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OptiCal
12.02.2010, 18:50
HI,

aus dem Elternnest ausgezogen, das Studium begonnen und brav mit dem Stex abgeschlossen, strebsam eine Stelle im Wunschfach gesucht und dann...

... angekommen in der Realität, mit dem Gesicht im Dreck gelandet, der Verzweiflung nah und fragend "Was habe ich im Studium eigentlich gelernt?" schaut man in den Spiegel und fängt an zu heulen!

Der erschreckend harte Alltag in meiner Klinik wird nurnoch von dem Unwillen meiner Mitärzte getoppt, keine Hilfestellung zu geben. Ich frage mich gerade was mein Studium gebracht hat? Klar ich kann X² Syndrome und deren Therapie runterbeten und im Kreuzen war ich auch immer gut. Aber was bringt mir das jetzt?

Da sagt, der OA in meiner ersten OP(am ersten Tag)? "Wie Sie können nicht Nähen? Sie bekommen z weieinhalbtausend €uro dafür! Das ist das Mindeste." Recht hat der Mann/die Frau. Nur woher soll ich es können? "Selbst beibringen" wird man jetzt rufen, nur wann? Keine zwei Wochen lagen zwischen App und Stelle, jeder wusste was ich kann, wer ich bin - Ein totaler Grünschnabel. Sicher kann ich mir alles selbst beibringen, das ZVK-Ziehen, das Verbinden, das Nähen, das Knoten, das EDV-System verstehen, das Röntgenbilddiagnostizieren [Hey ich kann ein EKG lesen Juheee] , das das das das das..... aber eben nacheinander und der Reihe nach und bitte so, dass es keinem Patienten schadet...

...warum wird so ein Druck gemacht, warum sind 8 von 15 Assistellen frei, warum ist hier alles so desorganisiert, warum werd ich jetzt so Rund gemacht?
Zu Recht? Liegts an mir? Ist es die Chirurgie?
Wie kaputt muss ein System sein um einen 2-Wochen-Arzt so vor die Wand fahren zu lassen, dass er sich morgens nicht mehr richtig zur neuen Arbeit traut aus Scham und Angst?

Ist es überall so? Geht es nur mir so? :-kotz

-ich brauch valium- Opti

Relaxometrie
12.02.2010, 18:59
Frag doch mal, ob Du einen Tag zum Lernen frei haben darfst. Du müsstest Dich noch ein wenig auf die Facharztprüfung vorbereiten.

Ne, jetzt mal ohne Quatsch. Bist Du aus irgendwelchen Grüden auf genau DIESE Stelle angewiesen? Wenn nein, sag denen, daß es so nicht geht. Wenn sie es nicht kapieren und keinen kollegialeren Ton anschlagen: geh ins nächste Krankenhaus. Dann sind bei Euch 9 von 15 Stellen frei :-))

HorstHützel
12.02.2010, 19:21
H
...warum wird so ein Druck gemacht, warum sind 8 von 15 Assistellen frei, warum ist hier alles so desorganisiert, warum werd ich jetzt so Rund gemacht?
Zu Recht? Liegts an mir? Ist es die Chirurgie?
Wie kaputt muss ein System sein um einen 2-Wochen-Arzt so vor die Wand fahren zu lassen, dass er sich morgens nicht mehr richtig zur neuen Arbeit traut aus Scham und Angst?
i

8 von 15 Stellen unbesetzt. Nur in eurer Abteilung ???
Das klingt nach sinkendem Schiff. Raus da, aber schnell !

Such dir 'ne neue Stelle, aber wähle sie sorgfältig, wenn möglich in einer Abteilung die mit dir dann vollbesetzt ist. Das macht viel aus !

HH

Stiles
12.02.2010, 19:31
8 von 15 Stellen unbesetzt?! Das sagt doch eigentlich alles - offenbar wärst Du nicht der erste, den die Bedingungen dort in die Flucht geschlagen haben.
Klar geht's auch anders. Auch in der Chirurgie (wenn nicht sogar GERADE in der Chirurgie, wo's derzeit endlos Stellen aber kaum Bewerber gibt...).

