konstantin
06.09.2011, 00:05
Ich weiss nicht, ob hier jemand schon einmal was ueber Rostock geschrieben hat, aber ich will's einfach mal versuchen, weil ich gerade lustig dazu bin. :-party Habe erst ein Jahr Studium hinter mir, die ganze Vorklinik kann ich also nicht abdecken. Aber was soll's. :-wow
Das Auswahlverfahren ist hier ziemlich strange. Viele sehr gute Abiturdurchschnitte werden durch die "Rostocker Wertung" komplett in den Keller gezogen. Ein Abitur mit nur einer Naturwissenschaft kann hier auch die besten Noten in den Keller ziehen. Wer sich also schon fruehzeitig dafuer entscheidet, in Rostock studieren zu wollen, sollte auf jeden Fall zusehen, dass eine Menge Naturwissenschaften dabei sind. Das Verfahren selbst ist dann sehr undurchsichtig. Es gibt Leute, die trotz entsprechender Zulassungsnote keine Einladung zu einem Auswahlgespraech erhalten haben, dann wiederum gibt es Leute, die trotz einer nicht im entferntesten ausreichende Note eine Einladung erhalten haben.
Ich selbst war bei keinem der Auswahlgespraeche, aber von meinen Kommilitonen konnte sich niemand an jemanden erinnern, der beim Auswahlgespraech dabei war und *nicht* genommen wurde (mit Ausnahme von ein oder zwei Kandidatinnen). Man munkelt noch, dass das Erscheinen beim Auswahlgespraech quasi die Eignung darstellt. :-wow
Die Stadt selbst ist sehr schoen, aber natuerlich gibt es auch hier (wie in jeder Grossstadt) Ecken, die nicht so schoen sind. Die sozialistische Platte findet sich hier natuerlich in allen Randbezirken - ich kenne aber wiederum kaum jemanden, der dort wohnt. Das Uni-Leben und auch die Studenten konzentrieren sich in der immens schoenen Stadtmitte. :-))
Obwohl Rostock offiziell eine Grossstadt ist (200.000 Einwohner) und im Grunde alles hat, was es dazu benoetigt (McDonald's, Burger King, Pizza Hut, Subway, Block House, *hust*), ist die Stadt und vor allem der Stadtkern relativ ueberschaubar. Im Grunde paart die Stadt die Vorzuege einer Grossstadt mit denen einer Kleinstadt. Busse und Bahnen fahren hier zum Beispiel in sehr kurzen Intervallen und dazu rund um die Uhr - trotzdem faehrt man selten laenger als zehn Minuten, wenn man quer von einem Ende der Stadt zum andern moechte.
Es gibt hier ein tolles Ersti-Wochenende, an dem man seine Seminargruppe erfaehrt und mit denen dann allerhand Schabernack treibt. Sehr viel kann ich dazu nicht erzaehlen, weil ich zum einen nicht mehr viel davon weiss :-D - zum anderen weil es halt ablaeuft, wie solche Kennenlernwochenenden nun einmal ablaufen. Viele Spiele, viele Partys, viel Alkohol und viele Tutoren mit vielen Anekdoten...
Das ganze muendet dann in der grossen Stadtrallye, wo dann tatsaechlich fast alle zukuenftigen Kommilitonen mitmachen. Man hat sich mittlerweile kennengelernt und wird von seinen Tutoren quer durch die Innenstadt gejagt. Das Prinzip der einzelnen Stationen ist dann relativ simpel. Es muss jede menge Alkohol getrunken werden und wenn man irgendwie nackt ist, gibt es Bonuspunkte. :-notify Im Hafen schwimmende, nackt die Polizei anhaltende und sich beim Einkaufswagen das Bein brechende Kommilitonen bleiben da natuerlich nicht aus...
Das erste Semester ist auch bei uns recht angenehm, auch wenn ich das selbst nicht so erlebt habe. Man kriegt zwar immer von allen Seiten gesagt "Boah, das erste Semester ist so chillig. Mach so viel Party wie nur geht!" - aber wenn man dann selbst drinsteckt, hat man doch irgendwie Bammel, dass man es irgendwie nicht packen koennte und macht sich unter Umstaenden mehr Stress, als einem gut tut.
