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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dr.Arbeit....woher?



CarstenKiel
24.01.2003, 13:23
Moin !

Ich bin absoluter "klinischer" Neuling...
Woher kriegt man eine Doktorarbeit?
Was für Erfahrungen braucht man dafür? Unser eins steht ja nur mit Vorklinikwissen da.
Wie laüft so was ab? Finden...Anmelden??

Gruß,
Carsten

Froschkönig
24.01.2003, 14:09
An den meisten Uni-Kliniken gibt´s ein schwarzes Brett für Dr-Arbeiten. Manche Institute und Kliniken haben auch Arbeiten auf Ihrer Homepage. Sollte kein Dir passendes Thema oder nicht die richtige Fachrichtung dabei sein, einfach mal zum Sekretariat vom Klinikchef gehen, die schickt Dich dann schon zu jemandem, der ´ne Arbeit zu vergeben hat. Mit dem Betreffenden setzt man sich in Verbindung....

Das "Klinikwissen" reicht Dir normalerweise ja auch nicht, da sich die Arbeiten jeweils mit sehr spezifischen Problematiken auseinandersetzen, also muß sich ohnehin jeder vorher in der Fachpresse einlesen....keine Bange, wenn Du Dich für die Arbeit bewirbst, mußt Du noch lange nicht alles darüber wissen, das kommt erst später.

Die Niere
25.01.2003, 19:19
Hi,

zum Thema Vorwissen: Ist eigentlich nicht nötig, denn - wie Froschkönig schon sagte - Deine Arbeit dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr spezifisch sein und in so ein Thema muß man sich sowieso einlesen. Ein paar Basics sind zwar zum Einlesen schon nötig, aber die hat man allemal in der Vorklinik beigebracht bekommen. Alles halb so schlimm

zum Thema wo finden: Bei uns gibt es so ein zentrales Brett leider nicht, aber überall hängen Zettel auf denen mit Doktortiteln geworben werden: An Türen, vor Hörsäälen (wie schreibt man denn das?), in Umkleiden, die gleichzeitig Raucherräume sind usw. Man kann auch die ganzen Oberärzte abklappern, da wird man dann meistens auch sehr schnell fündig und kann sich verschiedene Themen aussuchen.

Ganz wichtig ist aber, daß Du Dich über Deinen Dr.-Vater vor Annahme einer Arbeit informierst - am besten alte Doktoranden und hoch-semestrige Studenten fragen, wie zuverlässig die Betreuung ist, denn die ist nun mal das wichtigste...

In diesem Sinne, viel Glück

gruesse, Die Niere

CarstenKiel
26.01.2003, 16:03
Hallo Niere !
Du studierst also auch in Kiel...
Vor welchen Höhrsäälen ist denn bei uns sowas zu finden?
Hast du schon mal von Dissertationen in der Kinderklinik gehört?
Kannst du mir Leute empfehlen ?

Gruß,
Carsten

Studmed1
26.01.2003, 18:02
Hallo Carsten,
in Kiel sind dir Profs wohl eher durch "Unarbeit" ausgezeichnet.
Habe bestimmt 10 Chef- und / oder Oberärzte angemailt.
Nur eine Antwort kam.
Persönlich ist wohl die einzige Möglichkeit.
Weiß, dass in der Pädiatrie nicht nur statistische Doktorarbeiten zu vergeben sind. Musst wohl schon durch alle Kliniken schlendern, um eine gute Doktorarbeit zu bekommen.... aber muss ja nnicht unbedingt in Kiel sein, oder?
Studmed1

Die Niere
26.01.2003, 19:05
Moin CarstenKiel,

schau am besten Mal im Vorraum der Chirurgie, da findest Du ein paar Arbeiten, aber klingen nicht so doll, dann in dieser RaucherUmkleideWasWeißIchRaum vor dem Inneren Hörsaal, da hängen auch ein paar Zettel.

Von Dissertationen in der Kinderklinik hab ich nicht nur gehört, sondern meine Freundin ist grad dabei eine dort zu machen (statistisch) und zwei weitere Freundinnen machen gerade eine experimentelle (aber ich persönlich empfinde den verantwortlichen OA ziemlich daneben und würde bei ihm nie eine machen). Am Sinnvollsten ist es, wenn Du Dich an einem freien Tag mal durch die OA-Türen der Kinderklinik klopfst - da wirst Du dann schon fündig ! Das kannst Du selbstverständlich auch in der Inneren, Chirurgie, Derma, Auge (die suchen auch immer), HNO (die sind auch immer ganz wild auf Doktoranden) usw. machen.