Viel Erfolg beim Bewerbungen schreiben!

dreamchaser
12.02.2010, 19:32
Geh weg von dort - das ist nix. Es heisst ja nicht umsonst Weiterbildung, eben weil man in dieser Zeit nicht alles weiss, sondern weitergebildet werden soll.
Es ist die Aufgabe deines Oberarztes, dir alle diese Dinge beizubringen - im Studium lernt man nunmal primär die Theorie. Was man an Praxis aus Famulaturen und PJ mitnimmt, ist nunmal auch abhängig von den "Lehrern" in diesen Praktika.
Es liegt nicht an dir, sondern an der fehlenden Weiterbildung. Wenn das jetzt schon so losgeht, wie sollst du dann operieren lernen? Oder musst du das für diese Stelle auch schon können? Bloss weg von dort.

Feuerblick
12.02.2010, 22:20
Ist Chirurgie nicht ein hartes Fach? Man weiss doch vorher, dass man nicht mit Samthandschuhen angefasst wird...deswegen ist man doch in der Chirurgie, und nicht woanders, Innere oder so, hahaha :D Besinn dich darauf, was du willst, dann klappt das schon mit dem Nähen, mit dem Kreuzen hats doch auch geklappt! Deine Kollegen wollen dich doch nur kitzeln, locker bleiben und weitermachen, dann gehst du auch mal pfeifend zur Arbeit, Newbees will man halt vorher mal etwas in die Schranken weisen, wenn sie merken, dass du es kannst, lassen sie dich eh in Ruhe...aber das wird in der Chirurgie schwierig, weil man, bis man was kann, erst Jahre vergehen :D bis dahin harter Weg, aber, wenn man es kann, kann mans,

Viel Erfolg!
Sorry, aber was ist das denn für ein Schwachfug? Bist du Chirurg? Das ist genau die Einstellung, die "alte" Chirurgen immer haben. Auf die neuen, kleinen Ärzte immer erst mal draufknüppeln, weil nur die Harten... und so.

@Threadersteller: Schreib ganz schnell einen riesen Berg Bewerbungen. Die unbesetzten Stellen sprechen Bände und glaub mir, es geht auch ohne dieses urzeitliche Macho-Gehabe. Auch und sogar in der Chirurgie. Viel Glück und Kopf hoch!

Alzheimer
12.02.2010, 22:31
Such dir ne andere Stelle und mach vielleicht mal einen Nahtkurs (in Hildesheim wird er z.B. angeboten) und übe zu Hause an nem Kissen etc das Nähen. Dann lernst du das schon. Ich habe noch keinen chir. Facharzt gesehen der das nicht konnte und bis zur Prüfung hast du noch Zeit;-). Mei jetziger Cheff hat zu mir mal gesagt, als ich wegen nivht klappender Intubationen verzweifelt war: Wenn sie alles schon könnten, dann würden sie jetzt ihre Facharztprüfung machen und da das nicht der Fall ist müssen sie es noch nicht können, sondern lernen.
Inzwischen habe ich den Dreh raus und es klappt fast immer. Mit ZVK`s u.a. Dingen ist es ähnlich und dabei ist es egal welche Fachrichtung du machst, nur Übung macht den Meister.
Ich wünsche dir viel Erfolg, eine neue schöne Stelle mit verständnissvolen OA`s und dann viel Spaß im Beruf.

glücksdrache
13.02.2010, 12:38
Hi,

als auch Chirurg sag ich Dir..... geh da weg.
Es wird nicht besser. Abteilungen mit so einer Einstellung ändern sich auch nicht nach Wochen und das kann auch bei Dir viel Schaden anrichten.
Solche Leute stellen sich sicher nicht hinter Dich, wenn etwas passiert, weil Dir niemand geholfen hat.

Bis dann,
Drache

Relaxometrie
13.02.2010, 12:41
Ich muß meine milde erste Antwort dahingehend korrigieren, daß ich jetzt auch sage: sofort weg da. Die zweiwöchige Kündigungsfrist in der Probezeit, abzüglich vielleicht 2 Tage Urlaubsanspruch, würde bedeuten, daß Du nur noch ca. 8x in diesen Krampfladen musst.
"8 von 15 Stellen unbesetzt" spricht wirklich Bände!!!

agouti_lilac
13.02.2010, 16:07
... das kann auch bei Dir viel Schaden anrichten.