Grundsaetzlich laufen im ersten Semester Biologie, Chemie und Physik inklusive Praktika, Allg. Anatomie, Embryologie und Histologie, Med. Psychologie und Terminologie. Die Pflichtveranstaltungen halten sich in Grenzen, aber wenn man zu jeder Vorlesung tingeln moechte kann es auch schon unterm Semester recht anstrengend werden. Im nachhinein waren die Faecher alle recht oberflaechlich und die Praktika ein ziemlicher Witz - aber wie gesagt, wenn man selbst drin steckt nimmt man sich oft halt ein bischen ernster.
Am Ende gibt's dann im Dezember das Testat zum Biologiepraktikum (machbar, aber ein paar Tage sollte man auf jeden Fall dafuer lernen) und die Terminologie-Klausur (auch die ist machbar, obwohl ich sie trotz Latinum und vollstaendig gelerntem Vokabelwortschatz als recht knackig empfand) und anschliessend geht's in die Weihnachtsferien.
Wenn man sich dann vom Silvesterkater erholt hat, sollte man auch schleunigst damit beginnen, fuer die anstehenden Klausuren zu lernen. Zwischen Mitte Januar und Anfang Februar gibt's dann die Klausuren in Allg. Anatomie, Chemie, Biologie, Physik, Med. Psychologie und die muendl. Pruefung in Embryologie. Alles ist gut machbar, aber wenn man bis dahin nicht all zu viel gemacht hat ( :-music ), sollte man dann schon in die Hufen kommen.
Im Endeffekt haben wir es alle ganz gut gemeistert, obwohl wir ziemlich spaet mit dem Lernen angefangen haben und das mit den Vorlesungen... naja, nicht so unser Ding war. :-))
Semesterferien habe ich persoenlich als ziemlich langweilig in Erinnerung. Ich habe aber auch kein Praktikum gemacht und habe dementsprechend ziemlich viel in der Ecke gelegen und die Fuesse hochgelegt. Wenn man nur die Schulferien gewohnt ist oder zwischendrin im Zivildienst gar ueberhaupt keinen Urlaub gemacht hat, dann ist es teilweise schon anstrengend, ueber zwei Monate lang quasi garnichts zu machen. :-party
Weil immer wieder Leute fragen, wie man sein Studium am besten finanziert, an dieser Stelle auch mein ultrageheimer Geheimtip: Sucht euch einen Job fuer die Semesterferien!! Ich weiss nicht, wie es an anderen Unis ablaeuft, aber oft ist es bei allen Medizinern aehnlich: wir haben unendlich lange und gechillte Semesterferien. Wer sein Pflegepraktikum vor dem Studium macht, kann in den ersten drei Semesterferien locker 6 Monate arbeiten und damit die Zeit bis zum Physikum quasi im Alleingang finanzieren. :-bee
Das zweite Semester beginnt mit dem Histologietestat, bei dem es dann um den im ersten Semester vorgestellten Stoff geht. Man sollte in den Ferien also auf jeden Fall rechtzeitig mit dem Lernen anfangen, wenn man sich am Ende nicht den ganz grossen Stress machen will.
Davon gibt's dann naemlich im zweiten Semester auch mehr als genug. Der gesamte Praepkurs findet im zweiten Semester statt. Unterm Semester gibt es dann vier Testate dazu (Arm/Rumpfwand, Eingeweide, Becken/Bein und Kopf/Hals), die im Abstand vom 3 bzw. 2 Wochen liegen und fuer die man bekanntlich eine ganze Menge tun muss. Das Praeparieren ist eigentlich ganz angenehm. Zumindest in unserem Saal gab es keinen Tischassistent, der irgendwelche An- oder Abtestate gemacht haette, alle waren superfreundlich und waren schon interessiert daran, den Studenten was beizubringen.
Das erste Testat findet traditionell beim eigenen Tischassistenten statt. Das nimmt ein bischen die Spannung und gestaltet das Ganze recht angenehm. Arm ist an sich nicht besonders viel Stoff - wenn man fuer die Klausur in der Allg. Anatomie vernuenftig gelernt hat, hat man da auch schon 80% des Stoffs fuer das Armtestat mit abgedeckt.
