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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist Patho/Rechtsmedizin was für mich?



Grünspan
20.02.2010, 00:14
Hallo Allerseits,

bin jetzt auch seit kurzem fertiger Arzt und überlege was ich jetzt machen will.
Bin mir bisher noch nicht so ganz sicher wo die Reise hingehen soll, aber irgendwie bin ich jetzt auf den Trichter gekommen, daß vielleicht Pathologie oder aber auch Rechtsmedizin das Richtige für mich sein könnte. Rein fachlich fand ich diese Fächer schon länger interessant, allerdings hatte ich bis vor kurzem noch nicht dazu tendiert dann auch in dem Bereich zu arbeiten.

Deshalb würde es mich freuen wenn ich hier ein paar Informationen dazu bekommen könnte. Also was geht in der Pathologie bzw. Rechtsmedizin so ab, wie verläuft so ein üblicher Arbeitstag, was würdet ihr als besonders positiv bzw. eher negativ hervorheben, was muss man für Fertigkeiten mitbringen. Wäre schön wenn da einer was zu schreiben könnte, der in dem Bereich arbeitet.

Ach ja wie sieht es denn in den Fächern denn so mit dem Stellenmarkt aus, wie leicht oder schwierig kriegt man eine Stelle in der Patho/Rechtsmedizin?

Ein Problem von mir ist halt, daß ich die besagten Fächer interessant finde und mir das auch vorstellen könnte da zu arbeiten, aber ich habe halt bisher keine praktische Erfahrung, also ich kann die Arbeitspraxis eben nicht so ganz einschätzen, weiß nicht wie ich damit zurecht kommen würde. Gibt es denn Möglichkeiten jetzt nach dem Studium nochmal in so ein Fach reinzuschnuppern ohne blind dort mit dem Arbeiten anzufangen?

Freue mich auf Antworten,

LG Grünspan

netfinder
20.02.2010, 00:42
Hospitiere doch einfach.

Grünspan
22.02.2010, 16:02
Hmm ja Hospitieren wäre sicher ne Möglichkeit. Ich habe halt bisher keine Ahnung wie sowas läuft.

Geht das nur, wenn man sich schon richtig auf ne Stelle bewirbt, oder kann man auch generell bei einer Klinik/Institut anfragen ob man da mal hospitieren kann, ohne sich gleich zu bewerben?

Ach ja und wie lange dauert so eine Hospitation üblicherweise, bzw. inwieweit kann man das verhandeln. Für mich wäre es halt gut da ein paar Tage bzw. ne Woche bleiben zu können um auch wirklich einen Eindruck zu bekommen.

Freue mich weiterhin über Antworten,

LG Grünspan

Relaxometrie
22.02.2010, 16:32
Hi Grünspan,

da ich weder in dem einen, noch in dem anderen Fach gearbeitet habe (im Studium fand ich aber beide Fächer interessant), kann ich nicht mit praktischen Tips oder Erfahrungen dienen.
Was Du aber bei der Rechtsmedizin bedenken solltest:
Da es (Weiterbildungs-)Stellen in diesem Fach ja nur an einer Uniklinik gibt, und ein Rechtsmedizinisches Institut auch nicht gerade viele Stellen zu vergeben hat, musst Du wahrscheinlich örtlich seeehr flexibel sein, um überhaupt eine Stelle zu bekommen.

Grünspan
22.02.2010, 23:57
Hmm ja da hast du natürlich recht, daß in der Rechtsmedizin die Stellen in der Tat recht dünn gesät sind. Falls sich zufällig in der Gegend da eine Stelle auftun sollte wäre ich halt nicht abgeneigt, aber ich vermute auch mal, daß da die Chancen in der Patho schon eher gegeben sein dürften.

Wie es jetzt genau da aussieht weiß ich halt nicht, naja deshalb habe ich hier ja auch mal nachgefragt. ;-)

FirebirdUSA
23.02.2010, 05:37
Hab auch nur die Erfahrungen aus dem Studium, was du aber auch bedenken musst bei Rechtsmedizin ist, dass du immer unter dem Wissenschaftszeitvertrag arbeitest. Wenn du nach XX JAhren (12?) keinen Ruf als Prof. hast kannst du dir in den meisten Fällen einen neuen Job suchen (es sei den sie bieten dir so eine unbefristete Stelle an der Uni). ICh hab wärend des Studiums eine REchtsmedizinerin getroffen die sehr frustriert war und als Selbstständige ihre Dienste rechtsmedizinischen Instituten angeboten hat und uns genau vor diesem Problem gewarnt hat.

