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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Herzchirurgie - Wo darf man operieren?



isi19
26.02.2010, 15:21
Hallo,
ich würde mich gerne für die Herzchirurgie bewerben... allerdings darf man ja in vielen Abteilungen für Herzchirurgie als Assi relativ wenig operieren und braucht somit auch sehr, sehr lange, bis man die Facharztprüfung machen kann. Gibt es Kliniken, an denen man viel lernt und viel operieren darf und reale Chancen hat, seinen Facharzt in 6 Jahren hinzubekommen?
Ich wär echt superdankbar über ein paar Antworten!
Liebe Grüße,
Isi

Fino
26.02.2010, 15:27
Hallo,
ich würde mich gerne für die Herzchirurgie bewerben... allerdings darf man ja in vielen Abteilungen für Herzchirurgie als Assi relativ wenig operieren und braucht somit auch sehr, sehr lange, bis man die Facharztprüfung machen kann. Gibt es Kliniken, an denen man viel lernt und viel operieren darf und reale Chancen hat, seinen Facharzt in 6 Jahren hinzubekommen?
Ich wär echt superdankbar über ein paar Antworten!
Liebe Grüße,
Isi

Vor einem Herzchirurgen, der seinen FA in 6 Jahren bekommen hat, wuerde ich mich hueten...:-?

Junkfood
28.02.2010, 14:13
Vor einem Herzchirurgen, der seinen FA in 6 Jahren bekommen hat, wuerde ich mich hueten...:-?
Warum eigentlich?

maradona69
04.03.2010, 21:07
das operieren vor dem facharzt beschränkt sich in der regel im wesentlichen aufs braunülenlegen :-)) zumindest an den kliniken die ich kenne

dreamchaser
05.03.2010, 00:41
Man operiert nicht selbst, aber man macht solche Dinge wie Venenentnahme für die Bypässe (relativ früh), dann kommt die Thorakotomie, dann das Anschliessen der HLM. Die Bypässe selbst setzen ist sehr schwer, in Italien fangen damit dann die Oberärzte an (k.A. wie das in D ist, aber ich denke ähnlich), ei den Klappen darf man die Fäden halten (sind ja einige), ggf. mal nen Knoten setzen unter strenger Aufsicht.
In Italien haben die Assistenten einen relativ festen Plan, wann sie was machen. Aber: die gehen ins Ausland (Holland und Deutschland) um operieren zu lernen. Ist also wohl noch schlechter als hier. Habe dort keinen Assistenten gesehen, der mehr machen durfte, als die HLM anschliessen - aber das war ja nur eine Uniklinik.

kra-
05.03.2010, 06:37
Irgendwie lustig, dass man sich Facharzt schimpfen darf, ohne die eigentlichen Operationen drauf zu haben...

Nob
05.03.2010, 10:43
Mhm, während meiner Famu hatte ich es eigentlich so verstanden, dass man schon manchmal operieren darf, wenn man Ehrgeiz, Geschick, Erfahrung, nen netten OA und die passende Nase hat. Vielleicht gibt es ja Kliniken, die aufgrund chron. Bewerbermangels auch eine strukturierte Ausbildung bieten, aber das wird nicht die Regel sein und die Gefahr, als Fadenhalterleiche zu enden, ist nicht gering, glaube ich...Jedenfalls habe ich schon Assis Klappen einsetzen sehen.

nini
05.03.2010, 11:00
Hallo zusammen,

es wird eher schwer sein, seinen FA in 6 Jahren in der Herzchirurgie zu machen. Es gibt insgesamt wenig Personal, die OPs müssen durchgezogen werden und eine sogenannte Ausbildungs-OP dauert nun mal länger, als wenn es der routinierte Oberarzt macht. Zudem sind aufgrund des Personalmangels die Assistenten oft im "Dienst" unterwegs, somit am Morgen des Dienstes und am Tag danach nicht in der Klinik und somit fallen wiederum wertvolle OP Tage weg. Zudem gibt es überall eine Warteschlange - man muß sich in der Regel hinten anstellen.
Ansonsten ist es wie oben zum Teil schon beschrieben: Man beginnt mit der Venenentnahme und Bein-Zunähen, während der OP am Thorax assistieren (1. oder 2. Assistenz, sprich Sauger und Klappenersatz halten oder Fäden führen), später dann ggf Thoraxverschluß- oder öffnen und An- und Abgehen von der HLM, zudem arterielles Bypaßmaterial entnehmen.
Und dann geht es selbstverständlich irgendwann ans eigene Operieren. Früher waren es 180 Maschinen, heute nach dem neuen "common trunck" ist genau festgelegt, wieviele KLappen- und Bypaß-OPs man gemacht haben muß. In der Regel fängt man mit den Klappen an, da das "einfacher" zu operieren ist, die Bypässe folgen dann später. Wieviele OPs man haben muß geht aus den Logbüchern hervor, die man auf den Seiten der Bundes- oder Landesärztekammern einsehen kann (idR unter Ärzte-> Weiterbildung->Logbücher).
Soweit erstmal meine Sicht nach 8 Wochen Herzchirurgie-PJ und 5 Jahren Herzchirurgische Intensivmedizin in Deutschland.