Eingeweide fand ich ziemlich schwer. Ich konnte mir vieles nicht so richtig vorstellen, und ich habe bei so mancher Sache auch heute noch meine Probleme. Den Arm kann man eben ziemlich einfach begreifen, weil den jeder hat und man den Aufbau (Knochen, dann Gelenke, dann Muskeln, dann Leitungsbahnen) ziemlich einfach nachvollziehen kann. Bei den Eingeweiden ist alles irgendwie geformt wie es will, man kann sich vieles nicht bildlich vorstellen und dann soll man da auch noch hunderte Begriffe und Bezeichnungen zu drauf haben.
Es ist schon machbar, aber es ist auch eine gewisse intellektuelle Herausforderung dabei. Zumindest, wenn man sich nicht einfach nur bloed Stichpunkte ins Hirn zimmern moechte.
Bein war dann wieder ganz in Ordnung, weil es vom Prinzip her ja dem Arm entsprach. Bloed waren da nur wieder die Beckenorgane. Konnte ich mir ehrlich gesagt noch weniger vorstellen wie die Brust- und Baucheingeweide, und wie das mit den weiblichen Geschlechtsorganen genau funktioniert, habe ich bis heute nicht verstanden. :-oopss
Kopf/Hals ist halt sehr viel Stoff auf sehr wenig Raum. Manche sachen kann man sich ganz gut vorstellen (Muskeln zum Beispiel), andere sind in etwa zu rotzig wie die Eingeweide. Bei dem Testat musste ich auch zwei mal ran, weil's am Ende nicht mehr fuer die Ganglien gereicht hat (also ueberhaupt nicht). Mein Pruefer wollte mich partout nicht durchfallen lassen, aber wenn man nicht einmal die Namen von denen kennt, wird's irgendwann echt bitter...
Alles im allem ist das Semester ziemlich stressig, und wenn man damit durch ist sieht man eben auch das erste Semester in der Rueckschau ziemlich entspannt. Man lernt eine ganze Menge (und vergisst fast genau so viel in den Semesterferien wieder...) und es ist ein einzigartiger Einblick in die Natur des Menschen. Ob das nun 12 Stunden die Woche Praeppen ueber ein ganzes Semester lang noetig macht, will ich nicht unbedingt behaupten, aber so kam man wenigstens mal raus und hatte was anderes als Lernen zu tun. :-top
Achja, am Ende des zweiten Semesters gibt es noch zwei Klausuren. Eine zu Organsystemen (Histologie u. Embryologie) und eine zur Med. Soziologie. Erstere ist wieder ziemlich knackig, vor allem, weil man nach vier Praeptestaten und dem anfaenglichen Histologietestat irgendwann auch einfach keinen Nerv mehr hat, ernstaft zu lernen, die Soziologieklausur ist ein ziemlicher Witz... Nur so viel: ein Abend Vorbereitung und Null Vorlesungsbesuche haben fuer 80% gereicht. 60% waren noetig zum Bestehen...
Jetzt sind meine Semesterferien auch schon wieder fast vorbei und ich lerne fleissig. Die magische Zahl der Praeptestate ist leider 5, und das 3. Semester beginnt entsprechend mit dem ZNS-Testat. Ist ziemlich gruselig zu lernen, wie ich finde, und nach langer Lernabstinenz wieder reinzukommen ist recht schwierig, aber man gewoehnt sich ja bekanntlich an alles...
Der Text ist jetzt ziemlich ausfuehrlich geworden, aber ich wollte die wichtigsten Stationen im ersten Jahr in Rostock schon alle abarbeiten.
Natuerlich wird hier nicht nur gelernt und es gibt jede Menge Moeglichkeiten, sich anderweitig auszutoben. Unisport ist hier wie an vielen anderen Unis eine exzellente Geschichte, fuer wenige Euro im Semester kann man allerlei tolle Kurse besuchen, die bedingt durch die Lage am Meer auch mal exzentrisch ausfallen koennen (Tauchen, Kitesurfen, Segeln, wer will sowas nicht mal machen :-angel). Clubs gibt es jede Menge, Kinos sowieso, Kneipen erst recht! Und obwohl viele der Mediziner nicht freiwillig hier sind (ZVS laesst gruessen), ist Rostock eine richtige Studentenstadt - soll heissen, am Wochenende mutiert sie nicht zur Geisterstadt, und auch unter der Woche ist immer irgendwo was los.