Das unterschreibe ich... kündige, bevor aus dir ein kaputter Mensch, ein zynisches A*schloch oder sonstwas Blödes wird, das du nicht werden magst. :-meinung

Fino
13.02.2010, 16:18
Hallo OptiCal!

Tut mir leid, dass Du auf so einer Stelle als Berufsanfaenger gelandet bist.:-keks

Ich schliesse mich den Vorrednern an und denke, Du solltest Dir schnell eine andere Stelle suchen. Hoffentlich bist Du nicht allzu ortsgebunden, dann muesste das auch klappen.

Ich denke auch, dass diese Herrschaften ausbilden und Dir unter die Arme greifen sollen und muessen, auch dafuer werden sie bezahlt!
Nur eines moechte ich noch anfuegen:

Mir ist voellig bewusst, dass es viele Famulatur- und PJ-Stellen gibt, in denen man nichts Vernuenftiges lernt. Wenn Du allerdings in die Chirurgie gehst, sollte man trotzdem irgendwie versuchen, wenigstens einige einfache Nahttechniken zu erlernen, bevor man seine erste Chirurgiestelle antritt. Vielleicht gibt es Naehkurse, oder Du kannst zu Hause mit Nadel, Faden und Schaumstoff etwas ueben?

Kennst Du jemanden in einem operativen Fach, der Dir da helfen wuerde?

Ansonsten gilt:

alle fangen klein an und es ist keine Schande, etwas nicht zu koennen, sondern es nicht zu lernen!

Alles Gute!

alphawelle
13.02.2010, 16:49
Ich habe mir einen Nadelhalter + chirurgische Pinzette geholt, denn im Studium hatte ich nicht dafür gesorgt, nähen zu lernen + üben, ich wollte nicht Chirurg werden. Auf youtube gibt's tonnenweisse super videos zum thema, und auf rapidshare kriegst sogar bücher über plastische chirurgie.

Das erste was du lernen musst, ist wie du einen richtigen kreuzknoten machst. http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzknoten. (http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzknoten)

Schau auf youtube: http://www.youtube.com/watch?v=XHk_191uYP4 und http://www.youtube.com/watch?v=qKyL7IUpMak

Dann brauchst du unterbrochene suturen und subcutane suturen lernen. http://www.youtube.com/watch?v=57pu6Ql9U7g

Nähen tust du fascie und dermis. Subkutis hat keine halt. Meistens wirst du fascie mit resorbierbarem material nähen, und eine zweite naht als aussenschicht anlegen, eventuell zwei schichten, eine intradermale, und eine subkutikuläre/intrakutane.

Wichtig beim nähen ist die wundspannung, die genaue annäherung der wundränder, dass die wundränder nicht einwärtsrollen. Das erreichst du u.a mit einfachen unterbrochenen nähte, die gleich tief ins Gewebe gehen, und gleich weit weg vom Wundrand liegen. Sollte es trotzdem zur Höhenunterschied kommen, kann die elevation einer wundkante ein bisschen angehoben werden, indem der Knoten zu derjenige Seite gezogen wird.

Unterbrochene nähte erlauben eine gute verteilung der spannung (kosmetischer Goldstandard). Kontinuierliche nähte sind schneller zu nähen.

Über vertikalen matratzen vs einfache nähte habe ich so manches gehört.. Matratzen (mattress sutures) geben dir prima halt. Die verhindern eine inversion der Wundränder. Allerdings werden die nähte schnell zu straff, und manche behaupten, simple interrupted sind deswegen besser rein kosmetisch.

Einsprüche erwünscht. ;-)

John Silver
13.02.2010, 18:24
Ist Chirurgie nicht ein hartes Fach?

Was ist ein "hartes" Fach?


