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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lucentis vs. Avastin



Relaxometrie
25.02.2010, 10:25
Die Schamenen unter Euch kennen die Diskussion, andere interessiert es vielleicht nicht so furchtbar.
Trotzdem verlinke ich mal einen eben gefundenen FAZ-Artikel
klick (http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921E7FF/Doc~E322B50CC9A9E496EA95483520B405565~ATpl~Ecommon ~Scontent.html)
in dem es um den Kampf der beiden Mittel gegen die feuchte Makuladegeneration geht.
So ganz habe ich das noch nicht verstanden. Warum durchläuft Avastin nicht "einfach" (klar, das dauert wahrscheinlich jahrelang) die Nachzulassung für die Indikation der AMD? Warum muß da so ein furchtbares Kuddelmuddel mit Stiftungsgründung u.s.w. geschehen?

Evil
25.02.2010, 12:50
So ganz habe ich das noch nicht verstanden. Warum durchläuft Avastin nicht "einfach" (klar, das dauert wahrscheinlich jahrelang) die Nachzulassung für die Indikation der AMD? Warum muß da so ein furchtbares Kuddelmuddel mit Stiftungsgründung u.s.w. geschehen?
Weil dafür Studien benötigt werden, und die kosten Geld.
Aus monetären Gründen, wie der Artikel sehr schön darlegt, hat Roche selber kein Interesse daran und finanziert daher die Studien auch nicht.

Hoppla-Daisy
25.02.2010, 16:46
Na, das Molekülchen wurde ja ein ganz klein wenig verändert (es ist ein wenig größer *glaub*), damit man das als neues Medikament verkaufen kann. Schelm, wer Böses dabei denkt....

alex1
25.02.2010, 20:20
Es gibt noch bösere Gerüchte.

Angeblich sei Avastin wesentlich günstiger als Lucentis.
Macht auch irgendwie Sinn, da die üblichen Dosen von Avastin in der Onkologie wesentlich höher als die benötigten Dosen in der Opthalmologie seien. Man könnte wohl mehrere Patienten mit einem Fläschen Avastin zu einem Bruchtel der Kosten von Lucentis behandeln.

Coxy-Baby
25.02.2010, 20:25
..... das ist kein Gerücht.

Avastin 25mg/ml ->450,00€ (4,0ml Inhalt)
Lucentis 10mg/ml ->1300,00€ (0,23ml Inhalt)

Hoppla-Daisy
25.02.2010, 20:34
... was ne bodenlose Frechheit ist, wenn man weiß, wie wenig daran verändert wurde :-(

Relaxometrie
25.02.2010, 21:10
Es gibt noch bösere Gerüchte.
Angeblich sei Avastin wesentlich günstiger als Lucentis.
Steht doch auch in dem Artikel drin, daß Avastin wesentlich billiger ist.
Wenn Avastin aber jetzt schon im off-label-Gebrauch so häufig verwendet wird und angeblich sogar erfolgreich oder gleich gut wie Lucentis wirkt, verstehe ich nicht, warum da nicht schnell 'ne Studie für die Nachzulassung gemacht wird. Wenn man die Studie hat und dann trotzdem noch billiger als Lucentis verkauft, ist das doch eine Lizenz zum Gelddrucken.
Die Unlust auf eine echte Avastin-Zulassung liegt vielleicht auch daran, daß Roche und Novartis gar keine echten Konkurrenten sind (wie in dem Text steht). Da will man natürlich das teurere Lucentis vermarkten, anstatt das günstige Avastin noch zu pushen.

Evil
25.02.2010, 21:18
warum da nicht schnell 'ne Studie für die Nachzulassung gemacht wird.Na, so schnell ist eine Studie nicht gemacht, das kostet schon ordentlich Geld und Aufwand.


Wenn man die Studie hat und dann trotzdem noch billiger als Lucentis verkauft, ist das doch eine Lizenz zum Gelddrucken.Eben nicht. Roche verkauft ja beides, wenn auch Lucentis indirekt, nämlich über die Beteiligung an Novartis. Warum sollen die diese Quelle dann zum Versiegen bringen?

Hoppla-Daisy
25.02.2010, 21:22
Beide werden ja fleißig nachgefragt. Aventis als Label- und Off-Label Medikament. Lucentis wird (natürlich) nicht von allen Kassen genehmigt. Da muss immer vorher erst ein Antrag gestellt werden. Wie Evil schon sagte: Beide Quellen fließen doch supergut. Also warum etwas ändern, wenn der Rubel doch auch so gut rollt.

Muriel
26.02.2010, 12:17
Letztendlich zahlen die Kassen ja nach Antrag so gut wie immer das Lucentis, selbst den dritten Zyklus bekommt man mit ein bisschen Tricksen noch durch. Warum sollte man da ein Medikament zulassen, wenn das andere so gut angenommen wird? Ökonomisch wäre das ja ein Desaster, weil dann komplett alle Gelder für Lucentis ja für Novartis ausgeschmissenes Geld wären. Zudem ist es, obwohl es ja vielfach so gehandhabt wird, ein echtes Problem ein Medikament off-lable zu nutzen, wenn es ein anderes zugelassenes für die Indikation gibt. Bekommt ein Patient z.B. eine Endophthalmitis durch die Avastin-Injektion, die er wahrscheinlich auch mit Lucentis bekommen hätte, da eher die Injektion als solche dafür verantwortlich wäre, kommt der Arzt dennoch in Rechtfertigungsnöte, warum er den Patienten einem solchen Risiko mit einer nicht zugelassenen Therapie ausgesetzt hat. Anders sähe es halt aus, wenn es kein zugelassenes Medikament gibt, dann hat man mehr Spielraum. Ich kenne aber so einige Kliniken und Praxen, die kein Lucentis sondern nur Avastin anbieten. Ich halte das medizinisch für vertretbar, juristisch ist das eine andere Kiste. Es gibt allerdings auch Studien, die tatsächlich einen Vorteil von Lucentis dem Avastin gegenüber gezeigt haben. Dennoch muss ich sagen, dass unsere kliniksinternen Beobachtungen keinen signifikanten Unterschied gezeigt haben, und wir haben mit beiden Medikamenten mehrere tausend Injektionen vorgenommen.

Nemesisthe2nd
26.02.2010, 17:37
das ist doch mal ein schritt in die richtige richtung...

dann wird die pharmaindustrie endlich mal für ihre ewigen scheininnovationen bestraft und begreift, dass es sinnvoller ist vernünftige forschung zu betreiben, die echte neuerungen hervorbringt...

sofern lucentis und avastin tatsächlich gleichwertig sind. wovon ja aber auszugehen ist...