts Appendizitis ohne Entzündungsparameter? Gar nicht würd ich sagen. Angenommen er hat ein Appendizitis gehabt dann wäre er perforiert und er hätte jetzt ein Abszess oder schlimmer...

Ich versteh aber deinen Gedankengang nicht - du bist auf Appendizitis hellhörig geworden weil der Patient VHF hat und nicht koaguliert ist?

Antracis
26.01.2010, 20:18
Ich versteh aber deinen Gedankengang nicht - du bist auf Appendizitis hellhörig geworden weil der Patient VHF hat und nicht koaguliert ist?

Der Gedankengang ist durch Zeitnot etwas verkürzt dargestellt. ;-)

Schwester berichtete daramtisch "Akutes Abdomen" (war aber wohl nur genervt von der fordernden Patientin) , bei bekanntem VHF ohne Antikoagulation schoss mir da kurz der Mesenterialinfarkt durch den Kopf. Bei der letztlich geringen Klinik mit bis dato genau einem Dünnschiß hielt ich dann eher irgendwas zwischen Noro und banaler Gastroenteritis für möglich. Dann später mit diskretem Durchschmerz gingen die Überlegungen eher in Richtung fragliche Appendizitis.

Letztlich denke ich aber: Nicht wirklich körperlich krank wirkender Patient mit unauffälligem Labor + nicht wirklich Klinik + Somatisierungsstörung = Somatisierungsstörung.

Wären da jetzt aber Leukos gewesen, hätte ich die sicher dem Chirurgen mal kurz vorgestellt. Und um den Austausch über diese Grenzen gings mir.

lg
Anti