Man weiss doch vorher, dass man nicht mit Samthandschuhen angefasst wird...deswegen ist man doch in der Chirurgie, und nicht woanders :D

Nö, wenn man auf solche Sachen spekuliert, geht man nicht in eine chirurgische Abteilung, sondern in den örtlichen Sado-Maso-Verein.


Besinn dich darauf, was du willst, dann klappt das schon mit dem Nähen, mit dem Kreuzen hats doch auch geklappt!

Genau, schön die Fresse halten, bücken und Vaseline bereithalten - so klappt es auch mit der Karriere, mit dem Dummschwätzen hat's doch auch geklappt!


Deine Kollegen wollen dich doch nur kitzeln, locker bleiben und weitermachen, dann gehst du auch mal pfeifend zur Arbeit, Newbees will man halt vorher mal etwas in die Schranken weisen, wenn sie merken, dass du es kannst, lassen sie dich eh in Ruhe...

Bisher waren mir solche Gepflogenheiten eher aus dem Knast bekannt. Da ist es auch üblich, die Fresse zu halten, sich zu bücken und so. Hach, was fällt einem ständig diese blöde Seife runter, wa?


aber das wird in der Chirurgie schwierig, weil man, bis man was kann, erst Jahre vergehen :D bis dahin harter Weg, aber, wenn man es kann, kann mans,

Richtig, erfahrene Kollegen, so wie Du offenbar einer bist, sind nach einigen Jahren wirkliche Könner im bücken und einschmieren, es ist eine wahre Freude, ihrer Geschicklichkeit zuzuschauen.


Viel Erfolg!

Nein, danke.

@Themenersteller: Im Grunde kann man dem, was bereits geschrieben wurde, nichts hinzufügen. Geh da weg. In der Chirurgie sind derzeit massenhaft Stellen vorhanden, und es gibt nicht wenige Chefärzte, die langsam umdenken und kapieren, dass eine solche Attitüde, wie sie in Deiner Abteilung herrscht, einen die letzten guten Assistenten kostet, und es bleiben nur ein Paar ************* und Nichtskönner, der Rest der Stellen bleibt unbesetzt. Ich kann Dir mindestens zwei Kliniken nennen, die freie Stellen haben, und in denen man wesentlich besser behandelt wird.

WackenDoc
13.02.2010, 18:29
Ich muss mich da den meisten meiner Vorredner anschließen. Ich find das Verhalten von deinen Vorgesetzten total assig. Mehr als die Hälfte der Stellen unbesetzt- das wird schon seine Gründe haben.

Ist zwar doof wenn man als angehender Chirurg nicht nähen kann. Aber das kann man schließlich lernen. Ist nicht das große Hexenwerk, man muss es halt einmal gezeigt bekommen und dann ein paar mal gemacht haben. Ich hab im PJ an meinem allerletzten Tag nähen dürfen- aber auch nur weil Karneval war und so viel los war (waren die stinknormalen Hautnähte bei Schnittwunden). Im OP nähen durften wir PJ-ler nicht- hätte ja zu lange gedauert.
Wenn das schon so los geht kannste aber drauf Gift nehmen, dass die dämlichen Sprüche weitergehen werden: Warum können Sie dies nicht, warum können Sie das nicht. Aber dir beibringen wie´s geht wird keiner

Nene, überleg dir echt, ob du unter solchen Bedingungen da weiterarbeiten willst.

(Wir haben jetzt auch ne neue Kollegin, die frisch aus der Klinik kommt- hey kein Thema, wenn die Fragen hat welche Medis wir für was nehmen kriegt sie ne anständige Antwort. Wenn sie wissen will, was man bei welchem Formular zu beachten hat, zu welchen Fachärzten wir wen schicken, welches Krankenhaus für welches Krankheitsbild besser ist... auch.
Hellsehen hatten wir nun mal nicht im Studium.)
Wenn ich weiss, dass meine Kolleginnen sich in bestimmten Fachgebieten auskennen, dann schick ich meine Patienten zu denen. Da motzt auch keiner, die freuen sich sogar, dass sie ein bischen in ihrem Fachgebiet wurschteln können. Eine Kollegin ist z.B. angebrütete Urologin- das ist nu so gar nicht mein Lieblingsgebiet.
Wenn wir nach dem Studium alles wissen und können würden könnte man uns gleich den 10-fach-Facharzt zuerkennen.