Liebe Grüße, Nini

Lava
05.03.2010, 14:14
Hm, ich war einen Monat in Basel im PJ in der Herzchirurgie. Da gab's einen Weiterbildungsassi, der gerade frisch ins 3. WBJ gekommen war. Der hatte schon 3 Anastomosen genäht. Und den Thorax durfte er immer allein mit mir zumachen. :-) War allerdings auch der einzige Weiterbildungsassistent dort.

isi19
06.03.2010, 17:55
Vielen Dank für die Antworten! Also das mit Basel hört sich ja super an! Ansonsten hab ich bisher wirklich viel Abschreckendes von der Herzchirurgie gehört... Ich selbst habe einen Monat Famu in Homburg gemacht, das war als Student wirklich genial und superinteressant, aber die Assis durften nicht viel mehr machen als die Studenten... deswegen suche ich nach einer Klinik, bei der man eben selbst irgendwann operieren lernt, was ja eigentlich auch Sinn der Ausbildung ist ;-)

schwarzwald
06.03.2010, 20:08
Also Nini´s Post ist schon recht treffend. Habe zwar "nur " Erfahrung an 2 Herzzentren ;-) aber dafür schon ein paar Jahre Einsicht.
FA nach 6 Jahren ist sehr wohl möglich und dann auch qualitativ nicht unbedingt schlechter als manche nach 8 Jahren. Ich glaube wirklich es kommt auf die Person und ihre Fähigkeiten an. Wie überall. :-nix
Zumindest kann ich das von den betreffenden Ärzten bei uns sagen.
Wir haben jedenfalls operierende Assistenten im 3. oder 4. WBJ. Vorher natürlich viel Assistenz und Dienst, das ist wahr. Allerdings auch Assistenz bei allen OPs (auch Kinder, Kunstherzsysteme, Transplant usw) was sehr interessant ist.

Wenn dich die Herzchirurgie reizt, mach es, es ist das tollste Gebiet überhaupt :-)

Gruss
:-winky

maradona69
06.03.2010, 20:49
allerdings laufen auch in keinem anderen fachgebiet soviel aufgeblasene fatzken herum ...

just my 2 cents

schwarzwald
06.03.2010, 20:56
allerdings laufen auch in keinem anderen fachgebiet soviel aufgeblasene fatzken herum ...

just my 2 cents

Ich würde da an eine andere chirurgische Abteilung denken. :peace:

Logo
06.03.2010, 21:17
allerdings laufen auch in keinem anderen fachgebiet soviel aufgeblasene fatzken herum ...

Hm. Bißchen ist insofern dran, als daß dieses Fach schon eine erhebliche Sogwirkung auf Kollegen und Kolleginnen (!!) mit latent vorhandenen narzistischen Zügen/Profilneurose haben kann.
Während in der UCH die Patienten teilweise recht distanzlos sind, zucken selbige regelrecht zusammen wenn man bei Visite auf der Herzstation sagt "Morgen operieren wir sie am HERZEN, Frau Müller"... - manche Aufschneider turnt das scheinbar echt an.
Vielleicht ist das aber auch Teil des Deals:
Kaum Privatleben und scheiß Dienste im OP als OA, die man mit 50 auch ned mehr soo easy wegsteckt wie in jungen Jahren, als Gegenleistung dann eben der "tolle Hecht"... ;-)

Aber eigentlich auch ned Thema :-) Sorry.

Die Niere
07.03.2010, 04:30
Hm, ich war einen Monat in Basel im PJ in der Herzchirurgie. Da gab's einen Weiterbildungsassi, der gerade frisch ins 3. WBJ gekommen war. Der hatte schon 3 Anastomosen genäht. Und den Thorax durfte er immer allein mit mir zumachen. :-) War allerdings auch der einzige Weiterbildungsassistent dort.Tja lava, aber Reinicke-Fuchs ist nicht wirklich repräsentativ ;-) (näheres erklär ich dir mal persönlich :-D).

Es ist aber wie überall - wenn jemand Herzblut, Freizeit und wirklich viel investiert, wird er in der Regel auch belohnt. Der obige Assistent hat wirklich sehr viel investiert und tut es noch immer und wird dabei dann aber auch adäquat belohnt. Das wohl in den meisten Kliniken...aber häufig ist es auch eine Frage von Timing. Wenn du der richtige Mann (oder Frau) zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, dann steigen deine Chancen exponentiell.

gruesse, die niere

isi19
07.03.2010, 05:34
@ schwarzwald: an welchem Herzzentrum bist du denn? Also sind die Bedingungen bei dir dann einigermaßen akzeptabel?

Lava
09.03.2010, 15:24
Tja lava, aber Reinicke-Fuchs ist nicht wirklich repräsentativ ;-) (näheres erklär ich dir mal persönlich :-D).

Es ist aber wie überall - wenn jemand Herzblut, Freizeit und wirklich viel investiert, wird er in der Regel auch belohnt. Der obige Assistent hat wirklich sehr viel investiert und tut es noch immer und wird dabei dann aber auch adäquat belohnt. Das wohl in den meisten Kliniken...aber häufig ist es auch eine Frage von Timing. Wenn du der richtige Mann (oder Frau) zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, dann steigen deine Chancen exponentiell.

gruesse, die niere

Ah, du kennst ihn! :-))
Viel investiert kann man wohl sagen... die haben sich damals zu dritt sämtliche Dienste geteilt. Aber ich kenne auch kaum jemanden, der so gut die Arbeit anderer als seine eigene verkaufen kann :-D

heart
09.03.2010, 16:43
Hm. Bißchen ist insofern dran, als daß dieses Fach schon eine erhebliche Sogwirkung auf Kollegen und Kolleginnen (!!) mit latent vorhandenen narzistischen Zügen/Profilneurose haben kann.

KardioLOGEN sind komplett anders! ;-)