@Studmed1
Ich stimme Dir zu, daß man persönlich auf jeden Fall bessere Erfolgchancen hat, was zu bekommen. Ausserdem finde ich es sehr wichtig, den Dr.Vater auch mal kennenzulernen - nur so bin ich 2 gutklingenden Arbeiten bei Ar***löchern entgangen (auch hier nenne ich keine Namen - ist natürlich auch immer eine eigene Sichtweise und muß nicht immer/mehr stimmen!)
Aber ich würde auf jeden Fall für eine Arbeit in Kiel plädieren, wenn man hier schon studiert, erst recht, wenn es experimentell wird !!!

Hoffe geholfen zu haben, sonst einfach weiterfragen :-))

gruesse, die Niere

CarstenKiel
27.01.2003, 08:24
Na klar hat das geholfen...ich danke euch.

Aber wenn ich weiterfragen darf *g*...neugierig bin ich ja immer.
Wie sieht denn so ein Doktorandenarbeitstag aus.Wieviel Zeit investiert man so, pi mal Daumen pro Tag bzw. Woche...
Habt ihr irgendwelche Erfahrungen?
Ich freu mich über jedes Wort darüber. Denn das nimmt mir etwas die UNsicherheit über dieses Thema.

Gruß,
Carsten

Die Niere
27.01.2003, 10:00
Die Zeit , die Du investierst hängt absolut von Deinem Thema, Deiner Richtung (statistisch/experimentell), Deinem Doktorvater und nicht zuletzt auch Deinem Arbeitswillen ab.

Also ich hab etwas mehr als 1 Jahr, locker meine 5h pro Tag an mindestens 5 Tagen die Woche an meinen Experimenten gesessen (gab auch Tage mit mehr als 12h Stunden, aber nur gaaaaanz selten). Andere kenne ich, die zwar 10-12h pro Tag während der Semesterferien rangeklotz haben, dafür aber schon nach 2 Monaten mit den Experimenten fertig waren. Und bei den Statistikern gibt es auch alle Zeitvarianten...

...wie Du merkst, gibt es keine allgemeingültige Antwort auf Deine Frage, aber ich rate Dir einfach draufloszugehen und ein bißchen an Türen zu klopfen, die erzählen Dir dann schon alles - am besten alle Aussagen mit 2 multiplizieren, dann kommts hin :-)

gruesse, die Niere

Dr. Raddatz
28.01.2003, 23:04
Kurzer Ausschnitt zu diesem Thema aus einer Veröffentlichung:
Wer sich nun doch zum akademischen Würdenträger entschließt, also der Verlockung wissenschaftlichen Ruhms bzw. braver Konvention nicht widerstehen kann, der sollte sich beizeiten um ein Thema kümmern. Und das geht so: Besuche Vorlesungen, besonders die, die keine Pflicht sind (sofern es das überhaupt noch gibt). Errege die Aufmerksamkeit des Herrn Professors, am besten mit klugen Fragen im Kolleg. Zeige ein unbändiges Verlangen nach wissenschaftlicher Arbeit.
Und schließlich frage den Herrn Professor, an welchem Thema er zur Zeit selbst arbeitet, zeige starkes Interesses ganz besonders für dies Thema und biete deine Hilfe an. Ein Unterthema ist dir nun sicher. Jetzt arbeiten mehrere Doktoranden (so nennt man die, die an ihrer Doktorarbeit schreiben) für den Herrn Professor, arbeiten ihm gewissermaßen zu und dürfen sich nicht wundern, wenn in der nächsten oder übernächsten Fachzeitschrift ein Artikel ihres Doktorvaters escheint, der der eigenen Abhandlung zum Verwechseln ähnlich ist. So ist das nunmal in der Wissenschaft. Läßt sich ein Doktorand etwa zu viel Zeit, so sollte er seinen Doktorvater lieber in das tägliche Nachtgebet einschließen. Sollte dieser nämlich von seinem Recht auf Ableben Gebrauch machen, also schlicht das Zeitliche segnen, so steht der Doktorand mit einer halben und somit unbrauchbaren Arbeit da und kann nicht auf einen Doktorvaternachfolger hoffen. Ihm bleibt für gewöhnlich nichts übrig außer einem kompletten Neubeginn dieser Aufgabe.

