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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesiefamulatur - Reichen meine Kenntnisse?



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DrNolte
03.02.2010, 20:18
Aufgrund der Organisation meines Reformstudienganges sind Famulaturen nur in den Semesterferien nach dem vierten, fünften und siebten Semester möglich. Andere Ferien sind durch Klausuren, Praktika und Doktorarbeit belegt. Deshalb will ich in den ersten Semesterferien schon mal 45 Tage famulieren. Zuerst hatte ich, wie in meinem anderen Thread zu lesen, überlegt, 15 Tage Anästhesie und dann 30 Tage Radiologie zu machen, wovon mir aber abgeraten wurde. Als Alternative habe ich mir nun überlegt, 30 Tage Ansästhesie zu machen und im Anschluss 15 Tage Radiologie in den selben und noch mal 15 Tage in den nächsten Ferien zu machen. In diesem Thread soll es aber nur um die Anästhesie gehen.

Eine Problematik besteht natürlich darin, die Famulaturen an die klinischen Kenntnisse anzupassen. Nun haben wir einen anderen Studienaufbau als im Regelstudiengang, weshalb ich, um möglichst beste Empfehlungen erhalten zu können, einfach mal beschreiben werde, welche klinischen Fächer wir bereits hatten. Wir hatten bisher Allgemeine Pharmakologie und Pathologie, sowie Innere Medizin/Neurologie, Spezielle Pathologie und Pharmakologie zu den Organsystemen Blut, Nervensystem, Herz-Kreislauf und Atmung. Zum Verdauungstrakt, dem Bewegungsapparat, dem Genitaltrakt und kleineren Gebieten wie Haut und Augen liegen hingegen nur basale anatomische und physiologische Kenntnisse und keinerlei klinische Kenntnisse vor, da selbige Organblöcke erst im fünften, sechsten und siebten Semester behandelt werden. Zusätzlich hatten wir bereits einen internistischen und chirurgischen Untersuchungskurs.

1. Was kann man erwarten, als Erstfamulant in der Anästhesie zu lernen?
2. Welche klinischen bzw. vorklinischen Kenntnisse sind in der Anästhesie besonders wichtig bzw. welche Fächer sollte man bereits gehabt haben? Meint ihr, dass das, was ich bereits hatte, ausreicht?
3. Lohnen sich in der Anästhesie eher größere oder kleinere Krankenhäuser?
4. Was haltet ihr allgemein von meiner Überlegung, als erstes in der Anästhesie zu famulieren?

blubb
03.02.2010, 20:40
Ganz grundsätzlich abzuraten ist nicht von deinem eigentlich geplanten Vorgehen, habe nur aus meiner Erfahrung gesprochen.

zu 1) Zugänge legen, Intubieren, Medis zur Einleitung und Aufrechterhaltung der Narkose, ihre Besonderheiten, Verwendungen in Abhängikeiten bestimmter Vorerkrankungen. Du kannst sicher auch mal übers Tuch den Churirgen zusehen.

zu 2) Pharma ist nicht schlecht, hattest du ja schon einen Teil. Ein Verständnis für physiologische Grundvorgänge, sowie Kenntnis einiger Krankheitsbilder (Innere oder Chir), damit man was mit anfangen kann. Hatte auch kein Anästhesie und hab die Fam gemacht und einiges mitnehmen können.

zu 3) Kommt ganz drauf an, wer dich betreut, und was derjenige dich machen lässt. Ich war bspw. fast jeden Tag bei einem anderen Anästhesisten, mal besser, mal weniger gut. Gut ist auf jeden Fall, wenn du vielelicht einen oder zwei festere Ansprechpartner hast. Vielleicht ist das in nem kleiner Haus eher der Fall und für die Grundlagen reicht das auch aus. Frag doch einfach mal in den Kliniken deiner Wahl nach, was sie Famus machen lassen. Kommt auch immer darauf an, wie geschickt du dich selbst anstellst :)

zu 4) Warum nicht?? Sicher ist es nützlich das jeweilige Fach schon vorher gehabt zu haben, aber man kann auch mal so in das Fach riechen und wenn man Interesse findet, hindert dich ja niemand daran, was nachzulesen. Andersrum kommt dir dann in den Seminaren wieder einiges bekannt vor nach der Fam und du kannst einen praktischen Bezug herstellen.
Weiß nicht mehr, wo der Thread war, aber letztens fragte jemand, was denn zur Vorbereitung für eine Fam in der Anä sinnvoll sei. Konnte den Vorschlagen eigentlich zustimmen, vielleicht findest du den Beitrag ja.

