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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Herzstillstand und Atropin



*milkakuh*
20.02.2010, 17:16
Bei einem Voraushelfereinsatz habe ich mitbekommen, dass der Notarzt einem Patienten mit Herzstillstand u.a. Atropin intravenös verabreicht hat.

Jetzt frage ich mich, warum bei einem Patienten mit Herzstillstand überhaupt Atropin gespritzt wird. Ich habe in Bio gelernt, dass Atropin die ACh-führenden Synapsen des Herzens blockiert und es dadurch zum Tod durch Herzstillstand kommt.

Wäre nett, wenn mir das mal kurz jemand erklären könnte.

SarahT.
20.02.2010, 17:35
Bei einem Voraushelfereinsatz habe ich mitbekommen, dass der Notarzt einem Patienten mit Herzstillstand u.a. Atropin intravenös verabreicht hat.

Jetzt frage ich mich, warum bei einem Patienten mit Herzstillstand überhaupt Atropin gespritzt wird. Ich habe in Bio gelernt, dass Atropin die ACh-führenden Synapsen des Herzens blockiert und es dadurch zum Tod durch Herzstillstand kommt.

Wäre nett, wenn mir das mal kurz jemand erklären könnte.

Wenn Du Dich hier anmelden konntest, bist Du sicher auch in der Lage, Google zu benutzen, oder?

http://de.wikipedia.org/wiki/Atropin#Wirkungen

*milkakuh*
20.02.2010, 17:40
Wenn Du Dich hier anmelden konntest, bist Du sicher auch in der Lage, Google zu benutzen, oder?

http://de.wikipedia.org/wiki/Atropin#Wirkungen

Ich hab mir den Artikel bei Wikipedia angeschaut. Nach dem Artikel erscheint es mir ja auch logisch, weshalb Atropin verabreicht wird. In meinen Unterlagen steht allerdings, dass Atropin die ACh-führenden Synapsen blockiert und es so zu einem Herzstillstand kommt. Diese für mich widersprüchlichen Angaben verstehe ich nicht und da dachte ich, dass mir das hier vielleicht kurz jemand erklären könnte. Aber danke für den netten Hinweis, demnächst werde ich hier nicht mehr fragen.

Bin übrigens nicht wegen der Frage hier angemeldet sondern schon einige Zeit länger.

SarahT.
20.02.2010, 18:04
Ich hab mir den Artikel bei Wikipedia angeschaut. Nach dem Artikel erscheint es mir ja auch logisch, weshalb Atropin verabreicht wird. In meinen Unterlagen steht allerdings, dass Atropin die ACh-führenden Synapsen blockiert und es so zu einem Herzstillstand kommt. Diese für mich widersprüchlichen Angaben verstehe ich nicht und da dachte ich, dass mir das hier vielleicht kurz jemand erklären könnte. Aber danke für den netten Hinweis, demnächst werde ich hier nicht mehr fragen.

Bin übrigens nicht wegen der Frage hier angemeldet sondern schon einige Zeit länger.

Bei Atropinüberdosis kommt es erst zum HERZRASEN (weil Sympathikus überwiegt), bevor es zum Herzstillstand kommt.

Lizard
20.02.2010, 18:06
Atropin hemmt die cholinergen (parasympathischen) Synapsen, dadurch überwiegt der Einfluß des Sympathikus (noradrenerg) , als Folge wird u.a. die Herzfrquenz gesteigert.
Da scheint m.E. ein Fehler in deinen Unterlagen zu sein.

*milkakuh*
20.02.2010, 18:11
Vielen Dank für eure Antworten!



Da scheint m.E. ein Fehler in deinen Unterlagen zu sein.

Das vermute ich mittlerweile auch. Hab ein Arbeitsblatt zur Wirkung von Synapsengiften an Synapsen mit dem Überträgerstoff Acetylcholin bekommen. Dort steht folgendes zu Atropin:


Atropin, Gift der Tollkirsche (Actropa belladonna), blockiert die Acetylcholinrezeptoren in Synapsen des Herzens, der Eingeweide und der Irismuskeln im Auge; Tod durch Herzstillstand; wegen bewusstseinverändernder Wirkung früher in geringer Dosierung Bestandteil von Hexenrezepturen; zur Pupillenerweiterung am Auge angewendet (bella donna, ital. schöne Frau).

SarahT.
20.02.2010, 18:34
Vielen Dank für eure Antworten!



Das vermute ich mittlerweile auch. Hab ein Arbeitsblatt zur Wirkung von Synapsengiften an Synapsen mit dem Überträgerstoff Acetylcholin bekommen. Dort steht folgendes zu Atropin:

Nein, das stimmt doch alles.
Der Parasympathikus wird gehemmt, der Sympathikus überwiegt, es kommt zu Herzrasen, bis das Herz irgendwann nicht mehr kann und es letztlich zum Herzversagen mit Herzstillstand kommt.

SuperSonic
20.02.2010, 18:52
Es gibt unterschiedliche Arten von "Herzstillstand". Eine Atropingabe wäre bei Kammerflimmern, Kammerflattern und pulsloser ventrikulärer Tachykardie kontraproduktiv; nur bei Asystolie und pulsloser elektromechanischer Dissoziation bietet es sich an, einmalig 3 mg Atropin i.v. zu geben (zusätzlich zu Adrenalin 1 mg i.v. alle 3-5 min).

Ein Herzgesunder würde an 3 mg Atropin i.v. übrigens nicht sterben, dafür wäre schon eine deutlich höhere Dosis notwendig.

KoelnerMedizin
21.02.2010, 17:18
Der Punkt ist einfach, dass man bei pharmakologischer Hemmung nicht direkt auf einen Funktionsverlust schließen darf. Wenn nämlich - wie im Falle der Atropinwirkung - parasympathische Fasern bzw. Synapsen gehemmt werden, die normalerweise am Herzen eine negativ-chronotrope Wirkung entfalten, so kommt dies insgesamt - wie die anderen es schon beschrieben haben - zum Überwiegen der sympathischen Wirkung.
Ab einer bestimmten Dosis sinkt der Einfluss des Parasympathikus und damit auch die über ihn vermittelte negativ-chronotrope Wirkung so stark ab, dass die über Noradrenalin vermittelte positiv-chronotrope Wirkung so stark zunimmt, dass es letztlich zur Tachykardie bis zum Kammerflimmern und dem daraus resultierenden Herzstillstand führt.
In der Skelettmuskulatur, aber auch in der glatten Muskulatur der Iris wird über cholinerge Rezeptoren eine Kontraktion vermittelt. Hier ist es tatsächlich so, dass einer pharmakologischen Hemmung durch Atropin eine Erschlaffung der Muskulatur gleichkommt. Daher wird Atropin ja auch in der Augenheilkunde verwendet, um die Pupille weitzustellen, da der M. sphincter pupillae ja parasympathisch innerviert wird und über Atropinwirkung es zu dessen Erschlaffung kommt.

Ich hoffe, ich habs einigermaßen verständlich und richtig formulieren können.

LG :-)

*milkakuh*
24.02.2010, 16:31
Ich hoffe, ich habs einigermaßen verständlich und richtig formulieren können.


Sorry, hab deine Antwort jetzt erst gelesen. Jap jetzt hab ich es verstanden! Vielen lieben Dank nochmal an alle! Wenns im Abi dran kommt geb ich 'ne Runde aus :-party