So, jetzt ist aber auch gut, ich sollte mal ins Bettchen gehen. Morgen wieder lernen. :peace:
Das Auswahlverfahren ist hier ziemlich strange. Viele sehr gute Abiturdurchschnitte werden durch die "Rostocker Wertung" komplett in den Keller gezogen. Ein Abitur mit nur einer Naturwissenschaft kann hier auch die besten Noten in den Keller ziehen. Wer sich also schon fruehzeitig dafuer entscheidet, in Rostock studieren zu wollen, sollte auf jeden Fall zusehen, dass eine Menge Naturwissenschaften dabei sind. Das Verfahren selbst ist dann sehr undurchsichtig. Es gibt Leute, die trotz entsprechender Zulassungsnote keine Einladung zu einem Auswahlgespraech erhalten haben, dann wiederum gibt es Leute, die trotz einer nicht im entferntesten ausreichende Note eine Einladung erhalten haben.
Ich selbst war bei keinem der Auswahlgespraeche, aber von meinen Kommilitonen konnte sich niemand an jemanden erinnern, der beim Auswahlgespraech dabei war und *nicht* genommen wurde (mit Ausnahme von ein oder zwei Kandidatinnen). Man munkelt noch, dass das Erscheinen beim Auswahlgespraech quasi die Eignung darstellt. :-wow
Die Stadt selbst ist sehr schoen, aber natuerlich gibt es auch hier (wie in jeder Grossstadt) Ecken, die nicht so schoen sind. Die sozialistische Platte findet sich hier natuerlich in allen Randbezirken - ich kenne aber wiederum kaum jemanden, der dort wohnt. Das Uni-Leben und auch die Studenten konzentrieren sich in der immens schoenen Stadtmitte. :-))
Obwohl Rostock offiziell eine Grossstadt ist (200.000 Einwohner) und im Grunde alles hat, was es dazu benoetigt (McDonald's, Burger King, Pizza Hut, Subway, Block House, *hust*), ist die Stadt und vor allem der Stadtkern relativ ueberschaubar. Im Grunde paart die Stadt die Vorzuege einer Grossstadt mit denen einer Kleinstadt. Busse und Bahnen fahren hier zum Beispiel in sehr kurzen Intervallen und dazu rund um die Uhr - trotzdem faehrt man selten laenger als zehn Minuten, wenn man quer von einem Ende der Stadt zum andern moechte.
Es gibt hier ein tolles Ersti-Wochenende, an dem man seine Seminargruppe erfaehrt und mit denen dann allerhand Schabernack treibt. Sehr viel kann ich dazu nicht erzaehlen, weil ich zum einen nicht mehr viel davon weiss :-D - zum anderen weil es halt ablaeuft, wie solche Kennenlernwochenenden nun einmal ablaufen. Viele Spiele, viele Partys, viel Alkohol und viele Tutoren mit vielen Anekdoten...
Das ganze muendet dann in der grossen Stadtrallye, wo dann tatsaechlich fast alle zukuenftigen Kommilitonen mitmachen. Man hat sich mittlerweile kennengelernt und wird von seinen Tutoren quer durch die Innenstadt gejagt. Das Prinzip der einzelnen Stationen ist dann relativ simpel. Es muss jede menge Alkohol getrunken werden und wenn man irgendwie nackt ist, gibt es Bonuspunkte. :-notify Im Hafen schwimmende, nackt die Polizei anhaltende und sich beim Einkaufswagen das Bein brechende Kommilitonen bleiben da natuerlich nicht aus...
Das erste Semester ist auch bei uns recht angenehm, auch wenn ich das selbst nicht so erlebt habe. Man kriegt zwar immer von allen Seiten gesagt "Boah, das erste Semester ist so chillig. Mach so viel Party wie nur geht!" - aber wenn man dann selbst drinsteckt, hat man doch irgendwie Bammel, dass man es irgendwie nicht packen koennte und macht sich unter Umstaenden mehr Stress, als einem gut tut.