epeline
03.02.2010, 21:02
das war ich.
siehe hier (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=55535)

blubb
03.02.2010, 21:15
Genau, thx :-winky

haemo
03.02.2010, 21:56
Hallo!
Ach, mach die Famu einfach. Nicht zu viel drüber nachdenken. Als Famulant erwartet keiner von dir, dass du schon alles kannst, vor allem nicht, wenn du dich noch am Anfang der klinischen Semester befindest. Ich finde außerdem, dass man gerade für Anästhesie nicht unbedingt sooo viel Vorkenntnisse haben muss, sondern viel im OP lernen kann. Dann muss man sich halt darauf einstellen, die ersten 2 Wochen nicht so viel machen zu dürfen und mehr gezeigt und erklärt zu bekommen. Ich hab aber meine Famu auch gemacht, bevor ich Anästhesie in der Uni hatte. Hab von Intubieren/Lamas legen, natürlich tausend Zugänge legen, selbst einleiten und sogar 25 Spinale gemacht, war gar kein Problem.
Würde aber eher an ein kleines Haus gehen. Weniger schwierige Fälle, sprich du als blutiger Anfänger darfst eher mal was machen.
Ansonsten ist es halt so, dass man in 15 Tagen OHNE Vorkenntnisse in dem Fach wohl nicht sooo viel Lernt, weil man aufhört, wenn man gerade versteht, was abläuft. Wenn's dich also wirklich näher interessiert und es nicht nur um die Bescheinigung geht, würd ich also mehr machen.

Off topic: Wie bescheuert ist das denn, wenn man quasi gar keine Semesterferien mehr frei hat???

Logo
03.02.2010, 22:10
Nicht zu viel drüber nachdenken.

Kernaussage.
Nicht soviel denken - Spaß haben!

Famulaturen sind meiner Ansicht nach in erster Linie dazu da praktisches Arbeiten zu lernen, das ist wichtig! Welcher Rezeptor, wo von dem Medi besetzt wird ist erstmal sekundär...
Anästhesie ist angewandte Physiologie. Da kommst du mit VK-Wissen schon sehr weit :-)

Viel Spaß :-top

Gruß LOGO

epeline
04.02.2010, 14:36
Anästhesie ist angewandte Physiologie. Da kommst du mit VK-Wissen schon sehr weit :-)

na toll

DrNolte
05.02.2010, 11:41
Vielen Dank für Eure bisherigen Antworten. Das hört sich ja wirklich nicht schlecht an.

Neben den Narkosen machen die Anästhesisten ja meist noch ITS, Notfallmedizin und Schmerztherapie. Kann man in diese Bereiche auch während einer Famulatur hineinschnuppern oder ist man da hauptsächlich bei den Narkosen dabei? Welche dieser Gebiete neben den Narkosen lohnen sich überhaupt während einer Famulatur?

Bezüglich der Krankenhauswahl bin ich noch unschlüssig. Habe zwei Häuser in der Nähe, die auf PJ-Ranking gute Bewertungen bekommen haben, sind aber beides Häuser der Schwerpunktversorgung (ca. 400 - 500 Betten) und damit vermutlich nicht mehr "klein"?

dreamchaser
05.02.2010, 12:18
Fang einfach erstmal mit der Famulatur an und schau dich zunächst mal im OP um, wo die Anästhesisten am meisten sind. Dann such dir dort ein/zwei Ansprechpartner, die dich möglichst viel machen lassen und dir auch noch was erklären (denn dafür ist ja gerade in der Anästhesie während der laufenden Narkose auch mal gut Zeit).
Oft kann man bei Interesse auf dem NEF mitfahren - das einfach mal vor Ort klären. Kann man auch am Nachmittag machen bis abends.
Auf der Intensivstation kannst du als Famulant nicht immer so viel machen, da es ggf. schnell gehen muss oder die Patienten aus dem OP bereits mit allen Zugängen versorgt wurden. Ob du da reinschauen willst, würde ich vor Ort ausmachen und mit den Ansprechpartnern ausmachen.
Für Schmerztherapie sind Kenntnisse der Schmerztherapeutika sehr nützlich, da du sonst nicht folgen kannst, weshalb jetzt was mit was kombiniert wird. Dies kannst du auch noch zu einem späteren Zeitpunkt lernen - z.B. kennen sich Onkologen meiste auch recht gut mit Schmerztherapien aus.