karibe
23.02.2010, 16:06
Ich kann dir nur mit einem Erfahrungsbericht aus meiner Famulatur dienen in München.
Arbeitsanfang war 7:45 in der Frühbesprechung, wo dann auch die Fälle des Tages kurz erklärt worden sind. Um ca 8:15 fingen dann die meisten mit Arbeit im Büro an: Fälle durchlesen, nachschlagen, Vorbereitung auf gerichtliche Verhandlungen, Gutachten schreiben. Um 9-10 fingen dann die Gerichtseverhandlungen meist an und dann hing der Tag ab davon, ob das eine große Verhandlung war (da war dann ein Oberarzt als Gutachter dabei), oder eine kleine (Asisstenzarzt). Die großen Verhandlungen konnten ohne Problem bis 19:30 dauern, oder länger. Die kleinen waren meist von 1-2 Stunden Dauer (Alkohol am Steuer, Prügelei..).
Um 13 Uhr fingen die Autopsien an. Im München gibt es 3 Tische und meist ca. 9-12 Leichen (manchmal auch wesentlich weniger). Normalerweise braucht man für eine vollständige Autopsie mit Abschlussbericht ca. 30-45 Minuten. was heißt, das man auch nach 2-3 Stunden fertig damit ist. Bei der Autopsie sind meist 2 schneidende Ärzte und einer, der alles aufnimmt und bespricht. Man war nicht jeden Tag eingeteilt für die Autopsien.
Von Zeit zu Zeit wird man zu einer Blutentnahme gerufen.
Danach beschäftigt man sich mit der Dokumentation und Gutachten usw. und das wohl bis ca. 17-18 Uhr. Gerne wird auch wissenschaftlich gearbeitet am Nachmittag, was aber in der Rechtsmedizin manchmal etwas seltsam ausfallen kann.

Im ersten Jahr besteht die Arbeit wohl größtenteils aus THC- und Alkoholgutachtenschreiben und dann auch noch bei Autopsien die Knochenjobs zu erledigen. Nachtdienste gibt es wohl in München nicht - die werden seit Jahren von einer Ärztin übernommen. Dafür gibt es Wochenenddienste, in denen man auch Vergewaltigungs und Prügeleiopfer begutachten muss. In der Woche kümmert sich meist jemand anderes darum.

Alles in Allem epfand ich es als einen sehr entspannten Job mit einem lustigen Arbeitsklima. Nur die Gerichtsverhandlungen können sich manchmal etwas ziehen, man bleibt aber auch nie bis zum Ende, sondern nur bis zum Gutachtenteil.

Die Arbeitsmöglichkeiten sind schlecht bis sehr schlecht. Eine Arbeit kriegt man grundsätzlich fast nur dadurch, dass man schon im Institut gearbeitet hat und am besten gleich dort seine Doktorarbeit absolviert hat. Ansonsten ist der Weg über Psychiatrie und abendliches arbeiten als Leichenbeschauer und dann halt 3-5 Jahre warten wohl auch ziemlich geläufig.

Wenn du noch Fragen hast - gerne.

XZar
23.02.2010, 22:58
Ehrlich finde ich es komisch, dass dich Patho und Rechtsmedizin gleichzeitig interessieren. Ich meine natürlich, dass du machen kannst was du willst, aber soweit ich das weiß, sind das ja doch sehr unterschiedliche Dinge.

Pathologie ist ja eigentlich "nur" Histologie, Obduktionen sind insgesamt recht selten und machen weniger als 5% der Arbeitszeit aus - soweit ich weiß. Viele niedergelassene Pathologen machen gar nichts anderes mehr.

Bei Rechtsmedizin sieht die Sache ja ganz anders aus. Das hat mein Vorredner ja schön beschrieben. Gerichtstermine kommen hinzu, Blutuntersuchungen, etc.

Also eigentlich doch zwei recht unterschiedliche Schwerpunkte. Ich beispielsweise könnte mir vorstellen Pathologe zu sein, aber gewiss kein Rechtsmediziner.

gruß
XZar

Relaxometrie
23.02.2010, 23:24
Ehrlich finde ich es komisch, dass dich Patho und Rechtsmedizin gleichzeitig interessieren. Ich meine natürlich, dass du machen kannst was du willst, aber soweit ich das weiß, sind das ja doch sehr unterschiedliche Dinge.
Tut mir leid, das zu sagen. Aber so einen Blödsinn habe ich selten gelesen. Erstens haben die beiden Fächer viele Berührungspunkte.
Zweitens: selbst, wenn die beiden Fächer völlig unterschiedlich voneinander wären, ist es doch möglich, daß es Personen gibt, die sich für beide Fächer interessieren :-nix
Übrigens muß man in NRW für den "Facharzt Rechtsmedizin" 6 Monate Pathologie nachweisen.


Ich beispielsweise könnte mir vorstellen Pathologe zu sein, aber gewiss kein Rechtsmediziner.
Es erstaunt Dich hoffentlich nicht, zu erfahren, daß nicht alle Menschen gleich sind.

karibe
23.02.2010, 23:46
Ich finde, dass die Fächer Gemeinsamkeiten haben, aber doch vieles Unterschiedlich ist. Der Wissensumfang in der Rechtsmedizin ist zB schon mal nicht mit dem in der Pathologie zu vergleichen, da auch die zu beurteilenden Fälle ganz anders sind.
Was sicherlich eine Gemeinsamkeit ist: ohne Pathowissen kommt man irgendwann in der Rechtsmedizin nicht weiter. Von jeder Leiche werden ja Teile genommen und in Formalin konserviert. Findet man eine direkte Todesursache nicht so wirklich, oder hat man auch nur einige Zweifel, dann werden auch alle Proben unter dem Mikroskop beurteilt.
Die Rechtsmediziner sind da aber etwas grober, als die Pathologen.