John Silver
14.02.2010, 00:22
Weiss ja nicht, wie klug es ist, jemanden anzuraten, das Haus zu verlassen, nur weil Kollegen über den Weg der geistigen Blähungen versuchten, Defizite des hier offensichtlich verunsicherten jungen angehenden Chirurgen zu verbalisieren.

Man muss nicht gleich gehen, aber es geht hauptsächlich darum, dem Betreffenden aufzuzeigen, dass er sich solchen Mist nicht gefallen lassen muss.


Kann jeder vernünftig handelnde Arzt was dagegen tun: Lernen und zeigen, dass ers kann.

Auch darum geht es nicht. Klar muss man lernen und zeigen, dass man es kann, das ist das Ziel der Weiterbildung. Aber die Art und Weise, wie man auf bestimmte Defizite hingewiesen wird, spielt eine grosse Rolle. Sprüche wie "Du bekommst doch X Euro dafür, dann musst Du auch nähen können" sind typisch für Radfahrer - nach oben buckeln, nach unten treten. Der betreffende Oberarzt bekommt eine noch wesentlich grössere Summe dafür, dass er den Assistenten die Chirurgie beibringt - aber das ist ja was gaaanz anderes, wa?


Fatalisation hat bisher auch keinen weitergebracht. Gleich die Flucht zu ergreifen, ist meines Erachtens auch nicht richtig. Wer weiss denn schon konkret, was hinter den Zahlen "8 von 15 Stellen besetzt" tatsächlich steckt. Wer weiss denn schon was anhand eines Threads wirklich da abläuft. Fakt ist, dem Geschriebenen zu entnehmen...hier gehts einem nicht gut, mit dem, was ihm geschiet, und wenn er sich besinnen soll, dann darauf, ob er das weiterhin so mitmachen will und sich wehrt, indem er auch mal offen sagt, wie es um ihn steht ohne sich ins Abseits zu schiessen. Ist ja schön, dass ihr alle eine super Stelle habt mit ganz ganz tollen und verständnisvollen Kollegen, die euch immer ganz ganz genau sagen, was ihr zu tun habt, wenn ihr auch nur eine Frage stellt.

Es ist nirgendwo perfekt, aber wenn er sich schon nach zwei Wochen so fühlt, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass es noch schlimmer sein kann. "Wehren" ist i.d.R. schwierig und problematisch, und auf jeden Fall mit grossem Stress verbunden, weil die betreffenden Vorgesetzten sich selbst garantiert im Recht sehen. Das führt zu "Klärungsgesprächen", passiver Aggressivität und Mobbing. Alles schon gesehen. Ich verstehe nicht, warum man sich heutzutage solchen Mist antun soll. Die Zeiten, in denen man diesen Stress hinnehmen und irgendwie damit fertig werden musste, sind vorbei. Es gibt keinen Grund mehr, das Verhalten solcher Popolöcher zu tolerieren und zu honorieren, indem man es "bekämpft". Mein ehemaliger Oberarzt hat mir erzählt, dass er als Assistent regelmässig Antidepressiva schlucken musste, um seinen damaligen Chef und dessen Schikanen zu ertragen. Ist das etwa nachahmenswert? Warum soll man diesen Kampf austragen? Um sich selbst etwas zu beweisen? Aus diesem pubertären Müll ist man als approbierter Arzt hoffentlich schon raus. Sollen die doch auf ihrem Scherbenhaufen sitzen bleiben.


Was passiert, wenn im OP unvorhergesehen der Asi mal die Leitung übernehmen muss, fällt er dann tot um oder läuft er dann auch weg, weil ihm das vorher nicht gezeigt wurde?

Wenn man nicht dämlich ist, dann läuft man tatsächlich weg. Schon mal den Begriff "Übernahmeverschulden" gehört?