Espressa
05.02.2010, 13:49
Ich hab aber meine Famu auch gemacht, bevor ich Anästhesie in der Uni hatte. Hab von Intubieren/Lamas legen, natürlich tausend Zugänge legen, selbst einleiten und sogar 25 Spinale gemacht, war gar kein Problem.


Öhm also ich würd mich aber bedanken, wenn man Studenten im 4.Semester mit Nadeln auf mein Rückenmark loslassen würde... :-??? Ebenso Intubationen!
Nix für ungut, aber ein bisschen mehr Ahnung sollte man schon haben bevor man diese recht sensiblen Bereiche angeht. :-meinung
Letztlich finde ich sollte man bei invasiven Sachen auch nur jene üben und lernen, die man später braucht, und nicht einfach aus Jux und Tollerei alles mal ausprobieren, was invasiv ist kann auch negative Begleiterscheinungen haben - und die erspar ich den Patienten dann lieber in so einem Fall.

Ich fand Anästhesie oder insbesondere Intensivmedizin eher angewandte Pharmakologie, denke dass also dieses Wissen durchaus sinnvoll wäre.
Für den Start fand ich "angewandte Anatomie" am besten, da man das (bei uns jedenfalls) am Anfang am intensivsten durchgekaut hatte, also Unfall oder Radio wären da ganz gut.

DrNolte
05.02.2010, 15:24
@Espressa
Was sind denn deine Erfahrungen und Empfehlungen bezüglich einer Famulatur in der Anästhesie?

THawk
05.02.2010, 15:28
Warum sollte ich zum jetzigen Zeitpunkt fitter in Intubationen und Spinale-stechen sein als im 5. Semester?! Sorry, das ist imho Quatsch. Jeder fängt mal an und du lernst durch die Uni-Kurse nichts, was dir ein guter Betreuer im Saal nicht zeigen könnte. Zumindest (leider) bei uns nicht.
Okay, ich hatte durch meine Ausbildertätigkeit im EH-Kurs schon mehrfach an der Puppe intubiert und dadurch etwas Vorerfahrung. Das fand ich auch gut.
Aber wenn ich retrospektiv meine Uni-Ausbildung betrachte: Intubation an der Puppe? 1x. Intubation am Menschen? Kein mal (in der Famulatur natürlich mehrfach). Spinale in der Theorie erklärt bekommen? Kein mal. Spinale gestochen? Kein mal (erst im PJ mehrfach). Wenn ich's im OP machen möchte, empfiehlt es sich, vorher den Krams mal zu lesen, dann zu schauen wie die erfahrenen das machen und es dann unter besten Bedingungen selber zu versuchen. Es steht ja immer einer daneben, der aufpasst, dass du keinen Mist baust.

Und natürlich würde ich aus Patientensicht auch lieber vom erfahrenen LPiert werden, als vom ganz jungen Studenten. Aber wir müssen alle mal anfangen. Und wenn nicht in der Famulatur - wann dann?!

edit, von wegen on-topic:
Ich würde auch eher an ein kleines Haus gehen. Ane-ambulant ist ganz ungünstig für Famuli, Uniklinik kann auch sehr doof sein (dritte Reihe hinter jung-Assi, PJler, Gastarzt etc.). Ich hab 3 Wochen OP gemacht und 2 Wochen ITS mit Notarzt. Und war sehr zufrieden damit. Aber es hängt, wie so oft, großteils von den Kollegen ab.