So als Beispiele mal nur.

Und mich interessieren auch beide Fächer, den Arbeitsalltag eines Pathologen kann ich aber nur sehr allgemein beschreiben aus Gesprächen mit diversen Pathologen.

Als Pathologe ist man zumindest mit der Jobsituation sichtlich besser dran, insbesondere wenn man Französisch kann. In Frankreich will das niemand machen und es gibt einen enormen Ärztemangel. Da reißt sich jede Klinik um dich und alle Ärzte werden dich lieben, wenn du sagst du möchtest Obduktionen durchführen. Macht nämlich kaum jemand in Frankreich, auch wenn das Krankenhaus es beauftragt - da wird schon mal eine Leiche "durch Zufall" wochenlang irgendwo vergessen, bis man nix mehr erkennen kann.
Die Rechtsmedizinersituation ist wohl in jedem Land ziemlich gleich problematisch.

XZar
24.02.2010, 10:35
Tut mir leid, das zu sagen. Aber so einen Blödsinn habe ich selten gelesen. Erstens haben die beiden Fächer viele Berührungspunkte.
Zweitens: selbst, wenn die beiden Fächer völlig unterschiedlich voneinander wären, ist es doch möglich, daß es Personen gibt, die sich für beide Fächer interessieren :-nix
Übrigens muß man in NRW für den "Facharzt Rechtsmedizin" 6 Monate Pathologie nachweisen. Es erstaunt Dich hoffentlich nicht, zu erfahren, daß nicht alle Menschen gleich sind.

Also entschuldige mal, ich habe niemals gesagt, dass ich irgendwen verurteile, oder mich anmaße entschieden zu können, was andere Leute zu interessieren hat und was nicht. Zudem habe ich meine eigene persönliche Meinung ja nur als Anschauung gebracht, alles rein subjektiv.

Es ist leider immer noch so, dass in der Öffentlichkeit beide Fachärzte gleich dargestellt werden, was für beide Berufsgruppen einigermaßen ärgerlich ist. Laien kennen den Unterschied in der Regel nicht, aber ich bin auch schon auf viele fertige Ärzte gestoßen, die es nicht genau wussten. Daher hielt ich es mal für notwendig, das nochmal klarzustellen. Außerdem sind die Einblicke, die ein durchschnittlicher Mediziner in seinem Studium in die Rechtsmedizin gewinnt wohl eher überschaubar (zumindest in meinem Fall, aber ich denke nicht, dass es bei vielen anders war) und von daher kann man halt nie sicher sein, wie ausgeprägt das "Interesse" wirklich ist.

Ja es gibt Berührungspunkte, die gibt es zwischen jedem Facharzt - sind ja alles Mediziner oder? Aber die Unterschiede sind wohl deutlich größer als die Gemeinsamkeiten. Als Neurologe macht man schließlich auch ein Jahr Psychiatrie, aber deshalb käme niemand auf die Idee zu sagen, dass die Fächer gleich wären.

Auch nach mehrmaligen Durchlesen meines Beitrages, sehe ich darin keinen Angriff gegen den Ersteller und auch keine Falschaussage. Wenn überhaupt in einem Post herablassend diskutiert wird, dann ist es wohl eher deiner.

gruß
XZar

Käthe, MD
24.02.2010, 14:29
Hallo, guck doch mal hier, da beschreibt jemand auf Seite 5 seinen Arbeitsalltag als Pathologin!

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=54224&page=5

Lg K

Grünspan
25.02.2010, 16:37
Also daß Rechtsmedizin und Patho ziemlich verschiedene Fächer sind, ist mir schon klar. Ich tendiere halt generell zu einem nichtklinischen Fach und interessiere mich eben für beide Fächer. Deshalb habe ich hier auch nach Beidem gefragt.

Insgesamt laufen meine Überlegungen dabei aber doch eher auf Patho hinaus. Ich denke da kann ich doch etwas realistischer eine Stelle bekommen, bzw. habe vermutlich auch später etwas mehr Möglichkeiten.

Der verlinkte Beitrag war schonmal ein interessanter Anhaltspunkt, der mir sicher was gebracht hat.

Ich freue mich natürlich weiterhin hier ein paar Erfahrungen von Pathologen zu lesen, bzw. ein paar Einschätzugen zu dem Fach zu bekommen.

LG Grünspan

Relaxometrie
25.02.2010, 16:51
Hallo Grünspan,

such doch mal nach Beiträgen von condorito und milz. Die sind beide in der Pathologie tätig. Da war noch jemand....ich glaube, "Hez" arbeitet auch in der Pathologie.

Strodti
25.02.2010, 17:08
Zum Beispiel hier im Pathologentreff (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=55929)