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Kyutrexx
04.02.2012, 15:51
Anatomie ohne Präpkurs?

Krank.
Das geht ja mal gar nicht.
Wie soll man da die Anatomie verstehen?

Das lernt man nur beim Sehen, anfassen und durchpräparieren.

epeline
05.02.2012, 00:46
laut hören-sagen gibts wohl schon einige unis, die ana ohne präpkurs unterrichten oder zumindest genau das vorhaben...

ich bin noch unschlüssig, was ich davon halten soll.
glaube, ich finde das eher nicht gut.
man muss doch viele einfach nachvollziehen können....

McDübel
05.02.2012, 08:45
Also wenn jede Uni ein paar Dauerpräparate zur Verfügung stellt, reicht es m.M.n. völlig aus. Der Lerneffekt war beim "Fettabkratzen" nicht gegeben (bei mir! und was anderes habe ich da nicht in Erinnerung). Gucken, anfassen und ausprobieren dagegen schon.

Laelya
05.02.2012, 08:47
hinter dem rücken höre ich allerdings von vielen dozenten (profs und ärzten) mit denen ich schon länger zusammenarbeite wie furchtbar sie den modellstudiengang finden.
sie sagen es wird der "falsche arzt" herrangezüchtet, der nicht mehr eigenständig lernen und erarbeiten kann. die strukturierung der pol-gruppen sei wohl nicht gut durchdacht und das lernziel meistens jedenfalls das falsche.

so würde wohl in einem kurs über diabetes etc gesprochen werden, aber die studenten lernen nur mit einander zu diskutieren (wer laut ist, bekommt seine punkte, wer leise halt nicht) jedoch nicht den patienten zu hinterfragen.
von vielen profs wird mir halt erzählt, das der student wunderbar die definition von diabetes runter erzählen kann, was er im UaK aber eigentlich den patienten fragen sollte und worauf er achten sollte weiß er nicht. So beschweren sich die Dozenten, dass der jenige Student eine eins bekommt, der super seinen Fragenkatalog auswendig lernen konnte, aber derjenige, der wirklich versucht zu hinterfragen und eigenständig zu denken nicht, da er seine Punkte auf der Liste nicht abklappert....

Die Dozenten sind fast durchgehend gegen den Aufbau des Modellstudienganges, aber was die Uni will, muss nun mal gemacht werden und die Dozenten hängen in der Luft und versuchen das Beste daraus zu machen

(ich höre nur von der seite der lehrenden, kenne also nur die eine seite, ich selbst bin regelstudiengang und darüber sehr froh :D)

Zwäähn
05.02.2012, 09:39
Kein Präpkurs? Soll heißen, da werden Studenten auf Patienten losgelassen, ohne sich vorher fundiert mit der menschlichen Anatomie auseinandergesetzt zu haben? Na herrlich!

epeline
05.02.2012, 10:31
was heißt denn UaK???

Willen_braucht_man..
05.02.2012, 10:38
Laut Studienordnun ist der Modellstudiengang auch erstmal nur auf 8 Jahre angelegt. Sollte sich herausstellen, dass er nichts taugt, so soll er, laut Studienordnung, wieder abgeschafft werden. Den Studenten soll entweder die Möglichkeit geboten werden, den Modellstudiengang zu Ende zu machen, oder in die Alternative, sprich Regel- oder Reformstudiengang zu wechseln.

Auch wenn ich noch nicht Medizin studiere, finde ich die Vorstellung keinen Präpkurs im Studium machen zu können, richtig enttäuschend. Er ist doch was traditionelles und für mich eine wirkliche Auseindersetzung mit realer Biologie, dem Lauf der Natur und dem Beruf als Arzt. Ich denke, dass man den Studenten damit was sehr wertvolles nimmt.

Laelya
05.02.2012, 12:06
epeline:
UaK = Unterricht am Krankenbett :)

crossie
07.02.2012, 16:37
puuuh... also wenn ich das hier so lese, hoffe ich plötzlich irgendwie, dass Daisy am 10. keinen Bescheid für mich für Berlin hat... :-((

epeline
07.02.2012, 16:57
*bitte löschen*

Phoen1x
25.02.2012, 15:59
Ich bin selbst Student im Modellstudiengang und möchte gern ein paar Punkte kommentieren:


hinter dem rücken höre ich allerdings von vielen dozenten (profs und ärzten) mit denen ich schon länger zusammenarbeite wie furchtbar sie den modellstudiengang finden. [...] Die Dozenten sind fast durchgehend gegen den Aufbau des Modellstudienganges, aber was die Uni will, muss nun mal gemacht werden und die Dozenten hängen in der Luft und versuchen das Beste daraus zu machen.
Es gibt bestimmt so einige Dozenten, die gegen das Konzept des Modellstudiengangs sind. Ich habe jedoch nicht den Eindruck, dass diese Ansicht der Mehrheit entspricht. Mit etwa wie vielen Dozenten hast Du denn darüber gesprochen und unterrichten diese selbst im Modellstudiengang oder beziehen sie sich nur auf Hörensagen? Ich kenne so einige Profs, die unseren Lehrplan sehr toll finden. Auch in den mündlich-praktischen Prüfungen vor ein paar Tagen waren viele Dozenten (die uns teilweise noch nicht kannten) erstaunt, wie die Studis aus dem zweiten Semester schon Aspekte von Vorklinik und Klinik miteinander verbinden.