Espressa
05.02.2010, 16:19
Warum sollte ich zum jetzigen Zeitpunkt fitter in Intubationen und Spinale-stechen sein als im 5. Semester?! Sorry, das ist imho Quatsch. Jeder fängt mal an und du lernst durch die Uni-Kurse nichts, was dir ein guter Betreuer im Saal nicht zeigen könnte. Zumindest (leider) bei uns nicht.
Okay, ich hatte durch meine Ausbildertätigkeit im EH-Kurs schon mehrfach an der Puppe intubiert und dadurch etwas Vorerfahrung. Das fand ich auch gut.

Genau, z.B. erstmal an Puppe üben. Öfter mal zuschaun. Ich denke wenn jemand nicht gerade Anästhesist werden möchte hat er nix mit Nadeln in Patientenrücken verloren.
Wenn man erstmal mehr mit dem Fach zu tun hat und mehr gesehen und erfahren hat, und evt. insgesamt mehr Geschick aufgebaut hat in verschiedenen anderen Punktionen und sonstigem Zeugs, dann meinetwegen.
Oder willst du, dass ein Student deinem Baby einen Zugang legt "weil er es ja später auch nicht besser kann" und JETZT eben damit anfangen muss? Anderes Beispiel - einen YAG-Laser (am Auge) macht auch jeder irgendwann zum ersten Mal. Dennoch ist das absolut nix was Famulanten mal so machen sollten, sondern auch erst Assis vorbehalten bleiben sollte.



Aber wenn ich retrospektiv meine Uni-Ausbildung betrachte: Intubation an der Puppe? 1x. Intubation am Menschen? Kein mal (in der Famulatur natürlich mehrfach). Spinale in der Theorie erklärt bekommen? Kein mal. Spinale gestochen? Kein mal (erst im PJ mehrfach). Wenn ich's im OP machen möchte, empfiehlt es sich, vorher den Krams mal zu lesen, dann zu schauen wie die erfahrenen das machen und es dann unter besten Bedingungen selber zu versuchen. Es steht ja immer einer daneben, der aufpasst, dass du keinen Mist baust.
Natürlich lernt man das Zeug an der Uni nicht ausreichend. Aber das muss ja auch nicht unbedingt sein, find ich. Nicht alle Studenten werden sowas mal brauchen, es reicht die ganz fachspezifischen Sachen später zu lernen. Zumal man Leuten auch schaden kann, das Risiko steht nicht dafür wenn man es nicht beruflich machen will, sondern "nur mal üben".


Und natürlich würde ich aus Patientensicht auch lieber vom erfahrenen LPiert werden, als vom ganz jungen Studenten. Aber wir müssen alle mal anfangen. Und wenn nicht in der Famulatur - wann dann?!
Im PJ oder als Assistent.
Jemand der später Psychiater wird muss nicht an mir intubieren üben und mir vielleicht noch Zähne aushebeln. Und auch nicht in meinen Spinalkanal stechen.



edit, von wegen on-topic:
Ich würde auch eher an ein kleines Haus gehen.
Da stimme ich dir aber zu.
War in einem kleinen Haus an einer gemischten Intensiv, das war sehr vielfältig und spannend. Um Narkosen was abgewinnen zu können muss man glaub ich der Typ dazu sein, dann machts mit im OP auch Spass.

THawk
05.02.2010, 17:21
Bzgl. Intu: Soweit ich es kenne, ist es üblich, Famulanten primär an zahnlosen Patienten üben zu lassen. Damit ist die Gefahr der Zahnschädigung schonmal ausgeschlossen. Und mit Intu kommt z.B. jeder in Berührung, der später mal als Notarzt fahren will. Also nicht nur Anästhesisten.
Bzgl. Spinale: Längst nicht nur Anästhesisten müssen LPs / Spinale stechen können. Meine LPs waren z.B. auf der Inneren, dann musst du's als Neurologe logischerweise können, als Pädiater, als Chirurg wär's auch net schlecht etc. Also ebenfalls auch durchaus für andere Fachgebiete wichtig.
Bzgl. YAG-Laser: Der ist nunmal wirklich sehr fachspezifisch. Ich kann dabei auch nicht einschätzen, wie groß die Gefährdung des Patienten ist. Würde dir aber eher zustimmen.
Bzgl. Punktion Säugling: Wenn er später höchstwahrscheinlich in die Verlegenheit kommt, beim Säugling Zugänge legen zu müssen, sollte er das spätestens im PJ auch dürfen. Und von mir aus auch in der Famulatur (sofern es für den kleinen Patienten zu verantworten ist). Mir ist genau das im PJ von einer Mutter bei der Aufnahme ihres Kindes vorgehalten worden. Es war für alle eine schwierige Situation, aber ich war froh, dass sich sowohl Assistenzärztin wie auch Schwestern hinter mich gestellt haben. Gerade solche Sachen sollte man doch so früh üben, dass man ggf. noch an erfahrenere Kollegen abgeben kann. Wenn ich dann im ersten Dienst nachts allein da stehe, kann ich schlecht für die BE meinen Oberarzt reinrufen.