Nein, wenn er die Frage gestellt bekommen hat, warum er bisher das Nähen nicht gelernt hat, kann er doch ganz ruhig und sicher antworten begleitet von Wahrheit, dass er bisher noch nicht wirklich die Gelegenheit gehabt hatte, geht doch nicht die Welt unter, nur weil da mal provoziert wurde.

Echt? So einfach ist das? Warum sind wir Schwachköpfe nicht allein darauf gekommen? Er hat keine solche Frage gestellt bekommen - er wurde mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht zu können, was er angeblich können müsse. Und komm mir nicht mit "wissen wir, was wirklich passiert ist?" - ich kenne solche Situationen, und seine Schilderung ist plausibel, so habe ich das auch schon häufiger gesehen.


PS: Lieber habe ich einen machösen Leiter, der sagt, was Sache ist, als einen aggressiven Möchtergernversteher, der bei jedem bisschen gleich en Krampf kriegt.

Wenn Du meinst. Mir ist ein Leiter lieber, der etwas von Personalverantwortung und -leitung versteht, als irgendein wandelnder Anachronismus, der nicht in der Lage ist, mit Stress umzugehen, und ebenso nicht in der Lage ist, dem ihm anvertrauten Personal ein guter Vorgesetzter zu sein. In der Medizin wird aber alles von dämlichen Machos und ihren treuen Popokriechern bestimmt: die einen haben's gar nicht anders gelernt und sind schlicht inkompetent, was Personalführung betrifft, und die anderen haben ihre Zunge zu tief im Hintern der ersteren, um ernsthaft etwas dagegen sagen zu können. In der vielzitierten "freien Wirtschaft" wäre sowohl ein Macho, der seine Untergebenen wie Dreck behandelt (indem er ihnen "sagt, was Sache ist", also ihnen unangemessene Vorwürfe macht und die Schuld an allem gibt) als auch ein Choleriker, der bei Stress "einen Krampf kriegt" (also seine Untergebenen anschreit, beleidigt, mit Instrumenten wirft etc.) entweder niemals Chef geworden, oder wäre nach der ersten Beschwerde die längste Zeit Chef gewesen. Leute wie Du sind typische Beispiele dafür, was schief läuft. Hoffentlich werdet ihr das kapieren.

Feuerblick
14.02.2010, 10:36
@John Silver: Danke für diese klaren Worte! Wer einmal in der Chirurgie gearbeitet hat und versucht hat, gegen solche "Ich hatte es schwer, warum solltest du es leichter haben"-Idioten zu kämpfen, der weiss um die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens. Wer drauf steht, täglich niedergemacht und beleidigt zu werden, der soll bleiben. Der Rest suche sich ein schöneres Plätzchen.
@tlay: 8 von 15 Stellen unbesetzt heisst nichts weiter als dass dort 7 Leute weggegangen sind. Sollte nicht kurz vorher der Chef gewechselt haben, dann könnte es vielleicht an den Arbeitsbedingungen gelegen haben und daran, dass man sich zum Glück heute weder ein Magengeschwür noch psychische Erkrankungen holen muss, nur weil man einen Job in der Chirurgie hat.

JDOC
14.02.2010, 12:19
Ohne Öl ins Feuer gießen zu wollen sei angemerkt dass Tlay mit unserem Jahrgang zusammen erst vor kurzem sein Examen gemacht hat (sofern ich seine älteren Beiträge richtig interpretiert habe)- also weder erfahrener Assi noch OA ist und man unter diesem Licht auch seine Beiträge lesen sollte.
Ich hospitiere momentan (für LAU), bin voll integriert und OBWOHL ich nicht bezahlt werde und es auch noch andere Assis hier gibt, nimmt sich sogar der Chef wann immer er nur kann Zeit um mir Dinge zu erklären! Bei den OA's dasselbe. Und das in einer chirurgischen Abteilung, die zum Teil wirklich knüppel muss. Ich würde mir nichts gefallen lassen. Es gibt so viele freie Stellen momentan in der Chirurgie, dass du dir um deine Zukunft keine Sorgen machen musst!