sie sagen es wird der "falsche arzt" herrangezüchtet, der nicht mehr eigenständig lernen und erarbeiten kann. die strukturierung der pol-gruppen sei wohl nicht gut durchdacht und das lernziel meistens jedenfalls das falsche. [...] So beschweren sich die Dozenten, dass der jenige Student eine eins bekommt, der super seinen Fragenkatalog auswendig lernen konnte, aber derjenige, der wirklich versucht zu hinterfragen und eigenständig zu denken nicht, da er seine Punkte auf der Liste nicht abklappert....
Das sehe ich nicht so. In unserem Studium wird sogar sehr viel Wert auf Eigeninitiative gelegt. Das fängt schon bei den NaWi-Grundlagenfächern an, die einfach vorausgesetzt werden.
POL z.b. ist für mich persönlich selbstständiges Lernen pur. Es wird überhaupt nicht geprüft und dient lediglich dazu, das mit seiner Kleingruppe zu besprechen, was einen sonst noch so am aktuellen Thema interessiert.
Es stimmt, dass wir unseren "Lernzielkatalog" haben. Man kann aber nicht verallgemeinern, dass alle Studenten nur danach lernen.


so würde wohl in einem kurs über diabetes etc gesprochen werden, aber die studenten lernen nur mit einander zu diskutieren (wer laut ist, bekommt seine punkte, wer leise halt nicht
Das stimmt einfach nicht. Wir werden doch nicht nach Quantität bewertet, bekommen keine Punkte oder sonst etwas.


von vielen profs wird mir halt erzählt, das der student wunderbar die definition von diabetes runter erzählen kann, was er im UaK aber eigentlich den patienten fragen sollte und worauf er achten sollte weiß er nicht.
Mit UaK meinst du wahrscheinlich den Untersuchungskurs. UaK es noch gar nicht (kommt erst in höheren Semestern). Die am weitesten fortgeschrittenen Studenten waren jetzt im dritten Semester. Ich weiß nicht, inwieweit man da schon genau weiß, was man den Patienten so alles fragen, worauf man achten muss usw. Ich behaupte jetzt aber mal, dass jeder von denen klinisch mehr Bescheid weiß, als jeder andere Medizinstudent, der bis dahin nur im Regelstudiengang studiert hat.
Im Untersuchungskurs kommt es sowieso noch gar nicht darauf an, die perfekte Untersuchung durchzuführen. Natürlich fehlen uns da noch Kenntnisse in Anatomie oder sonst etwas. Der U-Kurs dient lediglich dazu, schon ab der ersten Uni-Woche an jede Menge praktischer Erfahrung zu sammeln.

Nautila
02.03.2012, 20:28
Danke, Phoen1x, das bringt etwas Licht ins Dunkel.
Ansonsten habe ich soeben diesen Artikel hier gefunden, da liest sich das mit dem Modellstudiengang auch gar nicht so schlecht:

http://www.morgenpost.de/specials/klinik-serie/charite/article1917966/Patientenkontakt-von-Anfang-an.html



Die neue Ära des Medizinstudiums an der Charité begann im Oktober 2010. Mittlerweile blicken Studierende und Dozenten auf drei erfolgreiche Semester einer innovativen Ausbildung zurück.

Im Modellstudiengang Medizin wurde die Aufteilung in Fächer zugunsten eines patientenorientierten integrativen Konzepts gänzlich aufgelöst. Ein Semester umfasst nun jeweils vier fächerübergreifende Abschnitte. Diese tragen Titel wie „Blut und Immunsystem“ oder „Wachstum, Gewebe, Organ“. Die Studierenden lernen so die Krankheitsbilder anhand übergeordneter Entstehungsmechanismen sowie anhand der Lebensabschnitte kennen, in denen sie auftreten können. Schon in der zweiten Woche des Studiums haben die Studierenden erste Kontakte zu Patienten und lernen im Fach „Kommunikation, Interaktion und essentielle Trauerarbeit“ Elemente des Arztberufs kennen. Im Regelstudiengang hatten die Studierenden erst nach der viersemestrigen Ausbildung in den Grundlagenfächern, die durch das Physikum abgeschlossen wurde, erste Kontakte mit Patienten. Dies hatte bei vielen die Motivation getrübt.

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Ein großes Thema am DSFZ ist die Evaluation der Lehre. An der Charité wird jede Unterrichtseinheit im Studiengang Humanmedizin durch Studierende beurteilt. Die über 300 angehenden Mediziner, die ihr erstes Studienjahr im Modellstudiengang bereits erfolgreich abgeschlossen haben, bewerteten ihre Dozenten und das Unterrichtsprogramm. Sie bescheinigten ihrem Studiengang einen guten Start.


Zitat auszugsweise.

Also, ich bin gespannt. ^^
Es ist halt etwas kurios, dass man eigentlich recht wenig über den Modellstudiengang hört.
Ich nehme allerdings an, würde alles schieflaufen, dann hätte man das Gejammer schon mitbekommen. :-))