WackenDoc
05.02.2010, 18:01
Also ich hab damals auch in der Anästhesie famuliert. War aber eine der letzten. Durfte auch intubieren, aber keine Spinale machen, auch keinen ZVK legen. Im PJ war´s übrigens genauso. Hätte es zwar gerne gemacht, kann aber damit leben, dass ich diese Fähigkeiten nicht hab.
Intubieren seh ich nicht als das große PRoblem an. Man fängt ja erstmal bei den einfacheren Mündern an. (Also grundsätzlich Gesunde, ohne Zähne, keine antatomischen Besonderheiten.) War aber auch eher sehr vorsichtig wegen den Zähnen und der Anästhesist passt auf.
Als Patient könnte das bei mir meinetwegen auch nen Famu machen- zumal ih das nicht mitbekomme. Bei Spinalen ist das schon ein bischen anders. Das macht Schmerzen und man bekommt es halt mit. (Außerdem hatte bei meiner LP der Assi schon Probleme, so dass der Facharzt übernehmen musste.)

Intubierenkönnen find ich schon wichtig. Das Intubationsbesteck gehört ja nicht ohne Grund in unsere Notfallausstattung (auch wenn wir es nur extrem selten brauchen). Naja mit den LArynxtuben relativiert sich das wohl ein bischen. Aber ich find´s gut, dass ich dran ausgebildet bin.

Ich fand übrigens meine allgemeinmedizinischen Famulaturen ganz gut. Durfte Patienten voruntersuchen und dann dem Arzt mit Anamnese, Befunden, Diagnose und Therapievorschlag vorstellen. So das Megavorwissen braucht man nicht unbedingt, man kann verschiedenen Krankheitsbilder sehen und vor allem häufige Krankheitsbilder und nicht so viele "Zebras".

haemo
05.02.2010, 18:27
Öhm also ich würd mich aber bedanken, wenn man Studenten im 4.Semester mit Nadeln auf mein Rückenmark loslassen würde... :-??? Ebenso Intubationen!
Nix für ungut, aber ein bisschen mehr Ahnung sollte man schon haben bevor man diese recht sensiblen Bereiche angeht. :-meinung
Letztlich finde ich sollte man bei invasiven Sachen auch nur jene üben und lernen, die man später braucht, und nicht einfach aus Jux und Tollerei alles mal ausprobieren, was invasiv ist kann auch negative Begleiterscheinungen haben - und die erspar ich den Patienten dann lieber in so einem Fall.



Konntest du im 10. Semester denn irgendetwas mehr, was dich zum "Nadeln ins Rückenmark loslassen" mehr qualifiziert hätte??? Ich denke, dafür braucht man Anatomie-Kenntnisse und nen erfahrenen Arzt an seiner Seite sowie vor allem das Bewusstsein, wie man steril arbeitet. Aber welches Lehrbuch hilft dir bei so was???

Mal abgesehen davon, weiß man vielleicht in der Famu noch nicht so genau, was man nun machen will oder nicht bzw. auch, was man vielleicth gut kann.