Froschkönig
28.01.2003, 23:15
Auch wenn mich obige Abhandlung nicht zuletzt durch Ihre süffisanten Formulierungen zum schmunzeln brachte, so ruft sie doch bei mir gleichermaßen Verstehen wie Verzweiflung hervor :

Verstehen :
1) KEINE greisen Doktorväter (Oder welche, die per Gerüchteküche oder Tatsache demnächst das betreffende Klinikum verlassen...)
2) Nicht Beleidigt sein, wenn der eigene Fleiß unter anderem, wenn auch bekanntem Namen in der Fachpresse auftaucht.
3) Wenn Ruhm und Konvention egal = Doktorarbeit nicht UNBEDINGT notwendig (Obwohl Titel bei der Stellenvergabe heute auch noch relevant)
:-meinung

Verzweiflung :

1) BEIZEITEN um ein Thema kümmern : Wie "Beizeiten" ? Bin im 3. klinischen, kann mich jetzt aber nicht damit abfinden, daß ich das aufgeben soll (Auch wenn ich einsehe, daß es langsam dringend wird ;-) )
2)"Besuche Vorlesungen, besonders die, die keine Pflicht sind (sofern es das überhaupt noch gibt). Errege die Aufmerksamkeit des Herrn Professors, am besten mit klugen Fragen im Kolleg. Zeige ein unbändiges Verlangen nach wissenschaftlicher Arbeit.
Und schließlich frage den Herrn Professor, an welchem Thema er zur Zeit selbst arbeitet, zeige starkes Interesses ganz besonders für dies Thema und biete deine Hilfe an"
— Sorry, aber dafür WILL ich gar keine Zeit haben. Nur um im bevorzugten Fachgebit promovieren zu dürfen, höre ich mir sicher nicht unzählige Vorlesungen an und mach mich Lieb Kind beim Prof. Will ja auch nix mit summa cum laude oder so....aber meines Wissens bekommt man allgemein Doktorarbeiten auch auf Nachfrage, auch wenn selbige dann nicht gerade einen Nobelpreisverdächtigen durchbruch beinhalten.

Dr. Raddatz
28.01.2003, 23:54
Ok, Froschkönig,

gebe gern zu, daß man es sich leicht oder schwer machen kann. Wer es lediglich auf die beiden Buchstaben vor seinem Nachnamen anlegt, kann sicherlich mit dem Weg des geringsten Widerstandes auch zum Erfolg kommen. Es gibt aber auch solche, die fragen später im Vorstellungsgespräch mal nach (Thema und Benotung). ich zum Beispiel. Wenn es dann "rite" heißt, wird die Bewerbung gerne nach unten abgelegt (das habe ich zwar noch nicht getan, soll aber vorkommen).
Man muß dem Professor natürlich nicht den Anus polieren, sollte aber wenigstens schon mal persönlich aufgefallen sein (der erinnert sich viel häufiger an Gesichter, als an Namen, daher ist brieflich oder per E-mail kein guter Versuch).
Darüberhinaus gibt es Zeiten, in denen bekommt man eine Arbeit nachgeschmissen - je nach dem, wie großt die jeweilige Konkurrenz auf dem "Weltwissenschaftsmarkt" gerade ist, manchmal ist auch eher Flaute. So wird sich ein jeder entscheiden müssen, zu welchem Zeitpunkt und mit welchem Impetus er der Sache nachgeht. Ich habe damals meine Famulatur in einer gynäkologischen Praxis abgeleistet und zu meiner eigenen Verwunderung den Praxisinhaber vertreten, als dieser Skifahren mußte. In dieser Vertretungszeit ergab es sich geradezu zwangsläufig, hin und wieder Kontakt zur Universitätsfrauenklinik aufzunehmen. Dieser Kontakt hat mir (in einer ansonsten eher mauen Zeit) geholfen, mir später bei diesem Prof. mein Thema abzuholen. Die Bearbeitung dieses Themas hat mich nicht einmal ein halbes Jahr gekostet, dafür ließ die Vollendung noch 2 Jahre nach Beginn der Assistentenzeit auf sich warten. So kann's halt gehen.

Gruß

Dr. Raddatz

Xanthippe
29.01.2003, 23:31
Allen, die sich v.a. für eine experimentelle DA, sozusagen als Türchen zum akademischen Olymp, interessieren, möchte ich die Lektüre des Buches "Forschen auf Deutsch" von Bär ans Herz legen. Für den Neuling scheint es saumässig sarkastisch und überzogen, wird aber bald zur Wahrheit, kaum steckt man im ganzen drin.

Hats jemand von euch gelesen? Meinung dazu?

Marlies
16.03.2003, 11:43
Unter dem Strich kann man wohl aber sagen, dass es immer anders kommt, als man vorher denkt. Es kann noch so gut geplant sein, alles abgesprochen sein etc, es wird immer wieder zu Rückschlägen kommen, an denen man meistens nicht selber Schuld ist. Trotzdem motiviert am Ball zu bleiben ist dann individuell zu lösen.

gruß ebenfalls aus kiel:-)

Marlies