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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verständnisfrage: Tonizität - Osmolarität



sebi86
16.02.2010, 18:04
Hey,

hab den Unterschied noch nicht so ganz verstanden bzw. es gibt da ein paar Unklarheiten.

Also, soweit ich das verstanden habe sind die Definitionen folgende.

Osmolarität = Menge an osmotisch wirksamen Teilchen
Tonizität = beschreibt, ob eine Lösung in die Zellen eingebracht werden, diese Zellen zum Wasserein- oder ausstrom drängt.

So...jetzt gibt es in unserem Script 3 Beispiele:

1)
hypotone Lösung:
Zellen in destilliertes Wasser ==> Zellen platzen:

ist klar...weil in der Lösung ja keinerlei Teilchen sind

diese Lösung ist doch dann auch hypoosmotisch oder ?

2)
isotone Lösung:
Zellen in 0,9% NaCl ==> Zellen bleiben gleich:

auch klar, da die Lösung isoosmotisch ist.

so...jetzt kommt das, was ich nicht verstehe:

3)
Zellen in isoosmotische Harnstofflösung ==> Zellen platzen:

dass die zellen Platzen und die Lösung daher hypoton ist, verstehe ich.
Aber warum ist die Lösung auch isoosmotisch ?
Weil per definitone ist die Osmolarität doch definiert als die Anzahl der osmotisch wirksamen (!) Teilchen. Und da Harnstoff gut membrangängig ist, ist er doch eben NICHT osmotisch wirksam. Osmotisch wirksam sind nur Teilchen, die einen osmotischen Druck aufbauen können, also die NICHT membrangängig sind.....

danke für die HIlfe :)

SuperSonic
16.02.2010, 19:20
Weil per definitone ist die Osmolarität doch definiert als die Anzahl der osmotisch wirksamen (!) Teilchen. Und da Harnstoff gut membrangängig ist, ist er doch eben NICHT osmotisch wirksam. Osmotisch wirksam sind nur Teilchen, die einen osmotischen Druck aufbauen können, also die NICHT membrangängig sind.....
Im letzten Satz liegt dein Denkfehler.

Alle in Lösung vorliegenden Moleküle und Ionen erzeugen einen osmotischen (Teilchen-)Druck und sind damit "osmotisch wirksam".

Die Osmolarität und Osmolalität sind physikalische Eigenschaften einer Lösung. Dafür bedarf es keiner Membran, ob voll-, semi- oder impermeabel für ein bestimmtes Teilchen. Die Osmolalität wird ja auch über die Gefrierpunktserniedrigung des Lösemittels gemessen, nicht über irgendwelche Teilchenflüsse über Membranen.

Übrigens heißt es "per definitionem". ;-)

sebi86
16.02.2010, 20:28
Also kann man Molarität mit Osmolarität gleichsetzen ?

Weil wenn alle Teilchen osmotisch Wirksam sind, dann ist es doch egal, ob ich osmol/l oder mol/l angebe...

SuperSonic
16.02.2010, 21:32
Wie war das noch mal mit der Osmolarität einer NaCl-Lösung mit 150 mmol/l? :-))

sebi86
16.02.2010, 22:54
*klick*


...danke :)

sebi86
20.02.2010, 13:03
jetzt hab ich aber grad in unserem Script folgenden Satz entdeckt:

"Osmotisch wirksam sind alle nicht membrangängigen Teilchen" ...

also sind doch nicht alle teilchen osmotisch wirksam ?

SuperSonic
20.02.2010, 19:35
Es ist wohl ein Definitionsproblem.

Vom rein physikalischen Standpunkt aus betrachtet hat auch eine Harnstofflösung eine (indirekt messbare) Osmolarität, die näherungsweise der Stoffmengenkonzentration an Harnstoff entspricht.

Die "effektive Osmolarität", wie es der Siegenthaler (Klinische Pathophysiologie) nennt, von Harnstoff ist nahezu null, weil Harnstoff gut durch die Zellmembran diffundiert und so eine extrazelluläre Erhöhung der Harnstoffkonzentration praktisch keine Wasserverschiebungen über die Zellmembran nach sich zieht.

sebi86
21.02.2010, 11:23
Also kann man sagen, die Osmolarität ist gleich der Molarität unter Berücksichtigung der beteiligten Teilchen (Also 1mol NaCl = 2osmol)...egal, ob diese Teilchen nun membrangängig sind oder nicht.

Und bei der Tonizität berücksichtigt man nur die Teilchen, die nicht membrangängig sind (Die also eine Zellen zum Wasser aus- bzw. einstrom bringen).

Kann man das so auf den Punkt bringen :) ?

tillhb
08.12.2013, 18:10
Dazu hab ich jetzt auch nochmal eine Verständnisfrage:

Ich gebe also eine 290mosm/kg H2O isoosmolale Harnstoff-Lösung zu den Erythrozyten. Der Harnstoff diffundiert dann in die Erys und wird dort einen höheren osmotischen Druck als in meiner Lösung hervorrufen, sodass meine Harnstoff-Lösung nicht wie vorher vielleicht vermutet isoton, sondern eigentlich hypoton ist. Die Erys schwellen an und platzen.

Aber sobald Harnstoff-Teilchen aus meiner Lösung in die Erys diffundieren, verliert meine Lösung ja Teilchen und es bestünde dann keine Isoosmolalität mehr.

Habe ich also Recht, wenn ich sage, dass die Lösung im ersten Moment isoosmolal ist, dann aber hypoosmolal wird?