Ich hab in meiner An-Famu sehr viele Spinale machen dürfen. Alles Patienten mit unkomplizierter Anatomie, erfahrener Kollege ebenfalls steril dabei und habe alles genau so gemacht, wie er es wollte, nachdem ich erst mal so ca. 10 x zugeschaut hatte. Das war nach dem 5. Sem. Ganz ehrlich, ich glaube, die Spinalen waren nicht schlechter, als wenn er's gemacht hätte. Diese Erfahrung hab ich
In meinem PJ-Haus durfte ich aus versicherungsrechtlichen Gründe nicht an die Spinalen. Wobei das auch hauptsächlich Schwangere waren, da hätt ich's auch ncith machen wollen. Bin aber froh, es schon mal gemacht zu haben, denn ich werd mich langfristig Richtung Anästhesie orientieren. Und das war damals zu Famu-Zeiten noch lange nicht klar.

Zum Intubieren: Das sollte meines Erachtens nach jeder Arizt ein paar mal gemacht haben. Denn in unseren Notfall-Koffern auf Station befindet sich z. B. keine Lama, aber alles zur Intubation ist vorhanden. Wie soll das denn klappen, wenn man vorher nur die Anatomie einer Puppe gesehen hat???

Wir können natürlich diskutieren, ob man Studenten per se nur daneben stehen lässt. Aber ich glaube nicht, dass das die Qualität der jungen Ärzte steigert, oder? Und die Erfahrung, die ich gerade mache: Da stellt sich nämlich keiner mehr neben dich! Und wenn ich da nicht einige Dinge unter erfahrener Aufsicht schon gemacht hätte, stände ich aktuell ganz schön blöd da. Und erst recht im Dienst ...

flopipop
05.02.2010, 20:44
hallo, habe vor, meine famulatur auf einer internistischen (schwerpunkt kardio)its zu machen, hab aber noch wenig ahnung von der materie, da ich noch im 1. klinischen bin...wie bereite ich mich denn am besten darauf vor? welche bücher wären empfehlenswert, was erwarten mich dort für tätigkeiten? ich freue mich echt darauf, in diesen bereich reinschnuppern zu dürfen, mache mir aber schon gedanken, wie ich es am besten anstelle, durch mein nichtwissen nicht zu stark zu glänzen :-peng

WackenDoc
05.02.2010, 20:50
Ui, das ist ja shcon eher spezialisiert.
Aber keine Angst, so viel wird von Famulanten nicht erwartet- ihr seid schlieslich da, um was zu lernen.
Würd mir in nem größeren Innere-Buch einfach mal das Kardio- Kapitel reinziehen. EKG-Befundung schadet sicher auch nix.
Tätigkeiten: Kommt echt auf die Klinik an: Blutabnehmen, EKGs vorbefunden vermutlich, kräperliche Untersuchung und Anamnesegespräche. Mit etwas Glück kannst du dir sicher auch mal Echos anschauen und mal ins Herzkatheter.

DrNolte
05.02.2010, 21:24
Ich habe nochmal eine Frage zur Krankenhauswahl, was ist für Euch ein kleines Krankenhaus? (in Bezug auf Bettenzahl, Abteilungen etc.) Was genau sind die Vorteile eines solchen?

In der Nähe habe ich zwei Krankenhäuser der Schwerpunktversorung, das eine mit 360 Betten, 10.000 Narkosen und 25 interdiszipinären Intensivbetten, das andere mit 420 Betten, 10.000 Narkosen pro Jahr und 20 interdisziplinären Intensivbetten, welche beide gute Einzelbewertungen auf PJ-Ranking erhalten haben. In der Nähe gäbe es auch noch ein Krankenhaus der Regelversorgung mit 250 Betten und 15 interdisziplinären Intensivbetten, sowie ein noch kleineres Haus mit 150 Betten und nur einer allgemeinchirurgischen operativen Abeilung, über welche ich aber gar keine Berichte habe.

Passiert es eher selten, dass man beim Notarzt mal mitfahren darf oder ist das gar nicht so unüblich?

Logo
05.02.2010, 23:38
Ich muß mich mal äußern - bin ein bißchen schockiert.
Espressa, was du so schreibst, ist genau die Philosophie, die Studenten lerntechnisch WENIG bringt und dringend geändert werden muß...


