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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : arterielle Blutdruckmessung



bagby
25.02.2010, 18:43
Nur mal rein theoretisch überlegt:

Wenn man den Drucksensor einer arteriellen Blutdruckmessung nicht auf Herzhöhe hängen hat, sondern höher oder tiefer als Herzhöhe des Patienten...Wie verhält sich dann der angezeigte Druck?

Ich war bisher der Meinung: wenn das Herz höher als die Druckmessung ist, dann ist der angezeigte Druck größer als der wahre Wert.
Meine Oberärztin hat heute das Gegenteil behauptet, und irgendwie glaub ich das nich.

Aber bevor ich ihr dann freundlichst unter die Nase reibe das sie Quark erzählt hat, will ich doch lieber sicher sein ;)

KoelnerMedizin
25.02.2010, 18:53
Naja, mal ausgehend von der Wassersäule: Der Druck steigt ja proportional zur Tiefe, d.h. folglich müsste der Druck, sofern es sich über den hydrostatischen Druck erklären lässt, verfälschend zunehmen, wenn der Drucksensor unterhalb der Herzhöhe liegt, andersherum, wenn der Drucksensor über Herzhöhe liegt, müsste sich ein niedrigerer Wert als der Tatsächliche ergeben.
Du hättest also recht.

ehemalige Userin 24092013
25.02.2010, 18:56
Drucksensor oder Transducer über Herzhöhe zeigt "falsch* tiefe Blutdrücke und unter Herzhöhe "falsch" hohe Blutdrücke an.

Das Ganze ist natürlich immer im Einzelfall zu betrachten. Bei einer Schädeltheraie z.B plaziert man den Transducer bewusst auf Ohrhöhe um den den Blutdruck genug hoch zu therapieren damit man sicher sein kann, dass oben im Hirn auch was ankommt.

KoelnerMedizin
25.02.2010, 19:18
Man könnte die Größenordnung der hydrostatischen Druckdifferenz sogar mal spaßeshalber ausrechnen:

Die Dichte d des Blutes sei gleich der des Wassers:

Δp = g*h*d

Beispielsweise für 20 cm über/unter Herzhöhe:

Δp = 98,1 dm/s² * 0,2 m * 1 kg/dm³ = 19,62 kg/dm² = 0,1962 Pa * 133 mmHg/Pa = 26,09 mmHg

Theoretisch würde sich bei 20 cm Abweichung von der Herzhöhe also eine Differenz in der Größenordnung von ungefähr 26 mmHg ergeben.
Kannst du ja mal ausprobieren ;-)

bagby
25.02.2010, 21:46
Drucksensor oder Transducer über Herzhöhe zeigt "falsch* tiefe Blutdrücke und unter Herzhöhe "falsch" hohe Blutdrücke an.

Ja genau so dacht ichs mir eigentlich auch. Lag ich also nich ganz daneben, auch wenn ich mir es nicht so schön hätte ausrechnen können. :D nicht schlecht...

KoelnerMedizin
25.02.2010, 22:21
Ich war bisher der Meinung: wenn das Herz höher als die Druckmessung ist, dann ist der angezeigte Druck größer als der wahre Wert.

Ich hab nicht richtig bei dir gelesen, ich dachte erst du meinst der Druck sei tiefer, wenn der Drucksensor unterhalb des Herzens liegt, hab ich mich bei dir verlesen, dann meinen wir beide wohl doch das selbe und die Oberärztin hat sich vertan :-blush

bagby
27.02.2010, 16:46
Ok. Sehr gut. Dann hab ich doch keinen Denkfehler im Hirn. :-top

Shakespeareslady
29.06.2011, 13:14
Hallo Ihr Lieben,

seit ein paar Tagen läuft bei uns in der (Anästhesie) Abteilung eine Diskussion über o.g. Thema. Unser CA hat mir erklärt, dass der Druckdomhalter auch gerne höher hängen kann als auf Herzhöhe (so wie ich das bisher immer nur kannte), das Entscheidende sei NUR, dass die Arterie selbst auf Herzhöhe genullt wird; dies hat er dann am 3-Wege-Hahn direkt am Handgelenk gemacht. Wichtig sei zudem, dass der Druckdomhalter danach nicht mehr in seiner Höhe verändert wird.
Nach Rücksprache mit meinem OA und mehreren anderen Anästhesisten sind diese alle der Meinung, dass die Höhe des Druckdomhalters entscheidend sei beim Nullabgleich und dieser immer auf Herzhöhe sein müsse! Nun bin ich verunsichert und freue mich auf Eure Erklärungen ;-)
Shakes :-dance:-blush

Nemesisthe2nd
29.06.2011, 16:48
probiers doch einfach mal aus...

arterie auf herzhöhe nullen wie immer und dann mal den druckdom in die höhe halten, zb. über kopfhöhe... die leitung sollte ja lang genug sein...

ich meine es müsste dann falsch niedriger druck angezeigt werden....

Rico
29.06.2011, 21:07
Unser CA hat mir erklärt, dass der Druckdomhalter auch gerne höher hängen kann als auf Herzhöhe (so wie ich das bisher immer nur kannte), das Entscheidende sei NUR, dass die Arterie selbst auf Herzhöhe genullt wird; dies hat er dann am 3-Wege-Hahn direkt am Handgelenk gemacht. Wichtig sei zudem, dass der Druckdomhalter danach nicht mehr in seiner Höhe verändert wird. Nee, also das ist Blödsinn.

Im flüssigkeitsgefüllten Röhrensystem ist auf gleicher Höhe der Druck gleich, deshalb muss der Druckabnehmer auf Herzhöhe hängen, damit wir ebendort den Druck messen können.
Was dazwischen passiert ist für den Druck herzlich egal, da kann man auch fünf Verlängerungen zwischenschalten und den Schlauch einmal zur Zimmerdecke, dann zum Fussboden und dann an den Druckabnehmer leiten - ändert nix am Ergebnis. Deshalb ist auch die Höhe des Übergangs vom arteriellen System zur Plastikleitung (sprich die arterielle Kanüle) völlig egal, weil es der Wassersäule ja egal ist ob sie in einem Blutgefäß oder in einem Kunststoffschlauch steht.

Wenn das so wäre wie der CA meint, dann müssten ja auch alle Patienten auf ITS mit einer Kanüle in der A. radialis permanent mit der Hand auf Herzhöhe daliegen, da sonst die Messung falsch wäre.