Grundsaetzlich laufen im ersten Semester Biologie, Chemie und Physik inklusive Praktika, Allg. Anatomie, Embryologie und Histologie, Med. Psychologie und Terminologie. Die Pflichtveranstaltungen halten sich in Grenzen, aber wenn man zu jeder Vorlesung tingeln moechte kann es auch schon unterm Semester recht anstrengend werden. Im nachhinein waren die Faecher alle recht oberflaechlich und die Praktika ein ziemlicher Witz - aber wie gesagt, wenn man selbst drin steckt nimmt man sich oft halt ein bischen ernster.
Am Ende gibt's dann im Dezember das Testat zum Biologiepraktikum (machbar, aber ein paar Tage sollte man auf jeden Fall dafuer lernen) und die Terminologie-Klausur (auch die ist machbar, obwohl ich sie trotz Latinum und vollstaendig gelerntem Vokabelwortschatz als recht knackig empfand) und anschliessend geht's in die Weihnachtsferien.
Wenn man sich dann vom Silvesterkater erholt hat, sollte man auch schleunigst damit beginnen, fuer die anstehenden Klausuren zu lernen. Zwischen Mitte Januar und Anfang Februar gibt's dann die Klausuren in Allg. Anatomie, Chemie, Biologie, Physik, Med. Psychologie und die muendl. Pruefung in Embryologie. Alles ist gut machbar, aber wenn man bis dahin nicht all zu viel gemacht hat ( :-music ), sollte man dann schon in die Hufen kommen.
Im Endeffekt haben wir es alle ganz gut gemeistert, obwohl wir ziemlich spaet mit dem Lernen angefangen haben und das mit den Vorlesungen... naja, nicht so unser Ding war. :-))
Semesterferien habe ich persoenlich als ziemlich langweilig in Erinnerung. Ich habe aber auch kein Praktikum gemacht und habe dementsprechend ziemlich viel in der Ecke gelegen und die Fuesse hochgelegt. Wenn man nur die Schulferien gewohnt ist oder zwischendrin im Zivildienst gar ueberhaupt keinen Urlaub gemacht hat, dann ist es teilweise schon anstrengend, ueber zwei Monate lang quasi garnichts zu machen. :-party
Weil immer wieder Leute fragen, wie man sein Studium am besten finanziert, an dieser Stelle auch mein ultrageheimer Geheimtip: Sucht euch einen Job fuer die Semesterferien!! Ich weiss nicht, wie es an anderen Unis ablaeuft, aber oft ist es bei allen Medizinern aehnlich: wir haben unendlich lange und gechillte Semesterferien. Wer sein Pflegepraktikum vor dem Studium macht, kann in den ersten drei Semesterferien locker 6 Monate arbeiten und damit die Zeit bis zum Physikum quasi im Alleingang finanzieren. :-bee
Das zweite Semester beginnt mit dem Histologietestat, bei dem es dann um den im ersten Semester vorgestellten Stoff geht. Man sollte in den Ferien also auf jeden Fall rechtzeitig mit dem Lernen anfangen, wenn man sich am Ende nicht den ganz grossen Stress machen will.
Davon gibt's dann naemlich im zweiten Semester auch mehr als genug. Der gesamte Praepkurs findet im zweiten Semester statt. Unterm Semester gibt es dann vier Testate dazu (Arm/Rumpfwand, Eingeweide, Becken/Bein und Kopf/Hals), die im Abstand vom 3 bzw. 2 Wochen liegen und fuer die man bekanntlich eine ganze Menge tun muss. Das Praeparieren ist eigentlich ganz angenehm. Zumindest in unserem Saal gab es keinen Tischassistent, der irgendwelche An- oder Abtestate gemacht haette, alle waren superfreundlich und waren schon interessiert daran, den Studenten was beizubringen.
Das erste Testat findet traditionell beim eigenen Tischassistenten statt. Das nimmt ein bischen die Spannung und gestaltet das Ganze recht angenehm. Arm ist an sich nicht besonders viel Stoff - wenn man fuer die Klausur in der Allg. Anatomie vernuenftig gelernt hat, hat man da auch schon 80% des Stoffs fuer das Armtestat mit abgedeckt.