... Z.B. erstmal an Puppe üben. Öfter mal zuschaun.
Zuschauen muß man maximal 2 mal, mit halbwegs normaler Auffassungsgabe.
Puppen intubieren sich beschissen - man braucht meist deutlich mehr Kraft durch das zähe Material etc. Im schlechtesten Fall trainierst du dir da ne suboptimale Technik an.
Thawk hat es schon beschrieben, zahnlose Patientin, brauchbarer Mallampti-Score, normal bewegl. HWS (kann man schnell in der Vorbereitung checken), schön relaxiert --> Super zum Üben.
Großartig passieren kann da nix, steht ja eh wer daneben. Wenn der Patient ausgiebig präoxygeniert ist kann man auch locker mal 4 Minuten probieren und hat noch Polster (ERV 1,5L + RV 1,2L @ 100% O2 bei ~300ml Verbrauch/min). Wenn es einem zu heiß wird, beatmet man halt kurz zwischen per Maske...
Irgendwie erwarte ich von einem Arzt und PJler, daß er halbwegs intubieren kann. Wo übt man das besser, als in einem absolut kontrolliertem OP-Setting?


.... Ich denke wenn jemand nicht gerade Anästhesist werden möchte hat er nix mit Nadeln in Patientenrücken verloren.

Der Oberarzt der mir das beigebracht hat, hat sich an jenem Tag auch öfters "verstochen". LPs haben nur zum Teil etwas mit Erfahrung zu tun - genauso wichtig ist die individuelle Anatomie, wie gut der Patient "buckelt", Glück etc.
Man muß ja nicht als Student ne thorakale PDA stechen, das wäre mir auch zu heiß. Aber bei ner Spinalen auf der richtigen Höhe (kann der Doc einzeichnen bei Sorge) kann man nicht soviel kaputt machen.
Loss-of-Resistence ist auch als Student eindeutig zu identifizieren und wenn ein Nerv mal nicht gleich zur Seite rutscht, sagt der Patient schon das es im Bein kribbelt...


.... Wenn man erstmal mehr mit dem Fach zu tun hat und mehr gesehen und erfahren hat, und evt. insgesamt mehr Geschick aufgebaut hat in verschiedenen anderen Punktionen und sonstigem Zeugs, dann meinetwegen.
Oder willst du, dass ein Student deinem Baby einen Zugang legt "weil er es ja später auch nicht besser kann" und JETZT eben damit anfangen muss?

Nochmal: Geschick erwirbt man NUR durch selber machen.
Oder hast du als offizieller Arzt/Ärztin auf einmal besser punktiert?!
Menschen und Babys gehen nicht so schnell kaputt - auch wenn die Kanüle mal daneben sitzt. Dann tut es halt weh und wird blau.

Wenn die Betreuer sehen, daß man die Dinge kann, stellt sich das "Oder willst du das ein Student das macht..." gar nicht:
Ich habe nach etwas Übung & mit nem guten Pfleger an der Seite, Patienten immer komplett selbst narkotisiert (Einleitung, Ausleitung, Übergabe an Aufwachraum etc.). Der Arzt war in Rufweite am PC.
In der letzten Famulatur Unfallchirurgie durfte ich die Notaufnahme/Ambulanz betreuen (Untersuchung, Rö, Befunden, ggf. Therapie, Kurzbrief, Nächster.) und habe nur bei Bedarf den diensthabenden Assi angerufen bzw. dazugeholt.
Da gab es für den Patienten nix zu diskutieren. Der Student macht das - ist ja auch keiner sonst da (zumindest auf den 1. Blick) :-)

Um diese ganzen kleinen invasiven Standardsachen wird z.T. ein unglaubliches Bohei gemacht. Thorax-Drainagen sind da auch so ein Paradebeispiel. See one, do one. Fertig. Überwiegend rein manuelles Arbeiten...
Qualifiziert dann da einen die Approbation mehr für?



Mir ist genau das im PJ von einer Mutter bei der Aufnahme ihres Kindes vorgehalten worden. Es war für alle eine schwierige Situation, aber ich war froh, dass sich sowohl Assistenzärztin wie auch Schwestern hinter mich gestellt haben. Gerade solche Sachen sollte man doch so früh üben, dass man ggf. noch an erfahrenere Kollegen abgeben kann. Wenn ich dann im ersten Dienst nachts allein da stehe, kann ich schlecht für die BE meinen Oberarzt reinrufen.

Genau. Schön beschrieben. Üben & Fehler machen solange man noch darf :-top

Gruß LOGO