Miss
14.02.2010, 12:46
Man ist ja normalerweise schlau und reflektiert genug, sich mal kurz zu fragen, ob es an einem selbst liegt (und man einfach mal ein paar Wochen die Zähne zusammenbeissen muß -und es dann wie von Zauberhand doch ganz gut läuft), oder ob man einfach in einer besch... Abteilung gelandet ist.

Ich für meinen Teil bin am Anfang kurz verzweifelt und hielt mich für total unfähig, da ich aber sehr nette Kollegen habe und hatte, die niemals das Gefühl gegeben haben, daß ich ein beschränkter Nichtsnutz bin, bin ich einfach mal weiter hingegangen -und es wurde besser :-)

Bei Deiner Stelle hört sich das eher nach zweiterem an...was? als Anfänger kann man noch nicht alles???!!! Unglaublich! Zeigen wollen wir es ihnen aber auch nicht? Ehrlich gesagt sehr dumm von den Oberen...je besser die Assis ausgebildet und eingewiesen, umso schneller können sie selbständiger arbeiten und ihren Teil übernehmen :-nix

Ich muß in der Anästhesie ja nur Sachen annähen, hab Nähen aber wenigstens so einigermaßen im Ch-Tertial gelernt, nicht schnell, aber ganz hübsch, immerhin. Von den Newbies, die ich in den chirurg. Fächern so im OP erlebe, können die wenigsten schnell UND gut nähen, das war aber noch nie ein Problem.

Das System der Aktenführung, Anforderung etc.pp. ist überall anders, wenn man nicht gerade im gleichen Haus PJ gemacht hat, ist das utopisch, dieses gleich zu durchschauen und zu verstehen :-meinung

Wenn das so bleibt mit mangelnder Unterstützung und Verständnis, dann such Dir wirklich ne andere Stelle. Es gibt auch in der Chirurgie nette Ausbilder und Kollegen, was ja harte Arbeit überhaupt nicht ausschließt.

Viel Glück! :-)

OptiCal
16.02.2010, 06:56
Ich danke Euch für eure Meinungen. Es tut gut zu hören, dass es auch anders geht. Das macht Mut!
Ich war schon drauf und dran zu sagen, dass die klinische Medizin nichts für mich ist. Dann werd ich halt keine Ärztin...

Ich bin natürlich nicht auf genau diese Stelle angewiesen.

Noch etwas zur Aufklärung - Das Haus ist ein Maximalversorger, im letzten Halbjahr haben drei Assis gleichzeitig gekündigt, Bewerber haben schon hospitiert - aber wohl abgelehnt (Hätte ich auch mal machen sollen), der Chef geht zum Sommer in Rente und und und

Das Nähproblem war nur ein Beispiel. Ich kanns jetzt....
Es ist halt ein grundsätzliches mieses "Miteinander".
Wen ich dem diensthabenen 5Jahres-Assis übergeben will, dass Patient X Teerstuhl hat, ich aber schon im Luftholen mit "NICHT MEINE PATIENTEN!" unterbrochen werde und ich mir dann morgens anhören darf, warum ich dem Diensthabenen nichts gesagt habe, dann stimmt da überhauptnix.

Ich denke ich werd dann wohl weiterziehen.
Am WE kam mein erstes Ärzteblatt ins Hausgeflattert, hab beim überfliegen schon genug Stellen gesehen... :)

lg
Opti

Leelaacoo
16.02.2010, 10:06
Richtig so!!! Über diese Zustände muss man echt nichts mehr sagen, wünsch dir viel Glück, in ein paar Monaten denkst du nur noch mit ein wenig Grauen daran zurück und bist wahrscheinlich froh, weggegangen zu sein (was überhaupt keine Schande ist!).
Und bei der nächsten Stelle: schau dir die Besetzung an, hospitiere ruhig länger, sprich mit den Assis...und sprich im Vorstellungsgepräch genau diese Gründe an, weshalb du gegangen bist (natürlich in nette Form gepackt)...an der Reaktion siehst du dann, was für ein Wind in der "neuen" Abteilung weht...blästs in dieselbe Richtung...wat solls...nächste Stelle...
Was deine jetzige Abteilung allerdings mit 9 unbesetzten Stellen macht??? Vielleicht merkts ja dann mal einer...

LG lee