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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Analfibrom vs. Mariske



WackenDoc
11.02.2010, 14:37
Wie kann man eigentlich die beiden voneinander unterscheiden? Also erstmal rein klinisch?

John Silver
11.02.2010, 17:00
Ganz einfach: Es sind zwei völlig verschiedene Sachen.
Eine Mariske ist ein überschüssiger, hängender Lappen der Afterhaut, der bei der Defäkation häufig infolge der Stauung perianaler Venen anschwillt. Macht hauptsächlich hygienische Probleme, kann besonders bei exzessivem Herumwischen bluten und schmerzen.
Ein Analfibrom ist ein Fibrom des Anoderms. Entsteht meistens bei chronischen entzündlichen Prozessen, hauptsächlich bei nicht abheilenden Fissuren, und stellt eine sekündäre Veränderung des Anoderms infolge der Fissur dar. Analfibrome sind meistens symptomlos, können aber selbst entzündet sein und dann bluten und schmerzen.
Klinisch ist die Unterscheidung sehr einfach. Marisken sieht man schon bei der bloßen Inspektion des Afters. Fibrome sind bei der Inspektion normalerweise nicht zu sehen; bei der digital-rektalen Untersuchung tastet man sie meistens als etwas raue Befunde. Diagnosestellung erfolgt mittels Proktoskopie.

WackenDoc
11.02.2010, 17:04
Dass das zwei völlig unterschiedliche Sachen sind, ist mir schon bewusst.
Aber beide sind doch rein optisch "Hautzipfel". Wie kann ich die dann voneinander unterscheiden? (Also nicht von der Pathogenese, sondern von der Optik her?)

John Silver
11.02.2010, 17:12
Das sind eben nicht beides "Hautzipfel". Hast Du schon mal ein Analfibrom gesehen? Ich hab ja extra hingeschrieben, daß das Analfibrom nicht von der Afterhaut, sondern vom Anoderm ausgeht, das sind zwei Paar Schuhe. Schau Dir am besten nochmal die Anatomie des Enddarms an.

P.S.: Du machst doch Allgemeinmedizin, wenn ich mich recht entsinne. Müßt ihr denn nicht mindestens X Proktoskopien etc. nachweisen?

WackenDoc
11.02.2010, 17:34
Ah jetzt ja...

Ja, für den AfA brauchen wir die schon, das ist aber einer von den Punkten, die mir fehlen. Bei uns machen wir keine. Aber ich hab ja noch ein bischen Weiterbildung vor mir.

John Silver
11.02.2010, 17:54
Dann schreib doch einfach mal eine Klinik in Deiner Nähe, die regelmäßig proktologische Sprechstunde hat, an, und vereinbare ein Paar Hospitationstermine. Wenn Du 3-4 Tage mitgemacht hast, wirst Du zumindest Marisken, Hämorrhoiden, Analprolaps etc. auseinanderhalten können.

WackenDoc
11.02.2010, 18:01
Ich werd eh in nicht mal 1/2 Jahr die Stelle wechseln. Dann gehts wieder in die Klinik. Davor wird´s schwierig. Da stehen nämlich reichlich Lehrgänge und mein Intubationspraktikum an und dann der Einsatz.

John Silver
11.02.2010, 22:09
Die Proktologie ist nicht das wichtigste Fachgebiet, aber wohl eines derer, in denen am meisten Murks gemacht wird, weil viele Leute meinen, sie hätten Ahnung davon. Ich sag's nur mal :-))

WackenDoc
12.02.2010, 10:27
Ne, ich weiss, dass ich da keine Ahnung von hab. Deswegen schick ich solche Patienten grundsätzlcih zum Facharzt.
Ist auch ehrlich gesagt, nicht gerade ein Gebiet was mich brennend interessieren würde.

John Silver
12.02.2010, 11:38
Aber als Hausarzt sollte man schon eine Ahnung davon haben, denn proktologische Beschwerden gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern überhaupt, auch wenn keiner gern darüber spricht. Gerade bei den Hausärzten wird nicht selten Murks gemacht.