Eingeweide fand ich ziemlich schwer. Ich konnte mir vieles nicht so richtig vorstellen, und ich habe bei so mancher Sache auch heute noch meine Probleme. Den Arm kann man eben ziemlich einfach begreifen, weil den jeder hat und man den Aufbau (Knochen, dann Gelenke, dann Muskeln, dann Leitungsbahnen) ziemlich einfach nachvollziehen kann. Bei den Eingeweiden ist alles irgendwie geformt wie es will, man kann sich vieles nicht bildlich vorstellen und dann soll man da auch noch hunderte Begriffe und Bezeichnungen zu drauf haben.
Es ist schon machbar, aber es ist auch eine gewisse intellektuelle Herausforderung dabei. Zumindest, wenn man sich nicht einfach nur bloed Stichpunkte ins Hirn zimmern moechte.
Bein war dann wieder ganz in Ordnung, weil es vom Prinzip her ja dem Arm entsprach. Bloed waren da nur wieder die Beckenorgane. Konnte ich mir ehrlich gesagt noch weniger vorstellen wie die Brust- und Baucheingeweide, und wie das mit den weiblichen Geschlechtsorganen genau funktioniert, habe ich bis heute nicht verstanden. :-oopss
Kopf/Hals ist halt sehr viel Stoff auf sehr wenig Raum. Manche sachen kann man sich ganz gut vorstellen (Muskeln zum Beispiel), andere sind in etwa zu rotzig wie die Eingeweide. Bei dem Testat musste ich auch zwei mal ran, weil's am Ende nicht mehr fuer die Ganglien gereicht hat (also ueberhaupt nicht). Mein Pruefer wollte mich partout nicht durchfallen lassen, aber wenn man nicht einmal die Namen von denen kennt, wird's irgendwann echt bitter...
Alles im allem ist das Semester ziemlich stressig, und wenn man damit durch ist sieht man eben auch das erste Semester in der Rueckschau ziemlich entspannt. Man lernt eine ganze Menge (und vergisst fast genau so viel in den Semesterferien wieder...) und es ist ein einzigartiger Einblick in die Natur des Menschen. Ob das nun 12 Stunden die Woche Praeppen ueber ein ganzes Semester lang noetig macht, will ich nicht unbedingt behaupten, aber so kam man wenigstens mal raus und hatte was anderes als Lernen zu tun. :-top
Achja, am Ende des zweiten Semesters gibt es noch zwei Klausuren. Eine zu Organsystemen (Histologie u. Embryologie) und eine zur Med. Soziologie. Erstere ist wieder ziemlich knackig, vor allem, weil man nach vier Praeptestaten und dem anfaenglichen Histologietestat irgendwann auch einfach keinen Nerv mehr hat, ernstaft zu lernen, die Soziologieklausur ist ein ziemlicher Witz... Nur so viel: ein Abend Vorbereitung und Null Vorlesungsbesuche haben fuer 80% gereicht. 60% waren noetig zum Bestehen...
Jetzt sind meine Semesterferien auch schon wieder fast vorbei und ich lerne fleissig. Die magische Zahl der Praeptestate ist leider 5, und das 3. Semester beginnt entsprechend mit dem ZNS-Testat. Ist ziemlich gruselig zu lernen, wie ich finde, und nach langer Lernabstinenz wieder reinzukommen ist recht schwierig, aber man gewoehnt sich ja bekanntlich an alles...
Der Text ist jetzt ziemlich ausfuehrlich geworden, aber ich wollte die wichtigsten Stationen im ersten Jahr in Rostock schon alle abarbeiten.
Natuerlich wird hier nicht nur gelernt und es gibt jede Menge Moeglichkeiten, sich anderweitig auszutoben. Unisport ist hier wie an vielen anderen Unis eine exzellente Geschichte, fuer wenige Euro im Semester kann man allerlei tolle Kurse besuchen, die bedingt durch die Lage am Meer auch mal exzentrisch ausfallen koennen (Tauchen, Kitesurfen, Segeln, wer will sowas nicht mal machen :-angel). Clubs gibt es jede Menge, Kinos sowieso, Kneipen erst recht! Und obwohl viele der Mediziner nicht freiwillig hier sind (ZVS laesst gruessen), ist Rostock eine richtige Studentenstadt - soll heissen, am Wochenende mutiert sie nicht zur Geisterstadt, und auch unter der Woche ist immer irgendwo was los.
So, jetzt ist aber auch gut, ich sollte mal ins Bettchen gehen. Morgen wieder lernen. :peace: